Werte (Laborwerte)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Werte bzw. Laborwerte spielen in der Medizin bei der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen eine wichtige Rolle. Es existieren verschiedene Werte, mit denen der Zustand fast aller Organe beurteilt werden kann.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Laborwerte?

Anhand von Werten lassen sich Funktionalität und Zustand von Organen und Körpersystemen beurteilen. Es gibt Werte, die organspezifisch sind, und Werte, die mehrere Organsysteme abdecken.
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Werte können aus verschiedenen Körperflüssigkeiten bestimmt werden. Die meisten Laborwerte stammen jedoch aus dem Blut. Doch auch im Urin, im Speichel, im Kot und im Hirnwasser können zahlreiche Substanzen erfasst, klassifiziert und quantitativ bewertet werden.

Nicht immer stammen Werte jedoch aus den Köperflüssigkeiten. So können auch Körperfunktionen über externe Messverfahren in Werten widergespiegelt werden. Ein Beispiel dafür sind Blutdruckwerte.

Die häufigste Wertebestimmung ist jedoch das Blutbild. Hier kann zwischen einem kleinen Blutbild und einem großen Blutbild unterschieden werden. Das kleine Blutbild gibt Auskunft über die Zellen im Blut. Dafür werden die roten Blutkörperchen, die weißen Blutkörperchen und die Thrombozyten maschinell ausgezählt. Zudem ermittelt das Lesegerät, wie viel Hämoglobin in den einzelnen roten Blutkörperchen enthalten ist. Das große Blutbild ist etwas umfassender. Hier werden zusätzlich die weißen Blutkörperchen in die Unterarten Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten unterteilt.

Funktion & Aufgabe

Anhand von Werten lassen sich Funktionalität und Zustand von Organen und Körpersystemen beurteilen. Es gibt Werte, die organspezifisch sind, und Werte, die mehrere Organsysteme abdecken. So ist der Gamma-GT-Wert nicht zwingend organspezifisch, obwohl er meist zur Beurteilung von Leber und Galle genutzt wird. Gamma-GT ist ein Enzym, das sowohl in der Leber als auch in den Nieren, in der Bauchspeicheldrüse, im Dünndarm und in der Milz vorkommt. Die Gamma-GT ist an die Wand der Zellen in den Gallenwegen und in der Leber gebunden.

Auch GOT und GPT werden zur Diagnose von Lebererkrankungen genutzt. Dabei ist GOT nicht allein leberspezifisch. Das Enzym kommt auch in den Herzmuskelzellen und in den Zellen der Skelettmuskulatur vor. Wenn dort Zellen zugrunde gehen, gelangen die Enzyme ins Blut. GPT, die Glutamat-Pyruvat-Transaminase, kommt vor allem in der Leber vor. Wenn die Leberzellen bei einer Erkrankung zerstört werden, gelangt GPT ins Blut. Ein Anstieg weist also auf eine Leberschädigung hin.

Aus dem Blut werden zudem die Standardblutwerte bestimmt. Eine wichtige Rolle spielt der Hämatokritwert. Der Hämatokrit ist der Anteil der Blutzellen am Gesamtblutvolumen und spiegelt das Verhältnis von flüssigen und festen Blutbestandteilen wider. Dabei gilt: Je höher der Hämatokrit ist, desto mehr feste Bestandteile befinden sich im Blut. Mit zunehmendem Hämatokrit verschlechtern sich die Fließeigenschaften des Blutes. Im Gegensatz zu einigen anderen Laborwerten sind die Normwerte des Hämatokrits stark geschlechtsgebunden und hängen zudem vom Alter des Patienten ab. Da die Erythrozyten (roten Blutkörperchen) den größten Anteil der Zellen im Blut ausmachen, gibt der Hämatokrit auch Auskunft über die Menge der roten Blutkörperchen und damit verbunden auch über die Sauerstoffversorgung des Körpers.

Doch Werte lassen sich nicht nur im Blut bestimmen. In einer Stuhluntersuchung können beispielsweise die Darmflora oder auch die Funktion der Bauchspeicheldrüse überprüft werden. Die Pankreas-Elastase wird im Stuhl bestimmt. Sie zeigt die Leistung der Bauchspeicheldrüse an.

Ebenso wie der Stuhl kann auch der Urin zur Diagnose genutzt werden. Die Zusammensetzung des Urins lässt unter anderem Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand der Nieren zu. Über den Urin kann aber auch auf andere Krankheiten geschlossen werden. So ist Zucker im Urin ein deutlicher Hinweis auf die Stoffwechselkrankheit Diabetes mellitus.


Krankheiten & Beschwerden

Abweichungen in den Werten können auf verschiedene Krankheiten hinweisen. So tritt ein erhöhter Hämatokritwert unter anderem bei Flüssigkeitsverlust, einer Polyglobulie oder bei der Polycythaemia vera, einer bösartigen Bluterkrankung, auf. Erniedrigte Hämatokritwerte sind ein Hinweis auf Blutarmut, Überwässerung oder Blutverluste.

Erhöhte Leberwerte weisen auf eine Lebererkrankung hin. Anhand der Werte kann sogar auf den Grad der Schädigung geschlossen werden. So ist die Gamma-Glutamyltransferase (Gamma-GT) der empfindlichste Indikator für Leberschäden. Bei geringen Schäden ist häufig nur dieser Wert erhöht. Schwere Lebererkrankungen wie die Leberzirrhose oder die Hepatitis gehen zusätzlich mit erhöhten GOT- und GPT-Werten einher.

Die Pankreaselastase hat lediglich eine Aussagekraft, wenn der Wert erniedrigt ist. Erniedrigte Werte weisen auf eine Funktionsstörung der Bauchspeicheldrüse hin. Hingegen zeigen erhöhte Pankreaswerte im Blut (zum Beispiel Amylase) an, dass die Bauchspeicheldrüse entzündet ist.

Im Urin geben gleich mehrere Werte Auskunft über den Gesundheitszustand des Körpers. Finden sich im Urin vermehrt Eiweiße, so kann dies auf eine Erkrankung der Nieren hindeuten. Dasselbe gilt für erhöhte Kreatininwerte. So ist Kreatinin bei akutem oder chronischem Nierenversagen erhöht. Auch verlegte Harnwege gehen mit erhöhten Kreatininwerten einher. Erniedrigte Kreatininwerte weisen hingegen auf einen Diabetes mellitus in einem sehr frühen Stadium hin. Zucker im Urin tritt jedoch erst bei einem sehr ausgeprägten Diabetes mellitus auf.

Weitere Werte des Urins sind zum Beispiel das spezifische Gewicht, die Urindichte, der Anteil der zellulären Bestandteile und Bakterien. Bakterien im Urin weisen immer auf einen Infekt der Harnwege hin. Auch Blut im Urin kann als Hinweis auf eine Harnwegsinfektion gewertet werden.

Bei allen Blutwerten ist jedoch zu beachten, dass sie als einzige Diagnostik oft nur wenig Aussagekraft haben. Erst in Kombination mit anderen Diagnoseverfahren wie beispielsweise Ultraschall oder CT und einer ausführlichen Erhebung der Krankengeschichte ergibt sich ein umfangreiches und komplettes Bild der jeweiligen Erkrankung.

Quellen

  • Dormann, A., Luley, C., Heer, C.: Laborwerte. Urban & Fischer, München 2005
  • Horn, F.: Biochemie des Menschen. Das Lehrbuch für das Medizinstudium. Thieme, Stuttgart 2018
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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