Tretinoin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Tretinoin gehört zur Arzneimittelgruppe der Retinoide. Der Wirkstoff wird als Creme oder Lotion zur Behandlung von Akne eingesetzt, damit sich das Hautbild wieder normalisiert und die Erkrankung langfristig therapiert wird.
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Was ist Tretinoin?
Tretinoin ist eine Vitamin-A-Säure, die die Hornschicht der Haut aufweicht und Infektionen der Talgdrüsen sowie einer erneuten Bildung von Pusteln, Pappeln, Knötchen und Komedonen (Mitesser) vorbeugt. Geschlossene Mitesser öffnen sich und stoßen den Hornpfropf ab.
Weitere Bestandteile und Hilfsstoffe sind Glyceroldistearat, Glycerolmonostearat, Polyglykolfettalkoholether, Magnesiumsulfat 7 H2O, Cetylesterwachs, Butylhydroxyanisol, Edetinsäure und Dinatriumsalz 2 H;O.
Pharmakologische Wirkung
Vor Behandlungsbeginn erklärt der Arzt dem Patienten, dass die Therapie über einen längeren Zeitraum von mehreren Wochen erfolgt. Nach den ersten vier Behandlungswochen wird der Patient zur Kontrolle gebeten und abhängig von der klinischen Wirkung und den Nebenwirkungen in größeren Zeitabständen weiterhin beobachtet.
Die pubertäre Akne bedarf nach klinischer Abheilung einer vorbeugenden Weiterbehandlung über mehrere Monate oder sogar Jahre, bevor das Krankheitsbild ganz verschwindet.
Nach den ersten acht bis 14 Behandlungstagen kommt es zu einem erneuten scheinbaren Aufflackern der Akne, was auf eine vermehrte Bildung von Mitessern mit nachfolgender Pustelbildung zurückzuführen ist. Es handelt sich um eine sogenannte Erstverschlimmerung, die bei vielen Medikamenten auftritt. Es ist die Aufgabe des Arztes, den Patienten während des initialen Gesprächs auf diesen Verlauf hinzuweisen.
Für eine bessere Verträglichkeit gibt es Tretinoin in neuen Trägersubstanzen als Polymere und Mikroschwämmchen. Diese reduzieren das Irritationspotential.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Tretinoin ist als Lotion und Creme (Airol®) sowie in Form von 10 mg-Kapseln (Vesanoid®) erhältlich. Gebräuchlich ist eine Konzentration von 0,05 Prozent des Wirkstoffs in Cremes und Lotion.
Zum behandelten Krankheitsbild gehören mild bis mäßig auftretende Akne-Erkrankungen, die überwiegend im Gesicht auftreten. Dabei handelt es sich um Akne comedonica und Akne papulopustulosa, die durch Mitesser, entzündliche Hautveränderungen, Papeln, geröteter Hautveränderungen sowie Pusteln und Eiterbläschen gekennzeichnet sind.
Als Creme oder Lotion wird Tretinoin zweimal täglich mit einem Wattebausch dünn auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen. Bei heller und empfindlicher Haut wird die Substanz einmal täglich angewendet. Sie darf nicht in Kontakt mit den Schleimhäuten und Augen kommen und nicht zu nah an den Lippen aufgetragen werden.
In der Regel verringert sich die Anzahl der Mitesser innerhalb einer Behandlungszeit von drei bis fünf Wochen. Ein nachhaltiger therapeutischer Effekt stellt sich nach sechs bis 14 Wochen ein, wobei dieser von einer regelmäßigen vorschriftsmäßigen Anwendung abhängt.
Das Arzneimittel kann auch bei Akne-Erscheinungen angewendet werden, die als Nebenwirkung anderer Medikamente auftreten. Der Behandlungserfolg ist jedoch nicht wissenschaftlich belegt.
