Cetrimoniumbromid

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. Oktober 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Cetrimoniumbromid ist ein Arzneistoff aus der Wirkstoffklasse der bakteriziden und fungiziden Desinfektionsmittel. Der Wirkstoff ist vor allem in Lutschtabletten enthalten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Cetrimoniumbromid?

Cetrimoniumbromid ist ein Arzneistoff aus der Wirkstoffklasse der bakteriziden und fungiziden Desinfektionsmittel. Der Wirkstoff ist vor allem in Lutschtabletten enthalten.

Der Arzneistoff Cetrimoniumbromid ist eine Komponente der antiseptischen Cetrimide. Das kationische Tensid wirkt antiseptisch gegen Bakterien und Pilze. Es handelt sich dabei um eine oberflächenaktive quaternäre Ammoniumverbindung.

Cetrimoniumbromid ist in Arzneimitteln meistens in Kombination mit den Wirkstoffen Lidocain und Tyrothricin enthalten. Als Monopräparat ist Cetrimoniumbromid nicht erhältlich. Die Kombination aus Lidocain, Tyrothricin und Cetrimoniumbromid kommt bei der Behandlung von Infektionen im Hals- und Rachenbereich zum Einsatz. Lidocain ist ein Lokalanästhetikum. Es reduziert den Schmerz. Tyrothricin wirkt antibakteriell und Cetrimoniumbromid wirkt desinfizierend.

In der medizinischen Diagnostik wird Cetrimoniumbromid als Komplexbildner in der Extraktion der DNA genutzt.

Pharmakologische Wirkung

Cetrimoniumbromid besteht aus einer quartären Ammoniumverbindung mit einer Alkylgruppe. Die Alkylgruppe wird wiederum aus 16 Kohlenstoffatomen gebildet. Der Arzneistoff gehört zu den kationischen Tensiden und sorgt in der CTAB-Methode für den Aufschluss der Zellen. Zusammen mit Polyvinylpyrrolidon und Mercaptoethanol setzt der Arzneistoff die DNA aus der Zelle frei. Im Anschluss an diesen Prozess erfolgt meist eine Behandlung mit Chloroform-Octanol, bei der die DNA dann schlussendlich extrahiert wird. Dieses Verfahren wird auch als CTAB-Fällung bezeichnet.

Cetrimoniumbromid wirkt auch antiseptisch. Das kationische Tensid wirkt gegen Bakterien und gegen Pilze. Der Arzneistoff gehört zu den oberflächenaktiven Substanzen. Oberflächenaktive Substanzen setzen die Oberflächenspannung herab. Durch die veränderte Oberflächenaktivität desorganisiert die Bakterienoberfläche. Die Permeabilität der Bakterienmembran verändert sich. Schließlich denaturieren die Zelleiweiße. Wasser kann in die Bakterien eindringen, sodass sie schlussendlich zugrunde gehen. Ein ähnlicher Wirkmechanismus wird auch bei Pilzen beobachtet.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Cetrimoniumbromid wird sowohl als Komplexbildner als auch als desinfizierendes Mittel genutzt. Der Arzneistoff wird bei der DNA-Extraktion zur Plasmid-Isolierung eingesetzt. Durch Komplexbildung und Fällung der Desoxyribonukleinsäure (DNA) werden mit Cetrimoniumbromid störende Proteine und Mehrfachzucker abgetrennt.

Nach der Extraktion kann die DNA analysiert werden. Anhand der DNA können dann Rückschlüsse auf unterschiedliche genetische Aspekte des Menschen gezogen werden. Die Analysen werden nicht nur zu kriminalistischen Zwecken, sondern auch zur medizinischen Diagnostik verwendet. So können anhand der genetischen Grundlagen Krankheiten diagnostiziert werden. Auch Prädispositionen für Krankheiten werden mit DNA-Analysen untersucht. Ebenfalls kommt die DNA-Analyse zur Klärung von Abstammungsfragen wie zum Beispiel bei Vaterschaftstests zum Einsatz.

Aufgrund seiner desinfizierenden Wirkung wird Cetrimoniumbromid in verschiedenen Arzneimitteln gegen Erkältungskrankheiten eingesetzt. Zusammen mit Lidocain und Tyrothricin wird Cetrimoniumbromid meist als Dreifach-Kombination verabreicht. Bevorzugte Applikationsform sind Lutschtabletten, die den Patienten bei bakteriellen Infektionen des Hals- und Rachenraumes verordnet werden. Lidocain sorgt aufgrund seiner lokalanästhesierenden Eigenschaften für eine Schmerzlinderung. Tyrothricin wirkt ebenso wie Cetrimoniumbromid antibakteriell.

Indikationen für die Verabreichung von Cetrimoniumbromid sind außerdem Mandelentzündungen (Angina tonsillaris), Rachenentzündungen (Pharyngitis) und Kehlkopfentzündungen (Laryngitis). Auch bei der Diphtherie und bei Entzündungen des Kehldeckels (Epiglottitis) kann Cetrimoniumbromid eingesetzt werden.


Verabreichung & Dosierung

Cetrimoniumbromid ist eine kationische quartäre Ammoniumverbindung, die hauptsächlich als Desinfektionsmittel und Konservierungsmittel verwendet wird. Bei der Verabreichung und Dosierung von Cetrimoniumbromid ist Vorsicht geboten, da es sowohl bei der topischen Anwendung als auch bei der Inhalation oder versehentlichen Einnahme toxisch wirken kann.

Bei der äußerlichen Anwendung in Form von Desinfektionsmitteln oder kosmetischen Produkten, wie Haarpflegemitteln, sollte die Konzentration von Cetrimoniumbromid sorgfältig beachtet werden. Typische Konzentrationen in kosmetischen Produkten liegen zwischen 0,1 % und 0,5 %. Eine höhere Dosierung kann Hautreizungen und Kontaktdermatitis hervorrufen. Insbesondere bei empfindlicher Haut oder bestehenden Hauterkrankungen sollte eine niedrige Dosierung und eine begrenzte Anwendungsdauer eingehalten werden.

Wenn Cetrimoniumbromid als Desinfektionsmittel für Oberflächen verwendet wird, ist darauf zu achten, dass es nicht in Kontakt mit offenen Wunden oder Schleimhäuten kommt, da dies zu schweren Reizungen führen kann. Es sollte stets verdünnt und gemäß den Anweisungen des Herstellers verwendet werden, um eine sichere Anwendung zu gewährleisten.

Die Einnahme von Cetrimoniumbromid sollte unbedingt vermieden werden, da dies zu schweren Vergiftungen, einschließlich Übelkeit, Erbrechen und Schädigungen des Magen-Darm-Trakts, führen kann. Bei Verschlucken sollte sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Zudem sind die allgemeinen Sicherheitsvorkehrungen wie das Tragen von Handschuhen bei der Handhabung von konzentrierten Lösungen zu beachten, um Hautkontakt zu vermeiden.

Risiken & Nebenwirkungen

Cetrimoniumbromid darf nicht bei einer Überempfindlichkeit gegen den Arzneistoff verabreicht werden. Während der Stillzeit und während der Schwangerschaft darf der Arzneistoff nur nach einer genauen Nutzen-Risiko-Abwägung des Arztes eingenommen werden. Bei frischen Wunden im Mund und im Rachenraum sollte von einer Einnahme abgesehen werden.

In seltenen Fällen kann es nach der Einnahme von Cetrimoniumbromid zu Überempfindlichkeitsreaktionen im Mund und / oder Rachenbereich kommen. Dabei kann sich eine Stomatitis medicamentosa entwickeln. Die Patienten leiden unter üblem Mundgeruch und Schmerzen beim Essen. Die Schleimhaut im Mund ist geschwollen und gerötet. Teilweise finden sich auf ihr eitrig-schmierige Beläge. Eventuell zeigen sich auch kleine rundliche Erosionen, die mit weißen Fibrinbelägen überzogen sind. Diese Schleimhauterscheinungen werden auch als Aphten bezeichnet. Sie bereiten den Patienten große Schmerzen.

Je nach Ausmaß kann auch das Zahnfleisch entzündet sein. Die Entzündung des Zahnfleischs wird als Gingivitis bezeichnet. Beim Zähneputzen oder beim Wegwischen der eitrigen Beläge können die empfindlichen Stellen im Mund bluten. Das Geschmacksempfinden kann beeinträchtigt sein oder sogar vorübergehend verloren gehen. Nach Absetzen des Medikaments gehen die Symptome jedoch recht schnell wieder zurück.

Kontraindikationen

Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Cetrimoniumbromid betreffen in erster Linie Menschen mit Überempfindlichkeit oder Allergien gegenüber quaternären Ammoniumverbindungen. Personen mit bekannter Allergie sollten den Kontakt mit Cetrimoniumbromid strikt vermeiden, da es zu Hautreizungen, Kontaktdermatitis oder allergischen Reaktionen kommen kann.

Darüber hinaus sollten Menschen mit empfindlicher Haut oder bestehenden Hauterkrankungen, wie Ekzemen oder Schuppenflechte, vorsichtig sein, da Cetrimoniumbromid potenziell irritierend wirken kann und die Symptome verschlimmern könnte. Besonders in höheren Konzentrationen kann es die Haut austrocknen oder reizen, was bei betroffenen Personen zu verstärkten Beschwerden führen kann.

