Enterozyten

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Enterozyten sind Zellen der Darmschleimhaut. Sie übernehmen zahlreiche Funktionen bei der Verdauung und spielen auch eine Rolle bei der Immunabwehr.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Enterozyten?

Der Name Enterozyt stammt aus dem Griechischen. Im Deutschen wird der Enterozyt auch als Saumzelle bezeichnet. Diese Zellform ist die häufigste Zellart im Dünndarm.

Sie ist dort für die Aufnahme verschiedener Substanzen und Stoffe aus der Nahrung zuständig. Enterozyten finden sich in verminderter Zahl aber auch im Dickdarm. Ihre Energie beziehen die Darmzellen aus Butyrat, welches von Probiotika produziert wird.

Funktion, Wirkung & Aufgaben

Die kleinen Darmzellen übernehmen viele verschiedene Funktionen. Eine ihrer Hauptaufgaben ist die Resorption von kleinmolekularen Bestandteilen der Nahrung. Dazu gehören Zucker, Fette, Fettsäuren, Aminosäuren und Vitamine. Auch am aktiven Ionentransport von beispielsweise Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium und Eisen sind sie beteiligt.

Über die Enterozyten gelangen diese Nahrungsbestandteile zunächst in die Mucosazellen des Darms und von dort in das Blut der Pfortader. Dieses transportiert die Nährstoffbausteine zur Leber. Fette hingegen werden von den Mucosazellen direkt der Lymphe zugeführt. Der Stofftransport im Darm kann aktiv oder passiv geschehen. Bei der passiven Resorption gelangen die Nährstoffe mittels Osmose vom Ort der hohen Konzentration zum Ort der niedrigen Konzentration.

Besteht kein Konzentrationsgefälle oder soll ein Stoff entgegen des Konzentrationsgefälles transportiert werden, ist eine aktive Resorption nötig. Für diese aktive Resorption verfügen die Enterozyten über zahlreiche Membranproteine. Diese können dann Stoffe unter Verbrauch von ATP transportieren.

Die Enterozyten dienen aber auch der Wasseraufnahme im Dünndarm. Im Dünndarm wird dem Speisebrei rund 80 Prozent Wasser entzogen. Ein Großteil der Flüssigkeit stammt dabei von den Verdauungssäften aus Magen und Bauchspeicheldrüse. In Dünndarm und Dickdarm werden so pro Tag rund sieben Liter Flüssigkeit zurückgewonnen.

Des Weiteren sind die Enterozyten Teil des enterohepatischen Kreislaufs. Der enterohepatische Kreislauf dient der Rückgewinnung von Gallensäuren. Diese werden von der Leber produziert und spielen eine wichtige Rolle bei der Fettverdauung. Im Dünndarm werden die Gallensäuren von den Enterozyten wieder aufgenommen und über die Pfortader zur Leber gebracht. Hier werden die Gallensäuren dann "recycelt".

Enterozyten spielen auch eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr. Sie produzieren Immunglobuline. Immunglobuline sind Antikörper. In den Enterozyten werden insbesondere Immunglobuline vom Typ A (IgA) hergestellt. IgA entfalten ihre Immunfunktion vor allem in Sekreten wie Speichel, Muttermilch, im Intestinalsekret oder auch im Urogenitalsekret. Sie dienen dort der Abwehr von Krankheitserregern.

Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte

Die kleinen Darmzellen übernehmen viele verschiedene Funktionen. Eine ihrer Hauptaufgaben ist die Resorption von kleinmolekularen Bestandteilen der Nahrung.
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Enterozyten finden sich überwiegend im Dünndarm. Die Darmschleimhaut des Dünndarms besteht aus drei Schichten. Im Inneren des Darms befindet sich eine Decke aus einschichtigem Zylinderepithel. Diesen Teil der Darmschleimhaut bezeichnet man auch als Lamina epithelialis mucosae. Es folgen eine sehr dünne Bindegewebsschicht (Lamina propria mucosae) und eine feine Muskelschicht. Diese wird auch Lamina muscularis mucosae genannt.