In Kapseln wird der Wirkstoff in hoher Dosierung von 10 Milligramm zur Behandlung akuter Promyelozytenleukämie, einer speziellen Form der myeloischen akuten Leukämie, eingesetzt. Der Arzt setzt die Dosis abhängig von der Körpergröße, dem Gewicht und dem Gesundheitszustand des Patienten fest. Die empfohlene Tagesdosis entspricht 45 mg/m2 Körperfläche, was einer Tagesdosis von acht Kapseln in zwei gleichen Einzeldosen entspricht. Bestehen weitere zu behandelnde Krankheiten, ist die Tagesdosis entsprechend anzupassen.
Tretinoin wird mit Zytostatika kombiniert und erhöht die Überlebenschance des Patienten im Gegensatz zur alleinigen Zytostatika-Therapie um siebzig Prozent. Ferner senkt das Medikament das Risiko einer erneuten Erkrankung.
Risiken & Nebenwirkungen
Eine Kreuzreaktion besteht mit Antibiotika aus der Gruppe der Tretrazykline, die Sehstörungen, Kopfschmerzen, Atemfunktionsstörungen und einen erhöhten Schädelinnendruck verursachen können. Übelkeit, Erbrechen und vorübergehende Bewusstlosigkeit sind weitere Nebenwirkungen.
Während der ersten vier Behandlungswochen stellt sich ein erhöhtes Thromboserisiko ein. Daher sollte Tretinoin nicht parallel mit Medikamenten eingenommen werden, die die Blutgerinnung fördern.
Schwere Verläufe sind Leberfunktionsstörungen, Fettstoffwechselstörungen, Fieber, Schwitzen, Angstzustände, Herzrhythmusstörungen, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Wassereinlagerung in der Lunge sowie Nieren-, Leber- und Multiorganversagen.
Bei einer reaktiven Vermehrung der Weißen Blutkörperchen tritt ein Krankheitsbild auf, das ähnlich einer Leukämie verläuft, jedoch keine ist.
Während der Schwangerschaft darf das Arzneimittel nicht angewendet werden, da ein erhöhtes Risiko von Fehlgeburten und Missbildungen besteht. Zu den charakteristischen Fehlbildungen gehört das Retinoid-Syndrom, bei dem das Kind einen zu kleinen Kopf und ein nicht altersgemäß ausgebildetes Gehirn (Mikrozephalie) aufweist. Es ist dann von einer schweren geistigen Behinderung beziehungsweise von einer verminderten Intelligenz auszugehen. Weitere physische Fehlbildungen können hinzukommen.
Auch während der Stillzeit ist von der Anwendung des Arzneimittels abzusehen. Bei Kindern liegen noch keine ausreichenden Erkenntnisse vor, daher sind Nutzen und Risiken sorgfältig abzuwägen.
Interaktionen bestehen auch mit anderen Akne-Mitteln. Häufig beobachtete Nebenwirkungen sind örtliche Hautreizungen, Hautrötungen, Ausschlag, Hautablösung, trockene Haut, Entzündungen, Verfärbungen, Juckreiz, Hyperkeratose und Hyperpigmentierung.
Tretinoin kann zudem eine Fotosensibilisierung verursachen. Die Haut ist empfindlich gegenüber Sonneneinstrahlung. Bei Anwendung in Form von Kapseln kann das Arzneimittel die Wirkung empfängnisverhütender Medikamente herabsetzen.
Der Patient muss von der gleichzeitigen Einnahme von Vitamin-A-Präparaten und weiteren Retinoid-Substanzen absehen, da diese im Zusammenspiel die zuvor genannten unerwünschten Arzneimittelwirkungen erhöhen. Eine regelmäßige Blutkontrolle ist erforderlich.
Vesanoid®-Kapseln zur Behandlung einer Promyelozytenleukämie dürfen nicht bei gleichzeitiger Therapie mit Antibiotika wie Rifampicin und Erythromycin, Glucocorticoiden, Phenobarbital, Cimetidin, Ciclosporin sowie Aminocapronsäure, Tranexamsäure und Aprotinin eingenommen werden.