Ganglionäre Opioid-Analgesie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als ganglionäre Opioid-Analgesie wird ein Therapieverfahren zur Behandlung von chronischen Schmerzen bezeichnet. Dabei erfolgt an einem Ganglion das Verabreichen eines Opioids, um den Schmerz zu unterbrechen.
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Was ist die ganglionäre Opioid-Analgesie?
Die ganglionäre Opioid-Analgesie (GLOA) ist auch als ganglionäre lokale Opioid-Analgesie bekannt. Kommt die Methode gezielt zur Anästhesie des Ganglion stellatum zum Einsatz, ist von einer Stellatum-Blockade oder einer Stellatum-GLOA die Rede.
Bei Ganglien handelt es sich um Nervengeflechte. Sie bilden eine wichtige Schaltstelle für das Verarbeiten von Informationen durch die Nerven. So werden über die Ganglien Daten von den Organen oder bestimmten Bereichen des Körpers an das Gehirn weitergeleitet. Dabei kann es sich u. a. um die Schulter-, Arm- oder Gesichtsregion handeln. Umgekehrt gibt das Gehirn Informationen an bestimmte Körperstellen weiter.
Mithilfe der ganglionären Opioid-Analgesie ist es möglich, Schmerzsignale durch eine Nervenblockade gezielt zu unterbrechen. Bei einer Stellatum-Blockade erfolgt zum Beispiel eine vorübergehende Ausschaltung des Halssympathikus. Zu diesem Zweck injiziert der Arzt ein Schmerzmittel, das aus der Gruppe der Opioide stammt. Auf diese Weise kommt es bereits nach wenigen Minuten zur Besserung der Schmerzen. Mitunter wird sogar komplette Schmerzfreiheit erzielt, die mehrere Stunden anhält.
Funktion, Wirkung & Ziele
Eine weitere Indikation stellt die Triggerpunktinfiltration dar, die zur Therapie von myofaszialen Schmerzsyndromen dient. Gemeint sind damit Muskelschmerzen, die durch sogenannte Triggerpunkte innerhalb des Muskels entstehen. Zur Entwicklung solcher Triggerpunkte gehören Überanstrengungen oder Verletzungen des Muskels sowie chronische Fehlhaltungen. Besonders betroffen davon sind die Muskulatur des Rückens, des Kopfes sowie des Schulter-Arm-Bereichs. Das Infiltrieren dieser Punkte mit einem Analgetikum führt zur zeitweiligen Unterbrechung des Schmerzempfindens.
Als weitere Einsatzgebiete für eine ganglionäre Opioid-Analgesie kommen CRPS (Morbus Sudeck), eine Gürtelrose (Herpes Zoster) am Kopf- oder Halsbereich, Migräne, Verkrampfungen der Blutgefäße, Wurzelreizsyndrome an der Halswirbelsäule sowie Phantomschmerzen nach einer Amputation infrage. Die Blockade von Nerven mit einem Opioid kann außerdem zu diagnostischen Zwecken erfolgen, um die Schmerzursache zu ergründen. Eine ganglionäre Opioid-Analgesie lässt sich außerdem zum Vorbereiten von physiotherapeutischen Maßnahmen nutzen, wenn bei Hand- oder Armbewegungen ausgeprägte Schmerzen bestehen.
Im Rahmen der GLOA-Therapie injiziert der Arzt dem Patienten ein Opioid in den Bereich eines Ganglions, um Schmerzattacken oder chronische Schmerzen zu unterbrechen. In den meisten Fällen greift der Mediziner auf Buprenorphin zurück, das ein Derivat von Thebain, einem pflanzlichen Alkaloid, darstellt. Zu diesem Zweck werden Spezialkanülen, die mit Führungsinstrumenten ausgestattet sind, eingesetzt. Es ist auch möglich, das Opioid gemeinsam mit einem lokalen Anästhetikum zu verabreichen. Je nachdem, welche Erkrankung es zu behandeln gilt, wird das Analgetikum in das Ganglion stellatum, das Ganglion Gasseri oder das Ganglion cervicale superius gespritzt. Durch das injizierte Schmerzmittel lässt sich der Schmerz für einige Stunden ausschalten. Außerdem werden die Blutgefäße erweitert und die Schweißsekretion vermindert.
Zu den häufigsten Einsatzbereichen der ganglionären Opioid-Analgesie gehört die Blockade des Ganglions stellatum. Dabei wird das Opioid in die Vorderregion des Halses neben die Nervenknoten gespritzt. In der Regel sind durch den Einstich keine größeren Schmerzen zu verspüren. An der betroffenen Seite können Erwärmungen des Gesichts, der Schulter oder des Arms auftreten. Manchmal schwellen auch die Nasenschleimhaut oder das Augenlid an, was jedoch darauf hinweist, dass der Einstich an der richtigen Stelle stattfand. Darüber hinaus ist eine Überprüfung der Wirkung durch eine Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung möglich.
Bis das Schmerzmittel seine Wirkung entfaltet, dauert es zumeist ca. 15 Minuten. Ein Nachteil der ganglionären Opioid-Analgesie ist allerdings die zeitlich begrenzte Dauer ihrer Wirkung. Daher müssen meist noch andere Behandlungsmethoden durchgeführt werden.
Eine Stellatum-GLOA wird durch eine Röntgenuntersuchung der Wirbelsäule vorbereitet. Rund fünf Tage vor dem Eingriff muss der Patient Medikamente mit blutverdünnender Wirkung absetzen, was sich mit einer Blutuntersuchung kontrollieren lässt. Sechs Stunden vor der ganglionären Opioid-Analgesie darf der Betroffene außerdem nichts mehr essen und nicht mehr rauchen. Nach einer ambulanten Behandlung sollte er zudem auf das Bedienen von Fahrzeugen und Maschinen verzichten. Die Einnahme von weiteren Arzneimitteln ist mit dem Arzt abzusprechen.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Durch die GLOA sind auch verschiedene Komplikationen im Bereich des Möglichen. So besteht das Risiko von Nachblutungen und Blutergüssen an der Injektionsstelle. Ferner lassen sich das Auftreten von Reizungen, abgestorbenem Gewebe oder Abszessen nicht ausschließen.
Kommt es während der Behandlung zur Schädigung eines Nervs, drohen Sensibilitätsstörungen oder sogar Lähmungserscheinungen. Wird die Injektion mit dem Schmerzmittel versehentlich in eine Arterie verabreicht, kann dies eine Verstärkung der Opioid-Wirkung zur Folge haben. Nur selten erfolgt ein Übergang des Analgetikums auf das Rückenmark. In manchen Fällen leiden die Patienten unter allergischen Reaktionen. Außerdem sind durch das Opioid unerwünschte Nebeneffekte wie Juckreiz auf der Haut, Harnverhalt, Müdigkeit und Verstopfung möglich. Als ernsthafte Komplikationen gelten zerebrale Krampfanfälle, eine Plexus-Blockade, Blutergüsse im Wirbelkörperbereich sowie eine Perforation der Speiseröhre.
Quellen
- Arastéh, K., et al.: Innere Medizin, Thieme, Stuttgart 2012
- Kürten, L.: Chronischer Schmerz. Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Bonn 2001
- Striebel, H. W.: Therapie chronischer Schmerzen. Schattauer, Stuttgart 2002