Bindegewebsmassage

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Bindegewebsmassage entspricht einer Reflextherapie, die über den kuti-viszeralen Reflexbogen eine Antwort in den Organen, im Bewegungsapparat und in der Haut auslöst. Nach einem Tastbefund bearbeitet der Therapeut das Bindegewebe mit tangentialen Zugreizen. Die Bindegewebsmassage erfüllt therapeutische und diagnostische Funktionen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Bindegewebsmassage?

In der Regel steht am Anfang der eigentlichen Massage die Bearbeitung der Beckenregion. Später widmen sich die Arbeitsgänge dem ganzen Rücken und beziehen schließlich auch den Bauch mit ein.

Die Bindegewebsmassage ist eine subkutante Reflextherapie, die 1929 von der Krankengymnastin E. Dicke ins Leben gerufen wurde. Sie litt damals an einer Behinderung, die eine Beinamputation hätte nötig machen können.

Ihre heftigen Rückenschmerzen behandelte sie durch festes Streichen am Kreuzbein und Beckenkamm. In ihrem kranken Bein spürte sie es daraufhin kribbeln und stechen, obwohl die Extremität aus klinischer Sicht eigentlich taub war. Aus diesen Erfahrungen entwickelte Dicke die Massagetechnik. Die Grundannahme des Verfahrens ist die Beobachtung, dass Erkrankungen der inneren Organe im Bindegewebe der Unterhaut Spannungsunterschiede hervorrufen. Diese Spannungsunterschiede werden ertastet und vom Masseur behoben.

Die manuelle Reiztherapie arbeitet mit tangentialen Zugreizen. Die Hauttechnik trifft sich bei diesem Verfahren mit der Unterhauttechnik und der Faszientechnik. Die behandelten Zonen lösen über den kuti-viszeralen Reflexbogen eine reflektorische Reaktion der Organe, des Bewegungsapparats und der Haut aus. Die bekannteste Unterform der Bindegewebemassage ist die Segmentmassage. Die Bindegewebemassage erfüllt klinisch sowohl diagnostische, als auch therapeutische Zwecke.

Funktion, Wirkung & Ziele

Die Basis jeder Bindegewebsmassage ist ein Tastbefund im Gewebe. Der Therapeut muss den Flüssigkeitsgehalt des Gewebes einschätzen, eventuelle Rheumaknötchen in der Unterhaut identifizieren und etwaige Spannungsunterschiede der Muskulatur identifizieren.

Die Tastbefunde können zum Beispiel subcutane Turgorveränderungen, Adhäsionen, Sensibilitätsstörungen oder Narbenstörungen sein. Die betroffenen Gebiete reizt der Therapeut nach der Befundstellung über einer mindere Spannung durch eine besondere Massagetechnik, die einen Ausgleich im Spannungsgefüge herbeiführen soll. Die Bindegewebsmassage beeinflusst nicht nur das örtliche Gewebe, sondern erreicht auch entfernt liegende Zonen, so zum Beispiel Organe und Organfunktionen. Im Regelfall wird die Massage zweimal oder dreimal die Woche vorgenommen.

Jede Sitzung dauert rund zehn bis 15 Minuten. Verschiedene Beschwerden sprechen besonders gut auf die Massagetechnik an. Zu den wichtigsten Indikationen der Bindegewebemassage zählen entzündungsbedingte Magen-Darmstörungen und entzündungsbedingte Leber- oder Gallenbeschwerden. Auch andere Schmerzen verschiedener Art sollen durch die Massage positiv beeinflusst werden, so zum Beispiel Migräne oder Menstruationsbeschwerden. Bei rheumatische Erkrankungen lindert die Massagetechnik Gelenkschmerzen. Im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Gefäßerkrankungen kann die Bindegewebemassage neben Durchblutungsstörungen der Beine beispielsweise nicht-entzündliche Venenleiden, wie Krampfadern positiv beeinflussen.

