Retinoid
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter Retinoid versteht man eine Gruppe verschiedener Wirkstoffe, die insgesamt unter dem Begriff Retinoide zusammengefasst werden. Alle diese Wirkstoffe sind Abkömmlinge des Vitamin A und wirken sich positiv auf die verschiedensten Hautkrankheiten aus. Sie können sowohl äußerlich als auch innerlich zur Anwendung kommen. Sie können allerdings auch schwere Nebenwirkungen entfalten und sind deshalb in der Schwangerschaft und Stillzeit Kontraindikationen.
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Was ist Retinoid?
Wie oben bereits erwähnt, handelt es sich bei Stoffen, die als Retinoid bezeichnet werden, um eine ganze Gruppe von Vitamin-A-Abkömmlingen, die unter dem Sammelbegriff Retinoide bekannt sind. Die erste Generation der Retinoide sind die nicht aromatischen Retinoide. Dazu gehören beispielsweise Tretinoin, Isotretinoin und Alitretinoin.
Alle Retinoide der ersten Generation kommen auch in kleinen Mengen auf natürliche Weise im Vitamin-A-Stoffwechsel des Menschen vor. Die Retinoide der zweiten Generation sind mono-aromatische Retinoide, beispielsweise Acitretin, Etretinat sowie Motretinid. Schließlich gibt es eine dritte Generation der Retinoide, die poly-aromatischen Retinoide. Dazu gehören Adapalen, Tazaroten, Arotinoid und die Acetylenretinoide.
Pharmakologische Wirkung
Es ist bisher nicht gelungen, genau zu klären, wie Retinoide ihre Wirkung erzielen. Einige binden vermutlich an bestimmte Rezeptoren und wirken auf diese Weise, bei anderen Retinoiden weiß man inzwischen, dass sie nicht an Rezeptoren binden und dennoch wirkungsvoll sind.
Generell helfen Retinoide dabei, verschiedene Hauterkrankungen zu behandeln und sind ausgesprochen wirkungsvoll, auch wenn es sich um sonst schwer zu behandelnde chronische Hauterkrankungen handelt.
Allerdings ist die Behandlung von Hauterkrankungen mit Retinoid nicht immer frei von Nebenwirkungen. Es muss deshalb in jedem Einzelfall genau beobachtet werden, ob die Behandlung hilfreich für einen Menschen ist oder aber aufgrund von Nebenwirkungen eher schadet. Da es verschiedene Retinoide gibt, muss sich nicht jeder dieser einzelnen Wirkstoffe gleich auswirken. Es ist individuell abzuwägen, welches der Retinoide hilfreich sein kann.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Das Retinoid Tretinoin wird zur Behandlung der akuten Promyelozytenleukämie, der akuten myeloischen Leukämie sowie zur Behandlung von Akne und anderen hyperkeratorischen Hautkrankheiten eingesetzt.
Isotretionin wird hauptsächlich zur Behandlung von Akne, Kupferrose, Schuppenflechte und Ekzemen verwendet. Alternativ zum Isotretionin kann auch Acetretin bei der Behandlung von Schuppenflechte zur Anwendung kommen.
Motretinik ist nur in der Schweiz als Arzneistoff zugelassen und wird dort zur Behandlung von Akne sowie anderer hyperkeratorischer Hauterkrankungen verwendet. Adapalen, ein Retinoid der dritten Generation, ist in vielen Ländern zugelassen und wird überwiegend zur Behandlung von Akne genutzt. In Nordamerika, Australien und Europa ist dieser Wirkstoff als Arzneimittel zugelassen.
Weiterhin gibt es viele andere Retinoide und viele weitere, die sich aktuell in der Entwicklungs- und Forschungsphase befinden.
Verabreichung & Dosierung
Retinoide sind eine Klasse von chemischen Verbindungen, die vom Vitamin A abgeleitet sind, und werden in verschiedenen Formen für die Behandlung von Hauterkrankungen wie Akne, Psoriasis und bestimmten Formen von Hautkrebs eingesetzt. Bei der Verabreichung und Dosierung von Retinoiden, ob topisch oder oral, gibt es mehrere wichtige Punkte zu beachten:
Anwendung: Topische Retinoide werden direkt auf die Haut aufgetragen. Es ist wichtig, eine kleine Menge dünn auf die betroffene Stelle aufzutragen, normalerweise einmal täglich vor dem Schlafengehen, um die Lichtempfindlichkeit zu minimieren, die durch Retinoide verursacht werden kann. Bei oraler Einnahme müssen Retinoide mit Nahrung eingenommen werden, um ihre Absorption zu verbessern und Magenbeschwerden zu reduzieren.
Dosierung: Die Dosierung von Retinoiden variiert je nach der spezifischen Verbindung (wie Tretinoin, Adapalen, Isotretinoin) und dem Schweregrad der zu behandelnden Zustände. Ärzte setzen oft mit einer niedrigeren Dosierung an und passen diese nach Bedarf und Verträglichkeit an.
