Motilität

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Körperprozesse Motilität

Die Motilität entspricht im weitesten Sinn der aktiven Bewegungsfähigkeit. In der Medizin bezieht sich der Begriff vor allem auf die unwillkürlichen Bewegungen der Peristaltik oder wird für die Kontraktionsfähigkeit von Muskeln verwendet, die wiederum mit der Unversehrtheit des Nervensystems assoziiert ist. In der Neurologie wird ein Ausfall der Motilität als Akinese bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Motilität?

In der erweiterten Bedeutung wird unter der Motilität die Fähigkeit zu aktiven Bewegungsvorgängen verstanden. In der Augenheilkunde ist mit Motilität zum Beispiel die Bewegungsfähigkeit der Augen gemeint.

In der erweiterten Bedeutung wird unter der Motilität die Fähigkeit zu aktiven Bewegungsvorgängen verstanden. Davon ist die Eigenschaft der Mobilität zu unterscheiden, die als passive Beweglichkeit einer Person gilt. Die Biologie und die Medizin fassen den Begriff der Motilität enger. In diesen Fachbereichen entspricht die Motilität den unwillkürlichen Bewegungsvorgängen, die im Körper jedes Menschen stattfinden. Dazu zählen zum Beispiel die Bewegungen des Darms, die auch als Peristaltik bekannt sind.

Wenn die unwillkürliche Bewegungsaktivität vermindert ist, ist von Hypomotilität die Rede. Bei einer übersteigerten Aktivitäten der unwillkürlichen Bewegung, spricht der Mediziner von Hypermotilität. Worauf sich der Begriff der Motilität genau bezieht, hängt vom jeweiligen Fachbereich der Medizin ab. In der Augenheilkunde ist mit Motilität zum Beispiel die Bewegungsfähigkeit der Augen gemeint.

Auch wenn es um Motorik geht, kann der Begriff Verwendung finden. In diesem Zusammenhang bezeichnet der Ausdruck in der Regel die Bewegungsfähigkeit von Skelettmuskeln.

Funktion & Aufgabe

Der Begriff der Peristaltik ist mit dem der Motilität in seiner engeren Definition eng verbunden. Die Bewegungen des Darms zählt zu den unwillkürlichen Bewegungen und werden von einem autonomen Nervensystem gesteuert. Die Peristaltik entspricht der Muskeltätigkeit von Speiseröhre, Darm und Magen. Auch der Harntrakt besitzt eine Peristaltik. Die propulsive Peristaltik entspricht ringförmig einschnürenden Kontraktionen glatter Muskulatur, die unwillkürlich in eine bestimmte Richtung stattfinden und dem Transport von bestimmten Hohlorganinhalten dienen. Diese Art der Peristaltik wird zu einem großen Anteil vom Eigenrhythmus der glatten Muskulatur geprägt, so insbesondere im Magen und im Harnleiter. Der restliche Anteil entspricht lokal stattfindenden Reflexen, die vor allem im Darm eine wesentliche Rolle spielen. Der Parasympathikus fördert die Peristaltik. Vom Sympathikus werden die unwillkürlichen Bewegungen gehemmt.

Von der propulsiven Peristaltik ist die nicht-propulsive Peristaltik zu unterscheiden, die ebenfalls zur Motilität im engsten Sinne zählt. Die nicht-propulsive Peristaltik findet ausschließlich im Darm statt und dient der Durchmischung der aufgenommenen und verdauten Nahrung. Die retrograde Peristaltik ist eine Transportbewegung in die entgegengesetzt Richtung der propulsiven Peristaltik. Auch sie ist Teil der Motilität.

Weiterhin zählen zur Motilität reflektorische Bewegungen. Neben Eigenreflexe können das auch Fremdreflexe sein. Reflektorische Bewegungen werden immer durch einen bestimmten Reiz ausgelöst, der über einen Reflexbogen die Kontraktion bestimmter Muskeln oder Muskelgruppen veranlasst. Ein bekannter Reflex ist zum Beispiel der Lidschlussreflex, der einem Schutzreflex entspricht.

