Clonazepam

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Clonazepam handelt es sich um ein Antikonvulsivum, das aus der Gruppe der Benzodiazepine stammt. Es dient zur Behandlung von psychischen Krankheiten und Epilepsie.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Clonazepam?

Bei Clonazepam handelt es sich um ein Antikonvulsivum, das aus der Gruppe der Benzodiazepine stammt. Es dient zur Behandlung von psychischen Krankheiten und Epilepsie.

Clonazepam gehört zu den Arzneistoffen, die sowohl beruhigend als auch krampflösend wirken. Es gehört der Gruppe der Benzodiazepine an. Das Mittel fördert den Schlaf und wirkt sich positiv gegen Angstzustände aus. Hauptsächlich dient es jedoch zur Therapie von epileptischen Krampfanfällen.

Auf den Markt gelangte das erste Benzodiazepin, mit der Bezeichnung Chlordiazepoxid, im Jahr 1960 durch das Pharmaunternehmen Hoffmann-La Roche. In den folgenden Jahren entstanden weitere Benzodiazepine, die unterschiedliche Wirkungen aufwiesen. Ab 1964 kam es schließlich auch zur Patentierung von Clonazepam, das ab 1975 in den Vereinigten Staaten von Amerika angeboten wurde.

Pharmakologische Wirkung

Clonazepam verfügt als Benzodiazepin über die Eigenschaft, sich im Gehirn an bestimmte Rezeptoren zu binden, die für diese Stoffgruppe spezifisch sind. Die Kommunikation der Nervenzellen im Gehirn erfolgt mithilfe von speziellen Botenstoffen, die Neurotransmitter genannt werden. An der Kontaktstelle nimmt eine Nervenzelle das Ausschütten von Neurotransmittern vor, die entweder hemmend oder erregend wirken. Dies bewirkt wiederum das Hemmen oder Erregen der nachgeschalteten Nervenzelle, deren Wahrnehmung des Botenstoffs durch die Rezeptoren, bei denen es sich um Andockstellen handelt, erfolgt. Die Nervenzelle kann aber immer nur eine bestimmte Art von Botenstoffen herstellen und anschließend ausschütten.

Zu den wichtigsten hemmenden Neurotransmittern gehört GABA (Gamma-Aminobuttersäure). Durch die Einnahme von Clonazepam lassen sich die hemmenden Effekte von GABA auf verschiedene Nervenknoten verstärken. Dadurch sorgt Clonazepam für das Dämpfen der Gehirnerregbarkeit, wodurch wiederum der Neigung zu epileptischen Krämpfen entgegengewirkt werden kann. Durch dieses Verfahren ist Clonazepam gut als krampflösendes, beruhigendes und schlafförderndes Medikament geeignet.

Im Unterschied zu Barbituraten ist bei Benzodiazepinen wie Clonazepam die Gefahr von Atemdepressionen geringer ausgeprägt. Auf der anderen Seite besteht jedoch ein höheres Risiko eines Benzodiazepinmissbrauchs, weil es zu einer raschen Gewöhnung an das Clonazepam kommt.

Im Anschluss an die Einnahme des Clonazepams wird der Wirkstoff über den Darm ins Blut abgegeben. Nach ein bis vier Stunden erreicht das Mittel im Körper seinen höchsten Spiegel. Da Clonazepam eine fettlösliche Wirkung aufweist, kann es sich in erster Linie im Gehirn anreichern. Die Leber wandelt das Benzodiazepin in Abbauprodukte um, die keine Wirkung mehr entfalten. Aus dem Körper gelangen sie vor allem durch den Urin sowie den Stuhl.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Zur Anwendung kommt Clonazepam hauptsächlich zur Therapie unterschiedlicher Epilepsieformen. Dabei eignet sich das Mittel auch zum Behandeln von Babys und Kindern. Weiterhin wird der Wirkstoff eingesetzt, um Bewegungsstörungen wie das Restless-Legs-Syndrom, Sitzunruhe oder Krämpfe an der Kaumuskulatur sowie Angstzustände, soziale Phobien oder Schlafwandeln zu therapieren.

