Durchfall nach dem Essen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Akuter Durchfall nach dem Essen kann auf Allergien oder Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Nahrungsmittel(bestandteile)n hinweisen. Es kann aber auch zu Salmonellenbelastungen, Fehlgärungen, Vergiftungen oder verdorbenen Essensbestandteilen gekommen sein. Der zeitliche Zusammenhang zur Mahlzeit kann kürzer oder länger ausfallen. Außerdem sind viele weitere Ursachen denkbar.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Durchfall nach dem Essen?

Von Durchfall spricht man immer dann, wenn mehr als drei Stuhlentleerungen pro Tag nötig sind. Häufig wird Durchfall durch verdorbene Lebensmittel oder mangelnde Hygiene in der Küche verursacht.

Durchfall nach dem Essen kann meistens in einen direkten Zusammenhang mit einer eingenommenen Mahlzeit gebracht werden. Laut Definition ist Durchfall nach dem Essen aber lediglich eine zeitliche Zuordnung. Es muss sich daher nicht immer um einen ursächlichen Zusammenhang handeln.

Zum Beispiel kann der Durchfall nach dem Essen auch durch den Norovirus ausgelöst werden. Mit diesem haben sich die Betroffenen meist in einem ganz anderem Zusammenhang angesteckt. Dass der Durchfall nach dem Essen auftrat, hat eigentlich nichts mit den eben aufgenommenen Nahrungsbestandteilen zu tun. In diesem Zusammenhang sei auf die EHEC-Epidemie hingewiesen. Diese wurde durch verkeimte Sprossen verursacht, die der Handel unwissentlich im Umlauf gebracht hatte. Niemand hätte sich dagegen schützen können.

Da der Zusammenhang zu diesem Bestandteil einer eingenommenen Mahlzeit lange nicht hergestellt wurde, fand man auch die Ursache der Durchfallepidemie nicht. In den meisten Fällen sind die Verursacher von Durchfällen aber erkennbar. Eine Ausnahme besteht, wenn die Durchfälle eine unbekannte Erkrankung anzeigen und nicht auf eine Mahlzeit zurückzuführen sind. Der zeitliche Zusammenhang mit einer Mahlzeit könnte dann zu Fehlinterpretationen führen.

Ursachen

Viele Ursachen können zu Durchfall nach dem Essen führen. Als eine infektöse Ursache ist der Kontakt mit dem ansteckenden Norovirus zu sehen. Verunreinigte und unsachgemäß gelagerte oder zubereitete Lebensmittel können ebenfalls Ursache von Durchfällen nach dem Essen werden. Häufig kommt es bei rohen Eierspeisen oder nicht durcherhitztem Fleisch zu erhöhten Salmonellenbelastungen.

Durchfall kann aber auch auf eine Unverträglichkeit bestimmter Speisen oder Nahrungsbestandteile hinweisen. Laktoseintoleranz oder Zöliakie sind Beispiele, die zu Durchfall nach dem Essen führen können. Auch eine Allergie auf bestimmte Nahrungsbestandteile oder -gruppen kann sich mit Durchfall nach dem Essen bemerkbar machen. Nicht zu unterschätzen ist Durchfall nach dem Essen, wenn dieser auf einer Fisch- oder Fleischvergiftung oder vergifteten Lebensmitteln beruht.

In vielen Fällen führen das Reizdarmsyndrom oder ein Reizmagen zu Durchfall nach dem Essen. Ob diese Diagnosen stimmig sind, müsste eigentlich untersucht werden. Doch wenn ein Patient mit Durchfallbeschwerden nach dem Essen zum Hausarzt geht, wird nur in den seltensten Fällen die Zusammensetzung der Darmflora überprüft.

Durchfall nach dem Essen kann also auch durch eine überwucherte Darmflora mit einem Ungleichgewicht von guten und schlechten Keimen ausgelöst werden. Die Darmflora wird insbesondere nach dem Gebrauch von Antibiotika geschädigt. Sie muss anschließend durch geeignete Maßnahmen saniert werden, wenn es während der Einnahme zu Durchfall nach dem Essen kommt.

