Eicosapentaensäure
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Eicosapentaensäure ist eine mehrfach ungesättigte Fettsäure. Sie gehört ebenso wie die Alpha-Linolensäure (ALA) und die Docosahexaensäure (DHA) zu den Omega-3-Fettsäuren.
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Was ist Eicosapentaensäure?
Die Eicosapentaensäure (EPA) ist eine mehrfach ungesättigte langkettige Fettsäure. Im Englischen werden diese Fettsäuren auch als Polyunsaturated fatty acids (PUFAs) bezeichnet.
Da die erste Doppelbindung bei der dritten Kohlenstoffbindung vorliegt, handelt es sich um eine Omega-3-Fettsäure. Der Körper kann EPA zwar selber bilden, benötigt dafür aber alpha-Linolensäure. EPA kann aber auch mit der Nahrung zugeführt werden. Die Fettsäure findet sich vor allem in fettreichen Meeresfischen wie Hering, Aal oder Makrele.
Funktion, Wirkung & Aufgaben
Sie sind an vielen entzündlichen Prozessen im menschlichen Körper beteiligt. Dazu gehören zum Beispiel die Weitstellung der Gefäße, die Blutgerinnung und die Entzündungsregulation. Auch die Regulation von Blutdruck und generell die Herztätigkeit werden von Eicosanoiden beeinflusst. Prostaglandine, Prostacycline, Thromboxane und Leukotriene gehören zu den Eicosanoiden. DHA ist eine Fettsäurekomponente der Phospholipide. Diese sind wiederum elementarer Bestandteil von Zellmembranen und finden sich insbesondere bei Nervenzellen. So wird Docosahexaensäure vor allem im Gehirn benötigt.
Aber auch in der Netzhaut ist viel DHA zu finden. Rund 97 Prozent aller Omega-3-Fettsäuren des Gehirns und knapp 94 Prozent aller Omega-3-Fettsäuren der Netzhaut bestehen aus Docosahexaensäure. DHA ist zudem ein Ausgangsstoff für die Synthese von Neuroprotectinen, Resolvinen und Docosatrienen. Die Fettsäure kann den Blutdruck und die Herzfrequenz senken und spielt deshalb eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Bluthochdruck.
Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte
Der menschliche Körper ist für die Bildung von EPA auf die Zufuhr von alpha-Linolensäure (ALA) angewiesen. ALA findet sich vor allem in pflanzlichen Ölen. So sind Leinöl, Rapsöl, Sojaöl, Walnussöl und Hanföl reich an alpha-Linolensäure. Die EPA-Synthese aus alpha-Linolensäure ist bei Frauen deutlich effektiver als bei Männern. Dies kann auf das Östrogen zurückgeführt werden. Es scheint die Synthese von EPA aus ALA anzuregen.
Gesunde Frauen wandeln rund 21 % der aufgenommenen ALA in EPA um, bei Männern werden nur rund 8 % umgewandelt. Damit EPA aus ALA synthetisiert werden kann, müssen allerdings die Enzyme delta-6-Desaturase und delta-5-Desaturase in ausreichender Menge und Aktivität vorhanden sein. Damit die Desaturasen ihre Arbeit verrichten können, benötigen sie verschiedene Mikronährstoffe. Insbesondere Vitamin B6, Biotin, Magnesium, Zink und Calcium sind wichtig. Ein Mangel an diesen Nährstoffen führt zu einer verminderten EPA-Synthese. Die Synthese wird zudem durch eine erhöhte Zufuhr an gesättigten Fettsäuren, Alkoholkonsum, erhöhte Cholesterinwerte, Virusinfektionen, Diabetes mellitus und Stress gehemmt. Auch im Alter wird weniger ALA umgewandelt.
EPA kann aber nicht nur aus ALA hergestellt werden, sondern auch direkt mit der Nahrung aufgenommen werden. Die Fettsäure findet sich vor allem in fettreichen Kaltwasserfischen wie Hering, Sardine, Lachs oder Makrele. Auch einige Mikroalgen sind reich an EPA und DHA. Die Resorption der Fettsäuren erfolgt im Dünndarm.
Ein genauer Bedarf an EPA wurde noch nicht festgelegt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine Zufuhr von 250 Milligramm pro Tag. Unter diese Zufuhrempfehlung fallen aber alle langkettigen Omega-3-Fettsäuren. Die Werte der DGE sind allerdings Schätzwerte und berücksichtigen weder individuelle Ernährungsgewohnheiten noch den Gesundheitszustand oder die außergewöhnlichen Belastungen des Einzelnen.
Sowohl die DGE als auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) halten eine Aufnahme von ungefähr drei Gramm EPA pro Tag für unbedenklich. Doch nicht nur die absolute aufgenommene Menge an Omega-3-Fettsäuren zählt, auch das Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren sollte beachtet werden. Bestenfalls sollte das Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren bei 2:1 oder maximal bei 5:1 liegen. In der westlichen Welt liegt das Verhältnis allerdings häufig bei 15:1 oder gar bei 20:1.
Krankheiten & Störungen
Ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren macht sich aber häufig schon vorher bemerkbar. Die Symptome sind allerdings eher uncharakteristisch, sodass nicht automatisch auf einen EPA-Mangel geschlossen werden kann. Mögliche Beschwerden eines EPA-Mangels sind Muskelschwäche, Muskelzittern, Lichtempfindlichkeit, schuppende Haut, Konzentrationsstörungen, Leistungsabfall, Wachstumsstörungen oder Schlafstörungen.
Die Eicosanoide, die aus der Eicosapentaensäure gebildet werden, wirken in der Regel entzündungshemmend. Ein Mangel an EPA zeigt sich daher oftmals in überschießenden entzündlichen Reaktionen oder entzündlichen Reaktionen, die kaum abklingen. Auch bei allergischen Krankheitsbildern sollte an einen EPA-Mangel gedacht werden. Besonders die Typ-1-Allergie ist hier gemeint. Bei dieser Allergie vom Soforttyp reagiert der Körper innerhalb von Minuten auf ein Allergen. Typische Beispiele für diesen Allergietyp sind der Heuschnupfen oder das allergische Asthma.
Ein Mangel an EPA fördert des Weiteren die Entstehung von Arteriosklerose. Arteriosklerose ist der größte Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall. Ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren und damit auch an Eicosapentaensäure scheint auch eine Rolle bei Hauterkrankungen wie der Neurodermitis oder der Psoriasis zu spielen. Bei Psoriasispatienten, die Fischöl als Nahrungsergänzungsmittel einnahmen, konnte ein Rückgang der Erytheme beobachtet werden. Die Dicke der Plaques nahm ebenfalls ab und die Schuppung der Haut ging deutlich einfacher vonstatten. Zudem nahm der quälende Juckreiz ab. Ähnliche Ergebnisse zeigten sich bei der Neurodermitis.
Auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa kann EPA lindernd wirken.
Quellen
- Dormann, A., Luley, C., Heer, C.: Laborwerte. Urban & Fischer, München 2005
- Horn, F.: Biochemie des Menschen. Das Lehrbuch für das Medizinstudium. Thieme, Stuttgart 2018
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013