Die Einnahme des Mittels darf jedoch nicht länger als einige Wochen andauern. Es besteht sonst die Gefahr, von Clonazepam abhängig zu werden. Außerdem verliert der Arzneistoff nach einiger Zeit an Wirkung. Mitunter ist jedoch eine dauerhafte Behandlung mit Clonazepam unverzichtbar, wenn zum Beispiel eine schwere Epilepsie besteht, die sich auf andere Weise nicht wirksam behandeln lässt.

Dargereicht wird Clonazepam zumeist in Form von Tabletten. Bis zu einer Menge von 250 Milligramm Clonazepam pro Tablettenpackung ist das Medikament auf Rezept in der Apotheke erhältlich. Bei höheren Dosen greift das Betäubungsmittelgesetz, sodass ein spezielles Betäubungsmittelrezept erforderlich ist. Es wird empfohlen, eine Gesamttagesdosis, die bei 8 Milligramm liegt, nicht zu überschreiten.

Für Patienten mit Schluckstörungen und Kinder unter sechs Jahren stehen zudem Clonazepam-Tropfen zur Verfügung. Grundsätzlich wird die Behandlung mit einer niedrigen Clonazepam-Dosis begonnen. Im weiteren Verlauf der Therapie findet eine allmähliche Steigerung statt.

Die Behandlung mit Clonazepam darf nicht abrupt beendet werden, da sonst Krampfanfälle drohen. Aus diesem Grund findet eine schrittweise Reduzierung der Dosis statt.


Risiken & Nebenwirkungen

Die Therapie mit Clonazepam kann Nebenwirkungen zur Folge haben, die sich mit denen von anderen Benzodiazepinen vergleichen lassen. Dazu gehören in erster Linie Müdigkeit, eine Verlängerung der Reaktionszeit, Schwindelgefühle, eine verminderte Spannung der Muskeln, Muskelschwäche und Gangunsicherheit. Ferner sind auch Rötungen der Haut, Juckreiz, Pigmentveränderungen, zeitweiliger Haarausfall, Nesselsucht, Harninkontinenz, Magenbeschwerden, Übelkeit, Kopfschmerzen, ein Mangel an Blutplättchen sowie der Verlust der Libido im Bereich des Möglichen.

Selten kann es auch zu einer allergischen Reaktion bzw. einem allergischen Schock kommen. Ältere Patienten müssen wegen der muskelerschlaffenden Effekte besondere Vorsicht walten lassen, da bei ihnen eine erhöhte Sturzgefahr besteht.

Auch einige Kontraindikationen liegen vor. So darf Clonazepam nicht verabreicht werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegen Benzodiazepine vorliegt oder eine schwere Funktionsstörung der Atmung oder Leber sowie eine Medikamenten- bzw. Alkoholabhängigkeit besteht. Weil Clonazepam über den Mutterkuchen (Plazenta) bis zum ungeborenen Kind vordringen und sich in ihm anreichern kann, sollte der Wirkstoff in der Schwangerschaft nicht verabreicht werden. Bei einer Überdosis sind beim Kind geistige Behinderungen oder Fehlbildungen denkbar. Auch in der Stillzeit ist von einer Anwendung abzusehen, da das Mittel in die Muttermilch gelangen kann. Dem Kind drohen dadurch Atembeschwerden.

Ebenfalls möglich sind Wechselwirkungen zwischen Clonazepam und anderen Medikamenten, von denen das Gehirn beeinflusst wird. Dabei kann es sich um Beruhigungsmittel, Schlafmittel, Narkosemittel, Schmerzmittel, Psychopharmaka oder H1-Antihistaminika handeln. Diese wirken sich verstärkend auf das Mittel aus. Das Gleiche gilt für den Genuss von Alkohol.

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