Levothyroxin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 29. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Verschiedene Hormonerkrankungen erfordern eine hormonelle Einstellung bzw. eine Hormonersatztherapie. Dies gilt auch für eine Schilddrüsenerkrankung. So wird bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist die Gabe von künstlichen Schilddrüsenhormonen notwendig. Dabei kommt beispielsweise Levothyroxin zum Einsatz.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Schilddrüsenunterfunktion?

Rezeptiert wird Levothyroxin von Fachärzten wie Nuklearmedizinern oder Endokrinologen (Hormonfacharzt) unter anderem nach der Feststellung einer Unterfunktion oder Entzündung der Schilddrüse (Hashimoto-Thyreoiditis).
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Bei Levothyroxin handelt es sich um ein Schilddrüsenhormon. Genau genommen um die Hormonform T4. Das Hormon T4 wird in der Schilddrüse unter Verwendung von Jod und Selen zu T3 umgewandelt.

T3 ist das stoffwechselaktive Hormon, welches alle Funktionen des Körpers steuert. So zum Beispiel Wuchs von Haaren und Nägeln, Appetit und Verdauung, Fruchtbarkeit bei Frauen, Konzentration und Gedächtnis, Körpertemperaturregulierung etc. 

Pharmakologische Wirkung auf Körper & Organe

Bei Personen mit einer Funktionsstörung der Schilddrüse wie beispielsweise einer Unterfunktion wird Levothyroxin zur Therapie verwendet. Die in dem Medikament enthaltene Hormonform T4 ersetzt die fehlenden Hormone, die von der Schilddrüse selbst nicht mehr gebildet werden können.

Die Verabreichung von T4 in Form von Levothyroxin Tabletten wirkt sich auf die bereits oben genannten Körperfunktionen aus. Sie beeinflusst:

Ein Fehlen von ausreichend T4 wirkt sich bei einer Schilddrüsenerkrankung daher auf den ganzen Körper aus. Der Patient fühlt sich müde, abgeschlagen, depressiv und nimmt an Körpergewicht zu. Die Blutfette steigen auch bei gesunder Ernährung und viele Patienten leiden an Haarausfall, brüchigen Nägeln und Schlafstörungen.

Levothyroxin ist in Deutschland von verschiedenen Herstellern erhältlich. Um eine möglichst genaue Hormoneinstellung zu ermöglichen, gibt es Levothyroxin in unterschiedlichen Dosierungen im Handel. Die Darreichungsform als Tabletten ist unter anderem in Stärken von: 25 µg, 50 µg, 75 µg, 100 µg, 125 µg und 125 µg möglich.

Medizinische Anwendung & Verwendung zur Behandlung & Vorbeugung

Rezeptiert wird Levothyroxin von Fachärzten wie Nuklearmedizinern oder Endokrinologen (Hormonfacharzt) unter anderem nach der Feststellung einer Unterfunktion oder Entzündung der Schilddrüse (Hashimoto-Thyreoiditis). Folgerezepte kann auch der Hausarzt ausstellen.

Diagnostizieren lassen sich Erkrankungen dieses Typs durch ein genaues Hormonprofil im Blut. Hierbei werden die Hormone T3, T4 und der TSH Wert bestimmt. Eine Ultraschalluntersuchung und ein Szintigramm sowie die Abnahme von Schilddrüsenantikörpern ( MAK, TRAK, TPO) untermauern die Diagnose.

Je nach Typ der Erkrankung kann es vorkommen, dass die Schilddrüse sich wegen des Hormonmangels vergrößert und sich ein Kropf (Struma) bildet. Auch Knoten sind keine Seltenheit. Wird die Hormonlage durch die regelmäßige Verabreichung von T4 Medikamenten wieder ausgeglichener, kann sich die Vergrößerung der Schilddrüse wieder zurückbilden.

Bei Hashimoto Thyreoiditis schrumpft die Schilddrüse durch Entzündungsprozesse. Dies geschieht durch Antikörper im Zuge eines Autoimmunprozesses und es werden nicht mehr genügend Hormone gebildet. Hier muss unbedingt mit der Gabe von Levothyroxin gegengesteuert werden.


Verabreichung & Dosierung

Levothyroxin ist ein synthetisches Schilddrüsenhormon, das hauptsächlich zur Behandlung von Hypothyreose eingesetzt wird. Eine korrekte Verabreichung und Dosierung sind entscheidend, um die Wirksamkeit zu optimieren und Nebenwirkungen zu minimieren.

