Arteria thyroidea superior

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. Januar 2022
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Arteria thyroidea superior transportiert sauerstoffreiches Blut zur Schilddrüse, welche die Hormone L-Triiodthyronin (T3) und L-Thyroxin (T4) bildet und speichert. Zu den Schilddrüsenkrankheiten gehören Über- und Unterfunktion, Tumore, Infekte und Autoimmunerkrankungen. Bei Gewebetransplantationen kann die Arteria thyroidea superior zum Teil als Spender für transplantierte Blutgefäße dienen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Arteria thyroidea superior?

Die Aufgabe der Arteria thyroidea superior besteht darin, die Schilddrüse mit Blut zu versorgen. Im Hals liegt die Schilddrüse vor der Luftröhre an deren oberen Ende.
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Als Arteria thyroidea superior bezeichnet die Medizin die obere Schilddrüsenarterie, welche die endokrine Drüse mit Blut versorgt.

Bei der Schilddrüse oder Glandula thyroidea handelt es sich um ein hormonproduzierendes Organ, das den Stoffwechsel des menschlichen Körpers beeinflusst und auf zahlreiche andere Organe einwirkt. Die Arteria thyroidea superior gehört zum Körperkreislauf und befördert dementsprechend sauerstoffreiches Blut zu den Zellen der Schilddrüse. Das Atemgas bindet sich dazu an rote Blutkörperchen (Erythrozyten), die es in den Lungen aufnehmen. Blut, das den Sauerstoff bereits abgeliefert hat, fließt im Körperkreislauf über die Venen zurück.

Anatomie & Aufbau

Aus der Arteria carotis externa zweigt die Arteria thyroidea superior am Trigonum caroticum ab. Dabei handelt es sich um das Karotisdreieck im Hals, das in der Regio cervicalis anterior liegt.

Das Trigonum caroticum befindet sich dort zwischen dem Musculus digastricus, dem Musculus sternocleidomastoideus und dem Musculus omohyoideus. Unter dem Musculus sternocleidomastoideus trennt sich die Arteria thyroidea superior von der größeren Arteria carotis externa und verläuft weiter zur Schilddrüse (Glandula thyroidea).

Im Querschnitt betrachtet besitzt die Arteria thyroidea superior eine Wand, die das Lumen umschließt. Die Wand besteht aus insgesamt drei Schichten. Die Tunica interna ist die innerste von ihnen und kleidet das Blutgefäß mit einer Endothelschicht aus, über der eine weitere Schicht aus Bindegewebe liegt. Letztere gehört ebenfalls zur Tunica intima. Darüber befindet sich die Tunica media, welche die Muskulatur des Blutgefäßes beherbergt. Mit ihrer Hilfe kann sich die Arteria thyroidea superior weiten oder verengen und dadurch den Blutfluss regulieren.

Über die glatte Muskulatur hinaus umfasst die Tunica media Kollagen und elastische Fasern, um eine angemessene Flexibilität zu erreichen. Die äußerste Schicht der Arterie bildet schließlich die Tunica externa. Auch sie enthält Kollagen, elastische Fasern und Bindegewebe. Sie nimmt vor allem eine schützende Funktion ein. Außerdem kann sie feine Blutgefäße enthalten (Vasa vasorum), welche für die Zellversorgung der mittleren und äußeren Schicht zuständig sind.

Funktion & Aufgaben

Die Aufgabe der Arteria thyroidea superior besteht darin, die Schilddrüse mit Blut zu versorgen. Im Hals liegt die Schilddrüse vor der Luftröhre an deren oberen Ende. Eine Kapsel schließt die endokrine Drüse ein, die viele Kapillaren besitzt. Um ausreichend Blut in diese feinen Blutgefäße pumpen zu können, verfügt die Arteria thyroidea superior über einen starken Blutfluss.

