Allobarbital
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Allobarbital wird ein medizinischer Wirkstoff bezeichnet. Ihm kommt ein beruhigender, einschläfernder und schmerzhemmender Effekt zu. Europaweit unterliegt das Medikament jedoch zahlreichen gesetzlichen Einschränkungen und erlangt somit auch den Status einer Droge.
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Was ist Allobarbital?
Das Allobarbital tritt in Form eines weißen Pulvers auf. Insofern wird es häufig als Tablette oder Kapsel verabreicht. Aufgrund seiner Löslichkeit in Wasser wird es aber in einigen Fällen auch mit Plasma verdünnt und als Infusion in den Leib des Patienten eingebracht.
Das aus der Familie der Barbiturate stammende Mittel wird seit rund 100 Jahren medizinisch verwendet – gilt heutzutage aber als umstritten. Es wirkt bei wiederholter Anwendung suchtfördernd und kann bei einer einmaligen Überdosierung auch den Tod auslösen. Allgemein kommt dem Allobarbital eine beruhigende Wirkung zu.
Es soll die Tätigkeit des Gehirns sowie des Bewusstseins reduzieren. In der Folge nehmen die Patienten eine erhöhte Müdigkeit wahr und neigen zum Schlaf. Ebenso senkt das Präparat das Schmerzempfinden. Als Beruhigungsmittel vor und als zusätzliches Anästhetikum während einer Operation erlangte es daher über Jahrzehnte hinweg einen hohen Stellenwert.
Pharmakologische Wirkung
Als Barbiturat greift das Allobarbital auf das Nervensystem des Betroffenen zu. Es gelangt durch die Blutbahn in den Kontakt mit den Nervenzellen. Dort wird vorrangig der GABA-Rezeptor besetzt. Dieser bindet die Gamma-Aminobuttersäure, die hier als Neurotransmitter fungiert. Letztgenannte transportiert also den Schmerz und weitere Empfindungen zum Gehirn.
Das Allobarbital blockiert den Rezeptor jedoch. Auf diese Weise kann die Gamma-Aminobuttersäure nicht in das Denk- und Bewusstseinszentrum des Patienten gelangen. Mehr noch: Das Allobarbital ist sogar zu einer Imitation des Rezeptors fähig. Damit können weitere Gamma-Aminobuttersäuren gebunden und am Transport gehindert werden. Es lässt sich folglich eine Beruhigung und Unempfindlichkeit gegenüber Schmerzen erzielen.
Daher kam das Allobarbital insbesondere als Bestandteil der Narkose zum Einsatz, wurde ebenso aber zeitweilig als Schmerzmittel verschrieben. Die Wirkdauer des Präparats hält nach der Verabreichung etwa vier bis sechs Stunden an. Bereits vor und kurz nach dieser Frist sind die Effekte aber schon beziehungsweise noch in schwächerer Form wahrnehmbar.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Allerdings rückte das Allobarbital in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus der Kritik. Seine suchtfördernde Eigenschaft führte dazu, dass eine Verordnung als Schlafmittel in den meisten europäischen Ländern nicht mehr vorgenommen wird. Gerade in den osteuropäischen Nationen kommt es zwar als Beruhigungsmittel nach wie vor zum Einsatz und soll insofern vor den diversen medizinischen Eingriffen eine Angstlinderung des Patienten erzielen.
Ebenso ist eine unterstützende Wirkung der Analgetika möglich. Diese Schmerzmittel beeinträchtigen die Wahrnehmung des Betroffenen. Eine kombinierte Verabreichung eines Analgetikums in Verbindung mit dem Allobarbital war daher häufiger zu beobachten. Dennoch befindet sich das letztgenannte Medikament auf dem Rückzug. Es weist zu starke Nebenwirkungen auf.
Zudem kann sein Effekt bei anderen Wirkstoffen risikoärmer erreicht werden. Ein Rückgriff auf dieses Barbiturat wird damit umgangen. Lediglich in einigen wenigen Fällen ist eine Beimischung zu den gebräuchlichen Psychopharmaka zuweilen noch üblich. Hier wird eine Beruhigung des Gehirns und des Bewusstseins angestrebt – auch das aber lediglich in sehr geringen Dosierungen und ausnahmslos in Kombination mit anderen Heilmitteln.
Verabreichung & Dosierung
Allobarbital, auch bekannt als Allobarbiton, ist ein Barbiturat, das in der Vergangenheit als Sedativum und Hypnotikum verwendet wurde. Es ist wichtig zu betonen, dass Barbiturate aufgrund ihrer schmalen therapeutischen Breite und des hohen Risikos für Abhängigkeit und Überdosierung heute in der Medizin selten verwendet werden und durch sicherere Alternativen wie Benzodiazepine ersetzt wurden.
