Fatigue bei Krebs
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Fatigue bei Krebs wird ein schwerer Erschöpfungszustand bezeichnet, der auch durch Erholungs- und Entspannungsmaßnahmen nicht abklingt. Über 75 Prozent aller Krebserkrankten bezeichnen die Fatigue bei Krebs als sehr belastend. Das Wort „Fatigue“ wird aus dem Französischen bzw. Englischen abgeleitet und bedeutet: Ermüdung, Mattigkeit, Erschöpfung.
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Was ist Fatigue bei Krebs?
Fatigue bei Krebs ist ein krankhafter, chronischer Erschöpfungs- und Ermüdungszustand, welcher durch Erholungsmaßnahmen wie Ruhepausen oder Schlaf nicht beeinflussbar ist. Neben der ausgeprägten körperlichen Schwäche und der Müdigkeit, fühlen sich die Betroffenen auch psychisch erschöpft oder ausgelaugt.
Fatigue bei Krebs ist nicht zu verwechseln mit CFS, dem Chronic Fatigue Syndrom (Chronisches Erschöpfungssyndrom (CSF)).
Ein wichtiges Kriterium ist die Art der Krebserkrankung. Besonders bei Brustkrebs, Prostatakrebs, Leukämie als auch bei Lymphomen ist Fatigue bei Krebs häufig zu beobachten. Des Weiteren spielt auch die Art der Behandlung der Krebserkrankung eine große Rolle. Fatigue bei Krebs wirkt sich negativ auf das körperliche und geistige Wohlbefinden aus. Die Lebensqualität ist erheblich vermindert, was neben der immer geringer werdenden Leistungsfähigkeit auch zu Depressionen führen kann.
Ursachen
Eine konkrete Ursache für die Fatigue bei Krebs ist bis jetzt nicht geklärt. Jedoch spielen verschiedene Faktoren bei der Entstehung eine große Rolle. Dies sind u.a. die Krebserkrankung selbst und deren Auswirkung auf den Körper und die Psyche.
Auch die Behandlungen wie z.B. Chemotherapie, Strahlentherapie oder Immuntherapie belasten den menschlichen Organismus, wodurch es zu Müdigkeit und Erschöpfungszuständen kommen kann. Unerwünschte Begleiterscheinungen bei der Behandlung von Krebs sind oftmals Blutarmut, Fieber, Schmerzen als auch Übelkeit, die ein Fatigue bei Krebs begünstigen können. Bei vielen Krebspatienten liegt oftmals eine Mangelernährung vor, so dass der Körper nicht mehr mit den notwendigen Nährstoffen versorgt wird, was wiederum einen chronischen Erschöpfungszustand und somit das Fatigue bei Krebs zur Folge haben kann.
Der Krebs selbst, als auch die Therapien, können sich negativ auf den Stoffwechsel des Körpers auswirken. Dies kann zur Folge haben, dass frühzeitig die Wechseljahre eintreten oder dass die Schilddrüse eine Unterfunktion entwickelt. Diese Stoffwechselstörungen sind bekannt dafür, dass sie den Abbau der Energiereserven beschleunigen und somit das Fatigue bei Krebs begünstigen. Weitere Erkrankungen, die eine Fatigue bei Krebs begünstigen sind u.a. die Nervenkrankheiten Morbus Parkinson als auch Multiple Sklerose.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
In der Regel wirkt sich Fatigue bei Krebs immer sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen aus und verringert diese erheblich. Der weitere Verlauf und die Beschwerden hängen dabei auch sehr stark von der genauen Ausprägung und der Position der Krebserkrankung ab, sodass eine allgemeine Voraussage herbei nicht möglich ist. In erster Linie kommt es bei Fatigue bei Krebs zu einer starken Müdigkeit und zu einer Erschöpfung des Betroffenen.
