Asthma cardiale

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Asthma cardiale ist der Begriff für die Atemnot, die man bekommt, wenn das Herz nicht mehr kräftig genug pumpt und daher Blut in die Lunge zurückgestaut wird. Es ist somit das Symptom einer Linksherzinsuffizienz.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Asthma cardiale?

Das sogenannte Asthma cardiale ist im Prinzip keine Krankheit, sondern ein Symptom für eine Krankheit. Es handelt sich um einen medizinischer Fachbegriff für Atemnot, Reizhusten und ein hörbares "Giemen" beim Ausatmen.

Im Gegensatz zum weitaus bekannteren Asthma bronchiale findet man die Ursache für das Asthma cardiale aber am Herzen - die Lunge ist nur der Leidtragende.

Ursachen

Zu einer Herzinsuffizienz kann es aus mehreren Gründen kommen: Betroffen sind meist ältere Menschen, deren Herz im Laufe des Lebens einfach schwächer wird. Krankheiten wie stoffwechsel- oder rheumatologisch-bedingte Kardiomyopathien, akute Ereignisse wie (wiederholte) Herzinfarkte oder auch Herzmuskelentzündungen tragen jedoch oft maßgeblich zur Entwicklung einer Herzinsuffizienz bei und lassen sie zunehmend auch bei jüngeren Menschen auftreten.

Auch Medikamente können den Herzmuskel schwächen. Ist es einmal soweit gekommen, lässt sich dieser Vorgang nicht rückgängig machen. Der Herzmuskel ist nun nicht mehr in der Lage, seinen gewohnten Schwung an Blut "wegzupumpen", die Folge ist ein Anstau des Blutes vor dem Herzen. Der Rückstau vor der linken Herzkammer lässt sich zurückverfolgen in die vorgeschalteten Lungenvenen und in die Lungenkapillaren, wo der Gasaustausch mit der Atemluft stattfindet.

Dieses vermehrte Volumen im kleinen Kreislauf führt bereits zur typischen Symptomatik des Asthma cardiale, ist jedoch noch nicht das Ende der Fahnenstange. Wird der Druck im Gefäß aufgrund des gestauten Blutes hier zu stark, so wird Blutplasma und teilweise auch Blutzellen in die Lunge "abgepresst" - es sammelt sich Flüssigkeit in den Lungenalveolen, diese behindert dann den Gasaustausch. Liegt genug Flüssigkeit vor, kann man dies an einem atemsynchronen "Blubbern" hören, den typischen feuchten Rasselgeräuschen des kardialen - also herzbedingten - Lungenödems.

Im engeren Sinne bezeichnet der Begriff "Asthma cardiale" zudem in Analogie zum Asthma bronchiale die Verengung der Bronchien, was den Sauerstoffanstrom und vor allem -abstrom in die Lunge behindert. Auch dies geschieht durch Flüssigkeitsaustritt in die Bronchialwand, wodurch diese anschwillt. Ein hörbares "Giemen" beim Ausatmen und Reizhusten sind die Folge.

Staut sich das Blut schließlich noch weiter zurück und ist auch die rechte Herzkammer beteiligt, so kommt es auch noch zu einem Rückstau in den großen Kreislauf mit Beinödemen und anderen Symptomen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bei Asthma cardiale handelt es sich um eine schwerwiegende Krankheit, die damit auch zu schwerwiegenden Beschwerden führt. Diese Krankheit kann im schlimmsten Falle auch zum Tode des Betroffenen führen, wenn sie nicht richtig oder nicht rechtzeitig behandelt wird. Die Betroffenen leiden durch Asthma cardiale in erster Linie an einem starken Husten.

Der Husten tritt dabei vor allem in der Nacht auf kann sich dadurch negativ auf den Schlaf des Patienten auswirken. Viele Betroffene leiden auch an Schlafstörungen oder an Depressionen und an einer Gereiztheit. Im weiteren Verlauf führt die Erkrankung auch zu einer Atemnot und in schwerwiegenden Fällen zu einem Bewusstseinsverlust.

