Repaglinid

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Repaglinid ist ein Wirkstoff, welcher bei der Erkrankung Diabetes mellitus Typ 2 Anwendung findet, wenn diätetische Maßnahmen, Gewichtsreduktion sowie körperliches Training nicht ausreichend den Blutzucker senken. Über eine Hemmung der Kalium-Kanäle der Betazellen im Pankreas führt das Mittel zur Ausschüttung von Insulin. Bei Einhaltung der Dosierung und Einnahmebedingungen ist Repaglinid gut verträglich.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Repaglinid?

Repaglinid wird bei Diabetes mellitus Typ 2 eingesetzt, wenn durch Diät, körperliches Training und Gewichtsreduktion eine Normalisierung des Blutzuckers nicht erreicht werden kann.
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Das orale Antidiabetikum Repaglinid führt zur Steigerung der Insulinsekretion aus dem endokrinen Pankreas.

Es bindet spezifisch an Kalium-Kanäle und bewirkt so eine Insulinausschüttung.

Repaglinid gehört zur Wirkstoffgruppe der Glinide und ist ein Benzoesäure-Derivat. Es wirkt nur in Anwesenheit von Glucose und hat eine kurze Wirkdauer.

Pharmakologische Wirkung auf Körper & Organe

Der Arzneistoff Repaglinid wird nach oraler Einnahme rasch aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert. Die maximale Plasmakonzentration wird nach einer Stunde erreicht und sinkt schnell wieder ab. Nach 4-6 Stunden ist das Medikament vollständig eliminiert.

Die pharmakologische Wirkung von Repaglinid besteht in der Hemmung des ATP-abhängigen Kalium-Kanals der Betazellen des Pankreas. Der Kalium-Kanal ist ein großer Komplex aus verschiedenen Bindungsstellen für körpereigene Moleküle. Benachbarte Membranproteine, die Sulfonylharnstoff-Rezeptoren, regulieren die Öffnung des Kanals. Endogene Moleküle, aber auch Medikamente wie Repaglinid, interagieren mit diesen spezifischen Rezeptoren. Je höher die Affinität zu den Rezeptoren ist, desto potenter ist das Medikament. Die Hemmung des Kalium-Kanals führt zu einer Depolarisation der Betazellen mit folgender Öffnung der Kalzium-Kanäle. Der erhöhte Kalziumeinstrom in die Betazellen induziert dann die Insulinausschüttung.

Repaglinid wirkt rasch und nur gegen den postprandialen Blutzucker. Vor allem die effektive Senkung des postprandialen Blutzuckers wird aktuell als wichtig erachtet, bei der Reduzierung von langfristigen kardiovaskulären Ereignissen. Es treten zudem weniger Hypoglykämien auf, da zum einen die Wirkdauer kurz ist und zum anderen Glinide den Kalium-Kanal nur in Gegenwart von Zucker hemmen. Dadurch wird die Wirkung von Repaglinid mit sinkendem Blutzucker abgeschwächt und die basale Insulinsekretion nicht beeinflusst.

Der Abbau des Medikaments erfolgt überwiegend hepatisch über die Cytochrom-P-450-Enyzme CYP2C8 und CYP3A4. Dabei spielt CYP28C eine wichtigere Rolle. Somit kann der Metabolismus des Medikaments empfindlich verändert werden, wenn durch andere Medikamente die beiden Enzyme entweder gehemmt oder gesteigert werden. Insbesondere eine Inhibierung der Enzyme kann zu einem erhöhten Repaglinidspiegel im Blut führen, was potenziell eine Hypoglykämie verursachen kann. 90 % des Medikaments werden über die Galle ausgeschieden und nur circa 8 % über die Nieren.

Medizinische Anwendung & Verwendung zur Behandlung & Vorbeugung

Repaglinid wird bei Diabetes mellitus Typ 2 eingesetzt, wenn durch Diät, körperliches Training und Gewichtsreduktion eine Normalisierung des Blutzuckers nicht erreicht werden kann. Es kann als Monotherapie verabreicht werden, aber es ist auch eine Kombination mit bestimmten anderen Antidiabetika möglich. Aufgrund der raschen Wirkung von Repaglinid ist eine Einnahme vor den Hauptmahlzeiten empfehlenswert, idealerweise 15 Minuten präprandial.

