Diazepam

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Diazepam handelt es sich um ein Psychopharmakon aus der Gruppe der Tranquillantien. Es wird in erster Linie zur Behandlung von Angstzuständen und Epilepsie eingesetzt. Diazepam ist ein Benzodiazepin, das unter dem Handelsnamen Valium bekannt geworden ist.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Diazepam?

Bei Diazepam handelt es sich um ein Psychopharmakon aus der Gruppe der Tranquillantien. Es wird in erster Linie zur Behandlung von Angstzuständen und Epilepsie eingesetzt.

Diazepam gehört als Psychopharmakon zu den Arzneimitteln, die die menschliche Psyche beeinflussen. Psychopharmaka lassen sich in verschiedene Substanzgruppen untergliedern. So unterscheidet man u. a. Neuroleptika, Antidepressiva, Psychostimulanzien und Tranquillantien.

Bei Tranquillantien (von lat. tranquillare = beruhigen, auch als Tranquilizer bezeichnet) handelt es sich um Substanzen, die - im Gegensatz zu Neuroleptika – beruhigend wirken, ohne eine antipsychotische Wirkung zu haben. Sie wirken angstlösend und sorgen für seelische Ausgeglichenheit ohne die geistige Leistungsfähigkeit zu sehr zu beeinflussen. Tranquilizer machen müde und entspannen die Muskeln.

Auch die Tranquillantien lassen sich weiter in Gruppen einteilen: Die größte und wichtigste dieser Gruppen sind die sogenannten Benzodiazepine. Benzodiazepine, zu denen auch Diazepam gehört, werden aber nicht nur als Tranquillantien, sondern auch als Antiepileptika, d. h. als Mittel gegen Epilepsie, eingesetzt.

Pharmakologische Wirkung

Diazepam entfaltet seine Wirkung im menschlichen Nervensystem. Der Teil des Gehirns, der für die Entstehung von Emotionen (wie z. B. Angst) und unser Triebverhalten verantwortlich ist, wird als limbisches System bezeichnet.

Jede Form von Reizen innerhalb des Nervensystems - und damit auch im Gehirn - wird durch Nervenimpulse weitergeleitet. Damit diese Reize von einer Nervenzelle zur nächsten übertragen werden können, sind Botenstoffe – sogenannte Neurotransmitter – erforderlich. Sie werden aus der erregten Nervenzelle ausgeschüttet, überwinden so die Zellgrenzen und übermitteln die Information zur nächsten Zelle.

Ein solcher Botenstoff ist die gamma-Aminobuttersäure (GABA). Benzodiazepine verringern die Zahl der weitergeleiteten Impulse im Bereich des limbischen Systems dadurch, dass sie hemmend auf die Ausschüttung von GABA wirken. Aus der Unterdrückung der Weiterleitung von Erregungszuständen resultiert die krampf- und angstlösende Wirkung von Diazepam und anderen Benzodiazepinen.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Diazepam ist unter verschiedenen Handelsnamen erhältlich: Valium, Faustan, Lamra, Tranquase, Valiquid, Diazepam Stada, Diazepam-ratiopharm uvm.

Zur Behandlung mit Diazepam gibt es unterschiedliche Darreichungsformen: Das Arzneimittel kann intravenös oder rektal verabreicht werden. Bei intravenöser Verabreichung tritt die Wirkung rasch, d.h. innerhalb von ein bis zwei Minuten ein. Bei Applikation in den Mastdarm kann der Wirkungseintritt verzögert sein, in beiden Fällen sind spätestens nach zehn Minuten deutliche Effekte wahrnehmbar. Sowohl Dauer, als auch Intensität der Wirkung sind dosisabhängig.

In der klinischen Medizin wird Diazepam vorwiegend zeitlich beschränkt zur Behandlung von Spannungs- und Angstzuständen und bei Epilepsie eingesetzt. In der Notfallmedizin kommt Diazepam vor allem bei starken Erregungszuständen, Angst- und Panikattacken, Krampfanfällen, stark erhöhtem Muskeltonus und bei der Analgosedierung (gleichzeitiges Verabreichen von Beruhigungs- und Schmerzmitteln) von Beatmungspatienten zum Einsatz.

Die Verabreichung von Diazepam bei Krampfanfällen ist nicht unumstritten und wird nur noch selten praktiziert, da die Verletzungsgefahr für den Patienten beim Verabreichen der Medikamente sehr hoch ist.

Diazepam kann unter Umständen präventiv als Beruhigungsmittel vor Stresssituationen verabreicht werden. Da bei wiederholter Applikation die Gefahr einer Abhängigkeit rapide ansteigt und der Körper schnell eine Toleranz gegen den Wirkstoff entwickelt, sehen viele Mediziner die Gabe von Diazepam in solchen Fällen als kontraindiziert.


Risiken & Nebenwirkungen

Diazepam hat vielfältige Nebenwirkungen: Neben Müdigkeit und Schwindel kann es durch die muskelentspannende Wirkung zu einer Verlangsamung der Atmung kommen.

Übelkeit bis zum Erbrechen kann ebenfalls auftreten. Gelegentlich ist ein leichter Abfall des Blutdruckes zu beobachten. Während einer Schwangerschaft, bei Nieren- und Leberschäden und nach bereits erfolgter Einnahme von Alkohol, Schmerz- und Schlafmitteln ist von einer Vergabe von Diazepam dringend abzusehen! Benzodiazepine können – wie alle anderen Tranquilizer auch – die Wirkung von Schmerzmitteln, Alkohol und anderen Psychostimulantien verstärken.

Gelegentlich wird – insbesondere bei älteren Patienten – eine sogenannte paradoxe Wirkungsweise festgestellt, d. h. die Symptome werden nicht abgeschwächt, sondern verstärkt. Im äußersten Fall kann die Wirkung von Diazepam durch Vergabe von Flumazenil antidotiert werden.

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