Harnkraut

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer. nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. März 2025
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Harnkraut ist eine unscheinbare Pflanze, die auf sandigen Böden und Brachland flach am Boden wächst. Ihre Anspruchslosigkeit macht sie zu einer idealen Rasenersatzpflanze. Seit dem Mittelalter war sie als Heilpflanze bekannt. Ihre Heilwirkung hat sich in der volkstümlichen Bezeichnung Nierenkraut niedergeschlagen.

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen & Anbau des Harnkrauts

Neben dem heilenden Nutzen ist die Pflanze als Bodendecker und Rasenersatzpflanze bei Gärtnern beliebt.
Das Harnkraut hat den botanischen Namen Herniaria glabra. Das Kraut gehört zur Familie der Nelkengewächse und ist in den gemäßigten Breiten Europas und Westasiens heimisch. Die Pflanze kann ein-, zwei- oder mehrjährig sein. Sie wächst flach am Boden und die Stängel erreichen maximal eine Länge von bis zu 30 Zentimetern. Das Kraut verzweigt sich den Boden entlang und wächst nur bis drei Zentimeter hoch.

Die leuchtend grünen bis gelblichen Blätter sind eiförmig und wintergrün. Die Blütezeit mit strahlenförmigen weißlich-grünen Blüten reicht vom Juli bis in den Herbst. Anschließend bildet die Pflanze eine dünnwandige Nussfrucht mit schwarzen Samen. Das Kraut bevorzugt sonnige Standorte und sandige Böden. Es ist auf trockenen Sandflächen, Abhängen, Sandgruben, Heiden und Brachflächen zu finden. Auch an Pflasterritzen oder ungenutzten Verkehrsinseln siedelt es sich an.

Die wichtigsten Inhaltsstoffe des Harnkrauts sind Saponine, Flavonoide, Cumarine und ätherische Öle. Den enthaltenen Saponinen und Flavonoiden schreibt die Volksmedizin eine harntreibende Wirkung zu. Die Saponine führen dazu, dass das Kraut beim Zerreiben wie Seife schäumt und haben ihm im Volksmund den Namen Kuckucksseife eingetragen. Die Inhaltsstoffe des Krauts sind bisher pharmakologisch noch zu wenig untersucht.

Harnkraut in der Natur finden

Harnkraut (Gattung Utricularia) ist eine faszinierende Wasserpflanze, die zur Familie der Wasserschlauchgewächse gehört und in nährstoffarmen, meist stehenden Gewässern vorkommt. Man findet es vor allem in Mooren, Torfgewässern, Gräben oder langsam fließenden Bächen – bevorzugt in saurem, kalkarmem Wasser. Die Pflanze schwimmt meist frei im Wasser, ohne festen Wurzeln im Boden.

Bei der Suche sollte man auf ruhige, flache Gewässer mit viel Licht und wenig Konkurrenz durch andere Wasserpflanzen achten. Harnkraut lebt oft unauffällig unter der Wasseroberfläche, daher braucht es einen geschulten Blick. Es besteht aus feinen, fadenförmigen Trieben, die sich buschig verzweigen. Besonders charakteristisch sind die kleinen, blasenartigen Fangorgane an den Trieben – sogenannte „Fallen“, mit denen Harnkraut winzige Wassertierchen wie Wasserflöhe fängt. Diese Blasen sind oft nur wenige Millimeter groß und sehen aus wie kleine Kügelchen an den Seitentrieben.

In der Blütezeit (meist Juni bis August) ist Harnkraut leichter zu erkennen: Dann treiben einzelne Blütenstängel über die Wasseroberfläche, an deren Ende leuchtend gelbe, zarte Lippenblüten sitzen. Diese erinnern an kleine Löwenmäulchen und sind ein wichtiges Erkennungsmerkmal der Pflanze.

Wirkung & Anwendung

Die arzneiliche Nutzung lässt sich bis in das 16. Jahrhundert zurückdatieren. In Österreich ist das Kraut als Arzneimittel anerkannt. In Deutschland findet es vor allem in der Volksmedizin als Hausmittel oder in der Naturheilkunde Anwendung. Die als Heilmittel genutzten Bestandteile sind die oberirdisch abgeernteten und getrockneten Teile. Die Pflanze enthält zur Blütezeit am meisten wirksame Inhaltsstoffe. Als Heilmittel gibt es das Kraut in Form von Dragees, Toniken oder Tees. Diese sind in Apotheken, Kräuterläden oder im Online-Handel erhältlich.

