Verdauungsenzym
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Verdauungsenzyme sind Enzyme, die für die Spaltung der Nahrung zuständig sind. Sie verarbeiten langkettige Moleküle zu kurzkettigen Molekülen, sodass diese für den Stoffwechsel verwertbar sind. Die meisten Verdauungsenzyme werden in der Bauchspeicheldrüse hergestellt.
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Was ist ein Verdauungsenzym?
Enzyme fungieren im menschlichen Körper als Biokatalysatoren. Das bedeutet, dass sie chemische Reaktionen initiieren und beschleunigen können.
Die Enzyme des Verdauungstrakts sind für die Spaltung der Nahrungsbestandteile zuständig.
Die Verdauungsenzyme lassen sich in Peptidasen, Glykosidasen, Lipasen und Nukleasen unterscheiden.
Funktion, Wirkung & Aufgaben
Glykosidasen dienen der Spaltung von Polysacchariden, also von Kohlenhydraten. Zu den Glykosidasen gehören die Speichel-Amylase, die Pankreas-Amylase, die Sucrase-Isomaltase und die Maltase Glucoamylase. Mithilfe der Speichel-Amylase (α-Amylase) kann die Kohlenhydratverdauung schon im Mund beginnen. Die Pankreas-Amylase, auch eine α-Amylase, führt den Abbau dann im Dünndarm fort. Lipasen sind Verdauungsenzyme, die aus der Bauchspeicheldrüse stammen und im Dünndarm Fette spalten. Die wichtigsten Lipasen sind die Gallensalz-aktivierte Lipase und die Pankreaslipase. Die Pankreaslipase zerlegt Triglyceride zu Monoglyceriden.
Nukleasen sind hingegen Enzyme, die Nukleinsäuren spalten. Ein spezielles Enzym, welches Milchzucker (Laktose) in Galaktose und Glukose spaltet, ist die Lactase.
Bildung, Vorkommen & Eigenschaften
Die meisten Verdauungsenzyme werden in der Bauchspeicheldrüse gebildet. Genauer gesagt werden sie im exokrinen Teil der Bauchspeicheldrüse produziert. Von dort gelangen sie über die kleinen Gänge des Pankreas und schlussendlich über den großen Pankreasgang in den Dünndarm.
Die Speichel-Amylase werden von den Speicheldrüsen produziert. Sie gelangen zusammen mit dem Speichel in den Mundraum. Das Pepsin ist das einzige Verdauungsenzym, das im Magen produziert wird. Es wird in den Hauptzellen des Magenfundus gebildet. Seine höchste Aktivität zeigt das Pepsin bei einem niedrigen pH-Wert. Dieser wird durch die saure Magensäure garantiert.
Krankheiten & Störungen
Infolge der Verarbeitungsstörung im Dünndarm kommt es zu Blähungen, Bauchkrämpfen, Übelkeit, Durchfall und Erbrechen. Auch unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Depressionen, innere Unruhe, Schwindel, Nervosität oder Schlafstörungen können Zeichen einer Laktoseintoleranz sein. Je mehr Laktose die Betroffenen zu sich nehmen, desto heftiger werden die Symptome. Wird die Laktoseintoleranz nicht behandelt bzw. werden Milch und Milchprodukte nicht gemieden, kann es durch die dauerhafte Reizung der Darmschleimhaut zu einer Resorptionsstörung kommen. Dies kann eine verminderte Aufnahme von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen zur Folge haben.
Eine Erkrankung, die mit einer unzureichenden Produktion von Verdauungsenzymen einhergeht, ist die Pankreasinsuffizienz. Bei Kindern ist die häufigste Ursache für eine Pankreasinsuffizienz die Mukoviszidose. Erwachsene entwickeln eine Insuffizienz der Bauchspeicheldrüse meistens nach einer akuten Entzündung (Pankreatitis). Wenn das Pankreas geschädigt ist, fehlt es an Verdauungsenzymen. Dies führt zu einer erheblichen Störung der Verdauung (Maldigestion). Infolge dessen kommt es auch zu einer Atrophierung der Darmzotten.
