Bezafibrat

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bezafibrat gehört zur Gruppe der Fibrate. Bezafibrat ist ein Lipidsenker und ist neben den Statinen und der Nicotinsäure eine wichtige Therapiemöglichkeit zur Behandlung vor allem von erhöhten Triglyceriden, aber auch zum Teil erhöhten Cholesterins.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Bezafibrat?

Bezafibrat wird bei erhöhtem Plasmaspiegel der Triglyceride verwendet. Erhöhte Blutfette können zum einen angeboren sein, dabei ist zumeist ein Enzym defekt, welches zum Abbau von Triglyceriden benötigt wird.
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Bezafibrat (chemischer Name: 2-(4-{2-[(4-Chlorbenzoyl)amino]ethyl}phenoxy)-2-methylpropionsäure) ist, wie das Clofibrat oder Fenofibrat, ein Abkömmling der Fibrate. Fibrate sind Arzneimittel, die zur Behandlung erhöhter Blutfette (Hyperlipidämie), verwendet werden. Bezafibrat wird hierbei primär zur Senkung eines zu hohen Wertes an Triglyceriden gebraucht.

Der cholesterinsenkende Effekt im Blut ist jedoch nur wenig ausgeprägt, weswegen die Cholesterinsenkung primär durch die Arzneigruppe der Statine gewährleistet wird. Die Cholesterinsenkung durch Bezafibrat beträgt nur ca. 10 bis 25 Prozent, der größte Effekt liegt dementsprechend eher bei der Senkung der Trigylceride (ca. 20 bis 40 Prozent).

Erhöhte Triglyceride sind ein großes Problem, da sie zum einen schwer behandelbar sind und zum anderen schwere kardiovaskuläre Erkrankungen hervorrufen können. Die Folgen eines erhöhten Plasmaspiegels der Fette reichen von Atherosklerose bis hin zu Herzinfarkt und Schlaganfall.

Statine werden dabei bevorzugt, da sie die Lipide stark senken können und damit auch das Risiko für Folgeerkrankungen mindern. Daneben werden Fibrate nur als zweite Wahl abgehandelt und werden benutzt, wenn die Therapie mit Statinen nicht anschlägt, diese nicht vertragen werden oder auch wenn nur jene Triglyceride erhöht sind, deren Senkung die Hauptwirkung von Bezafibrat darstellt.

Gegeben wird Bezafibrat als Tablette bzw. Kapsel, die ein weißes und unlöslich kristallines Pulver enthält. Der Abbau von Bezafibrat erfolgt, indem es über den Harn ausgeschieden wird, nachdem es zur Clofibrinsäure abgebaut wird. Dementsprechend sollte die Dosis bei niereninsuffizienten Patienten angepasst werden.

Pharmakologische Wirkung auf Körper & Organe

Eine Senkung der Konzentration der Triglyceride ist die wichtigste Wirkung von Bezafibrat und anderen Fibraten. Wie dies erreicht wird, ist jedoch noch nicht genau geklärt. Dennoch ist es wahrscheinlich, dass Bezafibrat einen sogenannten PPARα oder auch Peroxisom-Proliferator aktivierten Rezeptor antreibt. Einige Studien belegen, dass es auch den PPARγ und PPARδ aktiviert. Beim PPARα handelt es sich um ein Protein, welches an die DNA bindet und dort molekulare Prozesse verändert, die für den Fettstoffwechsel wichtig sind. So wird beispielsweise eine verstärkte Senkung des LDL um 10 bis 25 Prozent verursacht. Dieses Cholesterin wird deswegen als schlecht bezeichnet, da es sich in die Gefäßwände ablagert und dort eine Entzündungsreaktion verursacht. Atherosklerose ist die Folge.

Daneben bewirkt Bezafibrat ein Ansteigen vom HDL, was auch als gutes Cholesterin bezeichnet wird. Es wird als gut beschrieben, da es hilft, das Cholesterin, welches sich überall abgelagert hat, zu sammeln und zur Leber zu transportieren, über die es anschließend ausgeschieden wird. In der Leber bewirkt Bezafibrat außerdem eine geringere Abgabe von VLDL, das auch Cholesterin, aber vor allem Triglyceride enthält.

Eine weitere Wirkung besteht darin, dass Bezafibrat die Lipoproteinlipase, ein triglyceridabbauendes Enzym aktiviert. An den Gefäßwänden bewirkt Bezafibrat einen anti-entzündlichen Prozess. Bezafibrat wirkt zusätzlich an der Gallenblase, wo es die Lithogenität der Gallenflüssigkeit erhöht, das heißt, dass das Risiko zur Entstehung von Gallensteinen erhöht wird.

Medizinische Anwendung & Verwendung zur Behandlung & Vorbeugung

Bezafibrat wird bei erhöhtem Plasmaspiegel der Triglyceride verwendet. Erhöhte Blutfette können zum einen angeboren sein, dabei ist zumeist ein Enzym defekt, welches zum Abbau von Triglyceriden benötigt wird. Dieser Umstand wird auch als primäre familiäre Hypertriglyceridämie bezeichnet. Zum anderen können erhöhte Blutfette erworben sein (sekundäre Hypertriglyceridämie). Letzteres hat verschiedene Ursachen. So kann ein erhöhter Triglyceridspiegel vom Arzt verursacht sein, indem dieser Medikamente verordnet, die die Blutfette erhöhen (zum Beispiel Betablocker, Glucocorticoide, Hormone). Aber auch eine falsche, fettreiche Ernährung kann zum Ansteigen der Triglyceride führen.

Auch die Stoffwechselstörung Diabetes kann die Blutfette negativ verändern. Das Metabolische Syndrom (Quartett aus: Glucoseintoleranz, Hypertonie, gestörte Fettstoffwechsel und Adipositas) ist ebenfalls eine Anwendungsmöglichkeit von Bezafibrat.

Bezafibrat hat eine Halbwertszeit von 2 Stunden und wird in Form von Tabletten oder Kapseln à 200 mg dreimal täglich eingenommen.


Risiken & Nebenwirkungen

Die unerwünschten Wirkungen von Bezafibrat sind vielfältig. So sind unspezifische Wirkungen beispielsweise Schwellungen, Probleme mit der Atmung und Nesselbildung, was aufgrund einer allergischen Reaktion des Körpers gegen Bezafibrat zu erklären ist.

Weitere Nebenwirkungen sind Fieber, ein grippeähnliches Gefühl und auch untypische Wirkungen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Bewusstseinsveränderung, Erektionsprobleme und Gliederschmerzen. Hinzu kommen noch Wirkungen auf den Magen-Darm-Bereich wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sowie eine plötzliche Gewichtszunahme. Ebenso häufig wird eine Appetitlosigkeit beobachtet.

Eher selten wird bei Bezafibrat ein Muskelzerfall bzw. eine Rhabdomyolyse beobachtet. Patienten leiden hierbei unter Schmerzen, Krämpfen und Muskelschwäche. Ein Muskelzerfall kann ebenso durch Statine verursacht werden, weswegen diese eher nicht mit Bezafibrat kombiniert gegeben werden sollten. Eine Veränderung des Blutbildes ist ebenfalls eine eher selten beobachtete Nebenwirkung.

Zudem erhöht Bezafibrat die Lithogenität der Galle, wodurch das Risiko Gallensteine zu bekommen, höher ist. Leberkranke oder Patienten mit Erkrankungen an der Gallenblase, sowie niereninsuffiziente Patienten oder Schwangere und stillende Mütter sollten Bezafibrat nicht einnehmen.

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