Rotigotin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Arzneistoff Rotigotin zählt zur Gruppe der non-ergolinen Dopaminagonisten und wird in der Therapie des Restless-Legs-Syndroms bzw. der Parkinson-Krankheit eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Rotigotin?

Rotigotin ist ein so genanntes Aminotetrolin- und Tiophen-Derivat, das dem Dopamin sehr ähnlich ist. Es ist liptophil und weist nur ein äußerst geringes Molekulargewicht auf, daher ist es für die Verabreichung in Form eines Pflasters sehr gut geeignet.

Pharmakologische Wirkung

Der Arzneistoff Rotigotin zählt zur Gruppe der non-ergolinen Dopaminagonisten und wird in der Therapie des Restless-Legs-Syndroms bzw. der Parkinson-Krankheit eingesetzt.

An bestimmten Rezeptoren für den Botenstoff Dopamin ahmt Rotigotin die Wirkung dieses Stoffes nach, wobei dieser günstige Effekt durch die D3-, D2- und D1-Rezeptoren, die im Nucleus caudatus aktiviert werden, hervorgerufen wird.

Der Nucleus caudatus ist im Endhirn (Großhirn) zu finden und ist mitverantwortlich für die Kontrolle von willkürlichen Bewegungen.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Rotigotin wird im Frühstadium der Parkinson-Erkrankung eingesetzt, in späteren Stadien kann es auch mit Levopoda kombiniert werden. Darüber hinaus kommt der Arzneistoff auch beim Restless-Legs-Syndrom zum Einsatz. Die Anwendung erfolgt dabei in Form eines so genannten transdermalen Pflasters, aus dem sich der Wirkstoff freisetzt. Dadurch wird Rotigotin 24 Stunden lang kontinuierlich zugeführt, was zu einer Verbesserung der Beweglichkeit sowie zu einer Reduktion von Dyskinesien (Gehstörungen) führt.

Die Dosis liegt dabei zwischen 1 bis 16mg pro 24 Stunden und das Pflaster wirkt unabhängig von Resorptionsstörungen, Gastroparesen und Mahlzeiten. Das Medikament wird in vier verschiedenen Pflastergrößen angeboten, die entweder 2, 4, 6, bzw. 8mg Rotigotin innerhalb von 24 Stunden freisetzen.

Normalerweise wird das Medikament über einen längeren Zeitraum angewendet. Begonnen wird zunächst mit einer niedrigen Dosis, anschließend wird diese wöchentlich erhöht, bis der Patient die für ihn passende Dosis erreicht. Viele Patienten erreichen innerhalb von vier Wochen eine Dosierung von 6 bis 8mg pro Tag, wobei 8mg die Höchstdosierung darstellt. Patienten, die an einer fortgeschrittenen Parkinson-Krankheit leiden, erreichen nach etwa sieben Wochen die Höchstdosis von 16mg pro Tag.

Rotigotin wird jeden Tag zur selben Zeit aufgeklebt, wobei die Haut trocken, sauber und unverletzt sein sollte. Außerdem muss die Stelle jeden Tag gewechselt werden. Häufige Applikationsstellen sind dabei der Oberarm, die Hüfte, die Oberschenkel oder der Bauch.

In der Nähe des Pflasters sollten die Patienten keine Lotionen, Öle, Cremes oder andere Pflegeprodukte verwenden. Wird das Pflaster auf einen behaarten Bereich der Haut geklebt, so sollte die Stelle vor dem Anbringen des Pflasters drei Tage vorher rasiert werden.

In niedrigen Dosen wird Rotigotin auch beim Restless-Legs-Syndrom angewendet, bei dem es zu Zuckungen der Beine kommt, die nicht mehr selbst unter Kontrolle gehalten werden können.


Verabreichung & Dosierung

Rotigotin ist ein Dopaminagonist, der hauptsächlich zur Behandlung der Parkinson-Krankheit und des Restless-Legs-Syndroms (RLS) verwendet wird. Er wird transdermal als Pflaster angewendet, was eine kontinuierliche Freisetzung des Medikaments über 24 Stunden ermöglicht und somit konstante Wirkstoffspiegel im Blut sicherstellt.

Bei der Verabreichung von Rotigotin ist es wichtig, das Pflaster täglich etwa zur gleichen Zeit auf eine saubere, trockene und intakte Hautfläche aufzutragen. Die Anwendungsstellen sollten regelmäßig gewechselt werden, um Hautirritationen zu vermeiden. Gängige Anwendungsorte sind der Bauch, die Hüften, die Oberschenkel oder die Oberarme. Es sollte vermieden werden, das Pflaster auf Hautbereiche aufzubringen, die entzündet, gereizt oder durch Hauterkrankungen betroffen sind.

