Moltebeere

Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer. nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. März 2025Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Moltebeere ist auch unter dem Namen Torfbeere bekannt. Was ist das Besondere an der Beere, die nicht nur eine Zweieuromünze ziert, sondern auch kulinarisch ihren Einsatz findet?
Vorkommen & Anbau der Moltebeere
Die Moltebeere zählt zu der Pflanzenart aus der Untergattung der Familie der Rosengewächse. In Mitteleuropa ist ihr Vorkommen sehr selten. Dennoch wächst sie in Österreich und der Schweiz. In Norddeutschland erweist sie sich eines sehr seltenen Vorkommens und ist aus diesem Grund streng geschützt. Die Pflanze ist mehrjährig und erreicht eine Wuchshöhe von bis zu 25 Zentimetern.
Aus der Wurzel bildet sich ein unverzweigter, nicht verholzender und dornloser Stängel. Die Laubblätter, die bis zu 20 Zentimeter breit werden, reihen sich wechselständig an und sind fünf- bis siebenlappig. Das Laub der Pflanze verfärbt sich bis in den Herbst in ein starkes rot. Die Blüten der Torfbeere sind weiß und blühen zwischen Mai und Juli. Umgeben sind die Blüten von Kron- und Kelchblättern. Die Blüten sind sehr kurzlebig und daher auch bei Regen sehr empfindlich.
Nach der Blütezeit entwickeln sich die Früchte und reifen bis in den Juli zu einer Sammelsteinfrucht, die bis zu 25 Steinfrüchte haben kann. Zunächst sind die Früchte grün und verfärben sich von Blassrot in ein gelborange. Die Moltebeere ist reif, wenn sie die äußeren Blütenhüllblätter von der Frucht wegrollen. Die Beeren sind sehr weich und lassen sich schwer pflücken. Aufgrund dessen werden meist die unreifen Früchte geerntet, die anschließend in der Sonne nachreifen.
Moltebeere in der Natur finden
Moltebeeren (Rubus chamaemorus), auch als Torfbeeren oder Wollbeeren bekannt, wachsen in nördlichen, kühlen Regionen und sind vor allem in Skandinavien, Schottland, Russland sowie in Moor- und Hochmoorlandschaften in Teilen Mitteleuropas zu finden. Sie bevorzugen feuchte, nährstoffarme Böden und wachsen oft in sonnigen, offenen Moorgebieten oder an Waldrändern mit viel Feuchtigkeit.
Bei der Suche sollte man auf niedrige, krautige Pflanzen achten, die meist nur 10 bis 25 cm hoch werden. Jede Pflanze trägt in der Regel nur eine einzelne Frucht. Die Blätter sind rundlich bis leicht gelappt und erinnern an die von Erdbeeren, sitzen aber meist auf langen Stielen. Im Frühjahr erscheinen weiße, fünfblättrige Blüten.
Die Früchte der Moltebeere sehen Himbeeren ähnlich, bestehen aus kleinen Fruchtsegmenten und reifen einzeln an den Pflanzen. Anfangs sind sie rötlich bis orange, später, bei voller Reife, leuchten sie goldgelb bis bernsteinfarben und haben eine weiche, geleeartige Konsistenz. Reife Moltebeeren sind süß-säuerlich im Geschmack.
Wichtig ist, geschützte Gebiete zu respektieren, da Moltebeeren in manchen Regionen unter Naturschutz stehen. Außerdem sollte man auf festes Schuhwerk achten, da die Suche oft durch sumpfiges Gelände führt.
Wirkung & Anwendung
Die Moltebeere findet ihre Verwendung als Lebensmittel und als Heilmittel. Sie ist reich an Vitaminen und Spurenelementen und zählt zu den wertvollsten Nahrungsmitteln. Im rohen Zustand hat die Moltebeere einen bitter bis säuerlichen Geschmack. Als Marmelade oder Gelee hergestellt, schmeckt sie besonders gut. Sie wird aber auch zum Aromatisieren von süßen Speisen verwendet. In den Ländern der nördlichen Breiten wird sie in gefrorenem Zustand mit viel Zucker verzehrt. Aus ihr wird Likör hergestellt und in Kanada wird eine Bierspezialität mit der Moltebeere aromatisiert.
Die überreifen Beeren, die cremefarben sind, haben einen joghurtähnlichen Geschmack. Die Moltebeere enthält einen hohen Anteil an Vitamin C. Außerdem sind Zucker, Zitronensäure und Benzoesäure enthalten. Letztere ist ein natürlicher Konservierungsstoff, der den Früchten besonders gute Haltbarkeit beschert. Die Seeleute und die Völker des Nordens haben die Torfbeere schon gegessen, um Skorbut (Vitaminmangelkrankheit) vorzubeugen.
