Chlorpromazin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Chlorpromazin ist eine chemische Substanz, die 1950 in Frankreich zum ersten Mal synthetisiert und aufgrund ihrer Wirkung zu einem Grundbaustein der Medikamentengruppe der Psychopharmaka wurde. Innerhalb der Psychopharmaka ist Chlorpromazin der älteste antipsychotische wirksame Arzneistoff (sog. Neuroleptikum).

Inhaltsverzeichnis

Was ist Chlorpromazin?

Chlorpromazin ist eine chemische Substanz, die 1950 in Frankreich zum ersten Mal synthetisiert und aufgrund ihrer Wirkung zu einem Grundbaustein der Medikamentengruppe der Psychopharmaka wurde.

Chlorpromazin gehört als chemischer Stoff zur Klasse der Phenothiazine. Dabei handelt es sich um eine Gruppe organischer Substanzen, die oft als Arzneimittel, Insektizide oder Farbstoffe genutzt werden.

Das Mittel wird in seiner medizinischen Wirkung als Neuroleptikum mit mittlerer Potenz klassifiziert. Für die sog. neuroleptische Potenz gilt allgemein für die herkömmlichen Neuroleptika:

Je geringer diese Potenz bei einer Substanz, desto höher ist die sedierende Wirkung und die Dosis, die für ein Einsetzen von Nebenwirkungen benötigt wird. Eine Dosis zwischen 25 mg - 400 mg führt zur Auslösung von Nebenwirkungen im Falle von Chlorpromazin.

Pharmakologische Wirkung

Chlorpromazin hat wie alle Neuroleptika generell eine symptomatische Wirkung. Das bedeutet, dass es als Medikament die Symptome einer Erkrankung bekämpft und lindert, nicht jedoch die Ursache beseitit.

Es entfaltet seine pharmakologische Wirkung direkt im Gehirn, wo es den Stoffwechsel der Neurotransmitter (chemische Botenstoffe der Nervenzellen) beeinflusst. Die Substanz wirkt dabei vor allem hemmend auf verschiedene Rezeptoren (Andockstellen) für den Neurotransmitter Dopamin. Durch die Einwirkung auf diese unterschiedlichen Rezeptoren des Dopaminsystem in den Nervenzellen des Gehirns hat es im Vergleich zu anderen Neuroleptika eine relativ breite Wirksamkeit.

So sind sowohl sedierende, antisychotische, antihistaminische (antiallergische), antiemetische (Erbrechen und Übelkeit beeinflussende) sowie anticholinerge (muskel- und Drüsen beeinflussende) und antiadrenerge (die Adrenalinwirkung beeinflussende) Auswirkungen auf den Körper bei Einnahme von Chlorpromazin bekannt.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Chlorpromazin besitzt als Psychopharmakon eine sedierende und antipsychotische Wirkung, es ist gegen den sog. Realitätsverlust bei psychischen Störungen und Erkrankungen wie z.B. Schizophrenie oder Manie wirksam.

Dabei bekämpft es Symptome wie Halluzinationen, Wahnvorstellungen, aber auch Angstzustände und Unruhe. Nach seiner Entdeckung wurde die potente Substanz aufgrund seiner breiten Wirksamkeit gegen eine ganze Reihe von psychischen Störungen eingesetzt, wie zum Beispiel Angstzustände, Wahnvorstellungen oder Manien. Letztendlich zeigte sich jedoch die höchste spezifische Wirksamkeit des Arzneistoffes gegen die psychomotorischen Unruhe, die vor allem bei der Schizophrenie vorkommt.

Neben der Behandlung von psychischen Erkrankungen werden Neuroleptika auch zur Bekämpfung der Symptome bei Vergiftungen mit psychogen wirkenden Drogen wie beispielsweise LSD oder Fliegenpilzen verwendet. Da die Substanz die Patienten zwar ruhig stellt, jedoch die Linderung der psychogenen Symptome wie Wahn oder Halluzinationen oft nicht stark genug ist, wird das neuroleptisch wirksame Medikament in der Regel nicht als alleiniges Mittel der Wahl verwendet.

Bei einer medizinisch verordneten Einnahme von Chlorpromazin liegt die mittlere Dosis je nach Alter und Gewicht bei 25 mg bis 400 mg pro Tag, die Höchstdosis beträgt 800 mg pro Tag.


Risiken & Nebenwirkungen

Chlorpromazin ist ein mittelpotentes Neuroleptikum, was einer mittleren Dosis für die Auslösung von Nebenwirkungen entspricht. Diese treten bei der Einnahme von Neuroleptika vor allem über einen längeren Zeitraum auf und können vielfältig sein.

Häufig sind in solchen Fällen die so genannten extrapyramidalen Nebenwirkungen, bei denen es sich um Bewegungsstörungen handelt. Diese gehen vom zentralen Nervensystem aus und sind den Symptomen von Parkinson ähnlich. Weitere bei einer höheren Dosierung und längeren Anwendung des Psychopharmakons auftretende Nebenwirkungen sind Sedierung und eine Senkung des Blutdrucks. Es kommen aber auch Erscheinungen wie eine Störung der Wärmeregulation des Körpers (schnelles Überhitzen oder Auskühlen bei entsprechenden Temperaturen) und allergische Reaktionen der Haut und Funktionsstörungen der Leber vor.

Weitere mögliche Nebenwirkungen können Lichtempfindlichkeit, Thrombosen (Bildung von Blutgerinnseln in den Gefäßen), Störung der Potenz oder Menstruationsstörungen sowie ein Mangel an weissen Blutkörperchen (Leukopenie) sein. In seltenen Fällen kann im Zuge der Einnahme von Chlorpromazin eine sog. cholestatische Hepatose auftreten, bei der es sich um einen allergisch-toxischen Verschluss der Gallenwege mit einem Gallenstau handelt, was letztendlich zu einer mitunter tödlichen Schädigung der Leber führen kann.

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