Risperidon

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Risperidon wird ein atypisches Neuroleptikum bezeichnet. Es dient zur Therapie von bipolaren Störungen und Schizophrenie.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Risperidon?

Als Risperidon wird ein atypisches Neuroleptikum bezeichnet. Es dient zur Therapie von bipolaren Störungen und Schizophrenie.

Risperidon trägt in der Medizin auch die Bezeichnung Risperidonum. Dabei handelt es sich um ein atypisches Neuroleptikum, das über eine starke neuroleptische Potenz verfügt. Als atypischem Neuroleptikum werden Risperidon weniger unerwünschte Nebeneffekte auf das extrapyramidalmotorische System zugeschrieben. Die bisherigen Studien lieferten dazu allerdings unterschiedliche Resultate.

Die Entwicklung von Risperidon fand zwischen 1988 und 1992 durch das deutsche Pharmaunternehmen Janssen-Cilag statt, das dem amerikanischen Konzern Johnson & Johnson angehört. Im Jahr 1994 erfolgte die Zulassung des Neuroleptikums in den Vereinigten Staaten. Nach dem Auslaufen des Patentschutzes 2004 fand Risperidon als Generikum Verwendung.

Pharmakologische Wirkung

Mediziner führen psychotische Symptome wie Halluzinationen oder Wahnvorstellungen auf einen Anstieg der Konzentration des Neurotransmitters Dopamin innerhalb des Gehirns zurück. Durch antipsychotische Arzneistoffe lassen sich die Dopamin-Andockstellen jedoch blockieren, was die Wirkung des Botenstoffs hemmt.

Die ersten Neuroleptika dieser Art wie Haloperidol oder Chlorpromazin wiesen jedoch den Nachteil von typischen Nebenwirkungen auf, die in ihren Symptomen Morbus Parkinson ähnelten. Grund dafür war das Absterben von Nervenzellen, die Dopamin ausschütteten, was wiederum im Mittelhirn einen Dopaminmangel hervorrief. Die Folge davon waren Beschwerden wie langsamere Bewegungen, Muskelzittern, Muskelstarre und sogar Bewegungslosigkeit.

Der Vorteil von Risperidon besteht darin, dass es bei seiner Anwendung nicht zu diesen Nebeneffekten kommt oder sie sich nur in geringem Umfang zeigen.

Die positive Wirkung von Risperidon entsteht durch das Blockieren der Dopamin-Rezeptoren im Gehirn. Auf diese Weise lassen sich Halluzinationen und Wahnvorstellungen vermindern. Des Weiteren werden von Risperidon auch die Bindungsstellen der Neurotransmitter Adrenalin, Noradrenalin und Serotonin besetzt. Dies wirkt sich positiv auf die Selbstkontrolle des Patienten aus. So verhalten sie sich weniger aggressiv und können sich besser konzentrieren. Sogar schweren Depressionen lässt sich mit Risperidon entgegenwirken.

Die Wirksamkeit von Risperidon gilt als fünfzigfach höher als die von Chlorpromazin. Im Anschluss an seine Einnahme gelangt das Neuroleptikum über den Darm komplett ins Blut. Nach zwei Stunden wird dort die maximale Konzentration erreicht. In der Leber erfolgt die Verstoffwechselung zu Hydroxyrisperidon, dessen Wirksamkeit gleich stark ausfällt. Sowohl Risperidon als auch seine antipsychotischen Abbauprodukte gelangen nach 24 Stunden zu ca. 50 Prozent über Urin aus dem Organismus.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Zur Anwendung kommt Risperidon, um Schizophrenie sowie bipolare Störungen zu behandeln. Dabei werden in erster Linie Psychosen therapiert, bei denen der Patient unter einer ausgeprägten Verkennung der Realität, Halluzinationen oder Wahnvorstellungen leidet. Dies kann bei einer pathologischen Manie oder einer chronischen Schizophrenie der Fall sein. Eine weitere Indikation von Risperidon stellen Psychosen im Zusammenhang mit Demenz dar.

