Chronisches Nasenbluten

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Nasenbluten gehört zu den am häufigsten auftretenden Alltagsleiden unserer Gesellschaft. Oftmals genügt ein heftiges Putzen der Nase oder ein leichter Schlag, um die feinen Blutgefäße der menschlichen Nasenschleimhaut zum Platzen zu bringen. In manchen Fällen tritt dies vermehrt und ohne erkennbare Ursache auf, sodass von einem chronischen Nasenbluten gesprochen werden kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist chronisches Nasenbluten?

Ähnlich wie eine gestörte Blutgerinnung kann auch Bluthochdruck eine mögliche Ursache für chronisches Nasenbluten darstellen.

Chronisches Nasenbluten, welches im medizinischen Fachjargon als Epistaxis bezeichnet wird, kann als symptomatische Folgeerscheinung diverser Grunderkrankungen und damit durch verschiedenste Faktoren und mit variierender Häufigkeit und Intensität auftreten. Die menschliche Nasenschleimhaut ist extrem gut durchblutet und wird von feinsten Kapillarsystemen durchzogen, die durch verschiedene Faktoren platzen und mehr oder weniger massive Blutungen in der Nase verursachen können.

Bei empfindlichen Schleimhäuten genügen oftmals bereits leichte Erschütterungen oder das Putzen der Nase, um sporadisch derartige Blutungen auszulösen. Handelt es sich um ein chronisches Nasenbluten, tritt dies meist unvermittelt und ohne direkt erkennbaren Grund, jedoch mit wiederkehrender Regelmäßigkeit auf. In diesem Fall sollte die jeweilige zugrundeliegende Ursache ärztlich abgeklärt werden.

Ursachen

In der Regel handelt es sich bei einer chronischen Variante des Nasenblutens um eine Folge einer anderweitigen Erkrankung. Vielfach liegt dabei eine Gefäßerkrankung oder eine Störung der Blutgerinnung vor, welche ihrerseits durch Stoffwechselerkrankungen oder durch die Langzeiteinnahme diverser Medikamente hervorgerufen werden kann.

Ähnlich wie eine gestörte Blutgerinnung kann auch Bluthochdruck eine mögliche Ursache für chronisches Nasenbluten darstellen. Oftmals liegt jedoch auch eine lokale Grunderkrankung vor: Jegliche Störungen im Nasen-Rachen-Bereich können in Folge einer Erkältung ein Anschwellen der Nasenschleimhaut hervorrufen und lösen damit indirekt chronische Blutungen in der Nase aus. Auch Pollen- oder Tierhaarallergien begünstigen eine übermäßige Schwellung der Nasenschleimhaut und können damit ursächlich für wiederkehrende Blutungen sein.

Auch gutartige oder bösartige Nasentumore kommen als mögliche Ursache für chronisches Nasenbluten in Betracht: Wenn die Geschwülste im Innenraum der Nase übermäßig stark wachsen, können sie die Schleimhaut dauerhaft verletzen und starke Blutungen begünstigen. Auch angeborene oder durch einen Unfall hervorgerufene Fehlbildungen der Nasenscheidewand lösen nicht selten chronische Blutungen in der Nase aus; hervorstehende Sporne oder Knorpel können die Schleimhaut stark verletzen und damit irreparabel schädigen.

Bei einem weiteren Faktor, der oftmals ursächlich für chronisches Nasenbluten verantwortlich ist, handelt es sich um den Konsum bestimmter Drogen oder den Kontakt mit aggressiven Chemikalien, die meist Risse und Löcher in der empfindlichen Nasenschleimhaut hervorrufen.


Krankheiten mit diesem Symptom

Diagnose & Krankheitsverlauf

Regulär ist chronisches Nasenbluten anhand der eindeutigen Symptomatik leicht diagnostizierbar. Um eine entsprechende Therapie einzuleiten, ermittelt der behandelnde Arzt daher vorerst die vorhandene Grunderkrankung, die die Blutungen auslöst. Durch die Bestimmung der Blutwerte sowie unter Zuhilfenahme medizinischer Verfahren wie MRT und CT kann die körpereigene Ursache entsprechend präzise festgestellt werden.

Ein weiterer entscheidender Anhaltspunkt für die Diagnosestellung sind die Begleitsymptome, welche in Kombination mit dem Nasenbluten auftreten und erheblichen Aufschluss über die jeweilige Grunderkrankung geben können. So klagen Betroffene oftmals über Zahnschmerzen und Schmerzen im inneren und äußeren Bereich der Nase. Kommt es zum Ausfluss eines eitrigen Sekrets aus der Nase, kann dies ein erstes Anzeichen für einen Nasentumor sein. Vielfach tritt außerdem eine starke Abgeschlagenheit sowie vermehrtes Schwächegefühl auf.

Gesellen sich zum chronischen Nasenbluten weitere Blutungen an untypischen Körperstellen dazu, kann dies auf eine Blutgerinnungsstörung hindeuten. Tritt zusätzliches Fieber auf, erhärtet sich der Verdacht auf einen anderweitigen chronischen Infekt.

