Taxane

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Wirkstoffe Taxane

Zur Gruppe der Taxane gehören die Wirkstoffe Paclitaxel, Docetaxel und Cabazitaxel. Ihre Wirkung geht auf die Störung der Zellteilung (Mitose) zurück, die sich die Medizin zur Therapie verschiedener Krebserkrankungen zunutze macht.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Taxane?

Der genaue Wirkmechanismus von Taxanen kann je nach Wirkstoff leicht variieren. Gemeinsam ist ihnen allen, dass sie den natürlichen Ablauf der Zellteilung hemmen.
© Alila Medical Media – stock.adobe.com

Taxane bilden eine Gruppe von Wirkstoffen, die zu den Zytostatika gehören und auch als Taxoide bekannt sind. Sie finden in der Behandlung von verschiedenen Krebsarten Anwendung und dienen dort als Chemotherapeutika. In diesem Zusammenhang lassen sich häufig in Kombinationen mit anderen Wirkstoffen finden.

Bei dem Taxan, das als Erstes entdeckt wurde, handelt es sich um Paclitaxel. 1962 extrahierten Mediziner es erstmals aus der Rinde der pazifischen Eibe und stellten in nachfolgenden Studien seine Wirkung auf Krebszellen fest. 1993 erhielt Paclitaxel in Deutschland die Zulassung als Medikament gegen Ovarialkarzinome.

Das später entwickelte Docetaxel ist ein Derivat von Paclitaxel und ebenfalls ein Taxan. Seine pharmazeutische Produktion basiert auf einem Stoff, der aus der europäischen Eibe stammt und dort in der Rinde zu finden ist. Da der Baum schneller wächst als die pazifische Eibe, bietet diese Herstellung praktische Vorteile.

Verbesserte Wirkstoffe in Form der Taxane der zweiten Generation sind noch nicht zugelassen, befinden sich jedoch in der Entwicklung.

Pharmakologische Wirkung

Der genaue Wirkmechanismus von Taxanen kann je nach Wirkstoff leicht variieren. Gemeinsam ist ihnen allen, dass sie den natürlichen Ablauf der Zellteilung hemmen. Der als Mitose bezeichnete Prozess ist für gesunde Zellen ebenso relevant wie für Krebszellen. Bei Tumoren führt die gesteigerte Neubildung von Zellen jedoch zur Entstehung des Geschwürs.

Während der ersten Phase der Mitose, der Prophase, verdoppelt sich die Zentriole und je eine von ihnen wandert zu einem Pol der Zelle. Das Zellorganell bildet von dort aus die Spindelfasern, die aus Mikrotubuli bestehen und den Spindelapparat bilden.

Bei der ungestörten Mitose setzen die Spindelfasern in der Metaphase an den Chromosomen an und trennen sie während der Anaphase mittig in zwei Teile, sodass jede der beiden Zellhälften ein Chromatid erhält. Der Spindelapparat löst sich in der abschließenden Telophase wieder auf und die Zelle teil sich endgültig.

Taxane greifen in die Mitose ein, indem sie in der Telophase den Abbau des Spindelapparats unterbinden. Aus diesem Grund gelten Taxane auch als Spindelgifte. Die Zelle ist anschließend nicht mehr in der Lage sich zu verdoppeln und der Körper leitet stattdessen den programmierten Zelltod ein. Dieser Vorgang ist auch als Apoptose bekannt und führt zur Vernichtung der Zelle.

Da Tumorzellen über eine besonders hohe Teilungsrate verfügen, trifft die Wirkung der Taxane sie stärker als gesunde Zellen, die sich größtenteils langsamer vermehren.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Taxane kommen in der Krebstherapie zum Einsatz. Da sie eine Gruppe von Wirkstoffen darstellen, hängt die Indikation eines Taxans nicht nur von der Art der Substanz ab, sondern auch von der Zubereitung des jeweiligen Präparats. Der Einsatz hängt darüber hinaus von individuellen Faktoren ab und kann nur im Einzelfall entschieden werden. Kombinationen mit anderen Zytostatika und Medikamenten aus anderen Wirkstoffgruppen sind nach sorgfältiger Abstimmung in der Praxis ebenfalls gebräuchlich.

Paclitaxel findet bei Bronchialkarzinomen in der Lunge und Mammakarzinomen in der Brust Anwendung. Brustkrebs stellt die häufigste Krebserkrankung bei Frauen dar. Darüber hinaus kommt Paclitaxel im Rahmen der Chemotherapie bei Ovarialkarzinomen in den Eierstöcken von Frauen oder bei Prostatakarzinomen in der Vorsteherdrüse von Männern infrage.

Außerdem setzt die Medizin das Taxan Paclitaxel zum Teil bei medikamentenfreisetzenden Stents ein. Dabei handelt es sich um Stents, die mit einer pharmakologischen Substanz beschichtet sind und ihre Arznei über mehrere Wochen hinweg freisetzen.

Cabazitaxel ist vor allem bei mHRPC indiziert. Die Abkürzung steht für „metastasiertes hormonrefraktäres Prostatakarzinom“ und bezeichnet einen schwereren Verlauf der Krebserkrankung, bei dem eine Streuung des Tumors auftritt. Cabazitaxel kommt dabei nach einer vorhergehenden Behandlung mit Docetaxel zum Einsatz. Die Medizin nutzt es dabei in Kombination mit Prednison oder Prednisolon.

Prednison und Prednisolon gehören zur Gruppe der Glucocorticoide und besitzen im Allgemeinen eine antiallergische und entzündungshemmende Wirkung. Neben dem Prostatakarzinom sind auch Ovarial-, Mamma-, Magen- und das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom mögliche Anwendungsgründe für Docetaxel.


Risiken & Nebenwirkungen

Risiken und Nebenwirkungen von Taxanen unterscheiden sich je nach konkretem Wirkstoff und Präparat. Die Substanzen haben jedoch gemeinsam, dass sie vor allem auf Zellen wirken, die sich schnell teilen. Allergische und überempfindliche Reaktionen sind bei allen Taxanen möglich. Die jeweiligen Kontraindikationen, die für ein entsprechendes Präparat gelten, sind ebenfalls zu beachten.

Im Allgemeinen können sich Taxane auf Blutzellen auswirken und die Thrombozyten-Menge verringern (Thrombozytopenie), die Anzahl der neutrophilen Granulozyten herabsetzen (Neutropenie) oder die Hämoglobin-Konzentration senken (Anämie).

Häufige Nebenwirkung des Taxans Paclitaxel sind Haarausfall (Alopezie) sowie Beschwerden im Magen-Darm-Trakt wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Neuropathie und Muskelschmerz (Myalgie) stellen weitere potenzielle Nebenwirkungen dar. Die Einnahme von Docetaxel steht ebenfalls mit Neuropathie im Zusammenhang. Auch Funktionsstörungen der Leber sind möglich.

Bekannte Nebenwirkungen von Cabazitaxel umfassen neben den genannten Blutbildstörungen, die auch bei den beiden anderen Taxanen auftreten können, eine Verringerung der Leukozyten (Leukozytopenie). Durchfall, Verstopfungen, Erbrechen, Appetitmangel und Geschmacksstörungen manifestieren sich unter Umständen ebenfalls.

Zu den eventuellen Nebenwirkungen von Cabazitaxel gehören außerdem Herzrhythmusstörungen, allgemeine Schmerzen und Gelenkschmerzen, Fieber und Müdigkeit.

Das könnte Sie auch interessieren