Falls die inneren Organe nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werden, können diese auch geschädigt werden. Es kommt zu krankhaften Atemgeräuschen, die vor allem in der Nacht verstärkt werden. Viele Betroffene haben das Gefühl, dass sie ersticken würden, sodass es auch zu einer Todesangst oder zu einer Panikattacke kommen kann. Asthma cardiale wird häufig auch von einem schaumigen Auswurf begleitet. Auch die gesamte körperliche Belastbarkeit wird durch diese Krankheit minimiert. Die Betroffenen leiden daher auch an einer dauerhaften Müdigkeit und an einer Abgeschlagenheit.

Diagnose & Verlauf

Asthma cardiale verläuft, ebenfalls in Analogie zum bronchialen Asthma, oft anfallsartig mit Luftnot. Diese Anfälle treten oft nachts zwischen 2 und 4 Uhr mitten im Schlaf auf. Zu diesem Zeitpunkt werden Ödeme aus dem restlichen Körper resorbiert und mit der Blutbahn in den Lungenkreislauf geschwemmt. Dieser wird dadurch akut überlastet, es kommt zum Asthma cardiale mit Luftnot und Hustenanfällen.

Die meisten Menschen stehen, wenn sie mitten in der Nacht mit solchen Smyptomen aufwachen, automatisch auf und öffnen das Fenster, um frische Luft zu bekommen. Dadurch wird die Luft in den meisten Fällen auch besser, was daran liegt, dass die aufrechte Körperhaltung die Lunge entlastet und das Blutvolumen der Schwerkraft entsprechend wieder vermehrt in die Beine verlagert wird.

Da eine Herzinsuffizienz eine ernsthafte und schwere Erkrankung ist, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Dieser wird sich dann genau die Symptome beschreiben lassen und eine umfangreiche Diagnostik veranlassen, an deren Beginn die körperliche Untersuchung steht. Bereits hier kann mit dem Auge, der Hand und dem Stethoskop viel über den Leistungszustand des Herzens herausgefunden werden.

Ein EKG, ein Herzultraschall und ein Röntgenbild der Lunge gehören dann zu den üblichen Folgeuntersuchungen, zumindest wenn akute Luftnot und der Verdacht auf ein Lungenödem vorliegen. Unter Umständen, je nach Verdacht der Ursache des Asthma cardiale, kann auch eine Herzkatheteruntersuchung erfolgen.

Komplikationen

Beim Asthma cardiale können verschiedene Komplikationen auftreten. Dabei kommt es zu einem Rückstau von Blut in der Lunge (Stauungslunge). Besteht der Rückstau chronisch, kann es zu einer Ausbildung von Narbengewebe in der Lunge kommen. Dadurch kann der Betroffene nicht mehr vollständig einatmen und erleidet eine Atemnot, weswegen dieser schneller und tiefer atmen muss.

Durch den Rückstau von Blut kann es außerdem zu einem Austritt von Flüssigkeit in die Lunge kommen, welches in einem bestimmten Ausmaße in ein Lungenödem führen kann. Das kann sich entzünden und in eine Pneumonie führen, die im schlimmsten Falle auch in ein Versagen der Lunge (respiratorische Insuffizienz) führen kann. Dabei erleidet der Patient einen Sauerstoffmangel, da er nicht mehr genügend Sauerstoff aufnehmen kann beziehungsweise Kohlenstoffdioxid abgeben.

Das Asthma cardiale entsteht aufgrund einer Schwäche des Herzens (Herzinsuffizienz). Eine Herzinsuffizienz geht häufig mit Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) einher. Bei einem Vorhofflimmern beispielsweise können sich aufgrund der Stase des Blutes Thromben in der Vorhofwand bilden. Diese können sich lösen und mit dem Blutstrom verschleppt werden.

Das kann zu einer Lungenembolie mit Atemnot und Brustschmerzen führen oder sogar zu einem Schlaganfall, der durch Lähmungen und Sprachausfällen gekennzeichnet ist. Beim Kammerflimmern kann es unbehandelt schnell zum Stillstand des Kreislaufs kommen und auch zum unmittelbaren Herztod.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei anhaltender Atemnot, Kurzatmigkeit oder Schnappatmung sollte ein Arzt die Ursache abklären. Dasselbe gilt, wenn es ohne körperliche Anstrengung oder sportliche Überlastung zu Herzrasen, Schwindel oder einem allgemeinen Schwächegefühl kommt. Besonders dringlich ist der Arztbesuch, wenn krankhafte, meist rasselnde Atemgeräuschende bemerkt werden oder ein schaumiger Auswurf auftritt. Bei Erstickungsgefühlen muss umgehend ein Notarzt gerufen werden, der die Asthma cardiale feststellen und gegebenenfalls direkt vor Ort behandeln kann.