In der Volksmedizin werden nicht nur die Früchte, sondern auch die gesamte Pflanze als Heilmittel verwendet. Gegen Husten und bei Tuberkulose wird die Moltebeere eingesetzt. Sie enthält das Steroid Diosgenin, eine Vorstufe des weiblichen Hormons Progesteron, das bei Gicht und Rheuma angewendet wird. Auch bei Harnblasenerkrankungen und Herzkrankheiten wird die Moltebeere verabreicht. Die Blätter der Pflanze enthalten Gerbsäure, die vor allem bei Diarrhöe (Durchfall) heilend wirkt. Sie hilft dem Körper, die überschüssige Flüssigkeit aus dem Körper zu leiten.
Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung
Wird die Moltebeere regelmäßig zu sich genommen, stellt sie eine gestörte Durchblutung wieder her und reguliert die Blutgerinnung. Die Beeren werden in Form einer Kompresse bei Verbrennungen auf die betroffene Hautstelle gelegt und verschaffen Hilfe bei der Heilung. Aus den Wurzeln und Blättern der Moltebeere werden Tees und Tinkturen hergestellt.
Die gesammelten Pflanzenteile werden hierbei mit heißem Wasser übergossen. Den Überguss lässt man etwa 15 Minuten kochen und danach noch etwa 40 Minuten ziehen lassen. Vor allem bei Erkältungen schafft der Tee Linderung. Die Brühe kann auch mit etwas Wasser verdünnt werden. Das Trinken ist bei Husten äußerst wirksam. Weiteres hat der Sud eine harntreibende Wirkung und wird von Menschen mit Erkrankungen der Nieren und Harnwege getrunken.
In der Naturkosmetik findet die Moltebeere ebenfalls Anwendung. Die Samen der Beere werden konserviert und die darin enthaltenen Öle machen die Haut besonders weich und geschmeidig. Bei Leiden unter Pigmentflecken und Falten ist der Einsatz besonders effektiv. Die Moltebeere ist Bestandteil vieler Cremes, die es in den Drogeriemärkten zu kaufen gibt.
Leiden Menschen unter trockenem und sprödem Haar, so kann aus den Blättern ein Aufguss zubereitet werden, dem ein Teelöffel Öl der Moltebeere, sowie ein Hühnerei beigefügt wird. Die Mischung wird in den gesamten Haaren verteilt. Die Maske bleibt 30 Minuten auf dem Kopf, bevor sie abgespült wird. Sie dient zur Behandlung und Regeneration der Haare.
Die Moltebeere wird in pürierter Form oder als Saft schon den Kindern verabreicht, um so den Vitamin C Haushalt aufzustocken. Besonders im Winter hilft die Einnahme dem Körper, Viren und Infektionen aktiv abzuwehren. Das regelmäßige Essen der Moltebeere erhöht die Vitalität des Organismus.
Die Moltebeere findet in vielen Bereichen des täglichen Lebens ihre Verwendung. Durch den geringen Ertrag zählt sie zu den teuersten Beeren der Welt. Ein Kilo kostet bis zu sieben Euro. Die Pflanze erweist sich einer hohen Beliebtheit und ist das Wahrzeichen Lapplands. Auch die finnische Zweieuromünze ziert eine Abbildung der Moltebeere.
Die Moltebeere selbst zu züchten ist beinahe erfolglos. Zu kaufen gibt es die teure Beere in gut sortierten Großmärkten. In Nahrungsergänzungsmittel ist die Moltebeere ein häufiger Bestandteil. Die Einnahme sollte nur laut Beipackzettel erfolgen und gegebenenfalls mit einem Apotheker oder Arzt abgesprochen werden.
Welche Inhaltsstoffe kommen in der Moltebeere vor?
Die Moltebeere ist nicht nur wegen ihres einzigartigen Geschmacks geschätzt, sondern auch wegen ihrer wertvollen Inhaltsstoffe. Sie enthält eine Vielzahl an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen, die sie zu einer echten Gesundheitsfrucht machen. Besonders hervorzuheben ist ihr hoher Gehalt an Vitamin C – mit bis zu 150 mg pro 100 g Frucht übertrifft sie sogar viele Zitrusfrüchte. Vitamin C stärkt das Immunsystem, wirkt antioxidativ und unterstützt die Eisenaufnahme im Körper.