Die Anfangsdosierung liegt bei 0,5 mg und kann bei Bedarf, in Abständen von 1-2 Wochen, bis auf eine maximale Einzeldosis von 4 mg gesteigert werden. Wenn eine Umstellung von einem anderen Antidiabetikum auf Repaglinid erfolgt, dann beträgt die Anfangsdosis 1 mg. Die maximale Dosis pro Tag liegt bei 16 mg. Der Einsatz des Medikamentes ist auch bei Niereninsuffizienz möglich, da Repaglinid kaum renal eliminiert wird. Jedoch ist, je nach Fallkonstellation, eine Dosisreduktion zu erwägen.

Es sollte regelmäßig eine ärztliche Überprüfung des Blutzuckerspiegels sowie des glykierten Hämoglobins (HbA1c) erfolgen, um eine adäquate Therapie zu gewährleisten. Zudem kann die Wirkung von Repaglinid im Laufe der Behandlung abnehmen. Dieses sogenannte Sekundärversagen kann aufgrund eines Fortschreitens des Diabetes mellitus entstehen oder ein vermindertes Ansprechen des Medikaments sein.


Risiken & Nebenwirkungen

Es bestehen einige Kontraindikationen zur Anwendung von Repaglinid. So darf es nicht bei einem Typ 1 Diabetiker verwendet werden. Auch bei Leberfunktionsstörungen oder einer Entgleisung des Glukosestoffwechsels, im Sinne einer Ketoazidose, ist die Anwendung kontraindiziert. Ebenso ist die Anwendung bei Personen unter 18 Jahren und bei Erwachsenen über 75 Jahre nicht ausreichend untersucht, weshalb die Gabe von Repaglinid bei diesen Patientengruppen nicht empfohlen ist.

Repaglinid darf nicht in der Schwangerschaft oder Stillzeit verwendet werden. Das Risiko der Überdosierung, mit folgender Hypoglykämie, ist bei eingehaltener Dosierung und ausreichenden Mahlzeiten gering. Prinzipiell sind aber Hypoglykämien unter Repaglinid möglich, wie auch bei anderen Antidiabetika. Allerdings ist das Risiko durch die kurze Halbwertszeit von Repaglinid vermindert. Wenn hypoglykämische Reaktionen auftreten, dann meist mit leichtem Verlauf.

Weitere Nebenwirkungen sind in sehr seltenen Fällen allergische Reaktionen, Leberfunktionsstörungen sowie Augenfunktionsstörungen. Häufiger treten Beschwerden des Verdauungstraktes auf, wie Durchfall oder Bauchschmerzen.

Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die mit Repaglinid interagieren, sodass das hypoglykämische Potenzial von Repaglinid verstärkt wird. Dazu zählen insbesondere Gemfibrozil, Clarithromycin, Itraconazol, Ketoconazol, Trimethoprim, Ciclosporin, Clopidogrel, andere Antidiabetika, Monoaminoxidase-Hemmer, ACE-Hemmer, Salicylate, NSAID, Alkohol und anabole Steroide. Vor allem ist eine Kombination mit Gemfibrozil nicht ratsam, da in klinischen Studien dieses Medikament besonders deutlich die Halbwertszeit von Repaglinid sowie die Wirkstärke erhöhte. Hypoglykämien könnten so vermehrt ausgelöst werden. Andererseits gibt es wiederum Medikamente, wie Rifampicin, die die Wirkung von Repaglinid herabsetzen und somit eine Dosiserhöhung erforderlich machen kann.

Andere körperliche Belastungen, wie Infektionen, Traumata und Fieber können ebenfalls den Blutzuckerwert erhöhen, was eine Anpassung der Dosis notwendig machen kann.

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