Candida famata

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Gattung Candida umfasst zahlreiche Hefen, die der Mensch biotechnologisch nutzen kann. So gehört Candida famata zur Gruppe derjenigen Pilze, die neben dem Auslösen gefährlicher Infektionen auch zur Herstellung nützlicher Produkte wie Riboflavin (Vitamin B) genutzt werden können. Normalerweise handelt es sich allerdings um einen Kommensalen, einen Begleiter des Menschen und anderer Lebewesen, der relativ genügsam von Neben- und Abfallprodukten des Stoffwechsels lebt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Candida famata?

Schwangerschaften oder hormonelle Verhütungsmittel können Einfluss speziell auf das Scheidenmilieu nehmen und dessen Acidität verringern, wodurch sich ein geringerer Schutz gegen das Wachstum von Hefen ergibt.
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Die Gattung Candida zählt zu den echten Hefen der Klasse Saccharomycetes und ist den Schlauchpilzen zuzuordnen. Allerdings bildet sie keine Fruchtkörper, sondern existiert als ungeschlechtliche Teilungsform, die nur unter bestimmten Umweltbedingungen in eine sexuelle Wachstumsform (Teleomorphe) wechselt.

Lange Zeit führte man C. famata als anamorphe (ungeschlechtliche Form) einer Hefe namens Debaryomyces hansenii und unterschied die beiden Varietäten C. famata var flareri und C. famata var famata. Diese ließen sich genetisch allerdings getrennten Spezies zuordnen, sodass C. famata var flareri heute als Candida flareri der Hefe Debaryomyces subglobosus zugeordnet werden kann. Aufgrund dieser Trennung ist zu überprüfen, ob alle früheren Forschungsaussagen bezüglich C. famata wirklich für diese und nicht für die Schwesterspezies getroffen wurden.

Die Spezies ist hochgradig salztolerant und wächst in Medien bis 2,5 M NaCl. Darüber hinaus verfügt sie über die Fähigkeit bei Eisenmangel Riboflavin zu produzieren (flavinogene Hefe).

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

C. famata ist in der Umwelt häufig anzutreffen und kann am einfachsten aus verarbeiteten Nahrungsmitteln, v.a. Käse und anderen Milchprodukten, extrahiert werden. Auch im klinischen Kontext ist sie anzutreffen und wird dort vor allem hautassoziiert vorgefunden.

Die Hefe bildet auf Agar weiße bis cremefarbene runde Kolonien mit glatter Oberfläche. Die Zellen sind ovoid geformt (2,0-3,5 x 3,5-5,0 µM) und bilden keine Pseudohyphen aus. Stattdessen vermehren sie sich über Knospung oder Blastoconidien.

Sie ist in der Lage unter anderem Glucose, Galactose, Maltose, Sucrose, Trehalose, D-Xylose, Melezitose, Glycerol, Raffinose, Cellobiose, L-Arabinose und Zuckeralkohole zu verstoffwechseln. Negative Assimilationstests liegen für Kaliumnitrat und Inositol vor.

Eine Ansteckung im klassischen Sinne tritt also nicht auf, wenn eine Infektion mit C. famata erfolgt. Vielmehr wächst die Hefe in den meisten Fällen völlig unauffällig auf der Haut gesunder Menschen. Erst durch eine Schwächung des Immunsystems kann sich eine gefährliche Vermehrung ergeben, die dann auch auf das Blut und andere Organe der Betroffenen übergreifen kann.

Bedeutung & Funktion

Die Tatsache, dass C. famata bei Eisenmangel erhöhte Mengen Riboflavin produziert, lässt sich durch einen Überlebensvorteil erklären. Vermutlich nutzt die Hefe diese Substanz als Elektronendonor für die Eisenreduktion oder direkt als Cofaktor für extra- und intrazelluläre Enzyme.

Auch die Osmotoleranz/Halophilie dieser Spezies lässt sich nutzen, indem die Kultivierung unter Hochsalzbedingungen erfolgt. Dadurch lassen sich konkurrierende Mikroorganismen, die nur geringere Salzlevel vertragen, verdrängen. Auf diese Weise lässt sich eine quasi-unsterile Kulturführung etablieren. Da Steriltechnik ein wesentlicher Kostenfaktor für biotechnologische Prozesse ist, erhöht dies die Effizienz bei Einsatz von C. famata wesentlich.