Krankheiten mit diesem Symptom

Komplikationen

Je nach Farbe, Konsistenz, Blutbeimengung und Häufigkeit kann Durchfall nach dem Essen zu unterschiedlichen Komplikationen führen. Durchfall nach dem Essen ist insbesondere für kleine Kinder und alte Menschen gefährlich. Hält er länger an, kann er Vorbote einer ernsthaften Erkrankung oder einer Unverträglichkeit sein.

Durchfälle durch Keimbelastungen, Floraprobleme oder andere Ursachen für Durchfall nach dem Essen sollten bei wiederholtem Auftreten abgeklärt werden. Eine der möglichen Komplikationen bei anhaltenden Durchfällen kann eine Dehydrierung mit Elektrolyt-Verlusten sein. Diese Komplikation kann bei kleinen Kindern und alten Menschen, bei chronisch kranken und immungeschädigten Menschen zu lebensgefährlichen Zusammenbrüchen führen.

Die Durchfälle können von zusätzlichem Erbrechen begleitet werden. Durch einen chronisch gewordenen Durchfall nach dem Essen kann es zu Nährstoff-Ungleichgewichten und schädlichen Keimüberwucherungen im Darm kommen. Als besonders schwere Komplikation können sich Krebserkrankungen herausstellen. In diesem Fall ist der Durchfall nach dem Essen nur ein erster Warnschuss für eine ansonsten symptomlose Entwicklung. Wird der Durchfall lange ignoriert, sind Komplikationen unvermeidbar.

Die Inanspruchnahme von Vorsorgemaßnahmen ist sinnvoll, wenn öfter Durchfall nach dem Essen auftritt. Nur so können später Komplikationen vermieden werden. Als Komplikation von antibiotikabedingtem Durchfall, der nach dem Essen auftritt, können Hautausschläge und Unwohlsein entstehen. Damit kann sich eine gefährliche allergische Reaktion auf die Antibiotika ankündigen. Nicht zu unterschätzen ist auch Durchfall, der nach dem Genuss giftiger Pilze, aflatoxinbelasteter Nüsse oder anderer Toxine in Nahrungsmitteln entsteht. Hier ist unter Umständen Lebensgefahr gegeben.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn der Durchfall nach dem Essen nur einmal akut auftritt, ist ein Arztbesuch meist nicht notwendig. Es kann sein, dass etwas Unbekömmliches, Vergorenes oder Verdorbenes in der Mahlzeit enthalten war. In der Regel helfen Ruhe, Schonkost und Hausmittel. Hält der Durchfall nach dem Essen aber tagelang an oder wiederholt sich nach dem Konsum bestimmter Lebensmittel, ist ein Arzt oder Ernährungsberater zu konsultieren. Gegebenenfalls entscheidet der Hausarzt, ob weitere Maßnahmen notwendig sind.

Das Gleiche gilt bei schweren Durchfällen und anhaltenden Flüssigdurchfällen mit Erbrechen. Vor allem bei Kleinkindern und alten Menschen besteht ein höheres Risikopotenzial. Daher ist hier der Arzt eher aufzusuchen als bei einem robusten Zwanzigjährigen, der zu tief ins Bierglas geschaut hat. Beim geringsten Verdachtsmoment, dass der Durchfall nach dem Essen auf eine Vergiftung mit Botulinustoxin, Rattengift, Toxinen wie Arsen oder Pilzgiften zurückzuführen ist, sollte der Notarzt gerufen werden.

In diesem Fall sind meist weitere Symptome erkennbar. Diese weisen deutlicher als der Durchfall auf eine Vergiftung hin. Bei Allergien und Unverträglichkeiten entscheidet das Ausmaß der Symptome darüber, ob ein Arzt gerufen werden muss. Gegebenenfalls sollte der Betroffene im Krankenhaus abklären lassen, was er nicht verträgt. Andernfalls sollte ein Gastroenterologe aufgesucht werden. Dieser kann durch Befragungen, Darmspiegelungen, Florauntersuchungen und Sonografien herausfinden, was den Durchfall nach dem Essen verursacht.

