Danazol

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Mai 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Danazol ist ein synthetisches Steroidhormon und ist für hormonelles Management zuständig. In den 70ern wurde Danazol von der Food and Drug Administration (FDA) genehmigt und freigegeben. In Deutschland ist Danazol seit 2005 nicht mehr erhältlich. Im Ausland ist Danazol aber noch verfügbar.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Danazol?

Danazol ist ein Sexualhormon, das die Männlichkeit steigert und überprüft. Die typische Darreichungsform von Danazol sind Kapseln.

Danazol ist ein Derivat, also ein abgeleiteter Stoff des Hormons Ethisteron. Ethisteron ist das Gegenstück zum bekannten Steroidhormon Testosteron.

Danazol ist ein Sexualhormon, das die Männlichkeit steigert und überprüft. Das heißt, die männlichen Geschlechtsmerkmale werden in ihrer Entwicklung angeregt und kontrolliert.

Zudem blockiert Danazol die Produktion von Östrogenen und mindert somit den Bestand des wichtigen weiblichen Sexualhormons. Danazol ist ein weißes bis leicht gelbliches, kristallines Pulver, das unlöslich in Wasser und nahezu unlöslich in Alkohol ist. Die typische Darreichungsform von Danazol sind Kapseln.

Pharmakologische Wirkung

Danazol blockiert die Hypophysen-Eierstock-Achse indem sie die Absonderung der sogenannten Gonadotropine hindert. Das Mittel ist oral wirksam und demnach Hypophysen-Gonadotropin hemmend. Gonadotropine, also Sexualhormone wie das Folikelstimulierende Hormon (FSH) und das Luteinisierende Hormon (LH) werden von der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) hergestellt.

Durch das Danazol wird die Freisetzung dieser Hormone gehemmt oder verhindert. Zusätzlich ist Danazol frei von Östrogen und Progesteron und hat eine geringe androgene Aktivität. Das heißt, eine virilisierende Wirkung oder auch Vermännlichung tritt selten oder nur gering ein. Das Niveau von Estradiol, einem weiteren Sexualhormon, und Progesteron im weiblichen und das von Testosteron im männlichen Organismus wird durch Danazol gesenkt.

Danazol wirkt sich auf die Keimdrüsen und Sexualorgane aus. Ihr Gewicht und ihre Funktion werden durch die Wirkung des Mittels verringert. Das Bemerkenswerte an Danazol ist die klare Trennung der hemmenden Wirkung auf Hypophysen-Gonadotropin und der Aktivität als Sexualhormon. Danazol stoppt außerdem die ovariale Hormonproduktion und blockiert zudem die Eierstock-Hormon-Rezeptoren.

Eine weitere Wirkung von Danazol ist die Senkung der IgG-, IgM-, IgA-Konzentrationen, sowie die Reduzierung von Phospholipid und IgG-Isotop Autoantikörper. Dadurch kann eine Minderung der Endometriosenerkrankung, die nachfolgend erklärt ist, erleichtert werden.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Hauptsächlich wird Danazol bei Endometriose angewandt. Endometriose ist eine Wucherung der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter. Dieses Geschwür ist gutartig aber sehr schmerzhaft. Danazol wird angewandt um das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut zu reduzieren, so dass sich die Schleimhaut des Uterus nicht massiv ausbildet. Dabei mindert Danazol starke Unterleibsschmerzen, beseitigt Menstruationsunregelmäßigkeiten und Knotenbildungen.

Danazol wird außerdem bei hereditären Angioödemen, das heißt bei erblichen Ödemen, die sich unter anderem häufig an den Schleimhäuten im Genitalbereich bilden, angwandt. Hierbei wird Danazol vor allem zur Vorbeugung von weiteren Befällen solcher Angioödeme eingenommen.

Überdies wird Danazol bei fibrotischer Mastopathie angewandt. Einer gutartigen Veränderung des Drüsengewebes der Brust meist aufgrund hormoneller Dysfunktion. Es liegt also ein hormonelles Ungleichgewicht zwischen Östrogenen und Progesteron vor, wobei ein Überschuss an Östrogenen besteht. Dieser Überschuss an Östrogenen führt zu einer Proliferation, einer Vermehrung des Drüsengewebes. Durch die hemmende Wirkung von Danazol wird die Balance zwischen Östrogenen und Progesteron wieder hergestellt und so die Gewebevermehrung verhindert.

Auch bei diversen Formen der Zytopenie, der Reduzierung von Zellen im Blut, soll Danazol helfen. Hierbei kann Danazol bei jeder Art von Blutzellenreduzierung genommen werden. Bei Abnahme der Erythrozyten (rote Blutkörperchen), der Thrombozyten (Blutplättchen), oder der Leukozyten (weiße Blutkörperchen)oder sogar bei einer Form, bei der alle Zellarten von der Reduzierung betroffen sind.

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Verabreichung & Dosierung

Bei der Verabreichung und Dosierung von Danazol, einem synthetischen Steroid, das zur Behandlung von Endometriose, fibrozystischer Brustkrankheit und hereditärem Angioödem eingesetzt wird, sind mehrere wichtige Aspekte zu beachten.

