Fettembolie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Fettembolie ist eine Embolie, die durch Fetttröpfchen in der Blutbahn entsteht. Infolge der Verstopfung eines Gefäßes durch die Fetttröpfchen entwickelt sich meistens eine akute Lungenembolie.
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Was ist eine Fettembolie?
Der Begriff Embolie bezeichnet den vollständigen oder teilweisen Verschluss eines Blutgefäßes durch verschiedene Stoffe und Substanzen. Bei der Fettembolie gelangen Fetttropfen über das Blut in die Gefäße. Dabei handelt es sich entweder um freigesetzte Gewebefette oder um ausgefällte Plasmafette.
Plasmafette werden auch Lipoproteine genannt. Lipoproteine sind Aggregate aus Eiweißen und Fetten. Sie dienen dem Transport von wasserunlöslichen Fetten und Cholesterin. Die Hülle und der Inhalt der Lipoproteine sind anfällig für Oxidation und somit auch für Gefäßablagerungen. Wenn sich Fetttropfen lösen, gelangen sie über das Blutsystem in die schmalen Kapillaren und bleiben dort stecken. Meistens endet die Fettembolie in den Blutgefäßen der Lunge.
Es kommt zu einer Lungenembolie mit Symptomen wie Atemnot und Schmerzen in der Brust. Wenn der Embolus in das arterielle Blutsystem gelangt, können die Fetttropfen einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder einen Niereninfarkt verursachen. In einigen Fällen tritt die Fettembolie zusammen mit dem Fettemboliesyndrom auf.
Ursachen
Eine Fettembolie entsteht meist nach Knochenbrüchen. Das Knochenmark besteht unter anderem auch aus Fett. Wenn das Knochenmark beim Bruch beschädigt wurde, kann Fett aus den Retikulumzellen des Knochenmarks austreten und so in die Blutbahn gelangen. Nach Brüchen von langen Röhrenknochen, bei Marknagelungen und bei Frakturen mehrerer Rippenknochen finden sich bei fast 90 Prozent der Patienten sehr kleine Fettembolien in der Lunge.
Auch nach stumpfen Traumen von Fettgewebe oder bei einer Fettleber gelangen Fetttropfen in die Lunge. Es kann bis zu vier Tage dauern, bis die kleinen Fettmoleküle die Lungengefäße erreichen. Eine Fettembolie kann auch die Folge einer mechanischen Körperfettreduktion, einer sogenannten Liposuktion, sein. Auch Verbrennungen, Rhabdomyolyse, Knochenmarktransplantationen und Knochenmarkgewinnung können eine Fettembolie verursachen.
Verschiedene Erkrankungen gehen ebenfalls gehäuft mit Fettembolien einher. Dazu gehören die akute Pankreatitis, Adipositas, Sichelzellanämie, Diabetes mellitus, Virushepatitis, Muskeldystrophie, Myokardinfarkt und der systemische Lupus Erythematodes. Exogene Risikofaktoren sind Sondenernährung, Propofolinfusionen, hochdosierte Steroide, die Durchführung einer Lymphografie und hochdosierte Chemotherapien.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Symptome einer Fettembolie sind häufig uncharakteristisch. Die betroffenen Patienten klagen über Atemnot. Die Atmung ist beschleunigt. Das Herz rast und die Patienten haben Schmerzen in der Brust. Diese können auch zur Schulter, in den Rücken oder zum Bauch ausstrahlen. Die Schmerzen sind von Angst und Unruhe begleitet. Eventuell müssen die Patienten husten.
Wenn in der Lunge Gefäße durch den erhöhten Druck platzen, kann das Sputum mit Blut gemischt sein. Die Patienten schwitzen sehr stark und klagen über Schwindel. Gegebenenfalls fallen sie in Ohnmacht. In einigen Fällen treten auch Herzrhythmusstörungen auf. Wenn große Blutgefäße von der Fettembolie betroffen sind oder wenn ein großer Teil der Lunge nicht mehr durchblutet wird, droht ein Kreislaufzusammenbruch mit Schock.
