Harnkraut

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Harnkraut ist eine unscheinbare Pflanze, die auf sandigen Böden und Brachland flach am Boden wächst. Ihre Anspruchslosigkeit macht sie zu einer idealen Rasenersatzpflanze. Seit dem Mittelalter war sie als Heilpflanze bekannt. Ihre Heilwirkung hat sich in der volkstümlichen Bezeichnung Nierenkraut niedergeschlagen.

Vorkommen & Anbau des Harnkrauts

Neben dem heilenden Nutzen ist die Pflanze als Bodendecker und Rasenersatzpflanze bei Gärtnern beliebt.
Das Harnkraut hat den botanischen Namen Herniaria glabra. Das Kraut gehört zur Familie der Nelkengewächse und ist in den gemäßigten Breiten Europas und Westasiens heimisch. Die Pflanze kann ein-, zwei- oder mehrjährig sein. Sie wächst flach am Boden und die Stängel erreichen maximal eine Länge von bis zu 30 Zentimetern. Das Kraut verzweigt sich den Boden entlang und wächst nur bis drei Zentimeter hoch.

Die leuchtend grünen bis gelblichen Blätter sind eiförmig und wintergrün. Die Blütezeit mit strahlenförmigen weißlich-grünen Blüten reicht vom Juli bis in den Herbst. Anschließend bildet die Pflanze eine dünnwandige Nussfrucht mit schwarzen Samen. Das Kraut bevorzugt sonnige Standorte und sandige Böden. Es ist auf trockenen Sandflächen, Abhängen, Sandgruben, Heiden und Brachflächen zu finden. Auch an Pflasterritzen oder ungenutzten Verkehrsinseln siedelt es sich an.

Die wichtigsten Inhaltsstoffe des Harnkrauts sind Saponine, Flavonoide, Cumarine und ätherische Öle. Den enthaltenen Saponinen und Flavonoiden schreibt die Volksmedizin eine harntreibende Wirkung zu. Die Saponine führen dazu, dass das Kraut beim Zerreiben wie Seife schäumt und haben ihm im Volksmund den Namen Kuckucksseife eingetragen. Die Inhaltsstoffe des Krauts sind bisher pharmakologisch noch zu wenig untersucht.

Wirkung & Anwendung

Die arzneiliche Nutzung lässt sich bis in das 16. Jahrhundert zurückdatieren. In Österreich ist das Kraut als Arzneimittel anerkannt. In Deutschland findet es vor allem in der Volksmedizin als Hausmittel oder in der Naturheilkunde Anwendung. Die als Heilmittel genutzten Bestandteile sind die oberirdisch abgeernteten und getrockneten Teile. Die Pflanze enthält zur Blütezeit am meisten wirksame Inhaltsstoffe. Als Heilmittel gibt es das Kraut in Form von Dragees, Toniken oder Tees. Diese sind in Apotheken, Kräuterläden oder im Online-Handel erhältlich.

Mitunter ist die Pflanze in Blasen- und Nieren-Tees oder in Fertigarzneimitteln aus dem Bereich der Urologie enthalten. Die Bezugsquellen des Krautes sind vor allem Wildsammlungen, da es als Anbaupflanze keine Rolle in der Pharmakologie oder der Landwirtschaft spielt. Das Kraut benötigt eine trockene, kühle und lichtgeschützte Lagerung. Es findet in der Volksmedizin äußerlich als Badezusatz oder Waschung Anwendung und hilft der Überlieferung nach bei geröteter Haut und geschwollenen Gliedern. Neben dem heilenden Nutzen ist die Pflanze als Bodendecker und Rasenersatzpflanze bei Gärtnern beliebt.

Sie eignet sich für Steingärten und Naturgärten und punktet durch ihre Trittfestigkeit. Sie ist eine pflegeleichte Pflanze, die nach dem Anpflanzen keine weitere Pflege benötigt. Diese Eigenschaft und der Vorteil, dass sie wintergrün ist, macht sie ideal zur Begrünung von Gräbern oder zum Einfassen von Beeten. Allerdings benötigt sie einen sonnigen Standort und einen sandigen, aber nicht zu trockenen Boden, um sich anzusiedeln und zu gedeihen.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Im ausklingenden Mittelalter und in der Neuzeit war das Harnkraut ein vielseitiges Heilmittel: Es fand Anwendung bei Blasen- und Nierenleiden, bei Geschlechtskrankheiten. Mittlerweile sind effektivere Medikamente für diese Erkrankungen in der Schulmedizin im Einsatz. Die Kommission E, eine deutsche Kommission von Sachverständigen zur Bewertung von pflanzlichen Arzneimitteln, lehnt eine therapeutische Anwendung des Krautes ab.

Die Wirksamkeit sei nicht ausreichend belegt. Lediglich eine schwache krampflösende Wirkung sei wissenschaftlich nachgewiesen. Einzelne Studien untersuchen den Nutzen dieser Pflanze und haben ergeben, dass sich bei diesen der überhöhte Bluthochdruck senkte und sich die Nierenfunktion positiv steigerte.

Eine andere Untersuchung hat gezeigt, dass die Pflanze eine stark antimikrobielle Wirkung gegenüber uropathogene E.coli-Bakterien aufwies. Diese Form der Bakterien ist verantwortlich für Harnwegsleiden. Die Studie legt nahe, dass das Kraut bei Erkrankungen der Blasen und Harnwege wirksam sein kann. In Österreich findet das Kraut bei Störungen der Blase, der Nieren, der Atemwege wie Bronchitis, der Lungen und der Haut Anwendung.

Die Volksmedizin und die Naturheilkunde schreiben dem Harnraut positive Wirkungen auf die Blasen- und Nierenfunktion zu. Es befreie die Atemwege durch hustenstillende und auswurffördernde Eigenschaften. Zudem wirke es desinfizierend und wundheilend, so dass es äußerlich angewendet als Umschlag bei Hautrötungen helfe. Als Durchspülungstherapie kommen die Tees bei Harnsteinen und Krämpfen zum Einsatz.

Der harntreibende Effekt ist am wirkungsvollsten bei zwei bis drei Tassen Tee täglich: Etwa anderthalb Gramm des geschnittenen Krauts mit kaltem Wasser ansetzen und kurz aufkochen. Dann den Tee fünf Minuten ziehen lassen und abschließend durch ein Sieb gießen. Das Kraut schmeckt leicht kratzend und wirkt beruhigend. Die Homöopathie nutzt die frischen Teile der Pflanze ebenfalls bei der Behandlung von Nierenerkrankungen und Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Nebenwirkungen der Anwendung sind nicht bekannt. Allerdings ersetzen Überlieferungen keinen Arzt. Es ist ratsam, eine Anwendung vorab mit dem behandelnden Arzt abzusprechen.


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