Bromelain

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Enzym Bromelain wurde 1891 in der Ananas entdeckt. Als Wissenschaftler 1957 feststellten, dass hochkonzentriertes Bromelain außerdem noch im Stamm des Ananas-Baums vorkommt, beschlossen sie, den Wirkstoff medizinisch zu nutzen. Bromelain ist die am besten wissenschaftlich untersuchte Enzymgruppe.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Bromelain?

Das Enzym Bromelain wurde 1891 in der Ananas entdeckt.

Beim Bromelain unterscheidet die Biochemie zwischen dem in der unreifen Frucht vorhandenen Bromelain und dem im Stamm enthaltenen Wirkstoff. Frucht-Bromelain enthält 230 Aminosäuren, Stamm-Bromelain "nur" 212. Bromelain, das auch Bromelin genannt wird, ist eine Peptidase, das heißt, ein Enzym, das Peptide (Verdauungsenzyme) herstellt. Es wirkt zugleich als Protease (Proteine spaltend). Die Bromelain-Enzymgruppe gehört biochemisch zur Familie der Cystein-Proteasen.

Das aus dem Stamm und der unreifen Frucht gewonnene Bromelain wird als Gemisch aufbereitet und in hochkonzentrierter Form als Mono- und Kombinationspräparat (Tabletten, Kapseln, Pulver) beziehungsweise als Nahrungsergänzungsmittel in Apotheken und über das Internet verkauft. Die Tabletten sind magensaftresistent und setzen die Wirkstoffe erst im Dünndarm frei.

Als Bromelain wird auch der Roh-Extrakt aus der Pflanze bezeichnet, der außer dem Wirkstoff selbst noch andere gesundheitsfördernde Enzyme, Proteaseinhibitoren und Kalzium enthält. Der Genuss der reifen Ananas-Frucht würde dem Patienten, außer einem angenehmen Geschmackserlebnis, nicht allzu viel Bromelain bringen, da die Konzentration in ihr nur äußerst gering ist.

Als Mono-Präparat wird Bromelain beispielsweise unter den Handelsnamen Bromelain-POS®, Wobenzym® mono und Traumanase® rezeptfrei in Apotheken verkauft. In Kombination mit anderen proteolytischen Enzymen kommt es in den Kombinationspräparaten Wobenzym®, Innovazym® und Proteozym® vor.

Pharmakologische Wirkung

Bromelain wird oft als andere Therapien unterstützendes Mittel angewandt. So wird es beispielsweise zur Verstärkung der Antibiotika-Wirkung eingesetzt. Bromelain wirkt anti-entzündlich, indem es die Produktion Entzündungen-verursachender-Prostaglandine hemmt. Daher wird es bei rheumatischer Arthritis, Gicht, Arteriosklerose und Colitis ulcerosa erfolgreich eingesetzt. Bei der rheumatoiden Arthritis unterdrückt es z.B. die Bildung des Prostaglandins Thromboxan.

Der Wirkstoff-Komplex aus der Ananas hat einen gerinnungshemmenden Effekt. Indem er das körpereigene Fibrin abbaut, ein Protein, das, in hoher Konzentration, die Fließgeschwindigkeit des Blutes verringert. Dadurch senkt Bromelain zugleich das Thrombose-Risiko und schützt vor koronaren Herzerkrankungen. Bromelain wird daher auch zur Behandlung von Venenerkrankungen und Thrombosen verwendet.

Außerdem hat es schmerzlindernde Eigenschaften: Es blockiert schmerzleitende Botenstoffe. Von seiner zudem abschwellenden Wirkung profitieren insbesondere die Nasen-Nebenhöhlen-Schleimhaut und Nasenschleimhäute. Denselben Effekt hat es auf Schwellungen, die durch Verletzungen und chirurgische Eingriffe verursacht werden: Die die Schwellung hervorrufenden Proteine werden vom Bromelain aufgespalten, sodass sie schnell abtransportiert werden können. Die Schwellung geht zurück, der Druckschmerz wird verringert.