Die Patienten weisen dabei auch eine deutlich verringerte Belastbarkeit auf und wirken abgeschlagen. Sie nehmen häufig auch nicht aktiv am Alltag teil und benötigen immer Hilfe im Alltag. Ebenso kann Fatigue bei Krebs zu Schlafbeschwerden und zu einer allgemeinen Schwäche beim Betroffenen führen. Ebenso zeigen viele Patienten eine starke Lustlosigkeit und Störungen der Konzentration oder der Koordination.
Der Alltag des Patienten wird durch die Krankheit sehr stark eingeschränkt. Ebenfalls kann die Krankheit zu psychischen Beschwerden oder zu Depressionen führen. Viele Betroffene leiden dabei ebenso an einer Anämie und können dadurch auch das Bewusstsein verlieren oder in ein Koma fallen. Die Ausprägung der Beschwerden kann allerdings sehr unterschiedlich ausfallen und wird durch eine Chemotherapie weiterhin verstärkt.
Diagnose & Verlauf
Um die Fatigue bei Krebs diagnostizieren zu können, ist es notwendig, dass der Betroffene seine Symptome so genau wie möglich beschreibt. Hierfür wurden spezielle Fragebögen entwickelt, mit deren Unterstützung der Onkologe als auch der Hausarzt abklären kann, ob eine Fatigue bei Krebs vorliegt.
Nach der Befragung der Symptome gilt es die Ursache für die Fatigue bei Krebs zu finden. Hierbei kommen verschiedene Untersuchungen zum Einsatz wie z.B. Blutuntersuchung oder Ultraschall. Mit deren Hilfe lässt sich klären, ob Mangelerscheinungen, Stoffwechselkrankheiten oder Infektionen vorliegen. Eine weitere detaillierte Befragung ergibt Aufschluss, ob der Patient andere Medikamente einnimmt oder ob z.B. auch eine Depression vorliegt.
Der Verlauf von Fatigue bei Krebs ist äußerst unterschiedlich, da die Intensität der Erkrankung von Patient zu Patient schwankt und auch die Ursachen auf den unterschiedlichsten Gebieten zu finden sind. Als Richtwerte können für die Fatigue bei Krebs angenommen werden, dass, abhängig von der Art der Krebsbehandlung, die Fatigue i.d.R. 3 bis 5 Tage nach Beginn einer Chemotherapie einsetzt.
Je länger die Behandlung dauert und je öfters ein Chemotherapiezyklus wiederholt wird, desto höher ist das Risiko, dass der Krebspatient an einer Fatigue bei Krebs erkrankt. Beobachtet wurde, dass die Fatigue bei Krebs im Zeitraum der Operation innerhalb ein bis zwei Monate wieder komplett verschwunden ist. Bei Chemotherapien verlängerte sich die Fatigue bei Krebs auf mehrere Monate und bei den Immuntherapien wurde die Fatigue bei Krebs z.T. so ausgeprägt, dass mitunter die Behandlung unterbrochen werden musste.
Komplikationen
Fatigue ist bei vielen Krebspatienten eine Folge der Behandlung mit Strahlen oder einer aggressiven Chemotherapie. Die schwere Erschöpfung stellt selbst eine Komplikation der Krebsbehandlung dar. Jenseits aller Ängste und Schmerzen bedeutet die nachfolgende Erschöpfung oft eine erhebliche Minderung der Lebensqualität.
Weitere Komplikationen ihres ohnehin erschwerten Lebens können die Betroffenen durch ein aktives Leben und eine begleitende Psychotherapie vermeiden. Zu den typischen Komplikationen einer krebsbedingten Fatigue gehören sozialer Rückzug, ständige Kopfschmerzen, Leistungsabfall oder Benommenheit. Bei älteren Krebspatienten können zusätzlich Durchblutungsstörungen im Gehirn, Depressionen oder Atemnot auftreten.
Die möglichen Komplikationen sind abhängig von Art, Aggressivität und Sitz des Krebsherdes. Sie sind aber auch behandlungsbedingt möglich. So können manche Patienten beispielsweise mit einer Tumor-Bestrahlung besser zurechtkommen als mit aggressiven Chemotherapien. Diese laugen den Organismus aus. Sie verwandeln die ehemals gute Nährstofflage in eine dramatische Mangelsituation.
