Paclitaxel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Wirkstoff Paclitaxel dient zur Therapie von unterschiedlichen Krebsarten. Er verfügt über die Eigenschaft, die Teilung und Vermehrung der Krebszellen zu hemmen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Paclitaxel?

Der Wirkstoff Paclitaxel dient zur Therapie von unterschiedlichen Krebsarten.

Paclitaxel ist ein Zytostatikum. Es zählt zur Gruppe der Taxane und wird zur Behandlung verschiedener Krebsarten eingesetzt. Dazu gehören u. a. Eierstock- und Brustkrebs. Das Mittel entstammt der Rinde der Pazifischen Eibe (Taxus brevifolia).

Die Forschung an Paclitaxel begann Ende der 1960er Jahre durch die Wissenschaftler M. C. Wani und Monroe E. Wall, die eine ausführliche Suche nach neuen Krebswirkstoffen starteten. 1971 gelang es den beiden Forschern, erstmals die Isolation der Substanz Paclitaxel vorzunehmen, indem sie eine Extraktion von Pazifischer Eibe durchführten. Bei diesem Vorgang stellten sie einen wucherungshemmenden Effekt auf Krebszellen fest.

In der Gegenwart wird Paclitaxel als Infusionskonzentrat angeboten. In Europa ist das Mittel seit den frühen 1990er Jahren erhältlich.

Weil sich der Bedarf an natürlicher Pazifischer Eibe aufgrund ihrer geringen Verbreitung nicht decken lässt, erfolgte in den letzten Jahren eine partialsynthetische Gewinnung des Arzneistoffes aus Baccatin III. Diese Substanz ist in den Nadeln der Europäischen Eibe enthalten und wird durch das Ojima-Holton-Verfahren gewonnen. Alternativ ist zudem ein biotechnologischer Gewinn des Paclitaxels aus Eibenzellkulturen möglich.

Pharmakologische Wirkung

Wie bereits erwähnt, entstammt Paclitaxel aus der Eibe, die zu den Laubbäumen gehört und über nadelförmige Blätter verfügt. Mithilfe des Arzneistoffes ist eine krebshemmende Wirkung möglich. So stört Paclitaxel die Teilung der Krebszellen und gehört der Subgruppe der Mitose-Hemmstoffe an.

Im Rahmen der Zellteilung kommt es zum Aufbau von Mikrotubuli (Fadenbündeln). Im entscheidenden Moment sind diese in der Lage, verdoppelte Chromosomen, die Teil des Erbguts sind, an sich zu ziehen. Durch diesen Vorgang stellen sie die Bildung einer unabhängigen Zelle sicher.

Im Gegensatz zu dem Zytostatikum Vinblastin sowie dem Gicht-Präparat Colchicin, die sich unmittelbar hemmend auf den Mikrotubuli-Aufbau auswirken, kann Paclitaxel deren Abbau verhindern. Auf diese Weise entsteht eine unnormale Bündelstruktur der Mikrotobuli im Rahmen des Zellzyklus, was wiederum zur Behinderung der Erbgutteilung führt. Durch das Stabilisieren der Mikrotubuli wird außerdem der gesamte innere Aufbau der Zellen in Mitleidenschaft gezogen.

Paclitaxel verfügt über die Eigenschaft, sich auf sämtliche teilende Zellen auszuwirken. Dadurch besteht ein erhöhtes Risiko von Nebenwirkungen. Die Krebszellen sind davon jedoch stärker betroffen, da ihre Teilung besonders rasch verläuft.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Paclitaxel kann zur Behandlung von verschiedenen Krebsarten zur Anwendung kommen. So wird es gemeinsam mit dem Zytostatikum Cisplatin zur Therapie von fortgeschrittenem Eierstockkrebs dargereicht.

Das Mittel eignet sich außerdem, wenn im Anschluss an einen chirurgischen Eingriff Reste des Tumors im Körper verblieben sind, die eine Größe von mehr als einem Zentimeter erreichen. Auch beim Auftreten von Metastasen (Tochtergeschwülsten) ist eine Therapie mit Paclitaxel möglich, wenn platinhaltige Substanzen nicht zu einer Besserung führen.

