Talgdrüsen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Talgdrüsen befinden sich ungleichmäßig über den gesamten menschlichen Körper verteilt. Ist die Talgdrüsenproduktion gestört, können verschiedene Probleme auftreten. Im Folgenden soll eine Überblick über Funktion und Aufbau, sowie über mögliche Komplikationen mit Talgdrüsen gegeben werden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Talgdrüsen?

Fettige Haut kann durch Pflegecremes oder Masken und Packungen behandelt werden.

Ein Großteil der menschlichen Talgdrüsen ist am Drüsengewebe der Haare zu finden. Sie werden daher auch als Haarbalgdrüsen bezeichnet. Talgdrüsen, die nicht an Haare gekoppelt sind, werden als freie Talgdrüsen bezeichnet und sind an der Nasenöffnung, um Augenlider und Lippen, sowie im Genitalbereich zu finden.

Auch die um das Augenlid befindlichen Zeis- und Meibom-Drüsen, die in der Mundschleimhaut liegenden Fordyce-Drüsen, sowie die Tyson-Drüsen im Genitalbereich werden zur Gruppe der Talgdrüsen gezählt. Die meisten Talgdrüsen befinden sich an der Kopfhaut, im Genitalbereich und in der T-Zone des Gesichts. Die einzigen Körperstellen ohne Talgdrüsen sind Fußsohlen und Handinnenflächen.

Anatomie & Aufbau

Talgdrüsen sind sogenannte holokrine Drüsen. Das bedeutet, sie sondern ein Sekret ab, welches aus dem Stoff der umliegenden Drüsenzellen besteht. Talgdrüsen befinden sich in der Lederhaut (Dermis).

Sie sind mit den umliegenden Talg- und Haardrüsenfollikeln verbunden und liegen neben diesen in einer kolbenförmigen Mulde. Die talgproduzierenden Drüsen besitzen keinen eigenen Ausgang.

Ihr Sekret, der Talg wird über das an der Talgdrüse befindliche Haar auf die Hautoberfläche transportiert. Unter dem Mikroskop erkennt man im Drüseninneren eine Mischung aus Talg und Zellteilen. Auf einem Quadratzentimeter Haut sind rund 40 Talgdrüsen zu finden.

Funktion & Aufgaben

Talg besteht zum Großteil aus Triglyzeriden, Wachsestern, Fettsäuren und Proteinen. Talgdrüsen befinden sich in der Dermis, der zweitobersten Hautschicht. Diese Hautschicht versorgt die gefäßfreie obere Hautschicht, die Epidermis mit Nährstoffen. Eine funktionierende Talgproduktion ist wichtig für ein gesundes Hautmilieu.

Der fetthaltige Talg dient zum Schutz vor Krankheitserregern und schädigenden Einflüssen von außen. Talgdrüsen sorgen dafür, dass die obere Hautschicht mit ausreichend Feuchtigkeit versorgt wird. Außerdem halten sie die Haare geschmeidig. Der fetthaltige Talg wird auch als Sebum bezeichnet. Er wird im Inneren sogenannter Sebozyten, Talg produzierender Zellen, gebildet und durch deren Platzen an die Hautoberfläche transportiert. Sebozyten werden kontinuierlich in der Keimschicht der Talgdrüsen hergestellt.

Die neu entstandenen Zellen bewegen sich nach ihrer Reife in die Mitte der Talgdrüse und sammeln auf dem Weg dorthin Fette (Lipide) an. Sobald die Sebozyten in der Drüsenmitte angekommen sind, sind sie prall mit Lipiden gefüllt, sodass sie schließlich platzen. Die Sebozytenreste werden damit selbst Teil des Talges und gelangen zusammen mit ihm an die Hautoberfläche. Auf dem Weg zur Epidermis schwemmt das Talg-Zell-Gemisch abgestorbene und verhornte Hautzellen aus den Follikelwänden heraus. Der Talg hat also auch eine reinigende Funktion.

Über einen Tag verteilt wird in der Hautoberfläche etwa 1-2 Gramm Talg produziert. Die Menge des abgesonderten Talgs hängt von einigen Faktoren ab. So spielt nicht nur die Veranlagung eine große Rolle. Auch Hormonhaushalt, Geschlecht und Alter, sowie Ernährung und Umwelteinflüsse können die Funktion der Talgdrüsen beeinflussen. Mit steigendem Alter senkt sich die Talgproduktion herab. Daher haben ältere Menschen meist trockenere und leichter verletzliche Haut.


Krankheiten & Beschwerden

Ist die Produktion der Talgdrüsen gestört, wird die Entstehung von Hautkrankheiten begünstigt. Es wird zwischen Seborrhoikern, Menschen mit einer verhältnismäßig hohen Talgproduktion und Sebostatikern mit verminderter Talgproduktion unterschieden.

Die Seborrhö, eine Überproduktion von Talg äußert sich in einem besonders öligen und fettigen Hautbild. Staut sich der Talg am Ausgang der Talgdrüse an, wird diese verstopft. Dadurch können die Drüsen anschwellen. Das Ergebnis sind unschöne Mitesser. Diese treten meist verteilt über Gesicht, Dekolleté und Rücken auf und sind als kleine schwarze Punkte erkennbar. Die Behandlung einer Seborrhö erfolgt häufig über die Vergabe sogenannter Antiseborrhoika, die eine gesteigerte Talgproduktion wieder ins Gleichgewicht bringen.

Charakteristisch für eine Sebostase, einer verminderten Talgproduktion, ist ein trockenes und sprödes Hautbild. Durch die geringe Talgproduktion kommt es zu einer Störung der Hautbarriere. Dadurch wird vermehrt Wasser aus dem Körper über die Haut abgesondert. Die Haut erscheint trocken, fahl und fettarm und das Haar meist glanzlos und stumpf.

Außerdem kann die Haut durch ihren geschädigten Schutzmantel hier besonders empfindlich auf Sonneneinstrahlung reagieren. Juckreiz an den betroffenen Stellen ist bei der Sebostase nicht selten. Des Weiteren haben Krankheitserreger leichteren Zugang in die Hautschicht zu gelangen, als im Falle einer funktionierenden Talgproduktion. Eine Sebostase wird im Normalfall über eine äußerliche Therapie in Form von rückfettenden Cremes oder Salben behandelt.

↳ Weitere Informationen: Hausmittel gegen fettige Haut

Quellen

  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Schmidt, R., et al.: Physiologie des Menschen. Springer, Heidelberg 2010
  • Wolff, H.-P., Weihrauch, T.R. (Hrsg.): Internistische Therapie. Urban & Fischer, München 2012

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