Ammoniumbituminosulfonat

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. Oktober 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Wirkstoffe Ammoniumbituminosulfonat

Bei Ammoniumbituminosulfonat handelt es sich um ein Antiphlogistikum, das in der Behandlung von Hauterkrankungen Verwendung findet. Das Mittel ist in Form einer schwarzen Salbe und als Lösung auf die zu behandelnde Hautstelle aufzutragen. Medikamente mit Ammoniumbituminosulfonat sind apothekenpflichtig und rezeptfrei.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Ammoniumbituminosulfonat?

Bei Ammoniumbituminosulfonat handelt es sich um ein Antiphlogistikum, das in der Behandlung von Hauterkrankungen Verwendung findet.

Ammoniumbituminosulfonat ist ein Naturprodukt. Es ist auch unter der Bezeichnung Ichthyol bekannt und wird aus schwefelreichen und fossile Fischrelikte enthaltenden Ölschiefern durch trockene Destillation gewonnen.

Im nächsten Verarbeitungsschritt - Sulfonierung und anschließende Neutralisation einzelner Ölfraktionen des rohen Schieferöls - entsteht Ammoniumbituminosulfonat, und zwar als Sulfonatsalz in einer wässrigen Lösung. Das Naturerzeugnis Ammoniumbituminosulfonat ist ein Gemisch aus vielen Komponenten. Anders als Teere enthält Ammoniumbituminosulfonat nur geringe Spuren prozyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe.

Mit Ammoniumbituminosulfonat lassen sich Hauterkrankungen wie Ekzeme, Furunkel, Akne und Schuppenflechte therapieren. Außerdem hat es sich als hilfreich bei entzündlichen rheumatischen Beschwerden erwiesen. Meistens kommt der Wirkstoff als Zugsalbe in 10-, 20- sowie 50-prozentiger Konzentration zum Einsatz. Den positiven dermatologischen Effekt von Ammoniumbituminosulfonat entdeckte der deutsche Arzt Paul Gerson Unna.

Die Handelsnamen der hieraus hergestellten Monopräparate lauten Ichtholan®, Thiobitum®, Ichthyol® und Ichtho-Bad®. Als Kombinationspräparat ist Ammoniumbituminosulfonat zum Beispiel unter den Namen Aknederm®, Aknemycin® und Hewelsymphon® im Handel.

Charakteristisch für die Ammoniumbituminosulfonat-Salbe ist ein teerartiger Geruch. Bei Verwendung kann es zu schwarzen Verfärbungen der Wäsche kommen.

Pharmakologische Wirkung

Ammoniumbituminosulfonat wirkt entzündungshemmend und zählt somit zu den Antiphlogistika. Außerdem wirkt es antibakteriell, antiseborrhoisch, antiekzematös, antipruriginös, antimyzetisch und durchblutungsanregend.

Ammoniumbituminosulfonat hemmt die Hyaluronidase, die Talgdrüsensekretion, die Leukozytenmigration und die Freisetzung von chemotaktischen Faktoren aus den Granulozyten. Außerdem vermindert es die Schuppenbildung, indem es die Zellproliferation reduziert. Hochkonzentriert angewendet kann es eine leichte Hautreizung hervorrufen.

Der Wirkstoff Ammoniumbituminosulfonat setzt sich aus verschiedenen organischen Substanzen zusammen. Hiervon sind insbesondere Aromate wie Phenol effektiv. Sie wirken antibakteriell, dämmen die Talgdrüsensekretion ein und hemmen tieferliegende Entzündungen von Muskeln und Gelenken. Ammoniumbituminosulfonat setzt sich aus kurzkettigen und langkettigen Molekülen zusammen. Dank seiner kurzkettigen Moleküle überwindet es die Hautbarriere, bekämpft das inflammatorische Geschehen und wirkt aufgrund der entzündungshemmenden Wirkung auch schmerzlindernd.

Die langkettigen Moleküle wiederum führen zu einem osmotischen Druckgefälle auf der Hautoberfläche. Der so entstehenden Zugwirkung gelingt es fast immer, Eiteransammlungen zur Hautoberfläche zu transportieren, wodurch Abszesse rascher abheilen. Ebenfalls vermindert die Zugwirkung Gelenkergüsse und Schwellungen bei Faser- und Gelenkentzündungen.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Der entzündungshemmende Arzneistoff Ammoniumbituminosulfonat lässt sich zur Therapie verschiedener inflammatorischer Haut-, Muskel- und Gelenkleiden einsetzen:

Daneben ist Ammoniumbituminosulfonat empfehlenswert zur Therapie entzündlicher rheumatischer Erkrankungen wie:

Ammoniumbituminosulfonat ist als Salbe und als Lösung erhältlich, wobei die Anwendung als Salbe bevorzugt stattfindet.

