Docetaxel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 25. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Zytostatikum Docetaxel zählt zur Gruppe der Taxane. Es kommt zur Therapie unterschiedlicher Krebserkrankungen zum Einsatz.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Docetaxel?

Zum Einsatz gelangt Docetaxel zur Behandlung von unterschiedlichen Krebserkrankungen. Dabei kann es sowohl als Monopräparat verabreicht als auch mit anderen Zytostatika kombiniert werden.
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Bei Docetaxel handelt es sich um ein Zytostatikum, das der Wirkstoffgruppe der Taxane entstammt. Der Arzneistoff wird von dem französischen Pharmaunternehmen Sanofi produziert.

Docetaxel stellt einen strukturellen Abkömmling des Zytostatikums Paclitaxel dar. Das Medikament entsteht halbsynthetisch aus Vorläuferstoffen, die in der Europäischen Eibe (Taxus baccata) enthalten sind.

Während das erste Taxan Paclitaxel aus der Pazifischen Eibe bzw. deren Rinde gewonnen wurde, gelang es bei Docetaxel, die Substanz 10-Deacetyl-Baccatin-III aus der Europäischen Eibe zu isolieren. Im Anschluss an die Veresterung folgt die Entstehung von Docetaxel. Der Vorteil besteht darin, dass die Europäische Eibe schneller verfügbar ist als die sehr langsam wachsende Pazifische Eibe.

Die Zulassung von Docetaxel fand in Europa in den 1990er Jahren statt. Als Infusionspräparat ist es in Deutschland unter dem Handelsnamen Taxere® auf dem Markt.

Pharmakologische Wirkung

Die Wirkung von Docetaxel basiert auf der Hemmung des Tumorwachstums. Bevor sich eine Krebszelle teilt und vermehrt, ist eine Spaltung des Zellkerns sowie das Auseinanderziehen beider Hälften erforderlich. Zu diesem Zweck werden von der Zelle kleine Eiweißfäden, die die Bezeichnung Mikrotubuli tragen, gebildet. Die Fäden verfügen über die Eigenschaft, sich an die Innenwand der Zelle anzuheften. Gleiches gilt für die Hälfte des Zellkerns, die in die innere Richtung weist. Das Auseinanderziehen der Zellkernhälften findet durch das Verkürzen der Eiweißfäden statt. Auf diese Weise können im Zwischenraum die Zellwände der Tochterzellen entstehen.

Docetaxel entfaltet seinen positiven Effekt durch das Eingreifen in den Ablauf der Zellteilung. So kommt es durch seinen Einfluss zu einer überschießenden Entstehung von Mikrotubuli, was wiederum deren Abbau zu Wiederverwendungszwecken bremst. Die Zelle erhält dadurch nicht mehr ausreichend Fäden, die als Baumaterial zur Zellteilung dienen. Im weiteren Verlauf endet die Vermehrung der Zellen. Dieser Vorgang wirkt sich auf die Krebszellen nachteiliger aus als auf die gesunden Körperzellen, da sie sich rascher teilen.

Docetaxel hat zudem die Eigenschaft, die Krebszellen nicht nur zu hemmen, sondern auch abzutöten. Grund dafür ist, dass die Mikrotubuli im Rahmen der Zellteilung auch zum Transport von wichtigen Stoffen von Bedeutung sind. Die Verstoffwechselung von Docetaxel erfolgt in der Leber.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Zum Einsatz gelangt Docetaxel zur Behandlung von unterschiedlichen Krebserkrankungen. Dabei kann es sowohl als Monopräparat verabreicht als auch mit anderen Zytostatika kombiniert werden. Dies geschieht zum Beispiel bei der Therapie von Brustkrebs, bei der die Patientin neben Docetaxel auch Cyclophosphamid und Doxorubicin erhält. Dies ist besonders dann der Fall, wenn der Krebs seinen Ursprung in Knoten hat, die sich operieren lassen. Gemeinsam mit Doxorubicin dient Docetaxel zudem zur Therapie von Brustkrebs mit Metastasenbildung. Allerdings darf in diesem Fall zuvor keine andere Chemotherapie stattgefunden haben.