Bei der Verabreichung von Allobarbital ist größte Vorsicht geboten. Die Dosierung muss individuell angepasst werden, da die Wirkung stark von der individuellen Toleranz und dem Zustand des Patienten abhängt. Typischerweise beginnt die Dosierung bei sehr niedrigen Mengen und wird nur unter medizinischer Aufsicht schrittweise erhöht.
Für therapeutische Zwecke sollte die niedrigstmögliche Dosis verwendet werden, die eine wirksame Sedierung ohne signifikante Nebenwirkungen erreicht. Eine Überwachung der Atmung und der Herzfunktion ist essentiell, da Barbiturate das zentrale Nervensystem stark depressiv beeinflussen können.
Die Patienten sollten während der Behandlung mit Allobarbital regelmäßig auf Anzeichen von Toxizität sowie auf Entwicklungen einer physischen oder psychischen Abhängigkeit überwacht werden. Zu den Symptomen einer Überdosierung gehören schwere Atemdepression, Bewusstlosigkeit und möglicherweise Tod.
Patienten, die Allobarbital einnehmen, sollten auch bezüglich der Einnahme anderer zentralnervös wirksamer Substanzen, einschließlich Alkohol, beraten werden, da diese die Wirkung von Barbituraten erheblich verstärken und zu gefährlichen Wechselwirkungen führen können.
Es ist wichtig, dass die Verwendung von Allobarbital streng kontrolliert wird und dass Patienten und Betreuer über die richtige Verwendung und mögliche Risiken aufgeklärt werden.
Risiken & Nebenwirkungen
Insgesamt besitzt das Allobarbital zu viel Gefährdungspotenzial. Es kann die Sucht nach Rauschmitteln auslösen oder fördern. In starken Dosierungen wirkt es gesundheitsschädlich bis tödlich. Wenngleich die letale Menge für einen Menschen nur schwer erreichbar wäre.
Das Barbiturat darf daher ausnahmslos nach Verschreibung und Anordnung eines Facharztes verwendet werden. Nach der Einnahme lassen sich immer wieder leicht sedierende Nachwirkungen wahrnehmen. Sie können in Form einer erhöhten Müdigkeit oder eines herabgesetzten Bewusstseins auftreten. Auch die motorischen Fähigkeiten werden gehemmt. Das Autofahren sollte in jenen Momenten folglich unterbleiben.
Selten wird dagegen eine Beeinträchtigung des Magen-Darm-Trakts verzeichnet. Schwindelgefühle, Durchfall und Erbrechen wären dafür jedoch die typischen Symptome. Allerdings lässt sich das Allobarbital heute ohnehin nur in einigen wenigen Arzneimitteln finden und dürfte innerhalb der kommenden Jahre wohl auch gänzlich vom Markt genommen werden.
Kontraindikationen
Allobarbital, ein Barbiturat, hat spezifische Kontraindikationen, die beachtet werden müssen, um schwere Nebenwirkungen oder gesundheitliche Risiken zu vermeiden. Zu den typischen Kontraindikationen für die Verwendung von Allobarbital gehören:
Akute intermittierende Porphyrie: Barbiturate können akute Porphyrie-Anfälle auslösen, da sie die Synthese von Porphyrinen in der Leber stimulieren können.
Schwere Atemwegserkrankungen: Bei Patienten mit obstruktiven oder restriktiven Atemwegserkrankungen kann Allobarbital eine Atemdepression verstärken, was potenziell lebensbedrohlich ist.
Schwere Lebererkrankungen: Barbiturate werden in der Leber metabolisiert. Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion kann es zu einer erhöhten Toxizität und zu verlängerten Wirkzeiten kommen.
Schwere Nierenerkrankungen: Da Barbiturate auch renal eliminiert werden, können bei Niereninsuffizienz erhöhte Plasmaspiegel auftreten, was das Risiko einer Toxizität erhöht.
Schwangerschaft und Stillzeit: Barbiturate können teratogene Wirkungen haben und sollten daher während der Schwangerschaft vermieden werden. Sie können auch in die Muttermilch übergehen und potenziell schädliche Effekte auf den Säugling haben.
Allergie gegen Barbiturate: Bei bekannter Überempfindlichkeit oder allergischer Reaktion auf Barbiturate oder ihre Bestandteile ist die Anwendung von Allobarbital kontraindiziert.
Myasthenia gravis: Barbiturate können die Muskelkraft weiter schwächen und sind daher bei Patienten mit dieser neuromuskulären Erkrankung kontraindiziert.
