Wundsekretbildung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Zieht sich ein Mensch eine Wunde zu, setzt die Wundsekretbildung ein.

Wundsekret wird auch als Wundflüssigkeit bezeichnet und ist eine wässrige Absonderung, die aus einer Wunde austreten kann, aber nicht muss. Eine Rolle spielt dabei die Größe, der Zustand und der Sauberkeitsgrad, bzw. die Kontamination mit Krankheitskeimen. Bei Kontamination besteht immer die Gefahr von andauernder, verlängerter Wundheilung, sekundärer Infektionen und einer Blutvergiftung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Wundsekretbildung?

Wundsekret wird auch als Wundflüssigkeit bezeichnet und ist eine wässrige Absonderung, die aus einer Wunde austreten kann, aber nicht muss.

Wundsekret bildet sich aufgrund verschiedener Vorgänge. Durch den Hautdefekt beginnt der Körper, vermehrt Lymphflüssigkeit zu produzieren. Die Zusammensetzung kann stark variieren, oft sind Eiweiße enthalten, gelegentlich auch Blut. Ist eine Infektion vorhanden, beinhaltet das Sekret entsprechende Mikroorganismen und körpereigene Abwehrzellen. Die Ausscheidungen der Viren und Bakterien bilden Eiter.

Wundsekret wird in verschiedene Arten eingeordnet. Absonderungen nach außen, die entzündlich bedingt sind, werden als Exsudat bezeichnet. Sie enthalten eine hohe Konzentration an Eiweißen und können zäh- oder dünnflüssig sein. Die Farbe variiert von klar über gelblich, bis hin zu einem rötlichen Ton. Sie ist abhängig von den Bestandteilen, ob zum Beispiel viele weiße oder rote Blutkörperchen enthalten sind.

Makromoleküle, wie Blutzellen oder Proteine, dringen durch die Gefäßwand in das umliegende Gewebe oder an die Gewebeoberfläche. Exsudate werden nach ihren Bestandteilen nochmals unterteilt in eitrige, blutige, fibrinöse oder seröse Exsudate.

Wundsekrete, die nicht nach außen sondern im Körperinneren abgesondert werden und dort einen Hohlraum bilden, werden als Serom bezeichnet. Dies tritt häufig im Bereich von Wunden an der Hautoberfläche auf, zum Beispiel nach einer Operation. Es kommt zu einer Schwellung, die meist nicht schmerzhaft und nicht verfärbt ist. Dennoch kommt es zu einer Wundheilungsstörung, da durch den Druck auf das Gewebe die Durchblutung reduziert ist. Im weiteren Verlauf können sich Bakterien bilden und es kann zu einer Entzündung führen.

Funktion & Aufgabe

Die Bildung von Wundsekret ist eine wichtige Funktion im Heilungsverlauf. Es werden Keime und Fremdkörper aus der Wunde gespült, die sonst Komplikationen hervorrufen können. Daran sind Zellen und Hormone des Immunsystems beteiligt, um eingedrungene Bakterien oder Viren abzutöten und den Heilungsprozess zu stimulieren.

Die aus dem Gewebe austretenden Blutbestandteile leiten den Wundverschluss ein. Die exsudative Phase bei der Wundheilung wird auch als „Gewebsdurchsaftung“ bezeichnet. Sie ist die Voraussetzung, dass abgestorbenes Gewebe ausgeschwemmt und das Zellwachstum angeregt wird. Für die Zellteilung benötigt der Körper ein feucht-warmes Milieu, die Wundflächen dürfen nicht austrocknen.

Oberflächliche Wunden werden durch geronnene Wundflüssigkeit verschlossen, es bildet sich Schorf. Auf Wunden, die ständig viel Flüssigkeit absondern, kann sich keine Kruste bilden und sie heilen sehr schwer. Zuviel Sekret ist ein Nährboden für Bakterien. Wundauflagen mit verschiedenen Eigenschaften und unterschiedliche Methoden sollen die Heilung unterstützen. Wird zum Beispiel zuviel Sekret gebildet, werden aufsaugende Wundauflagen oder Gazen verwendet. Nicht infizierte, gereinigte, trockene Wunden werden feucht gehalten.


Krankheiten & Beschwerden

Wenn das Wundsekret nicht abfließen kann, kommt es oft zu Komplikationen. Sondert eine Wunde eitriges Sekret ins Körperinnere ab und bildet dadurch einen abgekapselten Hohlraum, spricht man von einem Abszess. Abszesse entstehen häufig durch bakterielle Infektionen, es gibt aber auch Abszesse, in denen sich keine Bakterien befinden. Diese werden als sterile Abszesse bezeichnet. Abszesse können durchgängig oder in Kammern angelegt sein. Sie können sich weiter ausbreiten und erhebliche Ausmaße annehmen.

Im Verlauf kann sich das Gewebe abkapseln, die Flüssigkeit kann verkalken oder es bilden sich Fistelgänge, durch die das Sekret abfließen kann. Abszesse können in der Haut vorkommen, aber auch in fast allen Organen. Abszesse werden meist chirurgisch eröffnet, damit die Wundflüssigkeit nach außen ablaufen kann.

Fließt Wundsekret in eine bereits bestehende Körperhöhle, zum Beispiel in eine Gelenkspalt, wird von einem Erguss gesprochen. Wird eine Eiteransammlung eingekapselt, bezeichnet man das als Empyem. Dies kann zum Beispiel entweder in einem Organ, wie die Gallenblase, oder in Körperhöhlen, wie die Kieferhöhlen, erfolgen. Zur Diagnostik sind bildgebende Verfahren hilfreich, wie Ultraschall oder Röntgen. Behandelt wird ein Empyem in der Regel durch chirurgisches Ausräumen und gegebenenfalls mit Antibiotikagabe und Drainagenanlage.

Als eine weitere Komplikation können sich sogenannte Phlegmone bilden. Dabei breitet sich die eitrige Wundflüssigkeit im Bindegewebe aus, in und um Muskeln, Faszien und Sehnen. Symptomatisch zeigen sich Phlegmone durch eine erhebliche Beeinträchtigung des Allgemeinzustandes, Fieber über 39° und eine schmerzhafte, rötliche, übererwärmte Schwellung. Die Infektion breitet sich aus und zerstört somit Körpergewebe. Im Verlauf kann es zu einer eitrigen Einschmelzung des Gewebes führen, was wiederum zum Absterben des Gewebes führt.

Wird ein Phlegmon nicht oder nur unzureichend behandelt, besteht die Gefahr einer Blutvergiftung, die lebensbedrohlich werden kann. Es können sich Abszesse bilden, welche Muskeln, Sehnen und den Bauchraum betreffen können.

Phlegmone werden in erster Linie mit Medikamenten behandelt. Eine hochdosierte Gabe von Antibiotika, eventuell auch lokale Antiseptika und Ruhigstellung stehen an erster Stelle. Des Weiteren kann die betroffene Stelle chirurgisch geöffnet und ausgeräumt werden.

Enthält die Wundflüssigkeit einen hohen Anteil an roten Blutkörperchen, beziehungsweise tritt Blut aus verletzten Gefäßen in das umliegende Gewebe, spricht man von einem Hämatom. Hämatome entstehen meistens durch Gewalteinwirkung von außen, wie Schläge, Stöße oder Stürze. Sie können auch nach einer Operation auftreten. Ein Hämatom kann stark anschwellen und schmerzen, sie heilen in der Regel jedoch von selbst wieder ab.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Pezzutto, A., et al.: Taschenatlas der Immunologie. Thieme, Stuttgart 2006

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