Antihypertonika (Antihypertensivum)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer. nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. Februar 2025
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Antihypertonika sind Medikamente die zur Senkung des Blutdrucks eingesetzt werden. Diese Präparate haben noch weitere Wirkungen, weshalb sie bei einer Vielzahl verschiedenen Krankheiten eingesetzt werden. Man bezeichnet Antihypertonika auch als Antihypertensivum.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Antihypertonika?

Antihypertonika ist ein Sammelbegriff für alle Medikamente, die eine blutdrucksenkende Wirkung haben.

Antihypertonika ist ein Sammelbegriff für alle Medikamente, die eine blutdrucksenkende Wirkung haben. Deshalb werden sie häufig auch als Blutdrucksenker bezeichnet. Sie werden vor allem bei arterieller Hypertonie eingesetzt. Aber auch andere Krankheiten, die einen hohen Blutdruck mit sich bringen, können mit Antihypertonika erfolgreich behandelt werden.

Unter den Antihypertonika gibt es sehr viele verschiedene Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen. Dazu gehören unter anderem ACE-Hemmer, Calciumkanalblocker, Diuretika, Alphablocker, Renin-Inhibitoren und Betablocker. Antihypertonika werden als Blutdrucksenker immer dann eingesetzt, wenn der Druck in den Blutgefäßen zu hoch ist. Dieser erhöhte Druck kann nämlich zu Schäden an Organen führen.

Die Behandlung von Hypertonie gestaltet sich oft sehr schwierig. Die Einnahme eines Präparats genügt häufig nicht um eine akzeptable Senkung des Blutdrucks zu erreichen. Deshalb werden oft mehrere Wirkstoffen in Kombination verordnet.

Geschichte & Entwicklung

Die Entwicklung von Antihypertonika begann im 20. Jahrhundert, als Bluthochdruck (Hypertonie) als ernsthafte Erkrankung erkannt wurde. Frühe Versuche zur Senkung des Blutdrucks umfassten drastische Maßnahmen wie Aderlass und salzarme Diäten.

Ein entscheidender Durchbruch erfolgte in den 1930er- und 1940er-Jahren, als Wissenschaftler erstmals blutdrucksenkende Medikamente entwickelten. Zu den ersten Antihypertonika gehörten die Ganglienblocker, die die Signalübertragung im sympathischen Nervensystem hemmten. Diese waren jedoch mit starken Nebenwirkungen verbunden. In den 1950er-Jahren wurden dann die ersten wirksameren Medikamente, darunter Reserpin, entdeckt. Es senkte den Blutdruck durch die Hemmung von Noradrenalin, hatte aber schwere psychische Nebenwirkungen.

Ein weiterer Meilenstein war die Einführung der Diuretika in den 1950er- und 1960er-Jahren, die durch vermehrte Ausscheidung von Natrium und Wasser den Blutdruck senkten. In den 1970er-Jahren folgten Betablocker wie Propranolol, die gezielt das Herz entlasteten. In den 1980er-Jahren kamen ACE-Hemmer, gefolgt von Calciumkanalblockern und Angiotensin-II-Rezeptorblockern in den 1990er-Jahren.

Heute gibt es eine breite Palette von Antihypertonika mit gezielten Wirkmechanismen, wodurch Hypertonie besser kontrolliert werden kann. Die Entwicklung neuer Präparate mit weniger Nebenwirkungen ist weiterhin ein aktives Forschungsfeld.

Medizinische Anwendung, Wirkung & Gebrauch

Antihypertonika sorgen dafür, dass der Blutdruck auf ein übliches Maß abgesenkt werden kann. Es gibt zahlreiche Erkrankungen, die für einen erhöhten Blutdrucksorgen und bei denen Antihypertonika eingesetzt werden. Dabei gilt es immer, Schädigungen an Organen zu verhindern, die durch den Bluthochdruck entstehen können.

Manche Wirkstoffe unter den Antihypertonika wirken dabei direkt auf das zentrale Nervensystem. Sie schwächen die Wirkung von Stresshormonen ab, dadurch wird der Puls verlangsamt, das Herz schlägt weniger und damit wird der Blutdruck gesenkt. Stresshormone sorgen dafür, dass die Blutgefäße sich verengen, in dieser Folge steigt dann der Blutdruck. Antihypertonika verhindern diese Verengung der Arterien, so dass das Blut weiterhin ungehindert durch fließen kann.

Andere Wirkstoffgruppen beeinflussen dagegen die Nebennierenrinde, dort werden unter anderem Hormone erzeugt, auch das blutdrucksteigernde Hormon Angiotensin. Die Wirkstoffe verhindern, dass Angiotensin überhaupt erst produziert wird und verhindern somit einen Anstieg des Blutdrucks.