Der Wirkstoff Ammoniumbituminosulfonat kann per Zugkraft der Salbe Eiteransammlungen aus tiefer gelegenen Hautschichten an die Hautoberfläche holen. Seine entzündungshemmende Wirkung verringert zusätzlich Schmerzen. Die typischen Beschwerden von Akne beispielsweise lindert Ammoniumbituminosulfonat sehr effektiv, indem es den Verstopfungen der Talgdrüsenausführungsgänge entgegenwirkt, die dort angesiedelten Bakterien bekämpft und die Weiterentwicklung zu Furunkeln verhindert. Ammoniumbituminosulfonat wirkt desinfizierend und hauterweichend.


Verabreichung & Dosierung

Bei der Verabreichung von Ammoniumbituminosulfonat, auch als Ichthyol bekannt, sind einige wichtige Aspekte zu beachten, um eine sichere und wirksame Anwendung zu gewährleisten. Dieses Präparat wird äußerlich angewendet und ist vor allem für die Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen, Abszessen, Furunkeln und Ekzemen vorgesehen.

Das Medikament sollte immer nach Anweisung des Arztes oder gemäß der Packungsbeilage dosiert werden. Typischerweise wird eine dünne Schicht auf die betroffene Hautstelle aufgetragen und bei Bedarf mit einem Verband abgedeckt, um die Wirkung zu verstärken. Je nach Schweregrad der Entzündung kann die Anwendung ein- bis mehrmals täglich erfolgen. Die genaue Dosierung hängt vom Zustand der Haut und der Reaktion des Patienten ab.

Wichtig ist, dass Ammoniumbituminosulfonat nur auf intakte Haut aufgetragen wird. Kontakt mit Schleimhäuten, offenen Wunden oder Augen sollte vermieden werden, da dies zu Reizungen führen kann. Bei der Anwendung auf empfindlicher Haut oder bei größeren Hautflächen sollte der Arzt konsultiert werden, um mögliche Nebenwirkungen oder Allergien auszuschließen.

Da das Präparat Hautverfärbungen verursachen kann, empfiehlt es sich, die behandelte Stelle zu bedecken und den Kontakt mit Kleidung zu vermeiden. Es sollte außerdem sichergestellt werden, dass das Mittel nicht über längere Zeit ohne ärztliche Rücksprache verwendet wird, um unerwünschte Hautreaktionen zu vermeiden.

Risiken & Nebenwirkungen

Außer gelegentlich möglichen lokalen Hautreaktionen wie Hautausschlag, Rötung, Juckreiz oder Brennen verursacht Ammoniumbituminosulfonat keine Irritationen der Haut.

Da es schleimhautreizend ist, soll der Kontakt mit den Augen vermieden werden. Ebenso darf es nicht in offene Wunden gelangen. Ammoniumbituminosulfonat ist kontraindiziert bei einer Überempfindlichkeit gegenüber Zubereitungen aus Schieferölen sowie bei Schwangeren und Stillenden ab einer Wirkstoffkonzentration von 20 %.

Kinder unter 14 Jahren sollte Ammoniumbituminosulfonat nur in geringeren Konzentrationen von 10 % bis maximal 20 % verabreicht werden, da ihre Haut besonders sensibel reagiert. Da Ammoniumbituminosulfonat die Aufnahme weiterer Substanzen in die Haut fördert und deren Wirkung verstärkt, sollte dieser Wirkstoff nicht parallel mit anderen Arzneimitteln für die Haut verwendet werden.

Kontraindikationen

Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Ammoniumbituminosulfonat betreffen vor allem bestimmte Hautzustände oder besondere Patientengruppen, bei denen die Anwendung nicht empfohlen wird. Eine wesentliche Kontraindikation ist eine bekannte Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Ammoniumbituminosulfonat oder einen der sonstigen Bestandteile des Präparats. Bei allergischen Reaktionen wie Hautausschlag, Juckreiz oder Rötungen sollte die Behandlung sofort abgebrochen und ein Arzt aufgesucht werden.

