Nitrofurantoin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Nitrofurantoin wird ein antibiotischer Arzneistoff bezeichnet. Das Medikament dient zur Therapie von bakteriellen Harnwegsinfektionen.
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Was ist Nitrofurantoin?
Bei Nitrofurantoin handelt es sich um ein synthetisches Nitrofuran-Derivat, das zu den Chemotherapeutika gezählt wird. Es eignet sich zur Behandlung von bakteriellen Harnwegserkrankungen und gilt seit 2011 als Mittel der ersten Wahl.
Nitrofurantoin ist verschreibungspflichtig und kann nur auf Rezept erworben werden.
Die Forschungen nach einem Antibiotikum vom Nitrofuran-Typ, das sich auf chemische Weise herstellen lässt, begannen bereits in den 1940er Jahren. Infolgedessen kam es schließlich zur Entdeckung von Nitrofurantoin. Ab den 1950er Jahren wurde das Antibiotikum zur Bekämpfung von Harnwegsinfekten eingesetzt. In Deutschland gelangen auch Generika, die Nitrofurantoin enthalten, zur Anwendung.
Pharmakologische Wirkung
Das Antibiotikum verfügt über die Eigenschaft, in die Bakterien, die den Harnwegsinfekt auslösen, einzudringen. Innerhalb der Bakterienzellen erfolgt die Umwandlung des Nitrofurantoins in die therapeutisch wirksame Aktivform (durch Nitroreduktasen). Durch einen Angriff auf das Erbgut der Bakterien lassen sich die Keime letztlich unschädlich machen. Außerdem werden die Stoffwechselenzyme, die lebensnotwendig für die bakteriellen Zellen sind, gezielt zerstört.
Die Aktivform von Nitrofurantoin verfügt über verschiedene Angriffspunkte auf die Bakterienzellen. Auf diese Weise kommt es nur sehr selten zu Resistenzen gegen das Antibiotikum. Ferner hat Nitrofurantoin den Vorteil, dass der Arzneistoff das Wachstum der Bakterien nicht nur hemmt, sondern die Keime selektiv abtötet. Daher gilt Nitrofurantoin als bakterizides Antibiotikum.
Das Chemotherapeutikum entfaltet seine Wirkung gegen Bakterienarten wie Staphylokokken, Enterokokken, Escherichia coli, Enterobacter und Klebsiellen. Keine Wirkung, aufgrund von natürlichen Resistenzen, erzielt Nitrofurantoin allerdings bei Proteus-Bakterien, Pseudomonas aeruginosa, Morganella morganii sowie bei Provicencia-Bakterien.
Seinen höchsten Spiegel im Urin erlangt Nitrofurantoin etwa 4 bis 5 Stunden nach seiner Verabreichung. Bei rund 50 Prozent des Antibiotikums erfolgt ein Umbau zu unwirksamen Stoffwechselprodukten, deren Ausscheidung ebenfalls über den Harn stattfindet. Einen harmlosen Nebeneffekt stellt die bräunliche Verfärbung des Urins dar.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Einsatzgebiet von Nitrofurantoin sind unkomplizierte akute Entzündungen der Harnblase. Als unkomplizierte Infekte gelten Erkrankungen, die ohne Fieber, Ausfluss, vaginalen Juckreiz, Schmerzen in Rücken oder Nieren sowie Übelkeit und Erbrechen verlaufen.
Nitrofurantoin eignet sich mitunter auch zur Vorbeugung, wenn eine Verengung der ableitenden Harnwege besteht oder die Harnwegsinfekte sich häufig wiederholen. Handelt es sich um einen akuten Harnwegsinfekt, beträgt die Behandlungsdauer in der Regel 5 bis 7 Tage. Im Falle einer Vorbeugung kann die Therapielänge bis zu sechs Monate andauern. Die Dosierung fällt dabei jedoch geringer aus.
Die Einnahme von Nitrofurantoin erfolgt in drei bis vier einzelnen Dosen in Form von Kapseln zu jeweils 100 Milligramm. Werden Retardkapseln mit verzögerter Abgabe des Wirkstoffs verabreicht, beträgt die Dosis zwei bis drei Kapseln. Die Medikamente werden alle sechs bis acht Stunden im Rahmen einer Mahlzeit mit etwas Wasser eingenommen.
Bei einer akuten Infektion muss Nitrofurantoin solange dargereicht werden, wie der Arzt es verordnet hat. Dies gilt auch bei einer Besserung der Beschwerden. Wird Nitrofurantoin zur Vorbeugung gegeben, nimmt der Patient in der Regel eine Tablette vor dem Schlafengehen ein, nach dem letzten Wasserlassen.
Risiken & Nebenwirkungen
Etwa einer von zehn bis einhundert Patienten leidet außerdem unter Nebeneffekten wie Appetitlosigkeit, Husten, Schmerzen im Brustkorb, Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen. Nur sehr selten treten ein Arzneimittel-Fieber, eine Ohrspeichelentzündung, Blutarmut, eine Leberentzündung oder Schädigungen der Leber auf.
Wird Nitrofurantoin länger als ein Jahr eingenommen, zeigen sich bei älteren Frauen oft Lungenentzündungen. Außerdem kommt es zur Umwandlung von Lungengewebe in Bindegewebe, was teils lebensgefährliche Folgen haben kann. Von einer Langzeitbehandlung mit Nitrofurantoin wird daher vom BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) abgeraten.
Nicht zum Einsatz gelangen darf Nitrofurantoin, wenn der Patient unter entzündeten Nerven, Harnverhalt oder Harnträufeln, einem Mangel an dem Enzym Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase oder Erkrankungen der Nieren leidet. Ein konsequentes Abwägen zwischen Risiko und Nutzen einer Nitrofurantoin-Gabe muss im Falle von Allergien, einer Lungenfibrose, Asthma bronchiale oder einer Leberentzündung erfolgen.
Während der Schwangerschaft darf Nitrofurantoin in den ersten sechs Monaten nur dann zum Einsatz kommen, wenn der Arzt Risiko und Nutzen sorgfältig gegeneinander abgewogen hat. In der Schlussphase der Schwangerschaft ist von einer Einnahme des Antibiotikums grundsätzlich abzusehen. So kann Nitrofurantoin bei Babys eine Blutarmut hervorrufen. In der Stillzeit darf das Kind im Falle einer Nitrofurantoin-Einnahme der Mutter nicht gestillt werden, wenn bei ihm ein Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel vermutet wird.
Der positive Effekt von Nitrofurantoin kann durch Wechselwirkungen bei der gleichzeitigen Einnahme anderer Medikamente beeinträchtigt werden. Dazu gehören das Antibiotikum Nalidixinsäure, magnesiumhaltige Magensäureschutzmittel, das Magenmittel Propanthelinbromid sowie die Gichtpräparate Sulfinpyrazon und Probenecid. Diese vermindern die Wirkung von Nitrofurantoin und verstärken unerwünschte Nebeneffekte.