Komplikationen

Chronisches Nasenbluten birgt durch den Blutverlust zum einen und Verletzungen der Schleimhaut zum anderen, verschiedene Risiken. Bei schwerem Nasenbluten etwa, besteht durch die auftretende Blutarmut die Gefahr eines Kreislaufzusammenbruchs und dauerhaften Folgeschäden. Dabei besteht auch das Risiko, dass Blut in die Luftröhre eindringt und Atemnot bis hin zum Erbrechen verursacht.

Bei arteriellem Nasenbluten kann der rasche Blutverlust zum Verbluten des Patienten führen. Weniger schwerwiegend sind Symptome wie Abgeschlagenheit und Müdigkeit, die in Folge des Blutverlustes auftreten. Erste Anzeichen sind blasse Haut und Zittern, wobei die Beschwerden konstant zunehmen und bei Nichtbehandlung ebenfalls zu einem Kreislaufkollaps führen können. Darüber hinaus mangelt es dem Körper bei chronischem Nasenbluten an Vitamin B12, Eisen und anderen Mineralstoffen, was zu einer Vielzahl weiterer Komplikationen führen kann. Typisch ist etwa die perniziöse Anämie, welche als Folge eines Vitamin-B12-Mangels auftritt und zu Schleimhautveränderungen, Zungenbrennen und weiteren Beschwerden führt.

Die bei chronischem Nasenbluten häufig eingesetzten Kühlkompressen und Tempotaschentücher begünstigen Komplikationen wie Hypoxie oder Sinusitis. Generell begünstigen nasal eingeführte Tücher oder Bandagen Durchblutungsstörungen der Schleimhaut und können so im Extremfall ein toxisches Schocksyndrom auslösen. Ungeeignete Behandlungsmaßnahmen wie etwa den Kopf in den Nacken legen und das Blut zurück in die Nase laufen lassen, können ihrerseits zu weiteren Beschwerden führen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Hat Nasenbluten keine klar erkennbare Ursache wie die mechanische Einwirkung durch einen Schlag oder außerordentlich heftiges Reiben beim Naseputzen und tritt es scheinbar grundlos mehrmals auf, spricht man von chronischem Nasenbluten. Das geradezu wie aus heiterem Himmel auftretende chronische Nasenbluten ist nicht einfach nur lästig. Chronisches Nasenbluten kann eine krankheitsbedingte Ursache haben und ist daher grundsätzlich durch einen Arzt abzuklären.

Chronisches Nasenbluten kann neben erhöhtem Blutdruck auf einer Blutgefäßerkrankung oder Blutgerinnungsstörung beruhen. Auch einige Stoffwechselerkrankungen oder eingenommene Arzneimittel können es auslösen. Bei starker Erkältung mit Beeinträchtigungen im Nasen-Rachen-Bereich besteht begründeter Verdacht auf den Zusammenhang des Nasenblutens mit der angeschwollenen und überreizten Nasenschleimhaut.

Einen ähnlichen Effekt können Allergien auf Pollen oder Tierhaare haben. Natürlich muss bei chronischem Nasenbluten auch an Wucherungen in der Nase, Missbildungen sowie Tumore gedacht werden. Der behandelnde Arzt sollte seinen Patienten ferner nach einem – meist beruflichen – Umgang mit aggressiven Chemikalien fragen sowie nach eventuellem Drogenkonsum.

Infrage kommen zur Behandlung von chronischem Nasenbluten neben dem Hausarzt ein Internist, Hals-Nasen-Ohren-Arzt, Allergologe oder Chirurg. Bei einem ungewöhnlich heftigen chronischen Nasenbluten mit hohem Blutverlust ist vorsichtshalber gleich der Notarzt zu rufen.

Behandlung & Therapie

Ähnlich wie die Diagnosestellung richten sich auch die in Frage kommenden Therapien und Behandlungsmöglichkeiten nach der jeweiligen ursächlichen Erkrankung. Liegt lediglich eine chronisch anschwellende Nasenschleimhaut vor, kann diese mit speziellen Sprays, die vor allem abschwellende Wirkstoffe beinhalten, behandelt werden. Handelt es sich bei der zugrundeliegenden Ursache um einen bakteriellen Infekt, kann der Patient mittels eines Antibiotikums effektiv therapiert werden.

Ähnlich gestaltet sich auch die ärztliche Vorgehensweise bei Gerinnungsstörungen und Bluthochdruck: Hier werden medikamentöse Therapien zur Heilung des Betroffenen eingesetzt. In vielen Fällen kann die Ursache für chronisches Nasenbluten auch operativ eliminiert werden. Im Falle einer Verkrümmung beziehungsweise Deformierung der Nasenscheidewand können hervorstehende Knorpel und Sporne mittels einer Operation restlos entfernt werden.

Ähnlich werden bösartige Nasentumore behandelt; bei gutartigen Tumoren kommt eine operative Entfernung nur dann in Frage, wenn diese die Atmung behindern. Mittels dieser und verwandter Behandlungsmethoden kann ein chronisches Nasenbluten meist schon therapiert werden, bevor es beim Betroffenen ernsthafte gesundheitliche Konsequenzen auslöst. Unbehandelt kann es durch den hohen Blutverlust beim Patienten zu schwerwiegenden Folgekrankheiten kommen; oftmals treten Kreislaufprobleme bis hin zu Ohnmachtsanfällen auf.