Viele der Patienten mit einer Fettembolie weisen einen verlangsamten Blutstrom und eine Erhöhung der Blutviskosität auf. Die Gefäßschädigung durch die Fetttropfen führt zu einer Aktivierung der Blutgerinnung. Die aktivierten Thrombozyten setzen Serotonin frei. Dadurch erhöht sich die Durchlässigkeit der kleinen Blutgefäße. Flüssigkeit tritt ins Gewebe aus, sodass innerhalb weniger Stunden ein Schock entstehen kann.
Bevor ein großer oder mehrere Fetttropfen die Lungengefäße verstopfen, können kleinere Embolien auftreten. Diese äußern sich durch leichte Brustschmerzen, Husten oder Schwindelanfälle. Kleine Fettembolien können vom Körper aber noch abgebaut werden, sodass die Symptome nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Im Rahmen der Fettembolie kann sich ein Fettembolie-Syndrom entwickeln.
Es ist durch die Trias Petechien, neurologische Symptome und respiratorische Symptome gekennzeichnet und tritt 12 bis 36 Stunden nach einem Trauma mit Fettembolie auf.
Diagnose
Die Befunde der Fettembolie sind oft unspezifisch. Teilweise fehlen die Hauptkriterien wie Atemnot, schnelle Atmung oder Schmerzen im Thoraxbereich völlig, sodass die Fettembolie häufig eine Ausschlussdiagnose ist. Blut- und Urinanalysen können Fetttröpfchen enthalten und so auf eine Fettembolie hinweisen.
Ob fetthaltige Fresszellen in der bronchiolo-alvelären Lavage wirklich immer ein Hinweis auf eine Fettembolie der Lunge sind, wird derzeit noch diskutiert. Eventuell kann ein Röntgenbild des Brustkorbs weitere Hinweise auf eine Fettembolie liefern.
Bei einer ausgeprägten Embolie zeigen sich hier fleckenförmige Infiltrate in den oberen Feldern der Lunge. Auch die arterielle Blutgasanalyse kann Anhaltspunkte bieten. Eine Sauerstoffunterversorgung (Hypoxie) ist häufig eins der Frühsymptome der Fettembolie. Bei einem Drittel der Patienten kann eine Thrombozytopenie nachgewiesen werden. Bei zwei Dritteln werden ungeklärte Anämien beschrieben.
Da sowohl die Thrombozytopenie als auch die Anämie nicht spezifisch sind und der Mechanismus bisher noch ungeklärt ist, können sie auch eher als unsichere Hinweise gewertet werden. Auch biochemische Tests sind nicht ausreichend spezifisch. So sind Serumlipase und Phospholipase bei Lungenschäden durch eine Fettembolie zwar erhöht, sie sind jedoch auch bei Traumapatienten ohne eine Fettembolie erhöht.
Komplikationen
Bei einer Fettembolie kann es zu schwerwiegenden Komplikationen kommen. Zu diesen gehört eine Lungenembolie, welche im schlimmsten Falle zum Tode führen kann. Da die Lungenembolie vor allem akut auftritt, ist hierbei eine schnelle Rettung durch einen Notarzt notwendig, damit der Patient überlebt. In den meisten Fällen kommt es bei den Betroffenen zu einer Atemnot.
Beim Atmen entstehen Schmerzen in der Brust, auch das Herz schlägt schneller. Oft leiden die Patienten an Panikattacken und starkem Schwindel. Die Schmerzen in der Lunge und im Herzen führen zu einer inneren Unruhe und Angst vor einem Herzinfarkt. Durch das schnelle Herzklopfen kommt es ebenso zu Schweißausbrüchen, einige Betroffene verlieren daraufhin das Bewusstsein und fallen in Ohnmacht.
Durch die Fettembolie ist der Patient in seinem Alltag stark eingeschränkt. Schon einfache und leichte Bewegungen erscheinen anstrengend und können zu Schmerzen in der Lunge oder im Herzen führen. Eine gezielte Behandlung ist nicht möglich. Allerdings können freie Fettsäuren durch Albumine gebunden werden, was die Symptome der Fettembolie mindern kann. Allerdings kann es auch hier zu den oben beschriebenen Komplikationen und Beschwerden kommen.
Wann sollte man um Arzt gehen?
Bei Atemnot, Herzrasen und anderen Anzeichen einer Fettembolie sollte umgehend ein Arzt eingeschaltet werden. Auch Brustschmerzen und Hustenattacken sind Warnzeichen, die rasch abgeklärt werden müssen. Sollten weitere Symptome wie Schweißausbrüche, Schwindel oder Anzeichen einer Herzrhythmusstörung auftreten, wird am besten der Notarzt gerufen.
Bei einem Kreislaufzusammenbruch mit Schock muss der Betroffene ebenfalls sofort von einem Mediziner versorgt werden. Kleine Fettembolien kann der Körper meist selbstständig abbauen. Eine ärztliche Untersuchung ist notwendig, wenn immer wieder Beschwerden wie Husten, Schwindelanfälle oder leichte Schmerzen in der Brust auftreten.
Treten Symptome eines Fettembolie-Syndroms auf, muss dies sofort untersucht und gegebenenfalls behandelt werden. Der Hausarzt kann eine erste Vermutung anstellen und den Patienten dann an einen Facharzt überweisen, der die weiteren Therapiemaßnahmen einleitet.
Während der Behandlung sind regelmäßige Arztbesuche erforderlich, damit Komplikationen ausgeschlossen werden können. Sollten sich dennoch unerwünschte Ereignisse einstellen, kann der ärztliche Notdienst kontaktiert werden. Bei starken Beschwerden sollte der Patient in ein Krankenhaus gebracht werden.
Behandlung & Therapie
Da die Pathogenese der Fettembolie noch nicht vollständig geklärt ist, gibt es auch keinen Therapiestandard. Die Gabe von Kortikosteroiden beeinflusst die Prognose der Fettembolie günstig. Albumine können die freien Fettsäuren binden und so einen positiven Effekt haben. Auch Heparin kann das Blutplasma von Lipiden klären.
Aussicht & Prognose
Die Fettembolie stellt einen akuten gesundheitlichen Zustand dar. Ohne eine medizinische Versorgung oder die sofortige Ergreifung von Erste-Hilfe-Maßnahmen kann es zu einem frühzeitigen Ableben des Betroffenen kommen. Bei einer schnellen intensivmedizinischen Betreuung und einer anschließenden guten medizinischen Versorgung, ist eine Linderung der Beschwerden möglich. Die Beschwerdefreiheit kann ebenfalls erlangt werden.
Je nach Intensität der eingetretenen Symptome durch die Fettembolie kann es jedoch auch zu lebenslangen Beeinträchtigungen kommen. Langzeittherapien werden angeboten, die zu einer stetigen Verbesserung der Lebensqualität führen sollen. Mit der Mitarbeit des Patienten bestehen gute Aussichten auf die Reduzierung der Beschwerden. Die Lebensführung ist insgesamt den gebotenen Möglichkeiten des Patienten nach dem Erleben der Notfallsituation anzupassen. Zudem müssen parallel die Ursachen der Fettembolie geheilt und auskuriert werden. Dies ist im Normalfall innerhalb einiger Monate gegeben.
Da Knochenbrüche oder Beschädigungen zu den häufigsten Gründen einer Fettembolie gehören, ist diese Heilungsaussicht individuell zu betrachten. Entstehen zu den körperlichen Symptomen durch die Atemnot oder das Erleben des traumatisierenden Zustandes weitere psychische Erkrankungen, verschlechtert sich die Prognose. Die psychischen Folgeerkrankungen können zu einer starken Minderung der Lebensqualität führen und sich auf verschiedene Lebensweise nachteilig auswirken. In schweren Fällen wird der Patient bis zum Lebensende unter den Erlebnissen leiden und an psychosomatischen Störungen erkranken.