Bromelain hat außerdem eine verdauungsfördernde Wirkung. Das gilt insbesondere für Patienten mit Pankreas-Insuffizienz. Es baut die bei dieser Erkrankung nur ungenügend hergestellten Verdauungsenzyme auf und sorgt so dafür, dass die Bauchspeicheldrüse die Nährstoffe der Nahrung wieder richtig aufspalten und für den Körper verwertbar machen kann. Zudem neutralisiert es saure Mageninhalte.

Bromelain unterstützt insbesondere bei Verbrennungsopfern die Wundheilung. Bei Grad 2 und Grad 3-Verbrennungen löst es, als Gel auf die Wunde aufgetragen, den dort befindlichen Schorf auf, sodass die Wunde vorsichtig gereinigt werden kann. Auch die durchblutungsfördernde Wirkung des Bromelain unterstützt eine rasche Wundheilung. So können schädliche Substanzen schneller von dort abtransportiert werden.

Da Bromelain auch entwässernde Eigenschaften hat, kann Bromelain auch bei Ödemen verwendet werden. Es baut das Gewebehormon Bradykinin ab und sorgt so dafür, dass sich die Kapillargefäße verengen und weniger Flüssigkeit aus den Blutgefäßen ins umliegende Gewebe abgegeben wird. Dadurch gehen die Gewebe-Schwellungen zurück.

Bromelain fördert die Bildung bestimmter Zytokine, die Krebszellen bekämpfen und zerstört die aus Proteinen bestehende Oberfläche der Tumorzellen, sodass sie von den Abwehrzellen des Immunsystems leichter gefunden und vernichtet werden können.

Leistungssportler und Fitness-Begeisterte schätzen den Ananas-Enzym-Komplex auch, da er ihren, zu sportlichen Höchstleistungen gebrachten, Körper vor Infektionen schützt.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Bromelain wird im Stamm und in der noch nicht reifen Ananas-Frucht gebildet. Wird es dem Körper in Form von Nahrungsergänzungsmitteln oder standardisierten Fertigarzneimitteln aus der Apotheke zugeführt, wird es in der Leber abgebaut. Plant der Patient oder Sportler eine längerfristige Anwendung des Enzym-Komplexes, sollte er das Mittel nur unter ärztlicher Aufsicht anwenden.

Bromelain ist erst ab einer Dosis von 80 mg täglich wirksam. Wer es hochkonzentriert zu sich nehmen möchte, sollte statt des Nahrungsergänzungsmittels eher ein entsprechendes Apotheken-Präparat kaufen. Für die meisten Anwendungen empfiehlt sich eine Tagesdosis von 750 bis 1.000 mg.

Soll Bromelain die Verdauung fördern, so wird es kurz vor, während und kurz nach der Mahlzeit eingenommen. Damit es die bestmögliche entzündungshemmende Wirkung entfaltet, konsumiert der Patient es 1,5 bis 2 Stunden vor oder nach der Mahlzeit.


Risiken & Nebenwirkungen

Bei 1 bis 10% der Patienten kann es zu allergischen Reaktionen, Hautausschlägen und Asthma kommen. In einem solchen Fall sollte der Anwender die Einnahme aussetzen und seinen Arzt aufsuchen. 0,1 bis 1% der Nutzer bekommen durch Bromelain Durchfall, Magen-Darm-Beschwerden und Magenschmerzen.

Schwangere, Stillende und Kinder unter 12 Jahren sollten den Enzym-Komplex nicht anwenden. Dasselbe gilt für Patienten mit einer Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff und mit Blutgerinnungsstörungen. Bei gleichzeitiger Einnahme von Thrombozyten-Aggregationshemmern (Gerinnungshemmern) erhöht sich die Blutungsneigung. Nimmt ein Anwender Bromelain und zugleich bestimmte Antibiotika (Tetrazykline) ein, so kommt es zur teils zu intensiven Verstärkung der Antibiotika-Wirkung.

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