Diagnose

Die Diagnose von Durchfall nach dem Essen ist zunächst schwierig. Oftmals verhindert das akute Geschehnis einen zeitnahen Arztbesuch. Meistens erledigt sich der Durchfall aber nach ein zwei Tagen von selbst. Die Ursache für das Unwohlsein lag dann oft in der eingenommenen Mahlzeit begründet. Eine Selbstdiagnose reicht in der Regel.

Falls ein Norovirus am Werk ist, muss oft der Notarzt wegen der Schwere der Symptome gerufen werden. Dieser trifft die Diagnose aufgrund von Befragung und Symptomlage. Ist die Ursache eines immer wiederkehrenden oder chronisch gewordenen Durchfalls nach dem Essen unklar, ist eine umfangreichere Diagnostik notwendig. Diese wird oft von einem Gastroenterologen, einem Facharzt für Innere Medizin oder einem Allergiespezialisten vorgenommen. Neben Befragung und Blutbild stehen verschiedene diagnostische Optionen zur Wahl.

Eine Sonografie und die Untersuchung einer Stuhlprobe könnte auch der Hausarzt vornehmen. Routinemäßig den Florastatus zu erheben, wäre sinnvoll. Der Florastatus wird aber meistens nicht erhoben, weil die Krankenkassen diese Kosten nicht übernehmen. Eine Magen- oder Darmspiegelung kann in einer Klinik oder bei darauf spezialisierten Gastroenterologen durchgeführt werden. Bei Unklarheiten oder genauerem Diagnosebedarf kann zusätzlich eine MRT- oder CT-Untersuchung nötig sein. In der Regel ergeben diese diagnostischen Möglichkeiten ein Ergebnis, das aussagefähig ist.

Behandlung & Therapie

Zur Selbstbehandlung von Durchfall nach dem Essen genügen meist ein Tag Diät oder Schonkost. Gegebenenfalls können grüne Heilerde und warmer Tee zur Entgiftung beitragen. Homöopathische Mittel wie Okoubaka oder Nux Vomica sind mögliche Unterstützer für die Eigenbehandlung. Die Behandlung von Unverträglichkeiten und Allergien ist komplexer. Die Grundlage einer Besserung ist bei beiden meist durch die konsequente Meidung der auslösenden Lebensmittel gegeben.

Manchmal genügt eine Rotationsdiät, um den Organismus zu entlasten. In Ausnahmen kann die Behandlung durch Laktase bei einer Unverträglichkeit auf Laktose hilfreich sein. Als Dauerbehandlung ist sie aber nicht geeignet. Vielmehr muss alles Laktosehaltige stark reduziert oder ganz gemieden werden. Bei Zöliakie muss das auslösende Gluten ebenfalls dauerhaft gemieden werden. Eine Ernährung mit glutenfreien Lebensmitteln genügt als Maßnahme. Die möglichen Folgeerkrankungen einer glutenfreien Ernährungsweise bedürfen einer gesonderten Therapie.

Bei echten Allergien auf Nahrungsbestandteile können Kreuzallergien die Sache erschweren. Gute Aufklärung ist daher ein therapeutischer Weg, um dem Patienten zu helfen. Die Therapie einer Vergiftung hängt von deren Schwere ab. Bei Pilzvergiftungen sind Durchfälle ein Alarmsignal, das umgehender klinischer Behandlung bedarf. Gleiches gilt für Durchfälle nach Fisch- und Fleischvergiftungen.

Hier sind die begleitenden Symptome so schwerwiegend, dass eine komplexe Entgiftung und Sanierung des vergifteten Organismus notwendig wird. Alle Therapieoptionen richten sich nach dem auslösenden Element, das die Durchfälle verursacht. Welche Maßnahmen im Einzelnen notwendig werden, entscheidet der behandelnde Arzt.

Aussicht & Prognose

Die Prognose ist bei akuten Durchfall, der nach dem Essen auftritt, gut. In der Regel ist keine medizinische Behandlung notwendig. Anders sieht es aber bei nicht erkannten und dadurch nicht behandelten Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten aus. Der Organismus kann sich durch häufige Zufuhr an das Allergen gewöhnen. Er deckelt die Symptome und versucht, damit umzugehen.