In vielen Fällen genügt ist es nicht, nur ein Medikament mit einer Wirkweise einzusetzen, da der gewünschte Erfolg ausbleibt. Vor allem wenn es sich um sehr hohen Blutdruck handelt, genügt ein Präparat oft nicht. Deshalb findet die Therapie meist aus einer Kombination mehrerer Wirkstoffe statt. Nur so kann der Blutdruck zuverlässig und ausreichend gesenkt werden.

↳ Weitere Informationen: Hausmittel gegen Bluthochdruck

Pflanzliche, natürliche, homöopathische & pharmazeutische Antihypertonika

Unter den Antihypertonika existiert eine Vielzahl verschiedener Wirkstoffen und Wirkstoffgruppen. Sie wirken alle anders auf den Körper ein und haben auf ihre Art eine blutdrucksenkende Wirkung um Organschäden zu verhindern. Ebenso existieren verschiedene Formen unter den Antihypertonika, sie können entweder als Tabletten, Kapseln oder Tropfen eingenommen werden.

Flüssige Präparate werden häufig als Notfallmedikamente eingesetzt, um sehr plötzlichen hohen Blutdruck möglichst schnell zu senken. All diese Medikamente zählen zu den chemischen bzw. pharmazeutischen Präparaten, die auf unterschiedliche Weise im Körper wirken. Während die einen direkt im zentralen Nervensystem die Wirkung bestimmter Hormone blockieren, sorgen anderen Präparate dafür, dass die für den hohen Blutdruck verantwortlichen Hormone erst gar nicht gebildet werden.

Neben diesen pharmazeutischen Medikamenten gibt es auch noch einige pflanzliche Präparate, die bei hohem Blutdruck eingesetzt werden können. Dazu gehört vor allem der Hibiskus. Klinische Untersuchungen haben gezeigt, dass der regelmäßige Konsum von Hibiskustee eine blutdrucksenkende Wirkung hat. Allerdings gibt es keine ausreichenden Untersuchungen, die einen direkten Vergleich mit chemischen Präparaten angestellt haben. Deshalb ist der Einsatz von Hibiskus zu Therapie von hohem Blutdruck kann allerdings keine ausschließliche Behandlung darstellen. Allenfalls als unterstützende Therapie, zusätzlich zu den pharmazeutischen Präparaten.

Im Bereich der Homöopathie gibt es ebenso einige Mittel, die als Antihypertonika wirken. Dazu sollte aber immer ein ausgebildeter Homöopath befragt und niemals eine Eigenmedikation vorgenommen werden. Bluthochdruck, vor allem in sehr starker Form, ist eine ernsthafte Erkrankung, die zu vielen irreparablen Schäden im Körper führen kann. Deshalb sollte die Behandlung einer Hypertonie immer streng ärztlich begleitet stattfinden.


Risiken & Nebenwirkungen

Antihypertonika zur Senkung des Blutdrucks können auch bestimmte Nebenwirkungen mit sich bringen. Sehr oft fühlen sich die Patienten, vor allem zu Beginn der Behandlung, müde und ausgelaugt. Dies liegt daran, dass der Körper oft schon an den hohen Blutdruck gewöhnt ist und sich durch die Senkung des Blutdrucks erst einmal neu orientieren muss.

Um Nebenwirkungen zu minimieren, werden oft mehrere Präparate in Kombination gegeben. Dadurch ist die blutdrucksenkende Maßnahme für den Körper erträglicher. Egal welche Nebenwirkungen beobachtet werden, die Medikamente sollten niemals eigenständig abgesetzt oder in ihrer Dosierung verändert werden. Sollten Nebenwirkungen auftreten, ist immer der behandelnde Arzt der erste Ansprechpartner.

Anwendung & Sicherheit

Die Anwendung von Antihypertonika erfolgt individuell, abhängig von der Schwere der Hypertonie, Begleiterkrankungen und der Reaktion des Patienten auf die Medikamente. Sie werden meist oral in Form von Tabletten oder Kapseln eingenommen, wobei die Dosierung schrittweise angepasst wird. Einige Medikamente, wie ACE-Hemmer oder Betablocker, werden oft als Monotherapie oder in Kombination mit anderen blutdrucksenkenden Wirkstoffen eingesetzt. In akuten Fällen kann die Verabreichung über Infusionen oder Injektionen notwendig sein.

