Mycoplasma hominis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheitserreger Mycoplasma hominis

Als Mycoplasma hominis wird eine Bakterienart bezeichnet, die als Kommensale den Darm des Menschen bewohnt. Der Keim kann mitunter Infektionen der Harnwege hervorrufen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Mycoplasma hominis?

Die Mykoplasmen zählen zu den kleinsten Bakterienarten. So erreicht Mycoplasma hominis lediglich eine Größe von 0,1 bis 0,6 µm. Das Bakterium ist sowohl mit DNS als auch mit RNS ausgestattet.
© shidlovski – stock.adobe.com

Bei Mycoplasma hominis handelt es sich um einen Angehörigen der Familie der Mycoplasmataceae. Die Mykoplasmen oder Mycoplasmen zählen zu den zellwandlosen Bakterien und sind mit den Ureaplasmen verwandt.

Als einziges Reservoir dient Mycoplasma hominis der Mensch. Die Bakterienart kommt u. a. in dessen Darmflora vor. Da eine Nähe zum Urogenitalbereich besteht, löst der Erreger bei manchen Menschen Harnwegserkrankungen aus.

Die Mycoplasmen werden der Klasse der Mollicutes (Weichhäuter) zugerechnet und haben ein sehr kleines Genom. Aus diesem Grund sind sie auch für die Genetik interessant. Kommt es durch Mycoplasma hominis oder andere Mykoplasmen zu einer Erkrankung, ist in der Medizin von einer Mykoplasmeninfektion die Rede.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Die Mykoplasmen zählen zu den kleinsten Bakterienarten. So erreicht Mycoplasma hominis lediglich eine Größe von 0,1 bis 0,6 µm. Das Bakterium ist sowohl mit DNS als auch mit RNS ausgestattet. Obwohl die Mykoplasmen als überaus flexibel gelten, weisen sie jedoch nur eine geringe osmotische Resistenz auf. Daher lässt sich Mycoplasma hominis auch nicht durch eine Gram-Färbung markieren. Aus diesem Grund erzielt die Gabe von Beta-Lactam-Antibiotika keinen Erfolg bei einer Infektion mit Mycoplasma hominis. So erreichen diese nur eine Wirkung bei jenen Bakterien, von denen eine Zellwand aufgebaut wird, die über eine Mureinschicht verfügt. Ebenso wirkungslos bleibt das Enzym Lysozym, das im Endosom vorkommt.

Zu den typischen Merkmalen von Mycoplasma hominis gehört, dass das Bakterium keine Cholesterolsynthese ausüben kann, was auf seinen veränderten Stoffwechsel zurückzuführen ist. Aus diesem Grund wird von der Bakterienart eine Wirtszelle benötigt, um wachsen zu können. Des Weiteren ist Mycoplasma hominis mit speziellen Oberflächenmolekülen ausgestattet. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Pili. Trotzdem ermöglichen sie als Zytoadhäsine das Anheften an das Epithel des Darms.

Verbreitet ist Mycoplasma hominis auf der ganzen Welt. Es wird geschätzt, dass die Mollicutes bereits seit 65 Millionen Jahren existieren und über sehr effiziente Überlebensmechanismen verfügen. Da sie nur eine winzige Größe erreichen, keine Zellwand besitzen und sehr einfach ausgestattet und verformbar sind, gelten sie als perfekt ausgerüstet für ein Parasitendasein. Dabei sind sie in der Lage, sich eng an die Membranen ihrer Wirtszellen anzuheften. Falls es erforderlich ist, können sie aber auch gleitende Bewegungen ausführen und Mobilität erreichen.

Als Kommensale lebt Mycoplasma hominis im Darm und im Urogenitaltrakt des Menschen. Im Unterschied zu einem regelrechten Parasiten ernährt sich ein Kommensale von den Nahrungsrückständen des Wirtskörpers. Schäden auf den Organismus übt das Bakterium in der Regel jedoch nicht aus, obwohl es den menschlichen Körper zu seinen Gunsten ausnutzt. Funktioniert das Immunsystem der Person reibungslos, kann Mycoplasma hominis keine krankheitserregende Wirkung entfalten und wird als apathogen eingestuft. Ein Teil der Mykoplasmen ist auch auf der Genitalschleimhaut zu finden.


Krankheiten & Beschwerden

Unter bestimmten Umständen kann Mycoplasma hominis eine krankheitserregende Wirkung entfalten. Dies gilt in erster Linie für Menschen, die unter einer lokalen oder allgemeinen Schwächung ihres Abwehrsystems leiden. Diese entsteht zum Beispiel durch eine Behandlung mit antibiotischen Medikamenten. Gleiches gilt für operative Eingriffe, den Geburtsvorgang oder Krebserkrankungen.

Durch Mycoplasma hominis werden mitunter lokale Entzündungen ausgelöst. Dazu gehören vor allem eine Urethritis (Entzündung der Harnröhre), eine Entzündung des Nierenbeckens, der Gebärmutter oder Scheide sowie der männlichen Vorsteherdrüse (Prostata). Darüber hinaus sind voranschreitende Infektionen möglich, bei denen die betroffenen Personen unter allgemeinen Symptomen oder Fieber leiden.

Des Weiteren lassen sich die Mykoplasmen durch Geschlechtsverkehr übertragen. Aus diesem Grund werden Mykoplasmen-Infektionen zu den sexuell übertragbaren Krankheiten gezählt. Umstritten ist allerdings, ob die Bakterien auch für Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten verantwortlich sind. Die Anzahl der Mykoplasmen auf der Genitalschleimhaut richtet sich danach, wie sexuell aktiv der Mensch ist und wie viele Sexualpartner er hat. So finden sich größere Mengen an Mykoplasmen bei Personen, die häufig Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partnern ausüben. Prinzipiell lassen sich bei ca. 95 Prozent aller Menschen im mittleren Alter im Blut Antikörper gegen Mykoplasmen nachweisen.

Die Beschwerden, die von Mycoplasma hominis hervorgerufen werden, sind oft unspezifisch und nur gering ausgeprägt. Außerdem richten sie sich nach der Körperstelle, an der die Entzündung auftritt. Die meisten Patienten leiden unter einem brennenden Gefühl beim Wasserlassen, Schmerzen im Bereich der Nieren oder gelblichen Ausfluss.

Die Ursache einer Infektion mit Mycoplasma hominis zu klären, ist nicht immer leicht, da das Bakterium auch bei gesunden Menschen vorkommt. Es besteht die Möglichkeit, den Keim auf einem speziellen Nährmedium zu kultivieren. Als Untersuchungsmaterial lassen sich Urin, Abstriche aus der Scheide oder der Harnröhre der Frau sowie Prostatasekret oder Ejakulat des Mannes nutzen.

Die Behandlung einer Infektion mit Mycoplasma hominis erfolgt mit Antibiotika. Allerdings eignen sich nicht alle Mittel dieser Art zur Therapie, da die Mykoplasmen keine Zellwand besitzen. So sind die Erreger zum Beispiel resistent gegen Penicillin. Stattdessen gelangen Antibiotika wie Erythromycin zum Einsatz, die über andere Wirkmechanismen verfügen.

Quellen

  • Kayser, F. H. et al.: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Studt, H. H.: Allgemeine und spezielle Infektionslehre. Lehrbuch für Pflegeberufe. Kohlhammer, Stuttgart 2003
  • Weiß, A., Barth, H., Schmidt, H.: Bakterielle Toxine. Behr's Verlag, Hamburg 2018

Das könnte Sie auch interessieren