Mitunter ist die Pflanze in Blasen- und Nieren-Tees oder in Fertigarzneimitteln aus dem Bereich der Urologie enthalten. Die Bezugsquellen des Krautes sind vor allem Wildsammlungen, da es als Anbaupflanze keine Rolle in der Pharmakologie oder der Landwirtschaft spielt. Das Kraut benötigt eine trockene, kühle und lichtgeschützte Lagerung. Es findet in der Volksmedizin äußerlich als Badezusatz oder Waschung Anwendung und hilft der Überlieferung nach bei geröteter Haut und geschwollenen Gliedern. Neben dem heilenden Nutzen ist die Pflanze als Bodendecker und Rasenersatzpflanze bei Gärtnern beliebt.

Sie eignet sich für Steingärten und Naturgärten und punktet durch ihre Trittfestigkeit. Sie ist eine pflegeleichte Pflanze, die nach dem Anpflanzen keine weitere Pflege benötigt. Diese Eigenschaft und der Vorteil, dass sie wintergrün ist, macht sie ideal zur Begrünung von Gräbern oder zum Einfassen von Beeten. Allerdings benötigt sie einen sonnigen Standort und einen sandigen, aber nicht zu trockenen Boden, um sich anzusiedeln und zu gedeihen.

Welche Inhaltsstoffe kommen im Harnkraut vor?

Harnkraut ist nicht nur botanisch interessant, sondern besitzt auch eine Reihe von Inhaltsstoffen, die es in der traditionellen Pflanzenheilkunde bedeutsam machen. Die genaue Zusammensetzung kann je nach Art leicht variieren, doch einige Hauptbestandteile sind übergreifend bekannt.

Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen zählen Bitterstoffe, die eine anregende Wirkung auf den Stoffwechsel und die Verdauung haben können. Diese Bitterstoffe tragen auch zu den entzündungshemmenden Eigenschaften der Pflanze bei. Daneben sind Gerbstoffe enthalten, die eine zusammenziehende (adstringierende) Wirkung besitzen und insbesondere bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum oder im Verdauungstrakt von Bedeutung sein können.

Außerdem wurden Flavonoide nachgewiesen – sekundäre Pflanzenstoffe mit stark antioxidativen Eigenschaften, die zellschützend wirken und das Immunsystem unterstützen können. In kleineren Mengen kommen auch Schleimstoffe vor, die beruhigend auf gereizte Schleimhäute wirken.

Darüber hinaus wurden in manchen Utricularia-Arten Alkaloide gefunden, deren pharmakologische Wirkung noch nicht vollständig erforscht ist, jedoch möglicherweise krampflösende und entzündungshemmende Effekte besitzen.

In der Naturheilkunde, insbesondere in der traditionellen südamerikanischen Medizin, wird Harnkraut beispielsweise als Tee oder Tinktur genutzt – vor allem bei Blasenentzündungen, Husten und zur allgemeinen Stärkung der Ausscheidungsorgane.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Im ausklingenden Mittelalter und in der Neuzeit war das Harnkraut ein vielseitiges Heilmittel: Es fand Anwendung bei Blasen- und Nierenleiden, bei Geschlechtskrankheiten. Mittlerweile sind effektivere Medikamente für diese Erkrankungen in der Schulmedizin im Einsatz. Die Kommission E, eine deutsche Kommission von Sachverständigen zur Bewertung von pflanzlichen Arzneimitteln, lehnt eine therapeutische Anwendung des Krautes ab.

Die Wirksamkeit sei nicht ausreichend belegt. Lediglich eine schwache krampflösende Wirkung sei wissenschaftlich nachgewiesen. Einzelne Studien untersuchen den Nutzen dieser Pflanze und haben ergeben, dass sich bei diesen der überhöhte Bluthochdruck senkte und sich die Nierenfunktion positiv steigerte.

Eine andere Untersuchung hat gezeigt, dass die Pflanze eine stark antimikrobielle Wirkung gegenüber uropathogene E.coli-Bakterien aufwies. Diese Form der Bakterien ist verantwortlich für Harnwegsleiden. Die Studie legt nahe, dass das Kraut bei Erkrankungen der Blasen und Harnwege wirksam sein kann. In Österreich findet das Kraut bei Störungen der Blase, der Nieren, der Atemwege wie Bronchitis, der Lungen und der Haut Anwendung.