Darüber hinaus liefert die Moltebeere Vitamin A (in Form von Beta-Carotin), Vitamin E sowie einige B-Vitamine. Auch Mineralstoffe wie Kalium, Kalzium, Magnesium und Eisen sind enthalten. Kalium trägt zur Regulierung des Blutdrucks bei, während Kalzium und Magnesium wichtig für Knochen und Muskeln sind.
Ein weiterer wertvoller Inhaltsstoff sind die sogenannten Ellagitannine – sekundäre Pflanzenstoffe mit starker antioxidativer und entzündungshemmender Wirkung. Sie sollen zellschützend wirken und werden in der Forschung mit positiven Effekten auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Krebsprävention in Verbindung gebracht.
Zudem enthält die Moltebeere Ballaststoffe, die die Verdauung fördern, sowie Fruchtsäuren, die ihr den leicht säuerlichen Geschmack verleihen und die Konservierung unterstützen.
Nebenwirkungen & Wechselwirkungen
Die Moltebeere gilt allgemein als gut verträglich und wird traditionell in der nordischen Küche sowie in der Volksmedizin verwendet. Nebenwirkungen treten bei mäßigem Verzehr in der Regel nicht auf. In seltenen Fällen können jedoch allergische Reaktionen auftreten, insbesondere bei Menschen, die empfindlich auf andere Rosengewächse wie Erdbeeren oder Himbeeren reagieren. Mögliche Symptome wären Hautausschlag, Juckreiz oder Magen-Darm-Beschwerden.
Aufgrund des hohen Gehalts an Fruchtsäuren kann ein übermäßiger Verzehr bei empfindlichen Personen zu Magenreizungen oder Sodbrennen führen. Auch Menschen mit einem empfindlichen Verdauungssystem sollten daher vorsichtig sein. Die enthaltenen Ellagitannine, obwohl gesundheitsfördernd, können in sehr hohen Mengen bei empfindlichen Personen leichte Verdauungsstörungen wie Blähungen oder Völlegefühl verursachen.
Hinsichtlich Wechselwirkungen mit Medikamenten sind bisher kaum konkrete Fälle bekannt. Aufgrund der antioxidativen Eigenschaften kann theoretisch eine Beeinflussung von Medikamenten auftreten, die ebenfalls auf oxidative Prozesse wirken, etwa bestimmte Chemotherapeutika oder Blutverdünner. Wer regelmäßig Medikamente einnimmt oder unter chronischen Erkrankungen leidet, sollte im Zweifelsfall ärztlichen Rat einholen, bevor größere Mengen Moltebeeren oder Extrakte daraus konsumiert werden – insbesondere in konzentrierter Form, wie in Nahrungsergänzungsmitteln.
Moltebeeren und ihre Wirkung auf die Haut
Die Moltebeere ist nicht nur eine Delikatesse aus dem hohen Norden, sondern auch ein kleines Kraftpaket für die Hautgesundheit. Aufgrund ihrer einzigartigen Zusammensetzung wird sie zunehmend in der Naturkosmetik und dermatologischen Forschung geschätzt. Besonders in Skandinavien hat man ihre hautpflegenden Eigenschaften erkannt und nutzt Extrakte der Beere in Cremes, Seren und Pflegeölen.
Ein entscheidender Faktor ist der hohe Gehalt an Antioxidantien, insbesondere Vitamin C und E sowie Ellagitannine. Diese Stoffe helfen dabei, freie Radikale zu neutralisieren, die durch Umwelteinflüsse wie UV-Strahlung, Luftverschmutzung oder Stress entstehen und die Hautzellen schädigen können. Auf diese Weise unterstützen Moltebeeren die Haut dabei, sich gegen vorzeitige Alterungsprozesse zu schützen und die Zellerneuerung zu fördern.
Vitamin C ist zudem wichtig für die Kollagenbildung – ein Strukturprotein, das der Haut Festigkeit und Elastizität verleiht. Durch die Förderung der Kollagensynthese kann die Moltebeere helfen, feine Linien und Fältchen zu mildern. Gleichzeitig wirkt sie entzündungshemmend, was vor allem bei sensibler, geröteter oder zu Akne neigender Haut von Vorteil ist.
Auch die enthaltenen Omega-Fettsäuren, die sich im Öl der Moltebeersamen finden, spielen eine wichtige Rolle. Sie stärken die natürliche Hautbarriere, halten Feuchtigkeit in der Haut und machen sie widerstandsfähiger gegenüber äußeren Einflüssen. Das ist besonders relevant für Menschen mit trockener oder gereizter Haut sowie bei Hautkrankheiten wie Neurodermitis oder Rosazea.
