Corticosteron

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 25. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Corticosteron ist ein Steroidhormon, das in der Nebennierenrinde gebildet wird. Es dient unter anderem der Synthese von Aldosteron.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Corticosteron?

Corticosteron ist im Grunde ein Zwischenprodukt, das bei der Produktion anderer Steroidhormone anfällt. So wird das Hormon Aldosteron über mehrere Zwischenstufen aus Corticosteron synthetisiert.
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Genau wir das Kortison gehört auch das Corticosteron zu den Steroidhormonen. Steroidhormone sind Hormone, die aus einem Steroidgrundgerüst aufgebaut sind. Dieses Gerüst leitet sich vom Cholesterin ab. Cholesterin ist ein Alkohol, der zur Lipidgruppe gehört.

Steroidhormone wie das Corticosteron gehören deshalb auch zu den Lipidhormonen. Da sie lipophil sind, können sie die Zellwand leicht durchdringen und können sich ebenso leicht an ihre spezifischen Rezeptoren im Zellinneren binden. Genau wie die meisten anderen Steroidhormone wird auch das Corticosterin in der Nebennierenrinde gebildet. Die lipophilen Hormone sind schwer wasserlöslich, sodass sie zum Transport im Blut an Plasmaeiweiße gebunden werden müssen.

Funktion, Wirkung & Aufgaben

Corticosteron ist im Grunde ein Zwischenprodukt, das bei der Produktion anderer Steroidhormone anfällt. So wird das Hormon Aldosteron über mehrere Zwischenstufen aus Corticosteron synthetisiert. Aldosteron ist ein sogenanntes Mineralokortikoid. Es gehört zur Gruppe der Kortikosteroide und bewirkt an der Niere eine gesteigerte Rückgewinnung von Wasser und Natrium.

Ein weiteres Hormon, das aus Corticosteron gebildet wird, ist das Pregnenolon. Pregnenolon fungiert zum einen als Neurotransmitter und ist zum anderen wiederum Ausgangsstoff für verschiedene Steroidhormone. Aktuelle Studien zeigen, dass Pregnenolon neuroprotektiv und neuroregenerativ wirkt. Es schützt also nicht nur die Nervenscheiden, sondern sorgt auch für die Wiederherstellung von geschädigten Nervenzellen. Zudem wirkt sich Pregnenolon durch die Aktivierung von GABA-Rezeptoren im Gehirn positiv auf das Schlafverhalten aus.

Des Weiteren scheint das Hormon einen Einfluss auf die Sexualität der Frau zu haben. So leiden Frauen mit einem niedrigen Pregnenolonspiegel signifikant häufiger unter Störungen der Libido. Aus Pregnenolon entstehen zudem über mehrere Zwischenwege das männliche Geschlechtshormon Testosteron und das weibliche Geschlechtshormon Östradiol.

Im menschlichen Körper hat das Corticosteron zudem eine geringe glukokortikoide und eine geringe mineralokortikoide Wirkung. Glukokortikoide steigern durch eine Stimulation der zellulären Glukoseproduktion, durch eine Stimulation der Glukagon-Sekretion und durch eine Hemmung der Insulin-Sekretion den Blutzuckerspiegel. Zudem hemmen sie Entzündungsreaktionen auf verschiedenen Ebenen des Körpers. Mineralokortikoide beeinflussen unter anderem den Elektrolythaushalt im Körper.

Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte

Das Corticosterin wird in der Nebennierenrinde gebildet. Ausgangsprodukt bei der Produktion ist das Cholesterin. Dieses kann aus den Lipoproteinen des Blutplasmas, aus der Hydrolyse von Cholesterinestern oder aus der de-novo-Synthese von aktivierter Essigsäure stammen.

Aus den Cholesterinen entsteht dann über eine zweifache Hydroxylierung Progesteron. Dafür werden die 21-Hydroxylase und die 11β-Hydroxylase benötigt. Mehrere Zwischenschritte führen dann zur Produktion von Corticosteron. Der Normbereich von Corticosteron im Blut liegt zwischen 0,1 und 2 Mikrogramm pro 100 Milliliter. Nach der Gabe von ACTH sollte der Wert unter 6,5 Mikrogramm pro 100 Milliliter liegen.

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Krankheiten & Störungen

Die Bildung von Corticosteron wird durch die Ausschüttung von ACTH stimuliert. ACTH ist ein Hormon, das im Vorderlappen der Hypophyse, der Hirnanhangdrüse, gebildet wird. Bei verschiedenen Erkrankungen können die Produktion und die Ausschüttung von ACTH gestört sein.

Erhöhte ACTH-Werte zeigen sich beispielsweise bei Kälte, Stress, bei einer Nebennierenrindeninsuffizienz oder beim paraneoplastischen Syndrom. Eine vermehrte ACTH-Ausschüttung führt zu einer vermehrten Produktion von Corticosteron und damit auch zu einer gesteigerten Bildung von Aldosteron. Dieser Krankheitszustand wird als Hyperaldosteronismus bezeichnet. Der Hyperaldosteronismus äußert sich in Form einer klassischen Trias. Zum einen leiden die betroffenen Personen unter Bluthochdruck.

Da eine zu große Menge Aldosteron ausgeschüttet und produziert wird, erhöht sich die Rückresorptionsrate an den Nieren. Natrium und Wasser werden vermehrt in den Körper zurückgeholt. Dadurch erhöht sich das Blutvolumen und der Druck in den Blutgefäßen steigt. Zeitgleich entwickelt sich eine Hypokaliämie. Bei der Rückgewinnung von Natriumionen im Tubulussystem der Nieren gehen Kaliumionen verloren. Im Verlauf der Erkrankung entwickelt sich zudem eine metabolische Alkalose. Hierbei steigt der Blut-pH-Wert durch den Verlust von Wasserstoffionen über den Normwert von 7,45.

Umgekehrt kann es durch eine verminderte Produktion von Corticosteron zu einem Hypoaldosteronismus kommen. Dadurch scheiden die Patienten mehr Wasser und Natrium aus. Es entwickelt sich eine Hyponatriämie, die mit Übelkeit, Erbrechen und Krampfanfällen einhergeht. Auch Wesensveränderungen, Lethargie und Desorientierung sind mögliche Symptome eines Natriummangels. Wenn vermehrt Natrium ausgeschieden wird, bleibt mehr Kalium im Körper zurück. Es entwickelt sich somit eine Hyperkaliämie. Charakteristische Symptome einer solchen Hyperkaliämie sind Muskelschwäche und Lähmungen. Zusätzlich können kardiale Komplikationen entstehen. Schlimmstenfalls kommt es zum lebensbedrohlichen Kammerflimmern.

Bei einer erhöhten Produktion von Corticosteron kann zudem die glukokortikoide Wirkung verstärkt werden. Ein Überschuss an Glukokortikoiden führt zum Cushing Syndrom. Typische Zeichen eines Cushing Syndroms sind Fettleibigkeit, Müdigkeit, Schwäche, Schlafstörungen, Bluthochdruck und eine sehr dünne Haut (Pergamenthaut). Aufgrund der gesteigerten Mobilisierung von Glukose kann sich eine sekundäre Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) entwickeln. Fehlt die glukokortikoide Wirkung, leiden die Betroffenen unter Übelkeit, Erbrechen, Gewichtsverlust und Müdigkeit.

Sie fühlen sich schwach und können sich schlecht konzentrieren. Wenn in der Nebennierenrinde zu wenig Corticosteron und zu wenig Glukokortikoide produziert werden, schüttet die Hypophyse vermehrt ACTH aus. Gemeinsam damit erfolgt meist eine Ausschüttung von Melanin, sodass es in der Haut zu einer Pigmentvermehrung kommt. Die Patienten bekommen dadurch eine braune Haut. Im Gegensatz zur Urlaubsbräune sind bei dieser Bräune auch die Handinnenflächen und die Fußsohlen gebräunt.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Clark, D.P.: Molecular Biology: Das Original mit Übersetzungshilfen. Spektrum Akademischer Verlag., Heidelberg 2006
  • Marischler, C.: BASICS Endokrinologie. Urban & Fischer, München 2013

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