Aussicht & Prognose

In der Regel ist das Nasenbluten im vorderen Bereich der Nase ungefährlich. Durch gezielte Maßnahmen kann die Blutung rasch gestoppt werden. Bei einer allergischen Ursache, wie beispielsweise Heuschnupfen, kann die Behandlung auch über Jahre andauern. Besteht das Bluten trotz eingeleiteter Maßnahmen über einen längeren Zeitraum weiter, kann durch veröden des verletzten Blutgefäßes oder einer Nasentamponade die Blutung gehemmt werden.

Das Nasenbluten im hinteren Bereich der Nase ist schwerer zu lokalisieren und zu kontrollieren. Abhilfe kann hier durch einen Clip oder durch eine Operation geschaffen werden. Mit diesen Methoden wird ein weiteres Bluten der Nase verhindert.

Liegt jedoch eine schwerwiegende innere Erkrankung zugrunde, ist es möglich, dass die Blutungen wieder auftreten. Hierbei ist es wichtig, eine frühe Diagnose durch einen HNO-Arzt erstellen zu lassen, welche die Chance auf eine Heilung wesentlich beeinflussen kann. Insbesondere dann, wenn das vermeintliche Nasenbluten gar nicht durch die Nase, sondern vonseiten anderer Körperteile verursacht wird, wie etwa durch Speiseröhrenvarizen.

Bleibt das Nasenbluten längerfristig unbehandelt, gerade wenn die Blutmenge beträchtlich zunimmt, besteht die Gefahr einer Kreislaufschwäche oder einer Anämie (Blutarmut). Dies kann lebensgefährlich sein. Durch schnelles Einleiten einer Infusion oder einer Bluttransfusion können ernsthafte Folgen verhindert werden.


Vorbeugung

Jedoch lässt sich meist bereits im Vorfeld ein chronisches Nasenbluten durch verschiedene präventive Maßnahmen effektiv abwenden. Menschen, die eine Neigung zu trockenen Nasenschleimhäuten haben, sollten insbesondere am Arbeitsplatz und im Schlafzimmer auf ein entsprechend feuchtes Raumklima und ausreichende Belüftung achten. Darüber hinaus sind Nasenduschen eine zusätzliche Möglichkeit, die Schleimhäute zu befeuchten und damit zur Regeneration anzuregen, die sich vor allem während der Heizperiode in der kalten Jahreszeit empfiehlt.

Als Alternative hierzu stellen Apotheken ein breites Sortiment an rezeptfreien Sprays und Salben zur Verfügung, die eine ähnlich pflegende Wirkung für die Schleimhäute besitzen. Unabdingbar für die Gesundheit der Nasenschleimhäute sind ebenfalls ein entsprechender Lebensstil, ausreichende körperliche Bewegung sowie eine ausgewogene Ernährung.

Das können Sie selbst tun

Verschiedene Maßnahmen lindern chronisches Nasenbluten. Hilfreich ist eine ausreichend feuchte Raumluft. Beispielsweise kann ein feuchtes Tuch über die Heizung gehängt oder ein Zimmerbrunnen aufgestellt werden.

Empfehlenswert sind eine Nasendusche, pflegende Sprays, Nasensalben öder Nasenöle. Sinnvoll sind auch Inhalationen mithilfe von Kochsalzlösungen. So wird die empfindliche Nasenschleimhaut gepflegt und geschmeidig gehalten. Verkrustungen in der Nase, die durch Schnupfen oder vorangegangenes Nasenbluten entstanden sind, werden sanft aufgelöst. Die Nase beginnt nicht erneut zu bluten. Zur Behandlung im Akutfall gibt es auch spezielle Nasenstifte, die die Schleimhaut der Nase beruhigen und kleine Wunden verschließen.

Kommt Blut aus der Nase, sollten sich Betroffene vornübergebeugt hinsetzen und das Blut abtropfen lassen. Anschließend sollte die Nase mindestens zehn Minuten sanft zusammengepresst und dabei durch den Mund geatmet werden. Sinnvoll sind auch kalte Umschläge, die in den Nacken gelegt werden. Sie verengen die Gefäße und helfen, die Blutung zu stoppen. Darüber hinaus kann eine Tamponade weiteren Blutverlust stoppen. Auf chronisches Nasebohren oder heftiges Schnäuzen sollte verzichtet werden.

Wichtig ist es, ausreichend Flüssigkeit (mindestens 1,5 bis 2 Liter täglich) zu sich zu nehmen. So wird die Befeuchtung der Schleimhäute gewährleistet. Auch eine gesunde Ernährung ist bei chronischem Nasenbluten elementar. Beispielsweise stärkt Vitamin C die kleinen Blutgefäße in der Nasenschleimhaut.

Quellen

  • Boenninghaus, H.G.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Berlin 2007
  • Mader, F. H.: Allgemeinmedizin und Praxis. Springer Verlag, Berlin 2007
  • Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008

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