Die Bindegewebsmassage nimmt so therapeutisch Einfluss auf vegetative Regulationsmechanismen und stellt über den kuti-viszeralen und kuti-kutanen Reflexbogen einen normalen Tonus im Bindegewebe, in den inneren Organen, in der Muskulatur und in den Nerven oder Gefäßen her. Die erste Reaktion auf die Massage entspricht einer Hyperämie stellt die erste Reaktion da. Im Verlauf der Behandlung normalisiert sich die Gewebeelastizität. Die Vasomotorik, die Sekretion und die Motilität normalisieren sich. Die Bindegewebszonen als Ansatzpunkte der Massage entsprechen vorwiegend den Headschen Zonen. Sie gliedern sich in Kopfzonen, Bronchialzonen, Armzonen, Magenzonen und Leberzonen.

Daneben existieren Herzzonen, Nierenzonen, Darmzonen, Genitalzonen und Blasenzonen oder Venen-Lymphzonen. In der Regel steht am Anfang der eigentlichen Massage die Bearbeitung der Beckenregion. Später widmen sich die Arbeitsgänge dem ganzen Rücken und beziehen schließlich auch den Bauch mit ein. Verschiedene Techniken kommen bei der Bearbeitung in Frage. Bei den flächigen Techniken verschiebt der Therapeut das Unterhautgewebes mit dem Daumen und den Fingerkuppen. Bei der Hauttechnik verschiebt er oberflächlich das Gewebe in der Verschiebeschicht der Haut. Die Unterhauttechnik verlangt nach stärkerem Zug. Die Faszientechnik hat den stärksten Zug von allen Techniken und entspricht einer Bearbeitung der Faszienränder mit den Fingerkuppen.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Bei einem erfahrenen Therapeuten birgt die Bindegewebemassage im eigentlichen Sinne keine Risiken oder Gefahren. Das Verfahren wird von Patienten allerdings als schmerzhaft empfunden. Ein helles und klares Schneidegefühl im behandelten Gewebsbereich setzt ein.

Je höher die Spannung in dem Gewebe ist, desto stärker ist auch das Schneidegefühl. Temporär bilden sich auf der Haut manchmal auch Quaddeln. Nicht jeder sollte bedenkenlos an einer Bindewebemassage teilnehmen. Als Kontraindikationen zu der Technik gelten akute Entzündungen, akute Asthmaanfälle oder Herzerkrankungen und Tumore. Auch akutes Fieber, Verletzungen oder Myositis und Thrombosen gelten als Kontraindikationen. Bei allen Gefäßerkrankungen sollte die Massage ausschließlich in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.

Dasselbe gilt bei akuten Entzündungen, bei Infektionskrankheiten, Blutungsneigung oder Kreislaufbeschwerden. Als besonders produktiv hat sich das Massageverfahren mittlerweile bei Erkrankungen des Bewegungsapparates herausgestellt. Wirbelsäulensyndrome, rheumatische Erkrankungen, Arthrosen und Traumen gelten somit als Indikation für eine Bindewebemassage. Auch einige Erkrankungen der inneren Organe zählen zu den typischen Indikationen. Dazu gehören zum Beispiel Atemwegserkrankungen oder Erkrankungen im Urogenitalbereich.

Gefäßerkrankung, wie die funktionelle arterielle Durchblutungsstörung, eine Arteriosklerose oder das postthrombotische Syndrom kommen ebenso als Indikationen in Frage. Genauso erfolgreich ist die Behandlung bereits bei neurologische Störungen, wie Paresen, Neuralgien oder Spastiken gewesen. Im Zweifelsfall sollte immer ein Arzt hinzugezogen werden, um etwaige Risiken einzuschätzen und unerwünschte Nebenwirkungen auszuschließen. Mittlerweile wurde die Massagetechnik weiterentwickelt und ist so zu einem Teil der subcutanen Reflextherapie nach Häfelin geworden.

Quellen

  • Ernst, E.: Praxis Naturheilverfahren. Springer, Berlin Heidelberg 2005
  • Hüter-Becker, A., Dölken, M.: Physikalische Therapie, Massage, Elektrotherapie und Lymphdrainage. Thieme, Stuttgart 2007
  • Spornitz, U. M.: Anatomie und Physiologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2004

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