Eine sofortige ärztliche Abklärung ist überdies auch bei einer bestehenden Herzinsuffizienz oder einer anderen Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems, des Stoffwechsels oder des Immunsystems erforderlich. Menschen, die an Übergewicht leiden, Raucher sind oder übermäßig viel Alkohol konsumieren, sollten bei genannten Symptomen mit dem Hausarzt besprechen.

Kommt es in Folge einer sportlichen Überanstrengung oder eines grippalen Infekts zu Atembeschwerden oder Auswurf, ist ebenfalls eine ärztliche Untersuchung erforderlich. Einmal diagnostiziert, können die Symptome Asthma cardiale gut behandelt werden. Bei chronischen Beschwerden ist unter Umständen eine regelmäßige medizinische Abklärung erforderlich.

Behandlung & Therapie

Asthma cardiale als Symptom der Herzinsuffizinz lässt sich recht gut behandeln. Akut wird im Krankenhaus üblicherweise ein stark wirksames Diuretikum wie Furosemid verordnet, welches das Wasser innerhalb kurzer Zeit aus dem Körper heraustreibt. Dies entlastet den Lungenkreislauf und führt zur Resorption des Ödems aus der Lunge - freies Durchatmen ist die Folge.

Langfristig wird die Herzinsuffizienz mit einer Stufentherapie behandelt, an deren Anfang ebenfalls ein Diuretikum oder ein ACE-Hemmer steht, auch Betablocker oder Digitalis (Herzglykoside) können die Funktion des Herzmuskels verbessern.

Regelmäßige ärztliche Kontrollen der Herzfunktion und der Medikamentenspiegel sind im Verlauf notwendig.

Aussicht & Prognose

Der Krankheitsverlauf einer Asthma cardiale ist mit Schwankungen verbunden und abhängig von der Schwere der Erkrankung. Dies führt letztlich bei einer ausgeprägten Form der Krankheit zu einer ungünstigen Prognose. Das Beschwerdebild ändert sich im Verlauf der Entwicklung und ist abhängig von der Herztätigkeit. In schweren Fällen versagt das Herz und es kommt zu einem Ableben des Patienten. Die Sterblichkeitsrate liegt derzeit bei insgesamt 5-10% aller Patienten. Je älter der Patient ist, desto geringer sind im Normalfall die Heilungsaussichten.

Eine leichte bis mittlere Ausprägung des Asthma cardiale ist hingegen gut behandelbar. Mit den heutigen medizinischen Möglichkeiten bestehen gute Chancen, dass diese Form der Erkrankung zu keinen drastischen Veränderungen oder Einschränkungen im Alltag führt. Umstellungen sind notwendig und Überbeanspruchungen müssen vermieden werden. Dennoch ist eine Teilhabe am sozialen und beruflichen Leben möglich.

Der Patient kann zusätzlich Selbsthilfemaßnahmen ergreifen, die wesentlich zu einer Besserung der Beschwerden beträgt. Durch die Vermeidung von Genussmitteln wie Alkohol und Nikotin steigen die Heilungschancen an. Bei der Teilnahme an regelmäßigen Kontrolluntersuchungen und einer gesunden Lebensführung hat der Patient mit einer Asthma cardiale eine normale Lebenserwartung. Mit einer vollständigen Beschwerdefreiheit oder Heilung ist derzeit dennoch nicht zu rechnen. Eine Verschlechterung der Gesundheit ist jedoch jederzeit möglich.


Vorbeugung

Wenn man es erst gar nicht so weit kommen lassen will, sollte man natürlich allgemein gesund leben, Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen wie beispielweise Rauchen oder Übergewicht meiden und ab einem Alter von 35 Jahren den von den Krankenkassen bezahlten Gesundheits-Check-Up beim Hausarzt in Anspruch nehmen.