Vorbeugung
Um die Entstehung von Fettembolien bei Operationen nach Frakturen zu verhindern, sollte der Druck auf das Knochenmark während der Operation möglichst gering gehalten werden. Das kann mit einem Vakuumverfahren oder mit einem Fixateur externe erreicht werden.
Nachsorge
Die Möglichkeiten der Nachsorge sind bei einer Fettembolie stark eingeschränkt. Dabei sollte eine radikale Umstellung der Ernährung stattfinden, um die weitere Bildung der Fetttröpfchen zu verhindern. Dabei kann in der Regel ein Arzt einen richtigen und gesunden Ernährungsplan einstellen, nach welchem sich der Betroffene richten kann.
Eventuell ist durch die Fettembolie auch die Lebenserwartung des Patienten eingeschränkt. Nach einer erfolgreichen Behandlung der Krankheit ist auf eine gesunde Lebensweise mit einer gesunden Ernährung zu achten, damit die Erkrankung nicht erneut auftritt.
Dabei können auch verschiedene Sportarten hilfreich sein, um die Beschwerden zu lindern und die Leistungsfähigkeit des Körpers wieder zu steigern. In vielen Fällen sind die Betroffenen auf die Einnahme von Medikamenten angewiesen, um die Beschwerden dauerhaft zu lindern. Dabei ist auf eine regelmäßige Einnahme und auch auf die richtige Dosierung zu achten, damit es nicht zu weiteren Komplikationen kommt.
In erster Linie sollte allerdings der Auslöser der Fettembolie erkannt werden, damit die Ursache schnell behandelt werden kann. Im Fall von psychischen Verstimmungen oder Depressionen wirkt sich die Hilfe und die Unterstützung durch die eigene Familie sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus.
Das können Sie selbst tun
Eine Fettembolie tritt häufig nach einer Fraktur markhaltiger Knochen oder auch nach einer orthopädischen oder unfallchirurgischen Operation auf. Ebenso bergen stumpfe Verletzungen an der Leber das Risiko einer Fettembolie. Aber auch viele Erkrankungen wie Pankreatitis, Myokardinfarkt oder eine viröse Hepatitis können eine akute Fettembolie verursachen. In der Regel handelt es sich um akute Fälle, die eine unmittelbare notärztliche Versorgung erforderlich machen.
Selbsthilfemaßnahmen kommen bei akuten Fettembolien nicht in Betracht. Auch in weniger schwerwiegenden Fällen treten meist Schmerzen in der Lunge auf, und die Betroffenen erleiden häufig Panikattacken, Angstgefühle und Schweißausbrüche oder fallen sogar in Ohnmacht. Therapiemaßnahmen bestehen meist aus einer kräftigen Sauerstoffzufuhr, um die geminderte Lungenfunktion zu kompensieren.
Parallel dazu ist intensivmedizinische Betreuung und Behandlung angezeigt, um bei drohenden schwerwiegenden Komplikationen sofort eingreifen zu können. Normalerweise kommen Katecholamine zum Einsatz, die unter strenger Kontrolle des pulmonal-arteriellen Blutdrucks verabreicht werden. Wegen der akuten Notfallsituation entfällt auch eine Anpassung im Alltag.
Aufgrund der häufig unspezifischen Symptome bei schwach verlaufenden Fettembolien ist eine eindeutige Diagnose oftmals schwierig, vor allem, wenn weder Atemnot und hohe Atemfrequenz noch Schmerzen im Brustbereich auftreten.
Quellen
- I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
- Marshall, M., Loew, D.: Venenerkrankungen. Springer, Berlin 2003
- Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen. Thieme Verlag, Stuttgart 2008