Nebenwirkungen: Retinoide können Hautirritationen wie Trockenheit, Rötung und Schälung verursachen, besonders in den ersten Wochen der Anwendung. Es ist wichtig, eine Feuchtigkeitscreme zu verwenden und die Sonneneinstrahlung zu begrenzen, da Retinoide die Haut lichtempfindlicher machen können.
Schwangerschaft und Stillzeit: Orale Retinoide wie Isotretinoin sind während der Schwangerschaft streng kontraindiziert, da sie schwere Geburtsfehler verursachen können. Auch bei topischen Retinoiden ist Vorsicht geboten, und sie sollten nur unter ärztlicher Anweisung während der Schwangerschaft oder Stillzeit verwendet werden.
Wechselwirkungen: Retinoide können mit anderen Medikamenten interagieren, insbesondere mit anderen topischen Behandlungen, die die Haut irritieren können. Es ist wichtig, alle aktuellen Hautpflegeprodukte und Medikamente mit einem Arzt zu besprechen, bevor man mit der Anwendung eines Retinoids beginnt.
Bei der Verwendung von Retinoiden ist eine sorgfältige Überwachung durch einen Arzt erforderlich, um die besten Ergebnisse zu erzielen und das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.
Risiken & Nebenwirkungen
Wie bereits oben erwähnt, sind Retinoide zwar oft wirkungsvoll und hilfreich, aber leider nicht frei von teils empfindlichen Nebenwirkungen. Dazu gehören unter anderem eine erhöhte Lichtempfindlichkeit und damit einhergehend die größere Gefahr, einen Sonnenbrand zu erleiden, Jucken, Brennen, Stechen und andere Hautreizungen. Es kann auch zu Rötungen der Haut kommen. Bei überpigmentierter Haut kommt es häufig durch die Anwendung von Retinoiden zur Aufhellung der behandelten Hautpartien.
Generell sind die Nebenwirkungen, die bei der Behandlung mit Retinoiden auftreten können, von Retinoid zu Retinoid und von Mensch zu Mensch verschieden. Es ist deshalb sehr wichtig, bei der Behandlung immer im engen Kontakt mit dem behandelnden Arzt zu bleiben, um im Einzelfall entscheiden zu können, was bei auftretenden Nebenwirkungen zu tun ist.
Eventuell kann ein Wechsel des Mittels bei Beschwerden hilfreich sein, da die erwähnten Nebenwirkungen nicht bei jedem Menschen bei jedem Retinoid auftreten, sondern andere Retinoide mit Glück nebenwirkungsfrei angewendet werden können.
Grundsätzlich dürfen Frauen in der Schwangerschaft und in der Stillzeit nicht mit Retinoiden behandelt werden. Es ist deshalb verboten, schwangeren und stillenden Müttern Medikamente zu verschreiben, die Retinoide enthalten.
Kontraindikationen
Retinoide können jedoch erhebliche Nebenwirkungen haben, und es gibt mehrere typische Kontraindikationen, die bei ihrer Verwendung beachtet werden müssen:
Schwangerschaft: Orale Retinoide, insbesondere Isotretinoin, sind aufgrund des hohen Risikos von Geburtsfehlern streng kontraindiziert bei schwangeren Frauen oder Frauen, die schwanger werden könnten. Auch die Verwendung von topischen Retinoiden während der Schwangerschaft wird oft vermieden, da das Risiko einer systemischen Absorption besteht.
Stillzeit: Während der Stillzeit wird die Anwendung von Retinoiden ebenfalls nicht empfohlen, da unklar ist, ob Retinoide in die Muttermilch übergehen und dem Säugling schaden können.
Lebererkrankungen: Orale Retinoide können die Leberfunktion beeinträchtigen und sollten bei Patienten mit bekannter Lebererkrankung oder signifikant erhöhten Leberenzymwerten vermieden werden.
Hoher Cholesterinspiegel: Orale Retinoide können Lipidprofile negativ beeinflussen, einschließlich der Erhöhung von Cholesterin und Triglyceriden, was bei Patienten mit Hyperlipidämie oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein Risiko darstellen kann.
Überempfindlichkeit: Patienten mit einer bekannten Überempfindlichkeit gegen Retinoide oder einen der Inhaltsstoffe der Formulierung sollten diese nicht verwenden.
Gleichzeitige Anwendung bestimmter Medikamente: Retinoide können mit anderen Medikamenten interagieren, insbesondere mit solchen, die auch teratogen sind oder die Hautirritation verstärken. Dazu gehören beispielsweise Tetrazykline oder andere topisch angewendete Medikamente, die die Haut empfindlich machen können.
Vorgeschichte von Depressionen: Insbesondere Isotretinoin wurde mit psychischen Nebenwirkungen in Verbindung gebracht, einschließlich Depressionen und Suizidgedanken. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit einer Vorgeschichte psychischer Erkrankungen.