Die Volksmedizin und die Naturheilkunde schreiben dem Harnraut positive Wirkungen auf die Blasen- und Nierenfunktion zu. Es befreie die Atemwege durch hustenstillende und auswurffördernde Eigenschaften. Zudem wirke es desinfizierend und wundheilend, so dass es äußerlich angewendet als Umschlag bei Hautrötungen helfe. Als Durchspülungstherapie kommen die Tees bei Harnsteinen und Krämpfen zum Einsatz.

Der harntreibende Effekt ist am wirkungsvollsten bei zwei bis drei Tassen Tee täglich: Etwa anderthalb Gramm des geschnittenen Krauts mit kaltem Wasser ansetzen und kurz aufkochen. Dann den Tee fünf Minuten ziehen lassen und abschließend durch ein Sieb gießen. Das Kraut schmeckt leicht kratzend und wirkt beruhigend. Die Homöopathie nutzt die frischen Teile der Pflanze ebenfalls bei der Behandlung von Nierenerkrankungen und Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Nebenwirkungen der Anwendung sind nicht bekannt. Allerdings ersetzen Überlieferungen keinen Arzt. Es ist ratsam, eine Anwendung vorab mit dem behandelnden Arzt abzusprechen.


Nebenwirkungen & Wechselwirkungen

Die Verwendung von Harnkraut in der Pflanzenheilkunde gilt allgemein als gut verträglich, allerdings ist die wissenschaftliche Datenlage zu Neben- und Wechselwirkungen begrenzt, da Harnkraut bisher nur selten umfassend pharmakologisch untersucht wurde. In der traditionellen Heilkunde, vor allem in Südamerika, wird es seit langem zur Unterstützung der Harnwege, bei Husten und Entzündungen eingesetzt.

Nebenwirkungen treten selten auf, können jedoch bei empfindlichen Personen vorkommen. Dazu zählen leichte Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Blähungen oder Durchfall, insbesondere bei zu hoher Dosierung. Aufgrund der enthaltenen Bitter- und Gerbstoffe kann es bei übermäßigem Gebrauch zu Reizungen der Schleimhäute kommen.

Menschen mit empfindlichem Magen oder mit bekannten Unverträglichkeiten gegenüber bitterstoffhaltigen Pflanzen sollten die Anwendung daher vorsichtig beginnen oder zuvor ärztlichen Rat einholen. Auch Schwangere, Stillende sowie Kinder unter zwölf Jahren sollten auf die Verwendung verzichten, da keine ausreichenden Studien zur Sicherheit vorliegen.

Hinsichtlich Wechselwirkungen mit Medikamenten sind bisher keine konkreten Fälle dokumentiert. Da Harnkraut jedoch eine harntreibende Wirkung haben kann, ist bei gleichzeitiger Einnahme von Diuretika oder anderen blutdrucksenkenden Mitteln Vorsicht geboten. In solchen Fällen sollte die Anwendung nur in Rücksprache mit einem Arzt erfolgen.

Harnkraut und seine Wirkung auf Harnwege

Harnkraut wird seit Jahrhunderten in der traditionellen Pflanzenheilkunde zur Unterstützung der Harnwege eingesetzt. Besonders in der südamerikanischen Volksmedizin, etwa in Peru oder Brasilien, findet es Anwendung bei Harnwegsinfekten, Blasenentzündungen und Nierenbeschwerden. Diese Nutzung beruht auf den entzündungshemmenden, harntreibenden und antibakteriellen Eigenschaften der Pflanze.

Die harntreibende Wirkung von Harnkraut unterstützt den Körper dabei, Bakterien und Schadstoffe über den Urin auszuspülen. Dies ist besonders bei beginnenden Harnwegsinfektionen oder zur Nachbehandlung sinnvoll, um Rückfälle zu verhindern. Die enthaltenen Bitterstoffe und Flavonoide tragen zusätzlich zur Durchblutungsförderung in den ableitenden Harnwegen bei und können krampflösend wirken, was bei schmerzhaften Blasenreizungen hilfreich sein kann.

Zudem wurden in verschiedenen Utricularia-Arten Inhaltsstoffe identifiziert, die ein hemmendes Potenzial auf bestimmte Mikroorganismen zeigen – darunter auch Bakterien, die typischerweise Harnwegsinfekte verursachen. Dadurch könnte Harnkraut auf natürliche Weise das bakterielle Wachstum eindämmen, ohne dabei das Gleichgewicht der Darmflora zu stören, wie es bei klassischen Antibiotika oft der Fall ist.