In Anbetracht dieser Kontraindikationen ist es unerlässlich, dass eine umfassende medizinische Anamnese und Untersuchung vor der Verschreibung von Allobarbital durchgeführt wird. Darüber hinaus ist es wichtig, die Patienten über mögliche Risiken aufzuklären und sicherzustellen, dass die Anwendung unter strenger medizinischer Überwachung erfolgt.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Die Verwendung von Allobarbital kann zu zahlreichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen, die sowohl die Wirksamkeit von Allobarbital als auch von anderen Arzneimitteln beeinflussen können. Es ist wichtig, solche Interaktionen zu beachten, um unerwünschte Nebenwirkungen und potenziell gefährliche Situationen zu vermeiden:
Zentralnervöse Dämpfung: Die gleichzeitige Anwendung von Allobarbital mit anderen zentral dämpfenden Substanzen wie Alkohol, Opioiden, Antihistaminika, Benzodiazepinen und Antipsychotika kann die sedierende Wirkung verstärken und zu schwerer Atemdepression führen.
Enzyminduktoren: Bestimmte Medikamente wie Rifampicin und bestimmte Antiepileptika (z.B. Phenytoin, Carbamazepin) können die Enzyme in der Leber induzieren, die für den Abbau von Barbituraten verantwortlich sind. Dies kann zu einer beschleunigten Metabolisierung von Allobarbital führen und seine Wirksamkeit verringern.
Enzyminhibitoren: Umgekehrt können Medikamente, die diese Enzyme hemmen (z.B. Valproinsäure), die Elimination von Allobarbital verlangsamen und das Risiko für Toxizität erhöhen.
Orale Kontrazeptiva und andere Hormontherapien: Allobarbital kann den Metabolismus von Steroidhormonen beschleunigen, was zu einer reduzierten Wirksamkeit dieser Medikamente führen kann.
Antikoagulantien: Barbiturate können die Wirksamkeit von oralen Antikoagulantien (z.B. Warfarin) beeinflussen, indem sie deren Metabolismus entweder beschleunigen oder verlangsamen, was die Gefahr von Blutungen oder Thrombosen erhöht.
Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer): Die Kombination von Allobarbital mit MAO-Hemmern kann zu schweren Hypotonien und anderen kardiovaskulären Problemen führen.
Aufgrund dieser potenziellen Wechselwirkungen ist es entscheidend, dass Ärzte eine vollständige Medikamentenliste des Patienten überprüfen und mögliche Interaktionen sorgfältig abwägen, bevor Allobarbital verschrieben wird. Patienten sollten ebenfalls angehalten werden, keine neuen Medikamente ohne vorherige Rücksprache mit einem Arzt zu beginnen.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn Allobarbital aufgrund von Unverträglichkeiten oder Kontraindikationen nicht geeignet ist, gibt es mehrere alternative Behandlungsmöglichkeiten und Wirkstoffe, die für die Behandlung von Schlafstörungen, Angstzuständen oder anderen Erkrankungen, bei denen Barbiturate eingesetzt wurden, verwendet werden können:
Benzodiazepine: Diese Gruppe von Medikamenten ist häufig die erste Wahl bei der Behandlung von Angststörungen und Schlafproblemen. Sie sind im Allgemeinen sicherer als Barbiturate und haben ein geringeres Risiko für tödliche Überdosierung. Beispiele sind Lorazepam, Diazepam und Alprazolam.
Nicht-benzodiazepinische Hypnotika: Für Schlafstörungen können speziellere Medikamente wie Zolpidem, Zaleplon oder Eszopiclon wirksam sein. Diese Substanzen zielen spezifisch auf Schlafmechanismen im Gehirn ab und verursachen weniger Tagesmüdigkeit.
Antidepressiva: Bestimmte Antidepressiva, besonders solche aus der Klasse der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) oder Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs), werden oft zur Behandlung von Angststörungen verwendet. Für Schlafstörungen können auch trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin eingesetzt werden, die eine sedierende Wirkung haben.
Antiepileptika: Medikamente wie Gabapentin und Pregabalin, die ursprünglich zur Behandlung von Epilepsie entwickelt wurden, werden auch zur Behandlung von Angstzuständen und als Stimmungsstabilisatoren verwendet.
Melatoninagonisten: Ramelteon, ein Melatoninrezeptor-Agonist, kann bei Schlafstörungen eingesetzt werden und ist eine gute Alternative für Patienten, bei denen ein geringeres Risiko für Abhängigkeit und Nebenwirkungen gewünscht wird.
Diese Alternativen bieten verschiedene Wirkmechanismen und Profiloptionen, die es ermöglichen, eine Behandlung auf die spezifischen Bedürfnisse und medizinischen Bedingungen des Patienten zuzuschneiden. Es ist wichtig, dass jede Medikamentenumstellung oder -anpassung unter ärztlicher Überwachung erfolgt, um Sicherheit und Effektivität zu gewährleisten.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor