Tiefschlafphasen

Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer. nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Im Tiefschlaf sind einige unserer Körperzellen hochaktiv. In dieser Zeit verarbeitet der Körper besonders viele Proteine, um Schäden an den Zellen zu reparieren und neue zu bilden. Dauerhaft zu kurze oder gänzlich fehlende Tiefschlafphasen nehmen dem Körper die Chance zur Regeneration und öffnen Türen für Krankheiten des Stoffwechsels, verfrühte Alterungsprozesse und Störungen der körpereigenen Abwehr bis hin zu Autoimmunstörungen und Krebserkrankungen.
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Was sind Tiefschlafphasen?
Menschen haben fünf Schlafphasen, von denen Phase 3 und 4 dem Tiefschlaf gehören. In dieser Zeit träumen wir nicht. In Phase 1 und 2 schlafen wir ein oder der Schlaf ist oberflächlich. Die fünf Schlafphasen wiederholen sich bis zu 6 Mal in immer der gleichen Reihenfolge: Phase 1, 2, 3, dann umgekehrt 4, 3, 2, und am Schluss jeweils REM. Das geschieht über die 7-8 Stunden verteilt, welcher ein gesund Schlafender benötigt.
Dabei ist ein kompletter Zyklus immer um die anderthalb Stunden lang. Direkt nach der 20-30-minütigen Einschlafphase beginnt der erste Tiefschlaf, welcher mit 30-60 Minuten als die längste und regenerationsintensivste Phase gilt. Gegen Morgen dauert der letzte Tiefschlaf nur noch wenige Minuten. REM-Schlafphasen sind dagegen in den Morgenstunden am längsten. Auf jede Tiefschlafphase folgt eine solche REM- Traumphase.
Funktion & Aufgabe
Im Tiefschlaf repariert der Körper die meisten wichtigen Zellverbände und Organe. Die Körperabwehr produziert wichtige Immunstoffe. Körperlich aktive Menschen und Menschen mit einem schnellen Stoffwechsel haben meist längere Tiefschlafphasen, welche im Volksmund nicht umsonst als Jungbrunnen gelten, wie beim allseits bekannten Schönheitsschlaf. Dieser hat durchaus seine Berechtigung auch im medizinischen Sinne.
Lebenswichtige Körperfunktionen wie die Muskelspannung und Atmung, der Herzschlag, der Blutdruck oder die Körpertemperatur geraten bei fehlendem oder zu kurzem Tiefschlaf durcheinander. Die Hormone und der Stoffwechsel brauchen den natürlichen Rhythmus von Achtsamkeit und Schlaf, von Ruhe und Aktivität.
Der Blutdruck, die Verdauungstätigkeit sowie die Muskelspannung verringern sich, wenn wir schlafen. Besonders im Tiefschlaf sinken Blutdruck und Körpertemperatur. Es werden Wachstumshormone ausgeschüttet, welche die Zellreparatur anregen und das Abwehrsystem stimulieren und stärken.
Gleichzeitig werden Gelerntes und Eindrücke aus dem Kurzzeitgedächtnis in die Hirnrinde kopiert, der Zwischenspeicher sozusagen wieder geleert und für neue Erfahrungen bereit gemacht. Während der Ruhezeiten wird Relevantes sortiert und reaktiviert.
Morgens ist - für uns unmerklich und selbstverständlich - das komplette Körpersystem gestärkt. Tiefschlaf fördert somit unser Wohlbefinden, verbessert unsere Konzentrations- und Lernfähigkeit und stärkt unsere Abwehrkräfte.
Tiefschlaf ist ein Kurzurlaub für Körper und Seele. Die Muskulatur entspannt, Blutdruck wie Kreislauf sind gedrosselt, das Stresshormon Cortisol ist am niedrigsten im Vergleich zu anderen Schlafphasen.
In Phase 5, dem Traumschlaf REM, ist der Muskeltonus dann maximal entspannt, die Augen flattern und rollen und die Menschen träumen. Einschlaf- wie Leichtschlafphasen sind kurz mit bloß 10, 20 oder 30 Minuten Dauer.
Krankheiten & Beschwerden
Als nächste Folge können Insulinausschüttung und Zuckerstoffwechsel betroffen sein, welche die Fähigkeit des Körpers im Umgang mit Glukose regulieren. In kurzen Phasen der Kindererziehung und des unterbrochenen Nachtschlafes durch Krankheit spürt man bereits diese Auswirkungen, welche sich wieder regenerieren, sobald die kritische Phase vorbei ist. Dauert der Zustand allerdings an, so schleichen sich Gesundheitsstörungen ein.
Dauerhafter Schlafmangel kann mit Gewichtszunahme und einem erhöhten Risiko an Diabetes zu erkranken in Zusammenhang gebracht werden. Der Gesamtumsatz verringert sich, der Glukose-Stoffwechsel kann dauerhaft gestört werden, was ungezügelten Appetit, vor allem auf kalorienreiche Kost nach sich zieht. Der Teufelskreis beginnt. Bereits nach einer Schichtwoche mit weniger als sechs Stunden Schlaf am Stück pro Nacht werden pro Nacht mehr als 700 Gene beschädigt.
Mangelnder Tiefschlaf ist ein Risikofaktor für Fettsucht und viele Stoffwechselstörungen. Damit werden harmonische Körpervorgänge zur Wahrung einer Energiebalance empfindlich gestört. Das natürliche Gefühl für Appetit oder Hunger, das Gleichgewicht von Energiezufuhr und Energieverbrauch geraten bei Schlafentzug schnell in die Bereiche von Diabetes mellitus Typ 2.
Bei sehr langem Schlafentzug haben Menschen Halluzinationen, Persönlichkeitsstörungen oder Depressionen bis hin zu Suizidgedanken.
Im Alter nehmen dagegen ganz natürlich die Tiefschlafphasen ab. Das ist kein Grund zur Besorgnis, da bei älteren Menschen der Mittagsschlaf zwischendurch eine wunderbare Erholungspause ist und die Aktivität insgesamt etwas nachlässt. Dadurch wird weniger Nachtschlaf benötigt. Wer jedoch bei maximaler Gesundheit aktiv und lebendig sein möchte bis ins hohe Alter, tut gut daran, liebevoll für sich und seine gesunden Tiefschlafphasen zu sorgen.
Tiefschlafmangel kann folgende Auswirkungen haben:
- Anfälligkeit für Diabetes erhöht sich
- Übergewicht
- Schlaganfall
- Autoimmunkrankheiten und Krebs
- Herz- und Gefäßkrankheiten
- Konzentrationsmangel
- Beeinflusst Fortpflanzung, Libido, Vitalität, Lebensfreude
- Steigert Empfindlichkeit, Anfälligkeit
- Beeinflusst Gefühlsleben
- Verschlechtert Hautbild
- Verstärkt Hungergefühl, Heißhunger auf Kalorienreiches
- schwächt Sinn für Gesundes und das Schöne im Leben
- Depressionen und sogar Suizidgedanken.
Ein gesunder Tiefschlaf ist die Grundlage für Gesundheit, Lebensqualität und die Bewältigung des modernen Lebens mit all seinen Reizen und Belastungen.
Quellen
- Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
- Staedt, J., Riemann, D.: Diagnostik und Therapie von Schlafstörungen. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2006
- Stuck, B., Maurer, J., Schredl M., Wees H.-G.: Praxis der Schlafmedizin. Springer, Heidelberg 2009