In der praktischen Anwendung wird Harnkraut meist als Tee oder wässriger Auszug genutzt. Für einen einfachen Harnkraut-Tee wird ein Teelöffel des getrockneten Krauts mit heißem Wasser übergossen und etwa 10–15 Minuten ziehen gelassen. Der Tee kann 2–3 Mal täglich getrunken werden, vorzugsweise über einen Zeitraum von wenigen Tagen bis zu einer Woche. Es empfiehlt sich, während der Anwendung auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, um die ausscheidende Wirkung zu unterstützen.

In der modernen Phytotherapie ist Harnkraut bislang noch wenig verbreitet, jedoch wächst das Interesse aufgrund seiner sanften, natürlichen Wirkung. Als Ergänzung zu anderen bewährten Heilpflanzen wie Bärentraube, Goldrute oder Brennnessel könnte es künftig eine stärkere Rolle in der pflanzlichen Urologie spielen.

Besonders interessant ist Harnkraut für Menschen, die häufig unter leichten Harnwegsbeschwerden leiden und eine pflanzliche Alternative zu chemischen Medikamenten suchen – vorausgesetzt, es besteht keine schwerwiegende Erkrankung und die Anwendung erfolgt mit ärztlicher Rücksprache.

Harnkraut und seine Rolle bei Atemwegserkrankungen

Neben seiner bekannten Wirkung auf die Harnwege wird Harnkraut in der traditionellen südamerikanischen Heilkunde auch zur Behandlung von Atemwegserkrankungen eingesetzt. Diese Anwendung beruht vor allem auf den entzündungshemmenden, schleimlösenden und krampflösenden Eigenschaften der Pflanze, die insbesondere bei Husten, Bronchitis und Reizungen der Atemwege von Nutzen sein können.

Die enthaltenen Bitterstoffe regen die Sekretion in den Schleimhäuten an und fördern die Schleimlösung, was das Abhusten erleichtern kann. Gleichzeitig wirken Flavonoide und Gerbstoffe entzündungshemmend und leicht adstringierend – das heißt, sie ziehen die Schleimhäute leicht zusammen, was vor allem bei entzündlich geschwollenen Atemwegen zur Linderung führen kann.

Ein traditionelles Einsatzgebiet von Harnkraut ist trockener Reizhusten, bei dem keine oder nur wenig Schleimbildung vorliegt. Durch die krampflösende Wirkung der Pflanze kann das Hustenreiz-Zentrum beruhigt werden, ohne die Atemwege zu unterdrücken. Das macht Harnkraut besonders interessant für die Anwendung bei nächtlichem Husten oder Husten im Rahmen viraler Infekte.

In der Praxis wird Harnkraut dabei häufig als Tee zubereitet. Für eine Anwendung bei Hustenbeschwerden empfiehlt sich ein Aufguss aus einem Teelöffel getrocknetem Kraut auf etwa 200 ml heißem Wasser, 10–15 Minuten ziehen lassen. Der Tee kann mehrmals täglich getrunken werden, bei Bedarf auch mit Honig verfeinert. Alternativ lässt sich Harnkraut auch mit anderen heilpflanzlichen Helfern wie Thymian, Spitzwegerich oder Süßholzwurzel kombinieren, um eine noch gezieltere Wirkung zu erzielen.

In seltenen Fällen wird Harnkraut auch als Bestandteil pflanzlicher Hustentinkturen oder Bronchialmischungen eingesetzt. Aufgrund seiner sanften Wirkung eignet sich die Pflanze besonders für Menschen, die auf synthetische Hustenmittel empfindlich reagieren oder eine natürliche Alternative suchen.

Obwohl Harnkraut in Europa noch wenig bekannt ist, deutet seine traditionelle Verwendung in anderen Regionen der Welt auf ein breites therapeutisches Potenzial hin – insbesondere bei leichten bis mittelschweren Atemwegsbeschwerden. Dennoch sollte bei anhaltenden Symptomen oder bei Atemwegserkrankungen mit Fieber oder Atemnot immer ärztlicher Rat eingeholt werden.

Quellen

  • "Medicinal Plants of the World" von Ben-Erik Van Wyk und Michael Wink
  • "Phytotherapy: A Quick Reference to Herbal Medicine" von Francesco Capasso, Timothy S. Gaginella
  • "Medicinal Plants of the World: Chemical Constituents, Traditional and Modern Medicinal Uses" von Ivan A. Ross

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