Risperidon verfügt über die Eigenschaft, aggressives Verhalten des Patienten gegen seine eigene Person oder gegen andere Menschen zu reduzieren. Darüber hinaus kommt das Neuroleptikum unterstützend bei einer sozialpsychiatrischen Behandlung von verwahrlosten Menschen mit ausgeprägten Verhaltensauffälligkeiten zum Einsatz. Bei geistig weniger entwickelten Kindern und Jugendlichen kann eine Kurzzeittherapie stattfinden, die maximal sechs Wochen dauert. Bei aggressiven Demenz-Patienten gilt eine Langzeitbehandlung als kontraproduktiv. So ergaben Studien bei den betroffenen Personen eine höhere Sterblichkeit.

Eingenommen wird Risperidon ein bis zwei Mal am Tag in Form von Tabletten. Die Nahrungsaufnahme hat keinen Einfluss auf die Darreichung des Medikaments. Die Therapie setzt stets mit einer niedrigen Dosis ein und steigert sich dann allmählich bis zum Eintreten des gewünschten Effekts.

Weitere Darreichungsformen von Risperidon sind Schmelztabletten und Injektionen für Patienten mit Schluckbeschwerden. Auch eine Magensonde steht zur Einnahme des Neuroleptikums zur Verfügung. Weil sich aggressive Patienten mitunter gegen die Einnahme des Präparats zur Wehr setzen, kommt bei ihnen oft eine speziell entwickelte Risperidon-Depotspritze zur Anwendung. Dieses Mittel wird alle zwei Wochen einmal injiziert. Im Anschluss daran setzt sich Risperidon kontinuierlich frei.

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Risiken & Nebenwirkungen

Zu den häufigsten unerwünschten Nebeneffekten von Risperidon gehören Beschwerden, die der Parkinson-Krankheit ähneln. Dies ist bei etwa jedem zehnten Patienten der Fall. Weitere häufige Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und Schläfrigkeit. Darüber hinaus kommen Herzrasen, die Zunahme von Gewicht, Schwindelgefühle, Antriebslosigkeit, Dämmerschlaf, Zittern, Atemprobleme, Husten, Nasenbluten, Schmerzen in Rachen und Kehlkopf, Verstopfung, Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Rückenschmerzen, Gliederschmerzen, Fieber, Atemwegsinfektionen, Hautausschläge, Ödeme oder Angstzustände als mögliche Nebeneffekte infrage.

Bei Parkinson-Patienten und jungen Menschen besteht oftmals das Risiko eines malignen neuroleptischen Syndroms, das mit hohem Fieber, Muskelstarre, einem Kreislaufkollaps und getrübtem Bewusstsein einhergeht. In solchen Fällen ist die Risperidon-Therapie umgehend zu beenden.

Liegt eine Überempfindlichkeit des Patienten gegen Risperidon vor, darf das Mittel nicht verabreicht werden. Gleiches gilt für eine verstärkte Konzentration des Hormons Prolaktin ohne Medikamenteneinfluss. Ein gründliches Abwägen des Arztes für eine Risperidongabe ist notwendig bei Störungen der Nierenfunktionen, Morbus Parkinson, Epilepsien, Herzrhythmusstörungen, Einschränkungen der Leberfunktion, niedrigem Blutdruck, Tumoren und Demenz.

Von einer Anwendung Risperidons in der Schwangerschaft und Stillzeit wird abgeraten. So ließ sich die Unbedenklichkeit des Wirkstoffes weder für die Mutter noch für das Kind nachweisen.

Auch Wechselwirkungen durch die zeitgleiche Darreichung von Risperidon und anderen Medikamenten sind denkbar. Es verstärkt sich etwa die Wirkung von tetrazyklischen bzw. trizyklischen Antidepressiva oder Betablockern. Werden zur gleichen Zeit Risperidon und Dopaminrezeptor-Agonisten eingenommen, um Morbus Parkinson zu behandeln, führt dies zu einer Abschwächung der Agonisten-Wirkung.

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