Naheliegend ist die Nutzung dieser Hefe zur Riboflavinproduktion, welche auch durch Gentechnik (v.a. Überexpression an der Riboflavinproduktion beteiligter Enzyme) weiter optimiert wurde. Weitere Anwendungsmöglichkeiten liegen in der Synthese von Flavinmononukleotid (FMN) und -dinukleotid (FAD).


Krankheiten & Beschwerden

Infektionen mit C. famata folgen in der Regel dem Muster klassischer Candidosen, das heißt, am häufigsten werden Haut und Schleimhäute (z.B. im Mund/Verdauungstrakt oder Intimbereich) besiedelt. Leichtere Formen nur oberflächlich auftretender Candidosen sind oft als Folge von Veränderungen in der Haut- oder Darmflora zu beobachten, z.B. nach Antibiotika-Behandlungen.

Auch hygienische Mängel oder Fehlanwendung hautreizender Kosmetika können diese Infektionsform begünstigen. Weiterhin können Schwangerschaften oder hormonelle Verhütungsmittel Einfluss speziell auf das Scheidenmilieu nehmen und dessen Acidität verringern, wodurch sich ein geringerer Schutz gegen das Wachstum von Hefen ergibt.

Dadurch, dass es sich um fakultative Krankheitserreger handelt, ist bei sehr schweren Infektionen von einer starken vorangegangenen Schwächung des Immunsystems durch andere Erkrankung wie HIV, Diabetes, Krebs, Sepsis oder einer immunsupprimierenden Behandlung mit z.B. Zytostatica oder Cortison auszugehen.

C. famata kann auch in den Blutkreislauf eindringen und von dort weitere Organsysteme bis hin zum zentralen Nervensystem angreifen. Weitere beschriebene Infektionen ergaben sich durch Katheter übertragene systemische Candidosen, Peritonitiden, Mediastinitiden und akute zonale okkulte [[Retinopathie]n.

Die Diagnose erfolgt in der Regel mikroskopisch aus einem Abstrich oder einer Anzucht aus Blut, Urin oder Liquor. Als problematisch hat sich hierbei erwiesen, dass die übliche morphologisch/phänotypische Identifikation von Kulturen, die aus infektiösem Material gewonnen wurden, mitunter zu Fehlbestimmungen führen. In diesem Fall wurde oftmals C. famata festgestellt, obwohl es sich beim vorliegenden Erreger um eine andere Candida-Spezies handelte. Aufgrund der unterschiedlichen Suszeptibilität gegen Antimykotika ergeben sich hier suboptimale Behandlungsansätze.

Je nach Ort der Infektion wendet man unterschiedliche Therapien an: Auf der Hautoberfläche lassen sich desinfizierende Salben und Sprays sowie mykostatisch wirksame Silberpräparate einsetzen. Zusätzlich kann man die Hefen wie jede andere Pilzinfektion mittels Antimykotika behandeln. Lokal werden dazu v.a. Azole wie Clotrimazol oder Isoconazol eingesetzt, zur systemischen Therapie verwendet man z.B. Ketoconazol, Fluconazol oder Nystatin. Besonders schwere Fälle organischer Infektionen können mit Infusionen von 5-Fluorocytosin oder Amphotericin B therapiert werden.

Die Prävention einer C. famata-Infektion erfolgt analog allen anderen Candidosen: Bei immunsupprimierten Patienten können prophylaktisch Antimykotika angewendet werden. Im Intimbereich lassen sich unter Umständen durch Tragen von feuchtigkeitsableitender Wäsche Verbesserungen des Mikroklimas erreichen – dies gilt auch für Säuglinge mit einer Neigung zur Windelcandidose.

Quellen

  • Dörfler, S., Dörfler, C. D.: Hefepilze im Körper. Beschwerden - Therapie – Lebenshilfen. SIMONDO Gesundheitsservice, Wasserburg 2016
  • Kohl, F.: Die Hefepilze. Ihre Organisation, Physiologie, Biologie und Systematik sowie ihre Bedeutung als Gärungsorganismen. Unikum, Lindau a.B. 2012
  • Schirren, C., Ried, H.: Hefepilze als Krankheitserreger bei Mensch und Tier. Springer, Berlin 1963

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