Ein weiterer interessanter Aspekt ist die mögliche antimikrobielle Wirkung bestimmter Inhaltsstoffe der Moltebeere. Erste Studien deuten darauf hin, dass Extrakte das Wachstum bestimmter Bakterien hemmen könnten, was die Haut zusätzlich schützt und die Heilung kleinerer Entzündungen unterstützen kann.
Dank dieser vielfältigen Eigenschaften findet die Moltebeere inzwischen Eingang in hochwertige Pflegeprodukte. Besonders beliebt sind Produkte mit Moltebeer-Extrakt in Skandinavien, etwa in Feuchtigkeitscremes, Augenpflege und Anti-Aging-Seren. Die Kombination aus natürlicher Wirkung, angenehmem Duft und seltener Herkunft macht die Moltebeere nicht nur zu einem kulinarischen, sondern auch zu einem kosmetischen Schatz der Natur.
10 gesunde Gerichte mit Moltebeeren
Hier sind 10 gesunde und leckere Gerichte mit Moltebeeren – nahrhaft, natürlich und einfach zuzubereiten:
Moltebeer-Porridge
Haferflocken mit pflanzlicher Milch (z. B. Hafer- oder Mandelmilch) aufkochen, bis ein cremiger Brei entsteht. Mit einem Teelöffel Honig oder Ahornsirup süßen. Frische oder leicht angedünstete Moltebeeren unterheben oder als Topping darübergeben. Mit gehackten Nüssen oder Chiasamen verfeinern.
Moltebeer-Smoothie
Eine Handvoll Moltebeeren mit einer Banane, einer halben Avocado, 1 EL Leinsamen und 200 ml Mandelmilch mixen. Nach Geschmack mit etwas Zimt oder Vanille verfeinern. Ideal für ein vitaminreiches Frühstück.
Grüner Salat mit Moltebeeren und Ziegenkäse
Frischen Feldsalat oder Rucola mit halbierten Moltebeeren, Ziegenkäse und gehackten Walnüssen mischen. Mit einem Dressing aus Olivenöl, Zitronensaft und einem Hauch Honig beträufeln.
Moltebeer-Chia-Pudding
3 EL Chiasamen mit 200 ml pflanzlicher Milch und 1 TL Ahornsirup verrühren, über Nacht im Kühlschrank quellen lassen. Am nächsten Tag mit pürierten oder ganzen Moltebeeren toppen.
Moltebeer-Dressing für Salate
Ein paar Moltebeeren mit Olivenöl, Apfelessig, Senf, Salz und etwas Honig pürieren. Als fruchtig-herbes Dressing über grüne Blattsalate geben.
Vollkornpfannkuchen mit Moltebeeren
Aus Vollkornmehl, Eiern, Hafermilch und einer Prise Salz einen Teig zubereiten. In der Pfanne goldbraun backen. Mit frischen Moltebeeren und Naturjoghurt oder Skyr servieren.
Moltebeer-Skyr-Bowl
Skyr mit einer Handvoll Moltebeeren, etwas Honig und gehackten Mandeln vermischen. Für mehr Crunch Granola oder gepufften Quinoa darüberstreuen.
Ofengemüse mit Moltebeer-Vinaigrette
Geröstetes Gemüse wie Süßkartoffeln, Rote Bete und Karotten mit einem Dressing aus pürierten Moltebeeren, Balsamico und Olivenöl beträufeln. Warm oder kalt servieren.
Moltebeer-Quark-Creme
Magerquark mit etwas Zitronensaft, Honig und Vanille cremig rühren. Mit frischen oder leicht eingekochten Moltebeeren als gesunde Nachspeise servieren.
Moltebeer-Tee mit Ingwer und Zitrone
Eine Handvoll getrockneter oder frischer Moltebeeren mit Ingwerstücken und Zitronenscheiben in heißem Wasser 10 Minuten ziehen lassen. Ideal zur Stärkung des Immunsystems.
Quellen
- "Medicinal Plants of the World" von Ben-Erik Van Wyk und Michael Wink
- "Phytotherapy: A Quick Reference to Herbal Medicine" von Francesco Capasso, Timothy S. Gaginella
- "Medicinal Plants of the World: Chemical Constituents, Traditional and Modern Medicinal Uses" von Ivan A. Ross