Fatigue bei Krebs bedeutet, ständig gegen die Erschöpfung zu arbeiten, seine Ängste vor Rückfällen in den Griff zu bekommen und eine Ernährung zu pflegen, die den Nährstoffmangel behebt. Mit psychosozialer Begleitung können seelische Befindlichkeitsstörungen und Ängste therapiert werden. Die tumor-assoziierte Fatigue ist selbst keine Depression.
Sie kann jedoch Depressionen auslösen. Diese beeinträchtigen die Widerstandskraft des Patienten. Daher stellt die tumor-assoziierte Fatigue eine behandlungsbedürftige Komplikation vieler Krebserkrankungen dar.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
In den meisten Fällen wird Fatigue bei Krebs schon direkt im Rahmen einer Tumorbehandlung behandelt, sodass ein zusätzlicher Besuch bei einem Arzt zur Diagnose nicht mehr notwendig ist. Die Erkrankung kann allerdings nicht vollständig eingeschränkt werden, wobei der weitere Verlauf der Krankheit auch sehr stark von der Art des Tumors und seiner Ausbreitung abhängt. Ein Arzt sollte immer dann aufgesucht werden, wenn der Alltag des Patienten durch Fatigue bei Krebs stark eingeschränkt wird oder wenn der Betroffene an Schmerzen leidet.
Daher eignet sich ein Besuch beim Arzt vor allem dann, wenn der Patient an Schlafstörungen oder an Depressionen leidet, da sich eine gesunde Psyche positiv auf den Verlauf von Krebserkrankungen auswirken kann. In schwerwiegenden Fällen sind die Betroffenen bei dieser Erkrankung auf einen Aufenthalt in einem Krankenhaus angewiesen, falls die Beschwerden nicht zu Hause oder mit Hilfe von Medikamenten behandelt werden können.
Ein Besuch beim Arzt ist also auch dann ratsam, wenn der Betroffene eine Betreuung durch eine Pflegekraft benötigt und den Alltag nicht mehr alleine meistern kann. Vor allem bei einer Chemotherapie können die Nebenwirkungen sehr stark ausfallen und sollten daher immer von einem Arzt kontrolliert werden.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung von Fatigue bei Krebs muss individuell an den Patienten angepasst werden. Wichtigstes Kriterium ist hierbei die Kommunikation zwischen Arzt und Patient. Nur wenn der Arzt so viele Informationen wie möglich hat, kann ein erfolgreicher Behandlungsplan erstellt werden.
Je nach Symptomatik kommen u.a. körperliche Bewegung in Form von Ausdauertraining, Krankengymnastik, Ergotherapie als auch Schwimmen in Betracht. Auch Entspannungsübungen wie z.B. Autogenes Training, Yoga oder Qi Gong haben eine positive Wirkung auf das Fatigue bei Krebs.
Da häufig Einschlaf- und Durchschlafstörungen vorliegen, kann ein Besuch im Schlaflabor Abhilfe schaffen. Die Psyche und deren Stabilität spielen eine sehr große Rolle, deshalb ist es sinnvoll in Begleitung von körperlichen als auch medikamentösen Therapieformen eine Verhaltenstherapie durchzuführen.
Vorbeugung
Die vorbeugenden Maßnahmen für eine Fatigue bei Krebs sind begrenzt. Wichtig ist, dass man sich gleich bei Feststellung der Krebserkrankung professionelle Hilfe sucht. Leichte sportliche Bewegung, gesunde Ernährung sowie ausreichend Schlaf sind empfehlenswerte Prophylaxemaßnahmen. Der wichtigste Faktor ist, die Symptome und Beschwerden nicht zu verschweigen und offen mit dem Arzt darüber zu sprechen, da aufgrund der Individualität der Fatigue bei Krebs jeder Fall anders gelagert ist.
