Candida albicans
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Candida albicans ist ein Hefepilz aus der Candidagruppe und häufigster Erreger der Kandidose. Er kann bei 75 Prozent aller Menschen nachgewiesen werden.
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Was ist Candida albicans?
Candida albicans ist der wohl bekannteste Vertreter aus der Gruppe der fakultativ pathogenen Pilze. Candida ist ein polymorpher Pilz. Das bedeutet, dass er unterschiedliche Wachstumsformen ausbilden kann. Diese Eigenschaft spielt eine wichtige Rolle bei der Pathologie. Durch seine Anpassungsfähigkeit kann sich Candida albicans in einigen Fällen als äußerst therapieresistent erweisen.
Normalerweise sind die einzelnen Pilzzellen rund und weisen einen Durchmesser zwischen 4 und 10 µm auf. Candida albicans kann aber auch Pseudomyzelen und Hyphen bilden. Hyphen sind ein Hinweis auf eine invasive Besiedlung. Diese Form des Candidabefalls betrifft in der Regel ausschließlich immunsupprimierte Personen, also Menschen mit herabgesetztem Immunsystem, wie etwa Krebskranke oder HIV-Patienten.
Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften
Studien zeigen, dass der Pilz an Gegenständen außerhalb des menschlichen Körpers bei einer Luftfeuchtigkeit zwischen 30 und 50 Prozent mindestens einen Monat überleben kann. Erst nach einem halben Jahr sind in der Regel keine vermehrungsfähigen Zellen mehr feststellbar. Bei einer Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent überleben die Pilze hingegen bis zu einem Jahr.
Normalerweise gehört Candida albicans zur transienten Darmflora. Das bedeutet, dass die Pilze über die Nahrung zwar in den Darm gelangen, sich dort aber nicht festsetzen. Die ortsständige gesunde Darmflora, die unter anderem aus Escherichia coli, Lactobazillen und Bacteroides besteht, verhindert, dass sich der Pilz im Darm dauerhaft ausbreiten kann.
Problematisch wird es, wenn die Darmflora beispielsweise aufgrund einer vorherigen Antibiotikabehandlung beeinträchtigt ist. Eine gestörte Darmflora bietet Candida albicans die Möglichkeit, sich im Darm niederzulassen. Dafür haften sich die Pilze an die Darmschleimhaut an. Wenn sie beispielsweise durch Anti-Pilz-Mittel bedroht werden, können sie ihre Form verändern und kurzzeitig in die Darmschleimhaut einwandern. Das ist der Grund, warum einige Candidaarten bereits gegen das Antimykotikum Nystatin resistent sind.
Forscher haben nun herausgefunden, dass die Zahnbürste eine bedeutende Reinfektionsquelle ist. Personen, die unter Candida albicans leiden, sollten also nach der Therapie zwingend ihre Zahnbürste wechseln. Andernfalls könnten sie sich beim Zähneputzen direkt wieder infizieren.
Auch die sexuelle Übertragung sollte nicht unterschätzt werden. Viele Frauen leiden unter wiederkehrenden Vaginalinfektionen. Meistens werden diese Infektionen durch Einnahme von Antibiotika oder Cortison bedingt. Diese beeinträchtigen die Vaginalflora und ermöglichen es den Pilzen, sich auszubreiten. Aber auch eine sexuelle Übertragung ist möglich. Männer können eine Genitalinfektion mit Candida albicans haben, ohne dass es zu Symptomen kommt. Beim Geschlechtsverkehr ohne Kondom werden die Hefepilze dann übertragen. Eine Behandlung der Frau bleibt dann wirkungslos, da beim erneuten Geschlechtsverkehr weitere Pilzkolonien in die Scheide gelangen. Dieser Effekt muss bei der Therapie von rezidivierenden Genitalpilzen mitbedacht werden.
Krankheiten & Beschwerden
Candida albicans verwertet bevorzugt Kohlenhydrate. Bei der Verstoffwechselung der Kohlenhydrate durch den Pilz entstehen Alkohole. Darunter befinden sich auch Fuselalkohole. Diese gelangen über die Darmschleimhaut in die Blutbahn und über die Pfortader zur Leber. Die Leber muss die Alkohole abbauen. Bei einer starken Besiedlung kann es dadurch zu einer deutlichen Belastung der Leber kommen.
Candida albicans kann aber nicht nur den Darm befallen. Zu den bevorzugten Infektionsorten des Hefepilzes gehören auch die Mundhöhle, die Mundschleimhaut unter Zahnprothesen, die Schleimhaut des Genitalbereichs, die Bindehäute im Auge und die Nagelfalze. Auch feuchte Hautfalten bieten dem Pilz optimale Wachstumsbedingungen. Auf den Schleimhäuten wird bei Candidabefall ein weißlicher, abwischbarer Belag sichtbar. Auf der Haut äußert sich die Infektion durch eine starke Rötung mit Juckreiz.
Bei Frauen manifestiert sich der Pilz gerne im Vaginalbereich. Typisches Symptom einer vaginalen Pilzinfektion ist weißer, bröckelnder Ausfluss aus der Scheide. Im Gegensatz zu dem Ausfluss bei einer bakteriellen Infektion riecht der Ausfluss bei Candida-Befall nicht. Er ist aber mit einem Juckreiz im Bereich der Vulva verbunden. In schweren Fällen können Erosionen entstehen, die sich über die Vulva bis hin zur Innenseite der Oberschenkel ausbreiten. Genitale Pilzinfektionen beim Mann werden auch als Balanitis bezeichnet. Hier ist die Eichel von dem Pilzbefall betroffen. Sie ist entzündet, gerötet und sondert eitrige Sekrete ab.
Bei stark geschwächter Abwehrlage kann sich die Infektion mit Candida albicans auf Herz, Magen, Leber, Lungen, Milz und das Zentralnervensystem (ZNS) ausbreiten. Rund 14 Prozent aller Patienten auf der Intensivstation sind von einer generalisierten Infektion mit Candida albicans betroffen. Dabei sind alte Menschen häufiger betroffen als junge Menschen. Systemische Kandidosen, also extrem schwere Fälle, enden in mehr als 70 Prozent tödlich. Besonders gefürchtet ist die sogenannte Candida-Sepsis. Dabei finden sich im Blut große Mengen des Erregers. Candida albicans steht mittlerweile auf Platz 4 der gefährlichsten Erreger bei Krankenhausinfektionen.
Quellen
- Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Kohl, F.: Die Hefepilze. Ihre Organisation, Physiologie, Biologie und Systematik sowie ihre Bedeutung als Gärungsorganismen. Unikum, Lindau a.B. 2012
- Studt, H. H.: Allgemeine und spezielle Infektionslehre. Lehrbuch für Pflegeberufe. Kohlhammer, Stuttgart 2003