Die Dosierung von Rotigotin muss individuell angepasst werden, abhängig von der Schwere der Symptome und der Reaktion des Patienten auf die Behandlung. Die Therapie beginnt normalerweise mit einer niedrigen Dosis, die schrittweise gesteigert wird, bis die effektivste und verträglichste Dosis erreicht ist. Für die Parkinson-Krankheit kann die Dosierung höher sein als bei der Behandlung des Restless-Legs-Syndroms.

Nebenwirkungen können Übelkeit, Schwindel, Müdigkeit und lokale Hautreaktionen umfassen. Es ist wichtig, dass Patienten und Pflegekräfte auf Anzeichen einer Überdosierung oder ungewöhnlichen Reaktionen achten, insbesondere zu Beginn der Therapie oder nach einer Dosisanpassung. Patienten sollten außerdem darüber aufgeklärt werden, das Pflaster vor MRT-Untersuchungen zu entfernen, um Verbrennungen zu vermeiden.

Risiken & Nebenwirkungen

Während einer Therapie mit Rotigotin können Nebenwirkungen wie zum Beispiel Schläfrigkeit, Schwindel, Erbrechen oder Übelkeit auftreten. Sehr selten leiden die Patienten auch unter chronischem Husten. Werden gleichzeitig Neuroleptika eingenommen, so kann die Wirkung des Arzneistoffes vermindert werden.

Über die Sicherheit des Medikaments während einer Schwangerschaft liegen bislang keine Daten vor, es kann jedoch erwartet werden, dass durch das Medikament die Milchbildung unterdrückt werden kann. Es empfiehlt sich daher, Rotigotin während der Schwangerschaft und der Stillzeit nicht anzuwenden.

In Kombination mit Levodopa können einige Nebenwirkungen wie Bewegungsstörungen, Wasseransammlungen in den Beinen oder Wahnvorstellungen häufiger auftreten, was vom Arzt auch berücksichtigt werden sollte. Außerdem sollte der Wirkstoff vor einer Kardioversion bzw. einem MRT abgesetzt werden.

Sorgfältig abgewogen werden muss auch das Risiko bei Patienten, deren Leberfunktion stark eingeschränkt ist, da hier Rotigotin nur sehr langsam abgebaut werden kann. Patienten, die auf Grund der Einnahme von Rotigotin an Schläfrigkeit bzw. Schlafattacken leiden, dürfen keine Fahrzeuge lenken bzw. eine Tätigkeit ausüben, durch die sie sich selbst oder andere Personen in Gefahr bringen können.

Rotigotin-Hautpflaster können darüber hinaus auch zu Hautreizungen führen, wobei es sich nicht um schwere Reaktionen handelt, es können jedoch Ulzerationen oder Blasenbildung auftreten. Während der Anwendung von Rotigotin werden auch regelmäßige Augenuntersuchungen empfohlen. Sollten Sehprobleme auftreten, so empfiehlt es sich, einen Arzt zu konsultieren.

Kontraindikationen

Rotigotin, ein Dopaminagonist, der zur Behandlung der Parkinson-Krankheit und des Restless-Legs-Syndroms eingesetzt wird, hat spezifische Kontraindikationen, bei denen seine Verwendung vermieden werden sollte:

Überempfindlichkeit: Die Hauptkontraindikation für die Verwendung von Rotigotin ist eine bekannte Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff selbst oder einen der sonstigen Bestandteile des Pflasters. Bei Personen, die allergische Reaktionen wie Hautausschläge, Atembeschwerden oder andere Hypersensitivitätsreaktionen auf Rotigotin zeigen, sollte das Medikament nicht verwendet werden.

Schwere Leberfunktionsstörungen: Rotigotin wird in der Leber metabolisiert. Bei Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen ist die Verarbeitung und Elimination des Medikaments möglicherweise beeinträchtigt, was zu erhöhten und potenziell toxischen Wirkstoffkonzentrationen im Körper führen kann. Bei diesen Patienten ist Rotigotin kontraindiziert oder es sollte mit Vorsicht und unter strenger ärztlicher Überwachung verwendet werden.

Magnetresonanztomographie (MRT) und Kardioversion: Da das Pflaster einen Aluminiumanteil enthält, muss es vor einer MRT-Untersuchung oder einer Kardioversion entfernt werden, um Hautverbrennungen zu vermeiden. Dies gilt zwar nicht als dauerhafte Kontraindikation, ist jedoch vor entsprechenden medizinischen Verfahren zu beachten.

Schwangerschaft und Stillzeit: Die Sicherheit von Rotigotin während der Schwangerschaft und Stillzeit ist nicht vollständig geklärt. Es sollte nur verordnet werden, wenn der erwartete Nutzen das potenzielle Risiko für das ungeborene Kind oder den Säugling überwiegt. In der Regel wird empfohlen, alternative Behandlungen zu erwägen.