Hier können erhöhte Blutfettwerte oder ein sich entwickelnder Bluthochdruck rechtzeitig entdeckt und entsprechend therapiert werden. Des Weiteren sollten die oben beschriebenen Symptome jeden rasch zum Arzt führen. Eine adäquate Therapie der frühen Stadien der Herzinsuffizienz kann nicht nur die Lebensqualität deutlich bessern, sondern vermindert auch die andernfalls massive Sterblichkeit dieser Erkrankung.

Nachsorge

Die Nachsorge bei Asthma cardiale besteht in ärztlichen Kontrollen sowie in einer Anpassung des Lebensstils. Asthma cardiale ist in den seltensten Fällen wirklich heilbar, sodass nachsorgende Maßnahmen vor allem darauf ausgelegt sind, das Risiko einer Zustandsverschlechterung zu minimieren.

Als Risikofaktoren gelten Übergewicht, eine weitere Schwächung des Herzens sowie Bluthochdruck. Dies sind die Faktoren, die es abzuschwächen gilt. Das bedeutet, dass die Betroffenen notfalls ihre Ernährung ändern müssen, um zu einem normalen Gewicht zu finden. Zudem sollte mäßig intensiver Ausdauersport betrieben werden, um das Herz sowie die Atmung zu verbessern.

Art und Umfang des Sports sind unbedingt mit dem Arzt zu besprechen, damit es nicht etwa zu einer Überbelastung kommt. Alkohol und das Rauchen wirken sich sehr negativ aus. Bei vorliegender Linksherzinsuffizienz, die den häufigsten Grund für Asthma cardiale darstellt, ist beides im Idealfall einzustellen oder auf ein Minimum zu reduzieren.

Da sich vor allem nachts im Liegen die Symptomen zeigen, woran auch die Schwerkraft beteiligt ist, empfiehlt sich das hochgelagerte Schlafen. Der Oberkörper sollte stets oberhalb der Beine gelagert sein, damit Blutanstauungen leichter absacken können. Das entlastet das Herz und die Lungen. Eine regelmäßige Kontrolle des Herzens ist wichtig. Gegebenenfalls müssen auch Medikamente angepasst werden.

Das können Sie selbst tun

Asthma cardiale ist das Symptom einer Linksherzinsuffizienz. Einer Schwäche des Herzmuskels wird am besten vorgebeugt. Besondere Risikofaktoren sind Übergewicht, Diabetes Typ 2, Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum. Aber auch sportliche Aktivitäten, die zur Überanstrengung führen, können den Herzmuskel schädigen.

Sportler sollten ihr Trainingspensum deshalb unbedingt ihrer Kondition anpassen und bereits bei ersten Anzeichen von Herzproblemen den Arzt aufsuchen. Keinesfalls sollte während einer Erkältung oder eines grippalen Infekts schwer trainiert werden. Nicht auskurierte Infektionskrankheiten sind einer der häufigsten Gründe für Herzinsuffizienz bei jungen Menschen.

Wenn sich das Asthma cardiale erst einmal herausgebildet hat, können die Patienten selbständig nur mehr einzelne Begleiterscheinungen mildern. Der schwere Husten in Verbindung mit Atemnot, der vor allem nachts auftritt, ist für viele Patienten besser zu ertragen, wenn der Oberkörper im Bett leicht aufgerichtet ist. Hier sollte die Anschaffung eines speziellen Bettrahmens in Erwägung gezogen werden.

Gegen die Ödeme, die sich häufig nicht nur in der Lunge, sondern auch in den Beinen der Betroffenen bilden, empfiehlt die Naturheilkunde entwässernde Mittel wie Brennnesseltee oder Bäder mit Bittersalz, das Giftstoffe und übermäßige Flüssigkeit aus dem Körper schwemmen soll. Empfohlen wird außerdem eine Reduktion der Kochsalzaufnahme über die Nahrung. Zur Stärkung des Herzmuskels werden sekundäre Pflanzenstoffe des Weißdorns eingesetzt.

Quellen

  • Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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