Verabreichung: Levothyroxin sollte auf nüchternen Magen, typischerweise 30 bis 60 Minuten vor dem Frühstück, eingenommen werden. Die Aufnahme des Medikaments kann durch Nahrung und bestimmte Nahrungsergänzungsmittel wie Kalzium oder Eisen beeinträchtigt werden, die mindestens vier Stunden Abstand zur Einnahme von Levothyroxin haben sollten.

Dosierung: Die Dosierung von Levothyroxin wird individuell angepasst, basierend auf dem Alter, Gewicht, der Schwere der Hypothyreose und bestehenden Komorbiditäten wie Herzerkrankungen. Die initiale Dosierung ist oft niedrig und wird schrittweise erhöht, bis die gewünschten Schilddrüsenhormonspiegel erreicht sind. Dies wird durch regelmäßige Bluttests überprüft, um das Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH) zu messen.

Besondere Überlegungen: Bei älteren Patienten oder solchen mit Herzerkrankungen wird oft mit einer besonders niedrigen Dosis begonnen, um das Risiko kardiovaskulärer Nebenwirkungen zu minimieren. Die vollständige Wirkung der Einstellung oder Dosisänderung kann mehrere Wochen dauern, da Levothyroxin eine lange Halbwertszeit im Körper hat.

Patienten sollten angewiesen werden, regelmäßige Nachuntersuchungen einzuhalten und bei jeglichen Symptomen einer Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse ihren Arzt zu informieren. Es ist wichtig, dass dieselbe Marke oder Formulierung konsequent verwendet wird, da geringfügige Unterschiede zwischen den Produkten bestehen können.

Risiken & Nebenwirkungen

Bei einer nicht gut eingestellten Behandlung der Schilddrüse kann es zu mehr oder weniger unangenehmen Begleiterscheinungen und Nebenwirkungen kommen. Insbesondere Patienten, die lange an einem Hormonmangel litten, der nicht sofort diagnostiziert wurden, tun sich häufig schwer mit der Verträglichkeit einer höheren Anfangsdosis.

Der Körper muss sich erst wieder an das erhöhte Hormonangebot gewöhnen. Daher sollten T4 Medikamente immer "eingeschlichen" werden, d.h. die Dosis sollte am Anfang möglichst klein sein und dann langsam aufbauend gesteigert werden. Nebenwirkungen bei einer zu hohen Anfangsdosis können unter anderem sein:

Bei der Verabreichung von Schilddrüsenhormonen ist es außerdem sinnvoll mindestens 2x pro Jahr ein Hormonprofil beim Haus- oder Facharzt durchführen zu lassen, um Symptome und Über- bzw. Unterdosierung zu vermeiden.

Eingenommen wird die tägliche Dosis am Morgen, nüchtern, mindestens eine halbe Stunde vor dem Frühstück. So wird die optimale Wirksamkeit des Medikamentes sichergestellt.

Kontraindikationen

Levothyroxin, ein synthetisches Schilddrüsenhormon, wird weitgehend zur Behandlung der Hypothyreose eingesetzt, doch es gibt bestimmte Situationen und Zustände, bei denen die Verwendung dieses Medikaments kontraindiziert ist oder besondere Vorsicht erfordert.

Unbehandelte Nebennierenschwäche: Die Einnahme von Levothyroxin ohne vorherige Behandlung einer Nebenniereninsuffizienz kann zu einer akuten Nebennierenkrise führen. Daher ist es wichtig, vor Beginn der Levothyroxin-Therapie eine Nebennierenschwäche zu diagnostizieren und zu behandeln.

Akute Myokarditis und akuter Herzinfarkt: Bei Patienten mit akuten schweren Herzproblemen kann die Verwendung von Levothyroxin kontraindiziert sein, da es den metabolischen Anforderungen des Herzens erhöhen und zu einer weiteren Belastung führen kann.

Thyreotoxische Krise: Bei einer bestehenden, unbehandelten Hyperthyreose oder thyreotoxischen Krise sollte Levothyroxin nicht verwendet werden, da es die Symptome einer Überfunktion der Schilddrüse verschlimmern kann.

Schwangerschaft und Stillzeit: Levothyroxin ist generell sicher in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, jedoch müssen die Dosen sorgfältig überwacht und angepasst werden, um sowohl die Mutter als auch das Kind nicht zu gefährden.

Hypersensitivität gegen Levothyroxin oder Hilfsstoffe: Patienten, die eine bekannte Allergie gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile des Medikaments haben, sollten Levothyroxin meiden.