Die Beachtung dieser Kontraindikationen ist entscheidend, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten und das Risiko von schwerwiegenden Nebenwirkungen zu minimieren. Jede Behandlung mit Rotigotin sollte eine sorgfältige medizinische Überwachung beinhalten, insbesondere bei Patienten mit bestehenden gesundheitlichen Problemen.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Bei der Verwendung von Rotigotin können verschiedene Medikamenteninteraktionen auftreten. Diese Interaktionen können die Wirksamkeit von Rotigotin beeinflussen oder das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen.

Antipsychotika: Medikamente, die als Antipsychotika fungieren und Dopaminrezeptor-Antagonisten sind (wie Haloperidol oder Risperidon), können die Wirksamkeit von Rotigotin abschwächen. Diese Medikamente wirken entgegengesetzt zu Rotigotin, indem sie Dopaminrezeptoren blockieren, was die therapeutische Wirkung von Rotigotin reduzieren kann.

Sedative Mittel: Die gleichzeitige Anwendung von Rotigotin mit sedierenden Medikamenten, einschließlich Benzodiazepinen, Antihistaminika und bestimmten Antidepressiva, kann zu einer erhöhten Sedierung und somit zu einer Beeinträchtigung der motorischen Koordination und Aufmerksamkeit führen.

Blutdrucksenkende Medikamente: Da Rotigotin blutdrucksenkende Eigenschaften haben kann, sollte bei gleichzeitiger Einnahme von Antihypertensiva (Blutdrucksenkern) Vorsicht geboten sein, da es zu einer verstärkten hypotensiven Wirkung kommen kann.

CYP-Enzyminduktoren: Medikamente, die Cytochrom P450-Enzyme induzieren, wie Rifampicin und manche Antiepileptika, können den Metabolismus von Rotigotin beschleunigen und damit seine Plasmakonzentration verringern, was zu einer reduzierten Wirksamkeit führen kann.

Es ist wichtig, dass Ärzte alle anderen Medikamente, die ein Patient einnimmt, sorgfältig prüfen, bevor sie eine Behandlung mit Rotigotin beginnen. Dies gewährleistet, dass mögliche negative Interaktionen identifiziert und entsprechende Anpassungen vorgenommen werden können, um die Sicherheit und Effektivität der Behandlung zu maximieren.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Rotigotin aufgrund von Unverträglichkeiten oder Nebenwirkungen nicht geeignet ist, gibt es verschiedene andere Behandlungsoptionen für die Parkinson-Krankheit sowie das Restless-Legs-Syndrom, die in Betracht gezogen werden können.

Für die Parkinson-Krankheit:

Levodopa/Carbidopa: Dies ist die am häufigsten verwendete und effektivste Behandlung für Parkinson. Levodopa wird im Gehirn zu Dopamin umgewandelt, während Carbidopa die Zersetzung von Levodopa außerhalb des Gehirns verhindert, wodurch mehr Levodopa das Gehirn erreicht.

Andere Dopaminagonisten: Wenn Rotigotin nicht verträglich ist, können andere Dopaminagonisten wie Pramipexol oder Ropinirol in Betracht gezogen werden. Diese Medikamente wirken ähnlich wie Rotigotin, indem sie die Dopaminrezeptoren direkt stimulieren.

MAO-B-Hemmer: Medikamente wie Selegilin oder Rasagilin können den Abbau von Dopamin im Gehirn verlangsamen und sind nützlich in den früheren Stadien der Parkinson-Krankheit.

Für das Restless-Legs-Syndrom:

Gabapentin oder Pregabalin: Diese Medikamente sind ursprünglich zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen entwickelt worden und haben sich auch als effektiv in der Behandlung von RLS-Symptomen erwiesen.

Eisenpräparate: Bei Patienten mit RLS, die niedrige Eisenwerte aufweisen, können Eisenpräparate hilfreich sein.

Benzodiazepine: In einigen Fällen können Medikamente aus dieser Klasse, insbesondere Clonazepam, verwendet werden, um die Schlafqualität bei Patienten mit RLS zu verbessern.

Es ist wichtig, dass jeder Wechsel der Medikation oder Behandlungsmethode in enger Absprache mit einem Arzt erfolgt, um sicherzustellen, dass die neue Therapie sowohl sicher als auch effektiv ist. Individuelle Faktoren wie das Krankheitsstadium, das Vorhandensein anderer Gesundheitszustände und die Reaktion auf frühere Behandlungen sollten bei der Auswahl der geeignetsten Option berücksichtigt werden.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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