Auch der Kontakt mit offenen Wunden oder Schleimhäuten sollte vermieden werden, da Cetrimoniumbromid stark reizend ist und bei Verletzungen zu Schmerzen, Entzündungen oder verzögerter Wundheilung führen kann. Bei versehentlichem Kontakt mit den Augen kann es zu starken Reizungen oder Verätzungen führen, weshalb es wichtig ist, Augenkontakt zu vermeiden.

Cetrimoniumbromid sollte bei Kindern und schwangeren Frauen nur nach sorgfältiger Abwägung und in sehr geringer Konzentration verwendet werden, da die Auswirkungen auf diese empfindlichen Personengruppen nicht umfassend untersucht sind. Bei chronischen Atemwegserkrankungen sollte ebenfalls Vorsicht walten, da die Inhalation von Cetrimoniumbromid-haltigen Aerosolen die Atemwege reizen kann.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Cetrimoniumbromid kann mit verschiedenen anderen Medikamenten und Substanzen Wechselwirkungen eingehen, die seine Wirksamkeit oder Sicherheit beeinträchtigen. Da es sich um eine kationische quaternäre Ammoniumverbindung handelt, können Wechselwirkungen vor allem bei der gleichzeitigen Anwendung mit anionischen Substanzen oder Medikamenten auftreten.

Eine wichtige Interaktion besteht mit anionischen Tensiden wie Seifen oder Shampoos, die häufig in Reinigungs- und Pflegeprodukten enthalten sind. Diese Substanzen können die Wirkung von Cetrimoniumbromid neutralisieren, da anionische und kationische Verbindungen eine chemische Reaktion eingehen, die die antimikrobielle Wirksamkeit des Cetrimoniumbromids verringern kann.

Darüber hinaus können andere kationische Substanzen, die ebenfalls in Haut- oder Haarpflegeprodukten vorkommen, die Hautbarriere zusätzlich belasten, was zu einer verstärkten Hautirritation führen kann. Besonders bei Personen mit empfindlicher Haut oder bestehenden Hauterkrankungen sollte auf eine Kombination dieser Substanzen verzichtet werden.

Bei der Anwendung von Cetrimoniumbromid auf der Haut in Verbindung mit bestimmten topischen Medikamenten wie Kortikosteroiden oder Antiseptika sollte Vorsicht walten, da Cetrimoniumbromid die Absorption dieser Wirkstoffe durch die Haut verändern oder verstärken kann, was unerwünschte Nebenwirkungen auslösen könnte.

Insgesamt sollte die gleichzeitige Anwendung von Produkten oder Medikamenten, die chemisch mit Cetrimoniumbromid reagieren oder dessen Wirkungen verändern könnten, vermieden oder durch einen Arzt überwacht werden, um Risiken für den Anwender zu minimieren.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Cetrimoniumbromid aufgrund von Unverträglichkeiten oder allergischen Reaktionen nicht vertragen wird, gibt es mehrere Alternativen, die ähnliche Funktionen erfüllen können, insbesondere in der Haar- und Hautpflege sowie als Desinfektionsmittel.

In der Haarpflege kann Behentrimoniumchlorid als Ersatz dienen. Es handelt sich ebenfalls um eine kationische Ammoniumverbindung, die eine weichmachende und antistatische Wirkung hat, jedoch oft besser verträglich ist. Alternativ können auch natürliche Inhaltsstoffe wie pflanzliche Öle (z.B. Arganöl oder Kokosöl) als Pflegemittel verwendet werden, da sie die Haare auf sanfte Weise geschmeidig machen, ohne synthetische Chemikalien zu enthalten.

Für Hautpflegeprodukte oder Desinfektionsmittel stehen andere antiseptische Wirkstoffe zur Verfügung, wie beispielsweise Chlorhexidin oder Benzalkoniumchlorid, die ähnliche antimikrobielle Eigenschaften wie Cetrimoniumbromid haben. Diese Substanzen können Oberflächen und Haut desinfizieren, während sie für viele Menschen weniger irritierend sind.

Bei empfindlicher Haut können natürliche Wirkstoffe wie Teebaumöl oder Aloe Vera eingesetzt werden, die antimikrobielle und entzündungshemmende Eigenschaften besitzen, jedoch in der Regel sanfter sind als synthetische Wirkstoffe. In kosmetischen Produkten können außerdem Milchsäure oder Apfelessig als natürliche Konservierungsmittel und antimikrobielle Substanzen genutzt werden.

Es ist wichtig, bei der Wahl eines Ersatzstoffs die individuellen Haut- und Haarbedürfnisse sowie mögliche Allergien zu berücksichtigen, um eine sichere und effektive Alternative zu Cetrimoniumbromid zu finden.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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