Gewebshormone
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Laborwerte Gewebshormone
Gewebshormone werden im Gegensatz zu anderen Hormonen nicht in speziellen Drüsen gebildet, sondern in unmittelbarer Nähe ihrer Wirkungsorte. Sie erfüllen im Körper vielfältige Aufgaben. Manche Gewebshormone wirken nur auf die Zellen ein, in denen sie hergestellt werden (Zellhormone).
Inhaltsverzeichnis |
Was sind Gewebshormone?
Gewebshormone werden auch als Lokal-Hormone bezeichnet. Sie erfüllen ihre Aufgabe in unmittelbarer Nähe ihres Bildungsorts, indem sie direkt auf die benachbarten Zellen einwirken (parakrines Gewebe).
Sie überwinden den Zwischenraum, der mit Blutgefäßen, Nervenfasern und Bindegewebe gefüllt ist und erreichen darüber die Rezeptoren der avisierten Zellen. Der Blutkreislauf wird als Transportweg nicht benötigt. Es gibt auch Lokal-Hormone, die ausschließlich endokrines Gewebe beeinflussen. Beispiele für Gewebshormone sind Prostaglandine (PG), Serotonin, Histamin, Bradykinin und den Magen-Darm-Trakt regulierende Hormone (Substanz P). Wirkt das Gewebshormon direkt auf die Zellen ein, in denen es produziert wird, wird es als Zell-Hormon bezeichnet.
Funktion, Wirkung & Aufgaben
Sie werden dauerhaft vom zentralen Nervensystem und übergeordneten Hormonen gesteuert. So werden sie beispielsweise durch einen Reiz im zentralen Nervensystem ausgeschüttet. Außerdem werden sie freigesetzt, um das hormonelle Gleichgewicht zu erhalten (Regelkreis). Prostaglandine (PG) gehören zur Gruppe der Eikosanoide. Als Schmerz-Mediatoren übermitteln sie das Schmerz-Empfinden, im Magen sind sie am Aufbau der Magen schützenden Schleimhaut beteiligt. Bei Gefäßentzündungen verhindern sie das Verklumpen der Blutplättchen und daher auch das Auftreten von Thrombosen und Embolien. Sie erweitern Blutgefäße und ziehen die Muskulatur zusammen. Bei Grünem Star (Glaukom) senken sie den Augeninnendruck.
Die Prostaglandin Gruppen E1 und E3 verhindern unerwünschte Wirkungen des Prostaglandins E2 wie beispielsweise die Entstehung von Fieber. Das Gewebshormon Serotonin wirkt auf die 5 HT-Rezeptoren ein. Es ist hauptsächlich von der Darmschleimhaut aus aktiv und beeinflusst Gedächtnisleistung und seelisches Wohlbefinden. Als "Glückshormon" sorgt es für gute Laune und bessere Bewältigung von Stress. Es reduziert das Hungergefühl und regelt die Körpertemperatur. Histamin, das zugleich als Neurotransmitter fungiert, wird bei entzündlichen Reaktionen ausgeschüttet. Über die Stimulierung der H2-Rezeptoren regt es die Magensaft-Bildung an.
Bei Entzündungen kommt es durch die Histamin-Freisetzung zu Gewebe-Schwellungen am Zielort und zur Erweiterung der Blutgefäße - Maßnahmen, die die Immunabwehr-Reaktion an der betreffenden Stelle unterstützen sollen. Außerdem verursacht eine starke Histamin-Ausschüttung das Auftreten von allergischen Symptomen wie Fließschnupfen, tränende Augen und Hautausschlag. Über das zentrale Nervensystem bewirkt das Histamin die Freisetzung anderer Neurotransmitter.
Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte
Gewebshormone werden in spezialisierten Einzelzellen gebildet und können im Gegensatz zu glandulären Hormonen über große Gewebe-Regionen verteilt sein. Prostaglandine wurden erstmalig im Sekret der männlichen Prostata entdeckt (daher der Name). Sie sind besonders stark im männlichen Sperma vertreten, kommen jedoch auch in vielen Organen vor.