Verabreicht wird Paclitaxel außerdem bei Brustkrebs, bei dem bereits eine Metastasenbildung in den benachbarten Lymphknoten aufgetreten ist. Allerdings bedarf es dazu einer Vorbehandlung mit Cyclophosphamid und Anthracyclinen.

Paclitaxel eignet sich weiterhin zur Kombinationstherapie mit dem monoklonalen Antikörper Trastuzumab, wenn bei der Patientin ein spezieller Wachstumsrezeptor auf den Krebszellen besteht und eine Anthracyclin-Behandlung nicht geeignet ist. Zur alleinigen Anwendung gelangt Paclitaxel nur dann bei einer Brustkrebsbehandlung, wenn die Anthracyclin-Therapie keinen Erfolg hat.

Lassen sich bei einem nicht-kleinzelligen Bronchialkrebs Bestrahlungen oder operative Eingriffe nicht vornehmen, wird Paclitaxel zusammen mit Cisplatin verabreicht. Als geeignet gilt die Anwendung von Paclitaxel außerdem bei einem Kaposi-Sarkom. Dabei handelt es sich um eine spezielle Krebsart, die sich in erster Linie bei AIDS-Patienten zeigt.

Die Darreichung von Paclitaxel findet in Form einer intravenösen Infusion statt.


Risiken & Nebenwirkungen

Die Einnahme von Paclitaxel kann mitunter störende Nebenwirkungen zur Folge haben. Am häufigsten treten Infektionen an den oberen Atemwegen auf. Dazu gehören Schnupfen, Halsschmerzen, Mundsoor und Lippenherpes. Darüber hinaus kann es zu Erkrankungen der Harnwege, Blutungen, Blutarmut (Anämie), einen Mangel an weißen Blutkörperchen, Schleimhautentzündungen, Hautausschläge, Hitzewallungen, Missempfindungen an den Nerven, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Bauchschmerzen, Muskelbeschwerden, Gelenkschmerzen, Haarausfall sowie Ödeme an den Gliedmaßen kommen.

Als seltenere Nebenwirkungen gelten Schwindelgefühle, Nervenfunktionsstörungen, Nervosität, grippe-artige Beschwerden, Kopfschmerzen, Geschmacksveränderungen, Ohrensausen, Herzrasen, Ohnmachtsanfälle, Juckreiz, Akne, Wadenkrämpfe, Knochenschmerzen, Rückenschmerzen, Schmerzen in der Brust, Depressionen, Schüttelfrost und Fieber. Während der Behandlung müssen die Patienten an ihren Händen und Füßen einen Sonnenschutz anlegen.

Es liegen auch einige Gegenanzeigen gegen Paclitaxel vor. So darf das Mittel nicht verabreicht werden, wenn beim Patienten eine ausgeprägte Überempfindlichkeit gegen den Arzneistoff vorliegt. Weitere Kontraindikationen sind nicht-behandelbare Infektionen im Falle eines Kaposi-Sarkoms, das Vorliegen von neutrophilen Blutkörperchen sowie schwere Störungen der Leberfunktion. Bei Herzfunktionsstörungen oder leichten Leberfunktionsstörungen muss der Arzt zwischen Risiko und Nutzen genau abwägen.

Über die Anwendung von Paclitaxel in der Schwangerschaft liegen keine Informationen vor. Es darf jedoch während der Schwangerschaft nicht verabreicht werden, da es wie bei anderen Zytostatika zu Schädigungen der Schwangeren führen kann. Auch während des Stillens sollte auf Paclitaxel verzichtet werden, da nicht bekannt ist, ob das Mittel in die Muttermilch übergeht.

Vor der Anwendung von Paclitaxel bei Eierstockkrebs ist es wichtig, das Präparat stets vor dem Zytostatikum Cisplatin zu verabreichen. Bei umgekehrter Anwendung droht sonst eine stärkere Beeinträchtigung der Knochenmarkfunktion.

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