Die Sicherheit der Anwendung hängt von der richtigen Dosierung und der regelmäßigen ärztlichen Kontrolle ab. Antihypertonika können Nebenwirkungen wie Schwindel, Müdigkeit, Elektrolytstörungen oder Nierenfunktionsveränderungen verursachen. Besonders ältere Patienten oder Personen mit Vorerkrankungen müssen engmaschig überwacht werden, um Nebenwirkungen zu minimieren. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten müssen ebenfalls beachtet werden.

Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung unterliegt strengen pharmazeutischen und regulatorischen Standards. Hersteller müssen die Reinheit, Dosierungsgenauigkeit und Stabilität der Wirkstoffe sicherstellen. Dazu gehören klinische Studien, Laboranalysen und behördliche Prüfungen durch Institutionen wie die FDA (USA) oder EMA (EU). Chargen werden regelmäßig kontrolliert, um Sicherheit und Wirksamkeit zu gewährleisten, und moderne Produktionsprozesse minimieren das Risiko von Verunreinigungen oder Wirkstoffabweichungen.

Alternativen

Neben klassischen Antihypertonika gibt es mehrere alternative Medikamente und Therapieformen zur Blutdrucksenkung, die je nach Ursache und Schwere der Hypertonie eingesetzt werden können.

Einige alternative Medikamente umfassen zentrale Alpha-Agonisten (z. B. Clonidin, Methyldopa), die das sympathische Nervensystem dämpfen, sowie direkte Vasodilatatoren (z. B. Hydralazin, Minoxidil), die die Blutgefäße direkt erweitern. Diese Medikamente werden oft als Reservemedikamente eingesetzt, wenn Standard-Antihypertonika nicht ausreichend wirken oder starke Nebenwirkungen verursachen.

Ein Vergleich mit anderen nicht-medikamentösen Therapieformen zeigt, dass Lebensstiländerungen oft eine ebenso wirksame oder ergänzende Maßnahme darstellen. Ernährungsumstellungen, insbesondere eine salzarme, kaliumreiche und mediterrane Ernährung, können den Blutdruck nachhaltig senken. Regelmäßige Bewegung, Stressmanagement und Gewichtsreduktion haben nachweislich blutdrucksenkende Effekte.

Zusätzlich gibt es alternative Behandlungsansätze, wie Akupunktur, pflanzliche Präparate (z. B. Knoblauch, Hibiskus) und Nahrungsergänzungsmittel (z. B. Magnesium, Omega-3-Fettsäuren). Diese können unterstützend wirken, ersetzen jedoch meist keine medikamentöse Therapie bei schwerer Hypertonie.

Während Medikamente oft eine schnelle und gezielte Wirkung zeigen, sind nicht-medikamentöse Maßnahmen besonders bei milden bis moderaten Formen der Hypertonie langfristig wirksam und frei von Nebenwirkungen. Eine Kombination aus beiden Ansätzen führt häufig zum besten Therapieerfolg.

Forschung & Zukunft

Die Forschung zu Antihypertonika konzentriert sich aktuell auf neue Wirkmechanismen, personalisierte Therapieansätze und innovative Technologien zur Blutdruckkontrolle. Ein vielversprechender Trend ist die Entwicklung von neuen Wirkstoffklassen, darunter Natrium-Glukose-Cotransporter-2 (SGLT-2)-Inhibitoren, die ursprünglich zur Behandlung von Diabetes entwickelt wurden, aber auch eine blutdrucksenkende Wirkung zeigen.

Ein weiterer Fokus liegt auf RNA-basierter Therapie, insbesondere siRNA (small interfering RNA), die gezielt Gene blockieren kann, die an der Blutdruckregulation beteiligt sind. Medikamente wie Zilebesiran, ein siRNA-Wirkstoff gegen das Renin-Angiotensin-System, zeigen vielversprechende Ergebnisse in klinischen Studien.

Ein innovativer nicht-medikamentöser Ansatz ist die renale Denervation, bei der gezielt Nerven in den Nierenarterien verödet werden, um den Blutdruck langfristig zu senken. Diese Methode wird derzeit in großen Studien getestet und könnte besonders für Patienten mit therapieresistenter Hypertonie eine Alternative sein.

Zudem gewinnt die künstliche Intelligenz (KI) an Bedeutung, um personalisierte Therapiepläne zu erstellen. Durch die Analyse großer Patientendaten kann KI helfen, individuell abgestimmte Kombinationstherapien zu entwickeln und Nebenwirkungen zu minimieren. Diese Fortschritte könnten die Hypertonie-Therapie in den kommenden Jahren erheblich verbessern.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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