Prostaglandine werden aus den Fettsäuren Gamma-Linolensäure, Eicosapentaensäure und Arachidonsäure hergestellt - ungesättigten Fettsäuren aus 20 Kohlenstoffatomen und einem geschlossenen 5-er Kohlenstoff-Ring. Es gibt die Prostaglandin Gruppen D2, E1, E2, E3 etc. Histamin wird aus Histidin gebildet. Außerdem stellt der Körper es aus bestimmten Lebensmitteln wie Käse, Hefe und Schokolade her. Es kommt fast überall vor (Haut, Lunge, Hypothalamus, Magen-Darm-Trakt) und in erhöhter Menge vor allem in den Mastzellen, Magenschleimhautzellen und basophilen Granulozyten.
Serotonin wird zu etwa 95% im Magen-Darm-Trakt gebildet und dient zugleich als Nervenbotenstoff (Neurotransmitter). Zu seiner Herstellung im Gehirn wird L-Tryptophan benötigt, da der Körper das Serotonin nicht selbst bilden kann. Tryptophan kommt in bestimmten Lebensmitteln in hoher Konzentration vor (Nüsse, Sojabohnen, Pilze, Sonnenblumenkerne), muss jedoch zuvor die Blut-Hirn-Schranke passieren. Sport erleichtert dem L-Tryptophan die Passage ins Gehirn und steigert so die Serotonin-Produktion und Ausschüttung.
Krankheiten & Störungen
Außerdem werden sie zur Heilung und Vorbeugung von Geschwüren und Magen-Darm-Entzündungen eingesetzt. Als E2 Analogon dienen sie der künstlichen Wehen Einleitung und verhindern atonische Gebärmutterblutungen. Bei einem Prostaglandin Mangel werden die Gruppen E1 und E3 unzureichend produziert. Sie hemmen normalerweise die unerwünschten Wirkungen der E2 Gruppe. Infolgedessen kommt es zu allergischen Reaktionen. Serotonin Mangel führt zu depressiven Verstimmungen, schlechter Laune, Gereiztheit, gesteigerter Ängstlichkeit und Migräne. Er kommt durch einen Mangel an Vitamin B6 und Magnesium zustande und wird mit Antidepressiva behandelt, die direkt auf das Gehirn einwirken.
Außerdem beeinflusst der Genuss von Kaffee, Fleisch und Milchprodukten die Bildung von Serotonin ungünstig. Der Konsum L-Tryptophan haltiger Nahrungsmittel wie Bananen, Nüssen, Amaranth, Pilzen und Schokolade kurbelt hingegen die Serotonin Produktion an. Bei der Histamin Intoleranz ist die Fähigkeit des Körpers, das Gewebshormon Histamin abzubauen, gestört. Das dazu benötigte DAO Enzym funktioniert nur unzureichend. So kommt es zu einem Histamin-Überschuss und zu entzündlichen und allergischen Reaktionen. Der Patient reagiert auf den Genuss von Schokolade, geschwefelten Trockenfrüchten, Käse und Rotwein mit Hautausschlag, Kopfschmerzen, Durchfall, Brechreiz, Fließschnupfen und geschwollenen Augen.
Mitunter kommt es sogar zu Langzeit-Folgen (Migräne, Ekzeme). Die Histamin-Intoleranz wird häufig durch Antibiotika verursacht, die die Darmbakterien ungünstig beeinflussen. Außerdem kommt sie durch Vitalstoff-Mangel zustande.
Quellen
- Christen, P., Jaussi, R., Benoit, R.: Biochemie und Molekularbiologie. Springer, Berlin 2016
- Koslowski, H., Fiehring, C., Zöllner, H.: Labordiagnostik von Stoffwechselerkrankungen. Books On Demand Verlag, Norderstedt 2003
- Reuter, P.: Springer Lexikon Medizin. Springer, Berlin 2004