Die Darmschleimhaut kleidet den Darm aber nicht glatt aus, sondern ist zur Oberflächenvergrößerung gefaltet. Mukosa und Submukosa bilden bis zu ein Zentimeter hohe Falten. Diese heißen Kerckring-Falten. Doch nicht nur die Kerckring-Falten, auch die Zotten und die Mikrovilli der Darmschleimhaut tragen zur Oberflächenvergrößerung bei. Mikrovilli sind kleine Ausstülpungen der Zellmembran der Enterozyten. Die Enterozyten kleiden dicht an dicht das Lumen des Darms aus. Untereinander sind die Darmzellen durch sogenannte tight junctions verbunden. Diese enge Verkittung der Enterozyten dient als intestinale Barriere. Zudem sind sie von einer 500nm dicken Glykoproteinstruktur umgeben.

Diese ist unter dem Begriff Glykokalix bekannt. In der Membran der Enterozyten finden sich Proteine, die für den aktiven Transport von Nahrungsbestandteilen benötigt werden. Enterozyten ernähren sich zu einem Großteil über Butyrat. Dieses wird von Probiotika im Darm produziert. Eine ballaststoffreiche Ernährung dient den guten Darmbakterien als Nährstoff. Somit wirkt sich eine solche Ernährung indirekt positiv auf die Enterozyten aus.


Krankheiten & Störungen

Wie bereits erwähnt, sitzen die Enterozyten durch die tight junctions sehr nah beieinander und dienen so als intestinale Barriere. Durch verschiedene Störfaktoren können die tight junctions allerdings beeinträchtigt werden, sodass das Darmepithel durchlässig für Allergene, Erreger und Schadstoffe wird.

Solche Störfaktoren sind beispielsweise Stress, Alkohol, Medikamente oder Toxine von Bakterien. Durch den Übertritt von Schadstoffen und Erregern aus dem Darmlumen in den Blutkreislauf können verschiedene Symptome entstehen. Das Krankheitsbild bezeichnet man als Leaky-Gut-Syndrom.

Durch die Lücken in der Barriere können unkontrolliert Antigene in die Darmschleimhaut eintreten. Dadurch werden zahlreiche Immunprozesse in Gang gesetzt. Durch die erhöhte Antikörperbildung kann es zu Sensibilisierungen gegenüber Nahrungsbestandteilen kommen. Zudem sorgen Entzündungsmediatoren für eine weitere Schädigung der Darmschleimhaut. Dadurch beginnt ein regelrechter Teufelskreis. Die Folgen des Leaky-Gut-Syndroms sind Entzündungen des Darms, mangelnde Resorption von Nährstoffen oder Autoimmunreaktionen.

Auch bei einer Enteritis sind die Enterozyten betroffen. Eine Enteritis ist eine entzündliche Erkrankung des Dünndarms. Rund ein Drittel aller infektiösen Darmerkrankungen wird durch Viren wie Rotaviren oder Noroviren verursacht. Aber auch Bakterien oder Pilze können eine Darmentzündung bedingen. Die Erreger dringen über die Enterozyten in die Darmschleimhaut ein und verursachen dort eine Entzündungsreaktion. Dabei wird eine Vielzahl von Enterozyten durch die Abwehrzellen zerstört.

Typische Symptome einer solchen Infektion sind Durchfälle in Kombination mit Übelkeit und Erbrechen. Auch Darmkrämpfe oder sogar Fieber können auftreten. In der Regel heilen die meisten infektiösen Darmerkrankungen nach wenigen Tagen komplikationslos ab.

Quellen

  • Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
  • Horn, F.: Biochemie des Menschen. Das Lehrbuch für das Medizinstudium. Thieme, Stuttgart 2018
  • Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie. 4. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 2001

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