Nachsorge
Die sogenannte Fatigue bei Krebs ist ein häufig auftretendes Phänomen. Diese Form der Erschöpfung tritt infolge von Bestrahlungen oder Chemotherapie-Behandlungen auf. Im Rahmen der Krebsnachsorge erhalten neben den regelmäßigen medizinischen Untersuchungen auch psychotherapeutische Maßnahmen und ernährungsmedizinische Maßnahmen eine höhere Bedeutung.
Die chronische Fatigue kann noch Jahre anhalten, nachdem die medizinische Behandlung längst beendet ist. Die damit einhergehende Erschöpfung belastet die Betroffenen unterschiedlich stark. Je besser die Nachsorge bei Fatigue auf den Einzelnen ausgerichtet ist, desto erfolgversprechender sind die getroffenen Maßnahmen.
Die ambulant oder stationär vorgenommene onkologische Nachsorge kann in diesem Fall den Versuch der Fatigue-Rehabilitation beinhalten. Bei allen Angeboten ist der Grad der Erschöpfung der behandelten Patienten ausschlaggebend. Eine Überforderung der Betroffenen ist zu vermeiden. Die psychologische Betreuung erfolgt oft in Gruppen ähnlich betroffener Menschen. Zusätzlich sind Einzelgespräche möglich. Dabei wird eine Anleitung zu einem individuellen Aktivitätsmanagement vermittelt.
Auch ein kognitives Trainingsprogramm und eine nach individuellen Maßstäben ausgerichtete Bewegungstherapie gehören zur Nachbehandlung der Fatigue nach Krebs. Unterstützend können Entspannungsverfahren oder sogenannte Mind-Body-Therapien wie Yoga, Achtsamkeitsmeditation, MBSR oder Qi Gong wertvolle Unterstützung bei Fatigue bedeuten. Eine Ernährungsberatung oder -therapie liefert Nährstoffe, damit sich der gestresste und erschöpfte Organismus regenerieren kann. Gegebenenfalls kann eine pharmakologische Begleittherapie die Nachsorge ergänzen.
Das können Sie selbst tun
Die quälende Erschöpfung und die ständige Müdigkeit bei Krebs belasten im Alltag enorm. Um den Tagesablauf mit Fatigue am besten zu meistern, spielt Selbsthilfe die tragende Rolle.
Der erste und wichtigste Schritt betrifft die eigene Familie. Ihr fällt es schwer, sich in den körperlichen und seelischen Zustand des erkrankten Mitglieds hineinzuversetzen. Ein Gespräch hilft, die eigenen Nöte zu schildern. Das Ergebnis ist eine deutlich verständnisvollere häusliche Atmosphäre. Danach wird es einfacher, die verbliebenen Kräfte zu schonen.
Dazu gehört an erster Stelle, die täglichen Arbeiten in kleine Schritte aufzuteilen und kurze Erholungsphasen einzuplanen. Auch eine Ernährung, die dem ausgezehrten Körper neue Kraft gibt, trägt maßgeblich zur Linderung bei. Dies gelingt mit abwechslungsreicher und vollwertiger Kost. Hilfreich ist ein Speiseplan, der Vorlieben aller Angehörigen einbezieht.
Weiterhin sollten Betroffene zur Stärkung des Selbstwertgefühls versuchen, ihre frühere Fitness wiederzuerlangen. Zu Beginn eignen sich Spaziergänge, später leichter Ausdauersport wie Wandern, Radfahren oder Schwimmen. Alternativen bieten Fitnessstudios oder betreute Krebssportgruppen.
Gleichzeitig beleben diese Tätigkeiten die sozialen Kontakte zu Freunden. Die vertraute Lebensweise kehrt stufenweise zurück und gibt den lange vermissten Auftrieb. Zusätzliche Linderung bieten Kontakte mit Selbsthilfegruppen. Sie zeigen weitere verlässliche Wege zur Bewältigung der Erkrankung und ermöglichen den Erfahrungsaustausch mit Dritten.
Quellen
- Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006
- Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014
- Sauer, R.: Strahlentherapie und Onkologie. Urban & Fischer, München 2009