Lokale Entzündungen entstehen und häufig siedeln sich im Bereich des Dünndarms schädliche Bakterien an. Dies alles führt zu massiven Verdauungsstörungen mit Durchfall oder übelriechendem Fettstuhl. Die Betroffenen verlieren immer mehr an Gewicht. Auch bei erhöhter Nahrungsaufnahme können sie nicht an Gewicht zunehmen. Kann im Darm zu wenig Vitamin K aufgenommen werden, kann es zudem zu einer erhöhten Blutungsneigung kommen.
Mit dem Sekretin-Pankreozymin-Test kann direkt die Produktion von Verdauungsenzymen der Bauchspeicheldrüse beurteilt werden. Dafür wird eine Sonde bis in den Zwölffingerdarm gelegt. Über eine Viertelstunde wird mit dieser Sonde das Sekret der Bauchspeicheldrüse abgesaugt und auf den Gehalt von Natriumhydrogencarbonat untersucht. Auch die Aktivität der beiden Enzyme Pankreas-Amylase und Pankreas-Lipase werden gemessen. In der ersten Teststufe wird dem Patienten dann das Hormon Sekretin gespritzt. Dieses sollte die Sekretion eigentlich steigern.
Im Anschluss wird erneut der Gehalt an Bikarbonat und die Aktivitäten der Enzyme bestimmt. In der zweiten Testphase erfolgt die Gabe von Pankreozymin. Wieder werden danach die Inhaltsstoffe des Pankreassekrets gemessen. Anhand der Ergebnisse kann eine Pankreasinsuffizienz mit einem Mangel an Verdauungsenzymen sehr genau diagnostiziert werden.
Eine ausführliche Anamnese ist der erste Schritt bei Verdacht auf eine Erkrankung, die die Verdauungsenzyme betrifft. Den Arzt interessiert dabei, ob der Stuhl fettig-glänzend ist, ob Durchfälle auftreten, ob Entzündungen der Bauchspeicheldrüse bekannt sind, ob fettige Speisen vertragen werden und auch ob Medikamente eingenommen werden. Nach der Anamnese erfolgt dann in der Regel eine körperliche Untersuchung. Der Arzt wird den Bauch vorsichtig abtasten. So kann er Luftansammlungen oder Verhärtungen ertasten. Die Bauchgeräusche kann der Untersuchende am besten mit dem Stethoskop erfassen. Ebenso inspiziert der Arzt die Haut. Bei Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse kann es unter Beteiligung der Leber zu einer Gelbfärbung der Augen und der Haut kommen.
Zur Abklärung der Grunderkrankung sind aber in der Regel noch weitere Untersuchungen möglich. Neben bildgebenden Verfahren, wie Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT), werden auch Blut und Stuhl untersucht. Bei Verdacht auf eine Insuffizienz des Pankreas kommt aber auch insbesondere der Stuhluntersuchung eine große Bedeutung zu. Denn nur im Stuhl kann die Aktivität der beiden Pankreasenzyme Elastase und Chymotrypsin nachgewiesen werden. Bei einer Pankreasinsuffizienz sind beide Verdauungsenzyme im Stuhl erniedrigt.
Auch im Magen kann ein Mangel an Verdauungsenzymen entstehen. Hier ist vor allem das Pepsin betroffen. Durch das Enzym Pepsin wird unter dem Einfluss der Salzsäure Eiweiß im Magen gespalten. Ursache für Sodbrennen ist nicht nur ein Zuviel an Magensäure, sondern auch ein Mangel an Magensäure. Bei zu wenig Magensäure kann das Verdauungsenzym Pepsin nicht aktiviert werden. Infolge können Eiweiße im Magen nicht für die weitere Verdauung im Dünndarm vorbereitet werden und es kommt zu Gärungsprozessen. Typische Symptome sind Völlegefühl, Oberbauchblähungen, Schwächegefühle, Hämorrhoiden, Akne, Eisenmangel, Eiweiß- und Zinkmangel, Pilzbefall und chronische Magen-Darm-Infekte.
Quellen
- Bisswanger, H.: Enzyme. Struktur, Kinetik und Anwendungen. Wiley-VHC, Weinheim 2015
- Deschka, M.: Laborwerte A-Z. Kohlhammer, Stuttgart 2011
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013