Aufgrund dieser Risiken sollte die Verwendung von Retinoiden immer unter strenger medizinischer Überwachung erfolgen, mit einer gründlichen Bewertung aller möglichen Kontraindikationen vor Beginn der Therapie.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Retinoide, einschließlich topischer Formulierungen wie Tretinoin und systemischer Optionen wie Isotretinoin, können verschiedene Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben, die deren Wirksamkeit beeinflussen oder das Risiko für Nebenwirkungen erhöhen können. Hier sind einige wichtige Interaktionen, die bei der Verwendung von Retinoiden zu beachten sind:
Tetracycline und andere Antibiotika: Die gleichzeitige Anwendung von Isotretinoin und Tetracyclinen kann das Risiko einer Pseudotumor cerebri (einer seltenen, aber schweren Gehirnzustand, der zu erhöhtem intrakraniellem Druck führt) erhöhen. Diese Kombination sollte vermieden werden.
Vitamin-A-Supplemente: Da Retinoide von Vitamin A abgeleitet sind, kann die zusätzliche Einnahme von Vitamin A die Wahrscheinlichkeit von Vitamin-A-Toxizität erhöhen, was zu Symptomen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und erhöhtem Hirndruck führen kann.
Phenothiazine: Diese Medikamentenklasse, die häufig zur Behandlung psychischer Erkrankungen eingesetzt wird, kann in Kombination mit Retinoiden das Risiko für Photosensitivität oder schwerwiegende Sonnenbrandreaktionen erhöhen.
Keratolytika: Medikamente, die die Hautschichtung beeinflussen, wie Salicylsäure oder Benzoylperoxid, können die irritierende Wirkung von topischen Retinoiden verstärken. Die gleichzeitige Verwendung dieser Produkte sollte vermieden oder zeitlich gestaffelt werden, um Hautirritationen zu minimieren.
Hormonelle Kontrazeptiva: Bei der Behandlung mit Isotretinoin ist die gleichzeitige Anwendung eines wirksamen Verhütungsmittels obligatorisch, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Einige hormonelle Kontrazeptiva können jedoch durch andere Medikamente in ihrer Wirksamkeit beeinträchtigt sein, was bei der Auswahl der Kontrazeption berücksichtigt werden muss.
Alkohol: Obwohl nicht ein Medikament, kann der Konsum von Alkohol während der Behandlung mit Isotretinoin das Risiko von Leberschäden erhöhen und sollte vermieden oder minimiert werden.
Aufgrund dieser und anderer potenzieller Interaktionen ist es entscheidend, dass Patienten alle aktuellen Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel mit ihrem Arzt besprechen, bevor sie mit einer Retinoid-Therapie beginnen. Eine sorgfältige Überwachung und Anpassung der Behandlung können erforderlich sein, um Sicherheit und Effektivität zu gewährleisten.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn Retinoide aufgrund von Unverträglichkeiten oder Nebenwirkungen nicht geeignet sind, stehen verschiedene alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, besonders für die Behandlung von Hautzuständen wie Akne, Psoriasis und Hautalterung. Hier sind einige effektive Alternativen:
Benzoylperoxid: Ein häufig verwendetes topisches Mittel zur Behandlung von Akne. Benzoylperoxid wirkt stark antibakteriell und kann helfen, die Poren zu reinigen und die Bildung von Akne zu reduzieren. Es kann jedoch die Haut austrocknen und reizen.
Salicylsäure: Dieser Wirkstoff hilft, die Haut zu exfolieren und Poren zu öffnen, was besonders nützlich bei der Behandlung von Akne ist. Salicylsäure ist milder als Benzoylperoxid und oft gut verträglich.
Azelainsäure: Azelainsäure ist ein weiteres wirksames topisches Mittel, das antibakterielle und entzündungshemmende Eigenschaften bietet. Es wird zur Behandlung von Akne und Rosacea eingesetzt und ist eine gute Option für Personen mit empfindlicher Haut.
Antibiotika: Topische oder orale Antibiotika können zur Behandlung von Akne verschrieben werden, wenn Entzündungen eine Rolle spielen. Typische Beispiele sind Clindamycin und Doxycyclin.
Peelings: Chemische Peelings mit Glykolsäure oder Milchsäure können helfen, die Haut zu erneuern und Aknenarben zu reduzieren. Diese Behandlungen sollten von Fachpersonal durchgeführt werden.
Phototherapie: Lichttherapie, einschließlich Blaulicht-Therapie und Pulslicht-Therapie, kann zur Behandlung von Akne und bestimmten Arten von Hautkrebs eingesetzt werden, wenn Retinoide nicht geeignet sind.
Natürliche und pflanzliche Heilmittel: Produkte wie Teebaumöl, Aloe Vera und Grüner Tee haben entzündungshemmende Eigenschaften und können bei der Behandlung leichter Hautprobleme hilfreich sein.
Es ist wichtig, dass jede alternative Behandlungsmethode oder jeder Wirkstoff sorgfältig ausgewählt und unter ärztlicher Aufsicht angewendet wird, insbesondere wenn es um chronische oder schwerwiegende Hauterkrankungen geht. Eine enge Zusammenarbeit mit einem Dermatologen kann dabei helfen, die am besten geeignete und wirksamste Behandlung zu bestimmen.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor