Propranolol

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Propranolol ist ein Betablocker. Das Mittel dient zur Therapie von Herzerkrankungen und Bluthochdruck.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Propranolol?

Propranolol ist ein Betablocker. Das Mittel dient zur Therapie von Herzerkrankungen und Bluthochdruck.

Propranolol gehört der Wirkstoffgruppe der Betablocker an. Das Medikament verfügt über die Eigenschaft, den Blutdruck abzusenken. Außerdem bewirkt es die Normalisierung des Herzrhythmus.

Bei Propranolol handelt es sich um einen der ersten Betablocker. Die Entwicklung des Stoffes fand in den frühen 1960er Jahren durch den britischen Pharmakologen und Medizinnobelpreisträger James Whyte Black (1924-2010) statt. 1964 gelangte das Medikament schließlich auf den Markt.

Weil Propranolol die Herzfrequenz absenkt und dem physiologischen Tremor entgegenwirkt, kommt der Wirkstoff mitunter auch als Dopingmittel zur Anwendung, was besonders für den Schießsport gilt. Seit 1990 gehört Propranolol zur Liste der unentbehrlichen Medikamenten der WHO (Weltgesundheitsorganisation).

Pharmakologische Wirkung

Propranolol wird zu den Betarezeptorenblockern gerechnet. Daher verfügt der Arzneistoff über die Fähigkeit, das vegetative Nervensystem zu beeinflussen. Dieses ist für die Steuerung von Herztätigkeit und Blutdruck zuständig.

Das Regulieren dieser beiden Funktionen erfolgt durch spezielle Neurotransmitter (Nervenbotenstoffe), zu denen in erster Linie Adrenalin gehört. Dieses Hormon entsteht innerhalb des Nebennierenmarks und hat die Eigenschaft, sich an Beta-Rezeptoren, bei denen es sich um spezielle Andockstellen handelt, zu binden. Auf diese Weise wird ein Signal zu einem beschleunigten Herzschlag erteilt.

Der Betablocker Propranolol stellt eine Konkurrenz zum Adrenalin um die Beta-Rezeptoren in Herznähe dar. Letztlich sorgt er für die Verdrängung des Neurotransmitters, sodass das Adrenalin nicht mehr in der Lage ist, den Herzschlag zu steigern. Infolgedessen treten eine Verlangsamung des Herzschlags sowie das Absinken des Blutdrucks ein. Ferner verringert das Herz seinen Verbrauch an Sauerstoff.

Als fettlöslicher nicht-selektiver Betablocker hat Propranolol die Eigenschaft, seine Wirkung an Beta-1-Rezeptoren und Beta-2-Rezeptoren zu entfalten. Zur Senkung des Blutdrucks wirkt der Arzneistoff dämpfend auf das Freisetzen des Hormons Renin, das einen blutdrucksteigernden Effekt ausübt, an den Beta-1-Rezeptoren der Nieren.

Die Blutgefäße verfügen sowohl über Beta-1- als auch über Beta-2-Rezeptoren. Dadurch kann Propranolol das Verengen des Gefäßdurchmessers erzielen. Bei einer Migräne etwa, bei der sich die Gefäße zu stark erweitern, lassen sich diese durch die spezielle Wirkung von Propranolol wieder auf das normale Maß zurückversetzen.

Die Aufnahme von Propranolol in den Darm kommt verhältnismäßig schnell und beinahe komplett zustande. Zwei Drittel des Wirkstoffes werden jedoch schon in der Leber abgebaut, ehe sie sich über den Blutkreislauf innerhalb des Organismus verteilen können. Nach der Verstoffwechselung in der Leber wird das Propranolol zum größten Teil über die Nieren aus dem Körper ausgeschieden. Leidet der Patient an Funktionsstörungen der Leber oder der Nieren, ist ein längerer Wirkeffekt des Stoffes möglich, was wiederum eine Anpassung der Dosierung erfordert.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Propranolol gehört zu den wichtigsten Arzneimitteln zur Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Verwendung findet der Wirkstoff vorwiegend bei arterieller Hypertonie (zu hoher Blutdruck), der koronaren Herzkrankheit (KHK), anfallsartigen Schmerzen in der Brustregion wie Angina pectoris sowie bei funktionellen Herz-Kreislaufbeschwerden, die nicht organisch bedingt sind, wie erhöhter Blutdruck oder beschleunigte Herztätigkeit. Darüber hinaus dient der Betablocker zur Vorbeugung eines weiteren Herzinfarkts.

Neben der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eignet sich Propranolol aber auch dazu, Migräneanfällen vorzubeugen und starkem Zittern entgegenzuwirken, dessen Ursachen unbekannt sind. Weiterhin kann es unterstützend bei der Behandlung einer Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) oder zur Linderung von einfachen Angstzuständen wie zum Beispiel Angst vor Prüfungen oder Stress zum Einsatz kommen.

Verabreicht wird Propranolol in der Regel in Form von Tabletten. Die Höhe der Dosis fällt individuell verschieden aus und wird vom behandelnden Arzt bestimmt. Bei manchen Patienten kann es auch sinnvoll sein, den Betablocker intravenös darzureichen. Dabei spritzt der Arzt das Medikament direkt in eine Vene.


Risiken & Nebenwirkungen

Bei einigen Patienten werden durch die Anwendung von Propranolol unerwünschte Nebeneffekte hervorgerufen. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Kopfschmerzen, Benommenheit, Müdigkeit, Nervosität, Schwindelgefühle, Schlafstörungen, Schweißausbrüche, Missempfindungen, Durchfall, Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen, Herz-Erregungsleitungsstörungen, Blutdruckabfall, Hautreaktionen wie Rötungen und Juckreiz.

Sogar Haarausfall, Albträume, Depressionen oder Halluzinationen sind im Bereich des Möglichen. Gelegentlich können zudem Mundtrockenheit, Hauteinblutungen, Veränderungen des Blutbildes, Muskelschwäche und Atembeschwerden auftreten.

Im Falle einer Überempfindlichkeit auf Propranolol oder weitere Betablocker, bei zu niedrigem Blutdruck oder bei einer Verlangsamung des Herzschlages muss auf die Einnahme des Wirkstoffs verzichtet werden. Das Gleiche gilt, wenn der Patient unter Asthma bronchiale, Erkrankungen des Herz-Reizleitungs-Systems, einem Herz-Kreislauf-Schock oder ausgeprägten Durchblutungsstörungen an den Gliedmaßen leidet. Besondere Vorsicht bei der Anwendung des Mittels ist außerdem nach längerem Fasten, bei Diabetes mellitus oder starken Schwankungen der Blutzuckerwerte angebracht.

In der Schwangerschaft sollte Propranolol nur dann eingenommen werden, wenn es der Gesundheitszustand der Schwangeren unbedingt erfordert. So besteht das Risiko von vorzeitigen Wehen oder Wachstumsverzögerungen beim Baby. Da der Arzneistoff in die Muttermilch übergeht, empfiehlt sich eine ärztliche Überwachung des Säuglings während der Stillzeit. Von einem Einsatz des Betablockers bei Kindern raten Mediziner ab.

Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die gleichzeitig mit Propranolol verabreicht werden, sind denkbar. So wird die Wirkung von Insulin oder anderen Diabetesmitteln durch den Betablocker verstärkt.

Gänzlich unterbleiben sollte eine gleichzeitige Einnahme von Propranolol und MAO-Hemmern gegen Depressionen. Eine negative Wirkung auf den Arzneistoff geht außerdem von Kalziumantagonisten wie Diltiazem, Antiarrhythmika, Blutdrucksenkern wie Clonidin, Adrenalin, Herzglykosiden und Narkosemitteln aus.

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