Zentrales Blutvolumen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das zentrale Blutvolumen ist der Teil des Blutvolumens, der sich im Lungenkreislauf und der linken Seite des Herzens befindet. Es wirkt sich auf den zentralen Venendruck und die Füllung der linken Herzkammer während der Entspannungsphase des Herzens (Diastole) aus.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das zentrale Blutvolumen?

Das zentrale Blutvolumen ist der Teil des Blutvolumens, der sich im Lungenkreislauf und der linken Seite des Herzens befindet.

Beim zentralen Blutvolumen handelt es sich um die Blutmenge, die sich im Lungenkreislauf und in der linken Seite des Herzens befindet. Medizinische Definitionen sprechen auch vom Blutvolumen zwischen Pulmonalklappe und Aortenklappe; bei beiden handelt es sich um Herzklappen, von denen der Mensch insgesamt vier besitzt.

Im Lungenkreislauf, der auch als kleiner Blutkreislauf bekannt ist, pumpt das Herz das Blut aus der rechten Herzkammer über den Lungenstamm in die rechte und linke Lungenarterie und von dort aus weiter in die feineren Blutgefäße bis zu den Kapillaren und Lungenbläschen. Das mit Sauerstoff angereicherte Blut gelangt anschließend wieder zum Herzen, wobei es nun umgekehrt in zunehmend größeren Venen zusammenfließt. Im Durchschnitt enthält das zentrale Blutvolumen eines Erwachsenen etwa 500 bis 600 ml Blut.

Funktion & Aufgabe

Das zentrale Blutvolumen beeinflusst den zentralen Venendruck sowie die Füllung der linken Herzkammer während der Entspannungsphase des Herzmuskels. Als zentralen Venendruck bezeichnet die Medizin den Blutdruck im rechten Vorhof des Herzens und in der oberen Hohlvene (Vena cava superior).

Die obere Hohlvene ist kräftig und vereint in sich das Blut aus zwei anderen großen Venen: der rechten und der linken Vena brachiocephalica. Dieses Blut stammt aus den Armen, dem Hals und dem Kopf und fließt durch die obere Hohlvene in den rechten Herz-Vorhof. Die Stelle, an der die beiden Venen in die obere Hohlvene fließen, heißt Venenwinkel und liegt auf der Höhe der ersten Rippe. Der zentrale Venendruck ist über einen zentralen Venenkatheter messbar.

Ursprünglich verwendeten Ärzte den zentralen Venendruck als Indikator für die Gesamt-Blutmenge, die sich in den Blutgefäßen befindet, also für den intravaskulären Volumenstatus. Heute gilt dieses Maß jedoch im Allgemeinen als veraltet: Überprüfungen dieser Annahme ergaben, dass der zentrale Venendruck nicht zuverlässig genug das intravaskuläre Blutvolumen vorhersagt.

Allerdings scheint sich der zentrale Venendruck dafür zu eignen, die Vorlast abzuschätzen. Bei der Vorlast handelt es sich um die Kraft, die am Ende der Entspannungsphase des Herzens (Diastole) auf die Herzmuskel-Fasern der Kammern wirkt. Infolgedessen dehnen sich die Fasern höchstens so weit, bis sie die maximale Ruhelänge der Herzmuskel-Fasern erreicht haben.

Das zentrale Blutvolumen beeinflusst darüber hinaus die Füllung der linken Herzkammer während der Diastole. Von der linken Herzkammer aus gelangt das Blut über den großen Kreislauf bzw. Körperkreislauf in andere Bereiche des menschlichen Organismus. Des Weiteren ist das zentrale Blutvolumen an der Regulation des Blutkreislaufs beteiligt.


Krankheiten & Beschwerden

Im Zusammenhang mit dem zentralen Blutvolumen können verschiedene Krankheitsbilder auftreten. Eines davon ist das posturale orthostatische Tachykardiesyndrom (POTS), das zumindest bei einigen Patienten auf eine Störung im autonomen Nervensystem zurückgehen kann. Typische Symptome sind Herzrasen bei gleichem oder leicht erhöhtem Blutdruck, erhöhte Schweißbildung, Schwächegefühl, Übelkeit, Schwindel und/oder Bewusstlosigkeit.

Auch Angstsymptome und Sehstörungen treten möglicherweise im Rahmen von POTS auf. In vielen Fällen manifestieren sich die Beschwerden nach längerem Stehen. Verändert eine Person ihre Lage – zum Beispiel beim Aufstehen – greift im Normalfall ein Mechanismus zur Regulation des Blutkreislaufs. Diese Anpassung ermöglicht es dem Organismus, auch in der geänderten Lage alle Bereiche des Körpers weiterhin mit Blut und damit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen.

Eine ganze Reihe von Syndromen und Erkrankungen ist dadurch gekennzeichnet, dass diese Regulation nicht gelingt. Auch beim posturalen orthostatischen Tachykardiesyndrom entstehen die einzelnen Symptome durch eine solche Fehlregulation, die auch das zentrale Blutvolumen betrifft. Tritt POTS infolge einer anderen Grunderkrankung auf, fokussiert sich die Behandlung, soweit möglich, in der Regel auf die Grunderkrankung. Bei anderen Formen von POTS können unter anderem die Stärkung der Beinmuskeln zum Verhindern eines Blutstaus in den Beinvenen oder eine gesteigerte Flüssigkeitszufuhr mit ausreichend Salz zur Behandlung gehören. Darüber hinaus bestehen medikamentöse Therapiemöglichkeiten, die, wie alle Behandlungsoptionen, jedoch von den individuellen Umständen abhängen.

Ein anderes Krankheitsbild, bei dem das zentrale Blutvolumen eine Rolle spielen kann, ist die Hypovolämie. Als solche bezeichnet die Medizin einen Volumenmangel des gesamten Blutes. Die Hypovolämie kann die Herzfrequenz erhöhen, den Blutdruck verringern und zu blassen, kalten Händen führen, wobei Letzteres in der Regel auf die schlechtere Durchblutung der Extremitäten zurückgeht. Auch ein verringerter zentraler Venendruck tritt möglicherweise auf. Die Behandlung der Hypovolämie richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache und fokussiert sich darüber hinaus im Allgemeinen auf den Ausgleich des fehlenden Volumens.

Die Hypervolämie zeichnet sich hingegen durch ein erhöhtes Blutvolumen aus. Sie kann sich in gesteigertem zentralem Venendruck, Herzrasen, erhöhtem Blutdruck, Ödemen und einer Einfluss-Stauung der Halsvene bemerkbar machen.

Unter anderem bei Schwangeren und Empfängern von Bluttransfusionen ist eine Hypervolämie möglich. Möglicherweise geht die Volumenerhöhung des Blutes auch darauf zurück, dass der Körper zu viel Wasser hält. Dieser Zustand ist auch als Hyperhydratation bekannt und kann zum Beispiel auf Nierenversagen, Leberzirrhose, Herzschwäche, Wasserkonsum in hohem Maße oder dem Trinken von Meerwasser beruhen. Auch bei der Hypervolämie hängt die Therapie von der vorliegenden Ursache ab.

Quellen

  • Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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