Als Monopräparat gelangt Docetaxel nur dann zur Anwendung, wenn ein lokales Voranschreiten des Tumors oder eine Bildung von Tochtergeschwülsten erfolgt ist. Außerdem dann, wenn eine Chemotherapie mit alkylierenden Zytostatika oder Anthracyclinen keinen Erfolghatte hatte. Gelegentlich wird Docetaxel in solchen Fällen auch zusammen mit Capecitabin verabreicht.

Eine weitere Indikation ist Lungenkrebs. Das Zytostatikum kommt einzeln bei örtlich voranschreitenden nicht-kleinzelligen Lungenkrebsarten oder der Bildung von Metastasen zum Einsatz. Lässt sich diese Krebsform nicht operativ behandeln, erfolgt nicht selten eine Kombination mit Cisplatin.

Im Rahmen von Prostatakrebs findet eine Behandlung mit Docetaxel statt, wenn eine Hormontherapie keinen Erfolg hat und Metastasen entstanden sind. Dabei gelangt das Zytostatikum gemeinsam mit Prednisolon oder Prednison zur Anwendung.

Bei einem Adenokarzinom des Magens ist Docetaxel Bestandteil einer Kombinationsbehandlung mit 5-Fluorouracil und Cisplatin. Diese Behandlung findet beim Vorliegen von Tochtergeschwülsten statt, sofern im Vorfeld keine Chemotherapie durchgeführt wurde.

Ein zusätzliches Anwendungsgebiet von Docetaxel sind Krebserkrankungen in der Kopf-Hals-Region. Dabei werden Plattenepithel-Karzinome therapiert.


Risiken & Nebenwirkungen

Durch eine Behandlung mit Docetaxel leiden die Patienten fast immer unter Nebenwirkungen. Dazu gehören in erster Linie Neuropathien sowie mittelschwere Neutropenien, bei denen ein Abfall der neutrophilen Granulozyten auftritt. Eine gefährliche febrile Neutropenie, die mit Fieber einhergeht, ist jedoch nur selten zu verzeichnen. Die Blutbildungsstörungen zeigen sich bei bis zu 95 Prozent aller Patienten, lassen sich aber mit entsprechenden Medikamenten abmildern.

Weitere häufige unerwünschte Nebeneffekte sind Fieber, Störungen des Geschmackssinns, Gefühlsstörungen an den Gliedmaßen, eine Entzündung der Mundschleimhaut, Atemprobleme, Störungen der Bewegungssteuerung, Haarausfall, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Muskelschmerzen, Veränderungen an den Nägeln, Hautreaktionen, Infektionen wie eine Lungenentzündung oder eine Blutvergiftung, Einlagerungen von Flüssigkeit, Schmerzen, Schwächegefühle sowie Appetitlosigkeit.

Des Weiteren kann es zu Bauchschmerzen, Verstopfung, niedrigem Blutdruck, einen Mangel an Blutplättchen, einem Blut-Bilirubin-Anstieg, Gelenkschmerzen und Brustschmerzen kommen. Gelegentlich leiden die Patienten auch unter einer Entzündung der Speiseröhre. Im schlimmsten Fall ist sogar Herzversagen möglich.

Das Ausmaß der Nebenwirkungen hängt auch von der Höhe der verabreichten Docetaxel-Dosis sowie dem Einsatz von weiteren Zytostatika ab.

Liegt eine Überempfindlichkeit gegen Docetaxel vor, muss die Gabe des Chemotherapeutikums unterbleiben. Gleiches gilt bei einer ausgeprägten Leberfunktionsstörung und einem nicht normalen Blutbild. Bei einem Wasserbauch (Aszites) bedarf es einer konsequenten Überwachung durch den Arzt.

Nicht dargereicht werden darf Docetaxel in der Schwangerschaft und Stillzeit. Im Falle einer Therapie werden konsequente Verhütungsmaßnahmen empfohlen.

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