Atemwegsobstruktion
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Erkrankungen, die mit einer Atemwegsobstruktion einhergehen, zählen zu den Volkskrankheiten. Ihre mit Abstand bedeutsamste Ursache ist das Rauchen.
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Was ist eine Atemwegsobstruktion?
Eine Obstruktion entsteht, wenn die Atemwege eingeengt oder verlegt werden. Das kann durch externe Einflüsse wie Fremdkörper oder Tumore passieren, wird aber häufiger durch krankhafte Prozesse ausgelöst, die sich im Inneren des Bronchialsystems abspielen. Diese Atemwegsobstruktion im engeren Sinne verursachen auf unterschiedliche Art die Verkleinerung des Lumens der Atemwege.
Das kann eine Verkrampfung der Bronchialmuskulatur (Bronchospasmus), eine verdickte Bronchialschleimhaut, eine vermehrte Ansammlung von zähem Schleim oder eine Kombination dieser Komponenten sein. Durch die Verengung wird der Atemwiderstand erhöht und zunächst die Ausatmung erschwert, weil dabei das Brustkorb- und Lungenvolumen verkleinert wird und die Atemwege unter Druck geraten.
Bei der Einatmung weitet sich der Brustkorb und zieht die Lunge mit. Die Bronchien werden weit gestellt und der erhöhte Widerstand kommt zunächst nicht zum Tragen. Dies geschieht erst im fortgeschrittenen Stadium oder bei heftigen Anfällen.
Ursachen
Die grundsätzliche Ursache für die Entstehung einer Atemwegsobstruktion ist die Neigung des Bronchialsystems auf Reize aus der Umgebung übertrieben zu reagieren. Diese Hyperreaktivität ist die Grundlage, auf der sich chronisch obstruktive Atemwegserkrankungen ausbilden. Beim Asthma bronchiale besteht eine unspezifische Überempfindlichkeit auf äußere Reize wie Wärme und Kälte und allergene Stoffe.
Diese können einen Asthmaanfall auslösen, bei dem es zu einer krampfartigen Kontraktion der Bronchialmuskulatur kommt. Bei der Bronchitis reagiert die Bronchialschleimhaut überempfindlich auf Giftstoffe und Erreger, die eingeatmet werden. Rauchen spielt im Rahmen der Chronifizierung dieser Erkrankung die mit Abstand wichtigste Rolle. Aber auch andere Noxen wie Quarz- oder Mehlstaub, denen Menschen beruflich ausgesetzt sind, können diesen Prozess vorantreiben.
Äußere Einflüsse stellen zunächst ein rein mechanisches Hindernis dar. Das können einerseits Fremdkörper sein, die beim Essen oder von Kindern beim Spielen mit kleinen Teilen verschluckt werden. Andererseits aber auch Tumore und Metastasen, die von außen die Bronchialwände zusammendrücken oder durchbrechen und ins Innere hineinwachsen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Große Fremdkörper in der Luftröhre oder den Bronchialästen können zu akuten lebensgefährlichen Erstickungsanfällen oder zu massiver Atemnot (Dyspnoe) führen. Eingeschränkt ist vor allem die Einatmung. Die Einengung durch Tumore und Metastasen und die daraus resultierende Beeinträchtigung der Atemfunktion entwickeln sich langsam.
Asthma bronchiale tritt anfallsweise auf und ist im akuten Stadium durch eine ausgeprägte Dyspnoe gekennzeichnet, die oft mit Erstickungsangst einhergeht. Starke Asthmaanfälle können eine lebensbedrohliche Situation darstellen. Eine chronisch obstruktive Bronchitis entwickelt sich aus rezidivierenden akuten Bronchitiden.
Im Verlauf entsteht ebenfalls Atemnot, die sich mit dem Fortschreiten der Erkrankung verschlimmert. Zunächst tritt sie nur bei Belastung auf, später auch in Ruhe. Zusätzlich schwillt die Bronchialschleimhaut an und produziert vermehrt zähflüssigen Schleim, der sich im Inneren der Bronchien sammelt. Das löst hartnäckige Hustenattacken mit Auswurf aus. Eine chronisch obstruktive Bronchitis kann sich zu einem Lungenemphysem entwickeln, bei dem die Lungenbläschen erweitert sind.