Patienten, die bereits mit Levothyroxin behandelt werden, sollten regelmäßig ärztlich überwacht werden, um die Dosis bei Bedarf anzupassen und sicherzustellen, dass keine Kontraindikationen durch neu aufgetretene Erkrankungen entstehen. Eine sorgfältige Überwachung der Schilddrüsenfunktion und der allgemeinen Gesundheit ist entscheidend, um potenzielle Komplikationen zu vermeiden.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Levothyroxin, ein essentielles Medikament zur Behandlung der Hypothyreose, kann mit einer Vielzahl anderer Medikamente interagieren, was zu einer veränderten Wirksamkeit sowohl des Levothyroxins als auch der anderen Arzneimittel führen kann. Hier sind einige wichtige Arzneimittelinteraktionen, die bei der Verwendung von Levothyroxin beachtet werden sollten:

Eisen- und Kalziumpräparate: Diese können die Absorption von Levothyroxin im Magen-Darm-Trakt reduzieren, wenn sie zeitgleich eingenommen werden. Es wird empfohlen, einen Abstand von mindestens vier Stunden zwischen der Einnahme von Levothyroxin und diesen Präparaten einzuhalten.

Antazida und Protonenpumpenhemmer (PPIs): Medikamente zur Reduzierung der Magensäure können ebenfalls die Aufnahme von Levothyroxin beeinträchtigen. Ähnlich wie bei Eisen und Kalzium sollte Levothyroxin einige Stunden vor oder nach diesen Medikamenten eingenommen werden.

Sukralfat: Dieses Medikament, das zur Behandlung von Magengeschwüren verwendet wird, kann die Bioverfügbarkeit von Levothyroxin verringern. Daher sollte auch hier ein zeitlicher Abstand eingehalten werden.

Phenytoin, Carbamazepin und Rifampicin: Diese Medikamente können die hepatische Metabolisierung von Levothyroxin beschleunigen, was zu einem erhöhten Bedarf an Levothyroxin führen kann.

Sertralin und andere SSRIs: Es gibt Berichte, dass selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) die Wirksamkeit von Levothyroxin beeinträchtigen können, was möglicherweise Anpassungen der Levothyroxin-Dosis erfordert.

Die Wechselwirkungen von Levothyroxin mit anderen Medikamenten können die Wirksamkeit der Behandlung erheblich beeinflussen, daher ist es wichtig, dass Patienten alle von ihnen eingenommenen Medikamente mit ihrem Arzt besprechen. Eine sorgfältige Überwachung durch regelmäßige Bluttests hilft, die korrekte Einstellung der Levothyroxin-Dosis sicherzustellen.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Levothyroxin aufgrund von Unverträglichkeiten oder allergischen Reaktionen nicht geeignet ist, gibt es alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe für die Therapie der Hypothyreose. Diese Alternativen sind besonders wichtig für Patienten, die auf die Hilfsstoffe in herkömmlichen Levothyroxin-Präparaten empfindlich reagieren oder spezifische Kontraindikationen haben.

Liothyronin (T3): Dies ist das synthetische Äquivalent des Schilddrüsenhormons Triiodthyronin. Liothyronin wird manchmal verwendet, wenn Patienten auf die alleinige Behandlung mit Levothyroxin (T4) nicht ausreichend ansprechen. Es kann auch eine Option für diejenigen sein, die Levothyroxin nicht vertragen.

Kombinationstherapie mit T4 und T3: Einige Patienten profitieren von einer Kombinationstherapie, die sowohl Levothyroxin als auch Liothyronin enthält. Diese Kombination kann hilfreich sein, um ein ausgewogeneres Verhältnis der Schilddrüsenhormone zu erreichen.

Schilddrüsenextrakt aus getrockneten tierischen Schilddrüsen: Dies ist ein natürlicher Schilddrüsenextrakt, der sowohl T4 als auch T3 enthält und aus Schweine- oder Rinderschilddrüsen gewonnen wird. Obwohl diese Behandlung in einigen Ländern wie den USA verfügbar ist, ist sie umstritten und nicht alle Endokrinologen empfehlen sie aufgrund der Schwierigkeiten, konsistente Hormonkonzentrationen zu gewährleisten.

Hypothyreose-Diät und Lebensstiländerungen: In manchen Fällen können Anpassungen der Ernährung und des Lebensstils die Symptome der Hypothyreose lindern. Eine Ernährung reich an Jod, Selen und Zink kann hilfreich sein, da diese Spurenelemente für die Schilddrüsenhormonproduktion wichtig sind.

Patienten, die Levothyroxin nicht vertragen, sollten mit ihrem Arzt über diese alternativen Behandlungsoptionen sprechen, um die bestmögliche Lösung für ihre spezifische Situation zu finden. Es ist wichtig, regelmäßig den Hormonstatus überwachen zu lassen, um sicherzustellen, dass die gewählte Behandlung effektiv ist und die Schilddrüsenfunktion angemessen unterstützt wird.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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