Auch bei offenen Wunden oder großflächigen Hautverletzungen darf das Mittel nicht angewendet werden, da es nicht für den direkten Kontakt mit verletztem Gewebe geeignet ist und zu Reizungen oder Infektionen führen kann. Gleiches gilt für den Kontakt mit Schleimhäuten oder Augen, da dies zu starken Reizungen führen kann.

Schwangere und stillende Frauen sollten Ammoniumbituminosulfonat nur nach Rücksprache mit einem Arzt anwenden, da keine ausreichenden Daten über die Sicherheit der Anwendung in diesen Phasen vorliegen.

Zudem sollte das Präparat nicht bei Kindern unter 12 Jahren ohne ärztliche Rücksprache verwendet werden, da deren Haut empfindlicher ist und das Risiko für Nebenwirkungen erhöht sein könnte. Auch Patienten mit bestimmten Hauterkrankungen wie Rosazea oder perioraler Dermatitis sollten das Mittel nur nach Absprache mit einem Arzt nutzen, da es in diesen Fällen ungeeignet sein kann.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Ammoniumbituminosulfonat weist im Allgemeinen nur wenige dokumentierte Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auf, da es vorwiegend äußerlich angewendet wird und die systemische Aufnahme minimal ist. Dennoch sollte Vorsicht geboten sein, wenn es in Kombination mit anderen topischen Präparaten verwendet wird.

Insbesondere sollte vermieden werden, Ammoniumbituminosulfonat gleichzeitig mit anderen hautreizenden oder stark wirksamen lokalen Medikamenten auf die gleiche Hautpartie aufzutragen. Dies könnte das Risiko für Hautreizungen, Überempfindlichkeitsreaktionen oder Dermatitis erhöhen. Zum Beispiel können topische Steroide oder Retinoide, die bei bestimmten Hauterkrankungen angewendet werden, in Kombination mit Ammoniumbituminosulfonat die Haut empfindlicher machen und Irritationen verstärken.

Zudem ist Vorsicht geboten, wenn Ammoniumbituminosulfonat gleichzeitig mit anderen entzündungshemmenden oder antibakteriellen Mitteln angewendet wird, da dies die Wirkung dieser Präparate beeinflussen könnte. Die gleichzeitige Verwendung sollte daher nur nach Rücksprache mit einem Arzt erfolgen.

Auch wenn systemische Wechselwirkungen bei der äußerlichen Anwendung unwahrscheinlich sind, sollten Patienten, die regelmäßig Medikamente einnehmen, besonders bei schwerwiegenden Erkrankungen wie Autoimmunerkrankungen oder bei immunsuppressiver Therapie, ihren Arzt über alle verwendeten Medikamente informieren. In solchen Fällen kann eine ärztliche Überwachung notwendig sein, um mögliche unerwartete Wechselwirkungen auszuschließen.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Ammoniumbituminosulfonat nicht vertragen wird, gibt es mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe, die zur Behandlung entzündlicher Hauterkrankungen und Infektionen eingesetzt werden können. Eine häufig verwendete Alternative sind Zinkoxid-haltige Cremes oder Pasten. Zinkoxid wirkt entzündungshemmend, wundheilungsfördernd und antibakteriell, was es besonders bei Hautreizungen, Ekzemen und kleinen Wunden nützlich macht.

Für Patienten mit bakteriellen Hautinfektionen können antiseptische Salben wie solche mit Povidon-Jod oder Chlorhexidin verwendet werden. Diese Wirkstoffe desinfizieren die Haut und beugen einer Ausbreitung von Infektionen vor, ohne stark reizend zu wirken.

In Fällen von entzündlichen Hauterkrankungen wie Ekzemen oder Dermatitis können kortisonhaltige Cremes oder Salben verschrieben werden. Hydrocortison oder stärker wirksame Kortikosteroide werden eingesetzt, um Entzündungen und Juckreiz zu lindern, besonders bei akuten Schüben.

Für Patienten mit empfindlicher Haut oder Allergien gegen bestimmte Wirkstoffe könnten auch natürliche Heilmittel wie Kamillen- oder Calendula-Salben eine Option sein. Diese pflanzlichen Präparate wirken entzündungshemmend und fördern die Heilung, ohne die Haut stark zu reizen.

Darüber hinaus können feuchtigkeitsspendende und pflegende Cremes mit Inhaltsstoffen wie Panthenol oder Urea die Hautregeneration unterstützen und Reizungen lindern, ohne aggressiv zu wirken.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

Das könnte Sie auch interessieren