Chronische Schulterschmerzen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bewegungsmangel, Überbelastungen oder Entzündungen im Schulterbereich können chronische Schulterschmerzen auslösen. Unternimmt der Betroffene nichts dagegen, können die zugrunde liegenden Ursachen zu nicht umkehrbarem Verschleiß führen. Eine Behandlung in Zusammenarbeit mit Orthopäden und Physiotherapeuten lindert jedoch die Beschwerden und führt häufig zu einer Heilung der chronischen Schulterschmerzen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind chronische Schulterschmerzen?

Schulterschmerzen entstehen durch eine Fehlfunktion oder Überlastung von Gelenken, Muskeln und Sehnen. Betroffen sind nicht die Knochen der Schulter, sondern umliegende Weichteile.

Chronische Schulterschmerzen sind Schmerzen in der Schulter, die sich über einen längeren Zeitraum entwickeln oder länger als vier Wochen andauern.

Schulterschmerzen entstehen durch eine Fehlfunktion oder Überlastung von Gelenken, Muskeln und Sehnen. Betroffen sind nicht die Knochen der Schulter, sondern umliegende Weichteile. Der Betroffene ist in seinen Bewegungen eingeschränkt, sodass er alltägliche Handlungen mitunter nicht mehr ausführen kann. Weil er die Schulter nur noch bedingt bewegen kann, ergeben sich Einschränkungen sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich.

Ursachen

Aufgrund seines großen Bewegungsumfangs neigt das Schultergelenk zu Verschleiß und Verletzungen. Der Bewegungsumfang gibt der Schulter zwar ihre enorme Beweglichkeit, macht sie jedoch auch instabil. Umliegende Weichteile stabilisieren die Schulter. Deshalb ist eine Funktionsschwäche im Bereich dieser Weichteile eine häufige Ursache chronischer Schulterschmerzen. Allgemein führen Entzündungen der die Schulter stabilisierenden Weichteile zu chronischen Schulterschmerzen. Entzündungen können die Sehnen, Schleimbeutel oder das Schultergelenk betreffen.

Beim sogenannten Engpasssyndrom (Impingementsyndrom) treten Schmerzen bei bestimmten Bewegungen auf. Ursache sind Weichteile, die am Schulterdach anstoßen oder darunter eingeklemmt sind.

Überbelastungen können dazu führen, dass sich Sehnenansätze oder das Schultergelenk entzünden. Ein entzündetes Schultergelenk weitet sich mitunter zu einer chronischen Schultergelenkentzündung, der sogenannten Frozen Shoulder, aus. Neben Überbelastungen führen das Engpasssyndrom, Bewegungsmangel und/oder Kapselentzündungen zu dieser Schultersteife.

Überbelastungen begünstigen ebenfalls den Gelenkverschleiß, sodass eine Arthrose entstehen kann. Diese löst chronische Schulterschmerzen aus. Angeborene Abweichungen im Schultergelenk lösen mitunter eine habituelle Luxation aus. Das bedeutet, dass der Oberarmkopf wiederholt aus der Schulterpfanne tritt, was zu chronischen Schmerzen führt.

Immer wieder führen verhärtete Muskeln und Verspannungen zu chronischen Schulterschmerzen. Stress, Bewegungsmangel, einseitige Belastungen und/oder eine ungünstige Körperhaltung begünstigen das Auftreten von Verspannungen.


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Diganose & Verlauf

Chronische Schulterschmerzen bedürfen der eingehenden Anamnese eines Orthopäden. Er wird den Betroffenen nach Schulterverletzungen fragen. Er wird auch die Dauer und genaue Art der Schmerzen erfragen sowie ausfindig machen, unter welchen [[Bewegungseinschränkung[[en der Betroffene leidet.

Aussagen über beruflich oder sportlich bedingte Risikofaktoren geben dem Arzt Hinweise über die Ursache der Schmerzen. Auf die Anamnese folgt die körperliche Untersuchung des Patienten. Ein Orthopäde kann die Ursache der chronischen Schulterschmerzen mit einer Vielzahl von Tests lokalisieren.

Allgemein gilt, dass chronische Schulterschmerzen besser kuriert werden können, wenn sie frühzeitig behandelt werden. Ist ein Schultergelenk dauerhaft überlastet, führt dies zu nicht umkehrbarem Verschleiß. Bereits verschlissene Gelenke bereiten Schmerzen, die eine Therapie zwar nicht beseitigen, aber lindern kann. Schmerzen, die verspannte Muskeln auslösen, ergeben eine mildere Form der Beschwerden. Eine Behandlung kann zur vollständigen Heilung führen.

↳ Weitere Informationen: Hausmittel gegen Schulterschmerzen

Komplikationen

Chronische Schulterschmerzen führen durch ihr dauerhaftes Auftreten nicht selten zu einigen Komplikationen. Zunächst besteht durch die ständige Überlastung das Risiko eines vorzeigen, irreparablen Gelenkverschleißes, der sich je nach Dauer und Intensität der Symptome auch auf benachbarte Körperbereiche wie die Oberarmknochen ausbreiten kann. Dadurch kann die Beweglichkeit der Arme stark abnehmen. Auch die Schmerzen selbst bringen Komplikationen mit sich.

Die Beschwerden breiten sich oftmals auf Arme, Nacken und Brustbereich aus, wo sie zu Verspannungen und Krämpfen führen . Sind die chronischen Schulterschmerzen Folge einer Erkrankung oder Verletzung, können weitere Komplikationen auftreten. Schäden an der Rotatorenmanschette etwa, verlagern sich vom Schulterblatt bis zum Oberarmkopf und machen normale Drehbewegungen mit dem Kopf unmöglich. Schulterschmerzen als Folge einer verschleppten Schleimbeutelentzündung sind ein ernstes Anzeichen, da sich ohne Behandlung weitere Infektionen und ernsthafte Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis bilden können.

Chronische Schulterschmerzen können auch weniger schwerwiegende Folgen haben und lediglich zur zeitweiligen Versteifung der Muskeln und Gelenke führen. In Folge von chronischen Schmerzen in der Schulter kommt es außerdem häufig zu der sogenannten „Frozen shoulder“, eine Erkrankung, bei der sich die Gelenkkapsel aufgrund einer Entzündung verklebt, wodurch sich wiederum die Schulter versteift. Im Extremfall führt dies zu einer Lähmung der Schulter und nächtlichen Schmerzen in den benachbarten Körperregionen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Chronische Schulterschmerzen sind oft die Folge von Verspannungen. Als harmlose Beschwerden können sie gut mit Hausmittel behandelt werden. Ruhe und Wärme sind eine geeignete Therapie. Chronische Schulterschmerzen durch Verschleiß, in dessen Folge sich eine Arthrose ausgebildet hat, machen den Besuch beim Orthopäden notwendig. Dieser kann die genaue Ursache nach einer Röntgen- oder MRT-Untersuchung herausfinden. Auch mit einer Sonographie können Weichteile gut abgebildet werden.

Oft kommt es nach Unfällen zu Schulterschmerzen. Ein Sturz auf den ausgestreckten Arm kann eine Bänderdehnung, einen Bänderriss oder eine knöcherne Verletzung nach sich ziehen. Ein spontaner, verletzungsbedingter Schmerz sollte immer Anlass sein, den Arzt aufzusuchen. Wurden akute Schmerzen übergangen, bilden sich chronische Beschwerden aus, an die sich die Erkrankten mit der Zeit gewöhnen. Die chronischen Schulterschmerzen werden nur noch diffus wahrgenommen und daher gerne verharmlost. Doch wenn die Schulter instabil wird und sich der Arm kaum bewegen lässt, muss der Betreffende etwas dagegen unternehmen.

Man unterscheidet vom Nacken ausstrahlende und tief in der Achselhöhle beginnende Schulterschmerzen. Muskelschwäche und Taubheitsgefühle deuten immer auf neurologische Ausfälle hin und müssen behandelt werden. Für Beschwerden an der Schulter gibt es, je nach Schwere der Grunderkrankung, viele Therapiemöglichkeiten. Sie reichen von homöopathischen Fangopackungen über Infrarotbestrahlung bis hin zu Cortison-Injektionen und Operationen.

Behandlung & Therapie

Je nach Ursache der chronischen Schulterschmerzen kann eine Behandlung in Zusammenarbeit mit einer Veränderung des Lebensstils des Betroffenen erfolgreich sein. Bei Entzündungen der Weichteile rund um das Schultergelenk verschreibt ein Orthopäde Schmerzmittel sowie entzündungshemmende Medikamente. Gezielte Physiotherapie zur Stärkung der Muskulatur, Chiropraktik sowie Akupunktur unterstützen die Wirkung der Medikamente.

Bei Verletzungen und Frakturen rund um das Schultergelenk trägt die Ruhigstellung der Schulter zur Heilung bei. Eventuell wird die Schonung der Schulter durch Krankengymnastik ergänzt.

Eine chronische Schultergelenkentzündung, die zu einer Frozen Shoulder führt, behandelt ein Arzt in der Regel mit Physiotherapie. So gewinnt die steife Schulter an Beweglichkeit. Häufig ergänzt der Orthopäde die Physiotherapie durch die Gabe von Schmerzmitteln und Medikamenten, die die verhärteten Muskeln entspannen.

Bei verschlissenen Schultergelenken hilft in schweren Fällen nur das operative Einsetzen eines künstlichen Schultergelenks. Chiropraktik sowie gezieltes Muskeltraining helfen, Verspannungen und Muskelverhärtungen abzubauen. Wärmekuren, wie heiße Bäder, Saunagänge oder Wärmeumschläge unterstützen das Abklingen leichter, chronischer Schmerzen.

Zusätzlich rät der Arzt dem Betroffenen dazu, Bewegung in den Alltag einzubauen und gewisse Regeln zu beachten. Eine Person mit chronischen Schulterschmerzen sollte Lasten nah am Körper tragen sowie auf einen geraden Rücken achten. Sie sollte Überkopfarbeiten vermeiden, keine schulterbelastenden Sportarten ausüben sowie die Schultermuskeln stärken.

Aussicht & Prognose

Chronische Schulterschmerzen, die durch eine unzureichende körperliche Bewegung auftreten, können in den meisten Fällen vollständig regeneriert werden. Regelmäßige Krankengymnastik oder Sportarten, die einen positiven Einfluss auf die Muskulatur haben, sind hilfreich und können die Schmerzen schrittweise lindern. Zu diesen sportlichen Aktivitäten gehören vorsichtige Dehnungsübungen oder Schwimmen.

Eine einseitige Körperbelastung, die durch ein langes Sitzen am Schreibtisch oder dem PC auftritt kann auf diesem Wege ebenfalls erfolgreich behandelt werden. Darüber hinaus sind Maßnahmen, wie eine gesunde Sitzhaltung, die optimale Sitzhöhe sowie kontinuierliche Veränderungen der Körperhaltung wichtig für einen vollständigen Heilungsverlauf.

Bei chronischen Schulterschmerzen können Medikamente zur Linderung der Schmerzen und Auflockerung der Muskeln gegeben werden. Ohne eine zusätzliche körperliche Veränderung kommt es jedoch mit der Absetzung der Arznei zu einer Rückkehr der Beschwerden.

Werden die Schulterschmerzen durch Erkrankungen des Skelettsystems oder der Muskelfasern ausgelöst, kann ein operativer Eingriff zu einer guten Heilungschance führen. Dies ist jedoch abhängig von dem Schweregrad der vorliegenden Erkrankung.

Liegen psychosomatische Leiden vor, kommt es meist erst nach einer psychotherapeutischen Behandlung zu einer Heilung der Schulterschmerzen. Die Ursachenfindung ist häufig langwierig. Darüber hinaus können seelische Erkrankungen oftmals nicht vollständig geheilt werden. Eine Linderung wird über Verhaltensveränderungen sowie Neubewertungen von erlebten Schicksalen erreicht.


Vorbeugung

Chronischen Schulterschmerzen kann durch Schulterübungen, Bewegung und eine gute Haltung vorgebeugt werden. Bei Tätigkeiten, die in sitzenden Positionen ausgeführt werden, empfiehlt es sich, häufig Pausen einzulegen sowie auf einen rückenfreundlich eingerichteten Arbeitsplatz zu achten. In den Pausen helfen Entspannungsübungen für den Schulter- und Nackenbereich sowie kurze Spaziergänge.

Angemessene Bewegung bringen Sportarten wie Schwimmen und Wassergymnastik. Regelmäßige Massagen beugen Verspannungen und Muskelverhärtungen vor.

Das können Sie selbst tun

Bei chronischen Schulterschmerzen können verschiedene Maßnahmen helfen, die Beschwerden zu lindern. Einseitige Haltungen und Bewegungsabläufe sollten vermieden werden, ebenso Kälte und Zugluft. Lasten sollten nicht einseitig getragen werden. Das Tragen von schweren Gegenständen sollte möglichst vermieden werden.

Bei sportlicher Betätigung sollten Dehnübungen vorher und nachher ausgeführt werden. Körperlich wenig aktive Menschen sollten sich mehr bewegen, um Schulterschmerzen zu lindern. Personen mit chronischen Schulterschmerzen, die nach längerer Zeit sportliche Aktivitäten wieder aufnehmen, sollten zunächst ihre Muskeln wieder aufbauen. Sinnvoll sind zudem spezielle Übungen für die Schulter, die beispielsweise von einem Physiotherapeuten gezeigt werden.

Betroffene sollten im Beruf auf eine ergonomische Arbeitshaltung achten. Der Arbeitsstuhl sollte höhenverstellbar sein, Armlehnen, eine Nackenstütze und eine flexible Rückenlehne haben. Der Computer sollte mit flach aufliegenden Armen bedient werden. Der Kopf sollte in einer Mittellage gehalten werden, d.h. er sollte nicht gebeugt, überstreckt oder zur Seite gewendet werden. Schmerzhafte Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich werden so vermieden. Die Schultern sollten durch Fehlhaltungen nicht überlastet werden. Sinnvoll ist Lockerungsgymnastik in der Pause.

Personen mit chronischen Schulterschmerzen sollten nicht rauchen und nur wenig Alkohol trinken. Eine gesunde Ernährung schont die Gelenke und den Stoffwechsel. Kälte- oder Wärmeanwendungen wie Eisbeutel oder Wärmekompressen können Schulterschmerzen lindern. Sie sind in der Apotheke erhältlich.

Quellen

  • Breusch, S. et. al.: Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Niethard, F. U., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wirth, C.J. et al.: Praxis der Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2013

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