Für die Versorgung der Drüse ist neben der oberen Schilddrüsenarterie die Arteria thyroidea inferior verantwortlich, die die untere Schilddrüsenarterie darstellt. Die beiden Schlagadern fließen vor der Schilddrüse zusammen; die Physiologie bezeichnet diese Verbindung als Anastomose. Während die Arteria thyroidea superior hauptsächlich den oberen Teil der Drüse mit Blut versorgt, ist die Arteria thyroidea inferior vor allem für den unteren Bereich zuständig. Die Schilddrüse produziert und speichert die Hormone L-Trijodthyronin (T3) und L-Thyroxin (T4). L-Thyroxin fungiert dabei zum Teil als Vorstufe von L-Trijodthyronin und gilt in dieser Funktion als Prohormon.

In seiner Abkürzung T4 bezieht sich die Zahl auf die Anzahl der Jodmoleküle, die das Hormon enthält; L-Thyroxin besitzt aus diesem Grund alternativ auch die Bezeichnung Tetrajodthyronin. L-Trijodthyronin verstärkt die Abgabe von Insulin, das den Blutzuckerspiegel reguliert und ebenfalls ein Hormon darstellt. Insulin entsteht in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Darüber hinaus regt L-Trijodthyronin den Kohlenhydrat-, Eiweiß- und Fettstoffwechsel an. Wachstum, Wärmeherstellung, Wasserhaushalt, Sauerstoffverbrauch, Nerven- und Muskelfunktion unterliegen ebenfalls dem Einfluss des Schilddrüsenhormons.


Krankheiten

Im Rahmen von mikrochirurgischen Gewebetransplantationen benötigt das eingesetzte Gewebe mitunter einen neuen Anschluss an Blutgefäße, um Sauerstoff, Nährstoffe und Energie (z. B. in Form von Glukose) zu erhalten.

Bei Transplantationen im Halsbereich nutzen Operateure in einigen Fällen die Arteria thyroidea superior, da sie über einen kräftigen Blutfluss verfügt. Eine künstliche Anastomose schließt – wenn die entsprechenden Voraussetzungen vorliegen – diese Blutgefäße an die Arteria thyroidea superior an. Die Schilddrüse, welche auf die Versorgung durch die Arteria thyroidea superior und inferior angewiesen ist, kann zur Entstehung zahlreicher Beschwerden beitragen.

Da sich die Schilddrüsenhormone auf den Energiestoffwechsel und andere Prozesse auswirken, leiden Personen mit einer Unterfunktion der endokrinen Drüse (Hypothyreose) oft unter Müdigkeit, Energiemangel, Gewichtszunahme, Appetitmangel, Fettstoffwechselstörungen, Verstopfungen, Haarausfall, trockener Haut und Bradykardie. Hypothyreose kann außerdem ein Myxödem hervorrufen, das bei einigen Betroffenen bis zum Koma führt. Auch Herzinsuffizienz und andere Komplikationen sind im Rahmen einer Schilddrüsenunterfunktion möglich.

Hingegen geht eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) typischerweise mit gesteigerter Aktivität, Erregung und Unruhe einher. Der geförderte Stoffwechsel führt häufig zur ungewollten Gewichtsabnahme, was mit gesteigertem Appetit einhergehen kann. Trotzdem können Betroffene unter einer Schwächung der Muskeln und/oder einem Muskelzittern (Tremor) leiden. Weitere Symptome umfassen Bluthochdruck, Arrhythmien, Schlaf- und Menstruationsstörungen, Verdauungsbeschwerden, Haarausfall sowie Wärmeintoleranz. Eine schwere Komplikation der Erkrankung ist die thyreotoxische Krise, die bis zum Koma führen kann und potenziell tödlich ist.

Die Ursachen von Schilddrüsenerkrankungen sind vielfältig. Neubildungen wie das Schilddrüsenadenom, das Schilddrüsenkarzinom oder andere Tumore können die Funktion des Organs stören – aber auch Infekte und Autoimmunkrankheiten wie Hashimoto-Thyreoiditis, Ord-Thyreoiditis oder Morbus Basedow.

Quellen

  • Fritsch, H., Kühnel, W.: Taschenatlas der Anatomie. Bd. 2: Innere Organe. Thieme, Stuttgart 2018
  • Lanz, T., Wachsmuth, W.: Praktische Anatomie, Band 3 – Hals. Springer, Berlin 2004
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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