Der Gasaustausch, der dort stattfindet, wird dadurch und durch die verminderte Respiration behindert. Der Sauerstoffmangel, der im Blut und in den Geweben entsteht, verursacht eine vor allem an den Lippen und den Finger- und Zehenspitzen sichtbare Blauverfärbung (Zyanose). Außerdem führt er oft zu einer Minderung der Leistungsfähigkeit.
Diagnose & Verlauf
Das klinische Bild einer chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung liefert in der Regel schon genügend Hinweise für eine Verdachtsdiagnose, die durch verschiedene zusätzliche Untersuchungsmethoden gesichert werden kann. Bildgebende Verfahren wie die Röntgenuntersuchung und die Computertomografie können Aufschluss geben über das Ausmaß und die Art der Erkrankung.
Lungenfunktionstests wie die Spirometrie und die Ganzkörperplethysmografie dienen dazu, Lungenvolumina, Atemwiderstände und Lungenkapazitäten zu prüfen. Asthma bronchiale hat einen typischen anfallsartigen Verlauf. Auf akute Asthmaanfälle mit unterschiedlichem Schweregrad folgen Perioden mit weitgehender oder vollständiger Beschwerdefreiheit. Die Entwicklung von einer akuten bis zu einer chronisch obstruktiven Bronchitis und einem Lungenemphysem verläuft dagegen in aufeinanderfolgenden Stadien.
Komplikationen
Eine Atemwegsobstruktion führt häufig zu schweren, teilweise lebensbedrohlichen Komplikationen. Die Obstruktion der Atwemwege erhöht zunächst das Risiko einer Pneumokoniose und anderer spezifischer Lungenerkrankungen, die mit Kurzatmigkeit, Hustenanfällen und Schmerzen einhergehen.
In schweren Fällen bedingt die Obstruktion ein respiratorisches Versagen, also ein Versagen des Atmungssystems. Die Folgen dessen sind Kurzatmigkeit, Synkope, Schmerzen im Brustkorb und Müdigkeit, aber auch schwere Folgeerkrankungen wie zum Beispiel Tachykardie und Tachypnoe.
Die langfristigen Komplikationen reichen von chronischer Kurzatmigkeit bis hin zu Lungen- und Organversagen. Eine weitere Komplikation der Anthrakose ist die pulmonale Hypertonie, die im Verlauf der Krankheit auftritt und bei einem großen Teil der Betroffenen zu schweren Behinderungen oder gar zum Tod führt. Weniger schwerwiegend sind typische Erstsymptome wie Hustenreiz, gelber Auswurf und Atembeschwerden.
Bei einem chronischen Verlauf entwickeln sich aus den zunächst leichten Komplikationen bisweilen schwere Erkrankungen. Entwickelt sich aus der Atemwegsobstruktion eine Pneumothorax, kann es zu Schulterschmerzen, trockenem Husten mit blutigen Auswurf, asthmartigen Anfällen und akuten COPD-artigen Hustensymptomen kommen.
Da die Atemwegsobstruktion selbst bereits eine schwere Erkrankung darstellt, sind die Komplikationen meist schwerwiegend und bleiben bei Nichtbehandlung dauerhaft bestehen. Bei einer frühzeitigen und umfassenden Behandlung durch einen Arzt treten im Regelfall keine Komplikationen auf.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Atemwegsobstruktionen sind im Rahmen vieler Erkrankungen der Atemwege und Lunge gewöhnlich und sorgen auch für entsprechende Atemprobleme. So kommt es bei einer COPD oder bei Asthma beispielsweise im regulären Verlauf immer zu Atemwegsobstruktionen.
Diese und weitere Obstruktionen der Atemwege, erfordern immer die Meinung eines Arztes, denn sie sind unter Umständen sehr belastend bis lebensgefährlich. Lungenfachärzte oder Fachärzte für innere Medizin sollten aufgesucht werden. Dabei werden von Bronchial- und Lungenleiden die unteren Atemwege erfasst.
Für Menschen, die bereits eine Atemwegsobstruktion diagnostiziert bekommen haben, ergibt sich, dass sie diese nach Möglichkeit auch therapieren. Nebst regelmäßigen Untersuchungen der Atemwege, der zugrunde liegenden Krankheit usw., ist es auch angeraten, einen Arzt bei einer akuten Verschlechterung der Atmung aufzusuchen, die außerhalb des gewohnten Rahmens liegt. Es ist möglich, dass eine Obstruktion sich verstärkt, die Atemwege sich verlagern oder sogar zusammenfallen. All diese Dinge machen sich beim Atmen bemerkbar und können das Rufen ein Notarztes nötig machen.
Menschen, die plötzlich Atemprobleme verspüren, sollten - insbesondere, wenn sie das Gefühl haben, gegen einen Widerstand zu atmen - immer einen Arzt aufsuchen oder kommen lassen. Bei plötzlichen Atemproblemen kann eine Atemwegsobstruktion, die durch eine akute Schädigung des Gewebes bedingt ist, vorliegen.
Eine Obstruktion der oberen Atemwege tritt beispielsweise bei Ohnmächtigen durch das Zurückfallen der Zunge auf. Auch Tumore im Bereich des Halses können einen Widerstand zur Atmung bilden. Tritt akute Luftnot auf, sollte in solchen Fällen der Atemwegsobstruktion immer ein Notarzt verständigt werden.
Behandlung & Therapie
Die Therapie zielt einerseits darauf ab, die Faktoren, die die Verengung der Atemwege verursachen, zu beseitigen oder zu vermeiden. Die wichtigste Komponente ist dabei die Rauchentwöhnung. Eine schon bestehende Verengung und entzündliche Prozesse werden medikamentös behandelt. Mittel, die die Bronchien erweitern (Bronchodilatatoren), können oral oder als schnell wirkendes Spray verabreicht werden, zum Beispiel bei einem akuten Asthmaanfall.
Als entzündungshemmende Substanz kommen häufig Corticosteroide zum Einsatz. Sekretolytika sind Mittel, die den Schleim in den Atemwegen mobilisieren und seinen Abtransport fördern. Sie können oral eingenommen oder durch Inhalation eingebracht werden. Atemtherapie kann diesen Prozess unterstützen. Dabei werden Atemtechniken von Physiotherapeuten angewendet, die die Patienten erlernen und dann in Eigenregie weiterführen können.
Für Asthmatiker ist das Erlernen spezifischer Atemübungen und atemerleichternder Stellungen wichtig, um einen akuten Anfall besser überstehen zu können. Atemgeräte, die die Ausatmung trainieren und helfen den Schleim zu lösen, können ergänzend eingesetzt werden.
In besonders schwerwiegenden Fällen, wenn die Dyspnoe sehr stark und die Leistungsfähigkeit deutlich eingeschränkt ist, kann eine bedarfsabhängige Sauerstoffgabe notwendig werden, in seltenen Fällen auch eine künstliche Beatmung. Bei allen Erkrankungen, die zu einer Schleimansammlung führen, ist auf eine genügende Flüssigkeitszufuhr zu achten.
Aussicht & Prognose
Maßgeblich verantwortlich für eine Prognose ist die Ursache der Atemwegsverengung. Entstand sie durch das Rauchen, bestehen gute Heilungsaussichten. Bei einem vollständigen Verzicht auf das Genussmittel regeneriert sich der Organismus schrittweise wieder. Nach spätestens 5 Jahren sind im Normalfall alle Beschwerden verschwunden und die Atemwege sind dauerhaft von einer Beeinträchtigung befreit.
Bei einer chronischen Erkrankung wie der Bronchitis oder Asthma sind die Heilungsaussichten einer dauerhaften Beschwerdefreiheit weniger optimistisch. Sobald der entzündliche Prozess der Atemwegserkrankung beginnt oder ein asthmatischer Anfall ausgelöst wird, nehmen die Beschwerden zu. Dennoch sind sie mit den heutigen medizinischen Möglichkeiten gut und schnell behandelbar. Innerhalb weniger Tage oder Wochen kommt es im Normalfall zu einer Heilung der Bronchitis und die Atemwegsverengung ist verschwunden.
Bei Asthmatikern werden die Atemwege bereits nach wenigen Minuten bei einer Inhalation befreit. Durch den wiederkehrenden Prozess kehrt im Alltag eine Routine im Umgang mit den Erkrankungen ein, dennoch wird keine vollständige Heilung erzielt.
Ist die Atemwegsobstruktion durch eine genetische oder erworbene Ursache ausgeprägt, kann eine Linderung nur über einen operativen Eingriff erfolgen. Bei einer leichten Disposition der Atemwege werden verschiedene Atemtechniken erlernt, um möglichst wenige Beschwerden im Alltag zu erleben. In schweren Fällen müssen Veränderungen der Gefäßwände vorgenommen werden.
Vorbeugung
Die Vorbeugung besteht in der Vermeidung der verursachenden und auslösenden Faktoren. An erster Stelle ist natürlich die Rauchentwöhnung zu nennen. Aber auch Atemschutzmaßnahmen am Arbeitsplatz und das Vermeiden klimatisch ungünstiger Bedingungen gehören dazu. Für Asthmatiker sind Maßnahmen zur Stressreduzierung wichtig.
Diese können isoliert angewendet werden, wie zum Beispiel mit autogenem Training, Meditationen und anderen Entspannungsverfahren. Es besteht aber auch die Möglichkeit die Aspekte Sport, Atemtechnik und Entspannung zu verbinden mit Techniken wie Yoga und Tai-Chi.
Nachsorge
Die Nachsorge zielt unter anderem darauf, eine erneute Erkrankung an der Atemwegsobstruktion zu verhindern. Diese Vorgabe lässt sich in vielen Fällen erreichen. Gerade das Rauchen gilt nämlich als primäre Ursache für die Verlegung beziehungsweise Verengung der Atemwege. Als wissenschaftlich belegt gilt, dass eine Beendigung der Nikotinsucht zur Heilung beiträgt, insofern der Konsum für die typischen Beschwerden tatsächlich verantwortlich ist.
Auch in vielen anderen Fällen wirken präventive Maßnahmen, die der Patient selbst ergreifen kann. Die Inhalation bestimmter Stoffe und Bäder mit ätherischen Ölen können unter Umständen eine Erkrankung verhindern. Ein Arzt informiert über geeignete Maßnahmen. Grundsätzlich baut sich nach einer einmaligen Erkrankung keine Immunität auf.
Betroffene können daher aus demselben oder einem anderen Grund an der Atemwegsobstruktion nach einer Zeit der Besserung erneut leiden. Bei bestimmten Erkrankungen wie genetischen Ursachen und Asthma ergeben sich hingegen keine Heilungschancen. Die Nachsorge wird zum Dauerthema.
Bildgebende Verfahren wie ein CT oder Röntgenaufnahmen geben Rückschluss über den Fortgang der Atemwegsobstruktion. Erkrankte verschaffen sich über bestimmte Inhalationen oder Atemtechniken eine Linderung. Der behandelnde Arzt verschreibt fortlaufend Medikamente oder ordnet bei Bedarf Therapien an. Komplikationen werden so verhindert.
Das können Sie selbst tun
Es ist bei den Möglichkeiten zur Selbsthilfe im Alltag zwischen Obstruktionen der Atemwege durch Krankheiten und Obstruktionen durch äußere Einflüsse zu unterscheiden.
Im Falle einer Atemwegsobstruktion durch einen äußeren Einfluss (verschluckte Nahrung etc.) muss mittels starken Klopfens auf den Rücken versucht werden, das Objekt zu entfernen. Dies kann der Betroffene unter Umständen noch selbst bewerkstelligen. Für weitergehende Maßnahmen sind andere Personen notwendig.
Atemwegsobstruktionen, die krankheitsbedingt sind, lassen sich teils lindern, indem auf das Inhalieren bestimmter Substanzen und ätherischer Öle zurückgegriffen wird. Die Inhalation erfolgt durch Zugabe der Wirkstoffe in ein paar Liter heißen Wassers. Auch Bäder sind denkbar und entspannen zugleich noch den Brustbereich, was ebenfalls zu einer freieren Atmung führen kann.
Dabei sind alle Pflanzen und Öle geeignet, deren Inhaltsstoffe entspannend (und gegebenenfalls schleimlösend) wirken. Als abschwellend hat sich Ingwer erwiesen, der in Tees und Mischgetränken mit Honig langsam getrunken werden kann.
Wichtigste Maßnahme ist es allerdings, Reizstoffe, die zu der Verengung der Atemwege führen, zu meiden. Betroffene können Atemmasken einfacher Ausführung immer dann aufsetzen, wenn sie das Gefühl haben, Schadstoffen ausgesetzt sein zu können. Gerade Zigarettenrauch, staubige Keller und durch chemische Gase belastete Orte sind zu meiden.
Auch Atemtechniken können erlernt werden. Hierfür stehen verschiedene Schulungen bereit, die auch an unterschiedliche Erkrankungen angepasst sind.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
- Sauer, R.: Strahlentherapie und Onkologie. Urban & Fischer, München 2009