Daraufhin können bei anhaltenden Beschwerden Schädigungen der Darmflora, chronische Nährstoffmängel und Entgleisungen des Stoffwechsels die Folge sein. Werden die unverträglichen Nahrungsmittel konsequent gemieden, ist die Prognose besser. Weniger positiv fallen die Prognosen im Fall von Allergien und Vergiftungen aus. Die damit verbundenen Durchfälle und Begleitsymptome können gravierend sein. Je geschwächter die Betroffenen sind und je später sie eine fachgerechte Behandlung erhalten, desto schlechter ist die Prognose.

Oft bleiben bei verspätet behandelten Vergiftungen Folgeschäden nach. Bei Allergien kann eine Desensibilisierung die Prognose verbessern. Auch homöopathische oder naturheilkundliche Ansätze sind hilfreich. Die konsequente Meidung der Allergene ist aber noch wichtiger. Bei krebsbedingten Durchfall nach dem Essen ist die Prognose besser, wenn die angebotenen Früherkennungsmaßnahmen genutzt wurden.

Die Darmflora durch eine geeignete Ernährungsweise intakt zu halten, verbessert die Aussichten auf ein beschwerdefreies Leben. Die möglichst weitgehende Meidung von Antibiotika sowie von damit belastetem Fleisch aus Mastbetrieben verhilft ebenfalls zu einer guten Prognose.


Vorbeugung

Nicht jedem Durchfall nach dem Essen kann der Mensch vorbeugen. Zur Vorbeugung ist es jedoch sinnvoll, empfindliche Lebensmittel stets frisch zu verwenden und Eier niemals ungekocht zu verzehren. Fleisch - vor allem Hackfleisch - und Fisch sollten immer durchgegart verzehrt werden. Gute Küchenhygiene ist das A und O der Vorbeugung.

Auch eine geeignete Lagerung und Kühlung von Lebensmitteln kann Durchfall nach dem Essen verhindern. Häufiges Händewaschen verhindert eine versehentliche Keimübertragung von Feces-Bakterien auf Lebensmittel. Gegen den Norovirus oder eine Lebensmittelvergiftung auf einem Kreuzfahrtschiff kann man sich kaum wehren. Es ist aber möglich, seine Nahrung so auszuwählen, dass Völlerei und eine zu bunter Mischung von unverträglichem, empfindlichem und schwer verdaulichem Essen vermieden werden.

Auch der Genuss gärender Getränke wie Sekt, Kombucha oder Bier kann Durchfall nach dem Essen verursachen. Empfindliche Menschen sollten bei Reisen ungewohnte Lebensmittel- und Getränkekombinationen meiden. Dies gilt vor allem bei Auslandsbesuchen. Hier sollte auf alle Nahrungsmittel verzichtet werden, die aus Straßenküchen oder Wildsammlung stammen.

Vor allem sollte nur abgekochtes Wasser oder Mineralwasser aus einer fest verschlossenen, noch nicht geöffneten Flasche getrunken werden. Wer bestimmte Lebensmittel nicht verträgt, diese aber nicht komplett meiden möchte, kann eine Rotationsdiät versuchen.

↳ Weitere Informationen: Hausmittel gegen Durchfall

Das können Sie selbst tun

Jeder Mensch kann selbst eine Menge da zu tun, um keinen Durchfall nach dem Essen zu erleben. Kommt es im Laufe des Lebens zu Unverträglichkeiten oder Allergien, sind Selbsthilfegruppen eine gute Hilfestellung. Das Lesen entsprechender Bücher und das Sammeln geeigneter Rezepte verhelfen den Betroffenen zu einer abwechslungsreichen und gesunden Ernährung.

Beratungen in Apotheken und dem Reformhaus stehen Menschen mit Laktoseintoleranz und Zöliakie zur Verfügung. Auch das Internet bietet eine Fülle von Informationsmöglichkeiten. Immer grüne Heilerde im Hause zu haben, um akutem Durchfall etwas entgegenzusetzen, ist eine gute Idee. Gegebenenfalls kann eine Ernährungsberaung gute Ansätze bieten, um die Ernährungslage zu verbessern. Damit können oft die Risiken für Durchfall nach dem Essen minimiert werden.

Quellen

  • Braun, J., Dormann A. J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2014
  • Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage, De Gruyter, Berlin 2014

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