Auch die Herzbewegung zählt mit zur Motilität. Dasselbe gilt für die Atembewegungen und die Kontraktionen der Gefäßmuskulatur, die mit dem Blutdruck und dem Kreislauf in unmittelbarem Zusammenhang stehen.

Wenn von Motilität in der erweiterten Begriffsbedeutung die Rede ist, bezieht sich der Ausdruck vorwiegend auf Muskelaktivitäten und entspricht so der Fähigkeit zur aktiven Muskelkontraktion. Diese Fähigkeit hängt von intakter Innervation ab. Die Kontraktion von Muskeln funktioniert nur dann, wenn motorisch leitfähige Nerven die Muskulatur mit dem zentralen Nervensystem verbinden und alle bewegungsbeteiligten Hirn- oder Rückenmarksregionen in unversehrtem Zustand sind.


Krankheiten & Beschwerden

Im weitesten Sinne stören Erkrankungen oder Läsionen des zentralen Nervensystems die Motilität eines Menschen. In Zusammenhang mit gestörter Motilität durch das Nervensystem unterscheidet der Arzt eine gesteigerte von einer verminderten und einer vollständig fehlenden Motilität. Bei erstem Phänomen ist von Hyperkinese die Rede. Eine verminderte Motilität heißt Hypokinese und fehlender Motilität durch das Nervensystem ist als Akinese bekannt.

Zu Hyperkinesen kommt es immer dann, wenn die hemmenden Mechanismen im Zentralnervensystem gestört sind. Diese Mechanismen zählen zur Bewegungssteuerung. Eine Schädigung oder ein Ausfall der Hemmregionen lässt keine hinreichende Steuerung von Bewegungsimpulsen mehr zu. Ungewollte Bewegungen wie Tics entstehen. Diese Bewegungen treten in athetotischer oder choreatischer Variante auf. Meist tritt begleitsymptomatisch eine Verminderung oder zumindest Schwankung des Muskeltonus auf.

Besonders Läsionen im extrapyramidalmotorischen System können die Bewegungskontrolle stören. Diesen Läsionen kann ein Unfall vorausgehen. Sie können aber auch mit Infektionen, entzündlichen Erkrankungen des zentralen Nervensystems, Degenerationen oder Kompressionen durch Tumorerkrankungen in Zusammenhang stehen. Auch affektive Psychosen können eine Hyperkinese begünstigen. Dasselbe gilt für Medikamente wie Psychopharmaka.

Eine Bewegungsarmut im Sinne einer Hypokinese ist dagegen ein Leitsymptom der Parkinson-Krankheit und resultiert ebenfalls aus Störungen im extrapyramidalen System. Die Akinese ist die komplette Bewegungsunfähigkeit, die ebenfalls auf das extrapyramidale System zurückzuführen ist.

Anders als bei Hypo- und Hyperkinesen sind psychische Erkrankungen wie Schizophrenien oder Psychosen als Ursache einer Akinese wenig wahrscheinlich. In der Kardiologie findet der Begriff der Akinese zuweilen bei der Echokardiografie Verwendung, wenn ein Anteil der Herzwand nach einer Schädigung des Herzens vernarbt ist.

Auch der Begriff der Hypokinese kann in der Kardiologie verwendet werden. Der Ausdruck bezieht sich in diesem Fall auf eine pathologische Reduzierung der Herzwandbeweglichkeit, wie sie im Ultraschall festgestellt werden kann. Bei dem Phänomen kommt es zum einen seltener und zu anderen verlangsamt zu Bewegungen der Herzwände. Auch diese Erscheinung gilt als Spätfolge von Herzverletzungen durch Herzinfarkte oder koronare Herzkrankheiten.

Quellen

  • Biel, A., Kolster, B. (Hrsg.): Trail Guide - Bewegung und Biomechanik. KVM - Der Medizinverlag, Berlin 2016
  • Diener, H.-C., et al.: Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012

Das könnte Sie auch interessieren