Die Dosierung von Danazol variiert je nach behandelter Erkrankung und individuellem Patientenprofil. Bei der Behandlung von Endometriose beträgt die übliche Anfangsdosis für Erwachsene 200 bis 400 mg pro Tag, aufgeteilt in zwei bis vier Dosen. Diese Dosis kann je nach Ansprechverhalten des Patienten angepasst werden. Für die Behandlung der fibrozystischen Brustkrankheit wird normalerweise eine niedrigere Dosis von etwa 100 bis 200 mg pro Tag empfohlen. Beim hereditären Angioödem kann die Dosierung zwischen 200 und 600 mg pro Tag variieren, aufgeteilt in mehrere Dosen, abhängig von der Schwere und Häufigkeit der Anfälle.

Danazol sollte während oder nach den Mahlzeiten eingenommen werden, um die Absorption zu verbessern und Magenreizungen zu minimieren. Patienten müssen die verschriebene Dosis strikt einhalten und dürfen die Medikation nicht abrupt absetzen, ohne vorher ihren Arzt zu konsultieren, um das Risiko eines Rückfalls oder von Entzugserscheinungen zu vermeiden.

Vor Beginn der Behandlung mit Danazol sollten Patienten eine gründliche medizinische Untersuchung durchlaufen, um das Vorliegen von Kontraindikationen auszuschließen. Zu den Kontraindikationen gehören schwerwiegende Leber-, Nieren- oder Herzfunktionsstörungen, sowie Schwangerschaft, da Danazol teratogen sein kann. Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Behandlung eine zuverlässige nicht-hormonelle Verhütungsmethode anwenden.

Regelmäßige Überwachung durch den Arzt ist erforderlich, um mögliche Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Akne, Hirsutismus, Stimmveränderungen und Menstruationsunregelmäßigkeiten frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Auch die Leberfunktion und Blutlipidspiegel sollten regelmäßig überprüft werden, da Danazol diese beeinflussen kann.

Patienten sollten über die möglichen Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten informiert werden und jegliche ungewöhnlichen Symptome sofort ihrem Arzt melden.

Risiken & Nebenwirkungen

Bisher sind durch die Einnahme von Danazol keine langfristigen Nebenwirkungen bekannt. Bestimmte Nebenwirkungen können sporadisch auftreten. Aufgrund der Anregung der männlichen Sexualhormone können Nebenwirkungen wie Akne, eine tiefere Stimme, abnormaler Haarwuchs und Verringerung der Brustgröße eintreten.

Weitere Nebenwirkungen sind Muskelkrämpfe, Übelkeit, Schwitzen, Nervosität, emotionale Schwankungen, Gewichtszunahme, Beschwerden im äußeren Vaginalbereich und Menstruationsbeschwerden. Danazol darf nicht von Patienten mit Genitalblutungen, Herz-, Leber-, oder Nierenschäden eingenommen werden.

Bei einer Überempfindlichkeit gegen Danazol darf das Medikament nicht angewendet werden. Danazol soll nicht während der Schwangerschaft oder Stillzeit eingesetzt werden.

Kontraindikationen

Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Danazol, einem synthetischen Steroid zur Behandlung von Endometriose, fibrozystischer Brustkrankheit und hereditärem Angioödem, umfassen mehrere gesundheitliche Zustände und individuelle Risikofaktoren.

Eine der wichtigsten Kontraindikationen ist die Schwangerschaft. Danazol ist teratogen, das heißt, es kann Missbildungen beim ungeborenen Kind verursachen. Daher darf es von schwangeren Frauen nicht eingenommen werden. Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Behandlung eine zuverlässige nicht-hormonelle Verhütungsmethode anwenden.

Schwere Lebererkrankungen stellen eine weitere Kontraindikation dar. Da Danazol die Leberfunktion beeinträchtigen kann, sollten Patienten mit bestehenden Leberproblemen dieses Medikament nicht verwenden. Regelmäßige Überwachung der Leberfunktion ist auch bei Patienten ohne bekannte Lebererkrankungen erforderlich.

Patienten mit schwerwiegenden Nierenerkrankungen oder Niereninsuffizienz sollten ebenfalls kein Danazol einnehmen. Das Medikament kann die Nierenfunktion weiter verschlechtern und das Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen erhöhen.

Auch bei schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie schwerem Bluthochdruck oder koronaren Herzkrankheiten, ist Danazol kontraindiziert. Das Medikament kann den Blutdruck erhöhen und die Herzfunktion beeinträchtigen, was zu ernsthaften Komplikationen führen kann.

Darüber hinaus sollten Patienten mit einer Vorgeschichte von Thrombosen oder Blutgerinnungsstörungen Danazol vermeiden, da das Medikament das Risiko für thromboembolische Ereignisse erhöhen kann.

Danazol ist außerdem bei Patienten mit androgenabhängigen Tumoren, wie Prostatakrebs oder Brustkrebs bei Männern, kontraindiziert, da es die Tumoraktivität fördern kann.

Schließlich sollten Patienten mit Migräne, Epilepsie oder anderen neurologischen Erkrankungen Danazol mit Vorsicht verwenden, da das Medikament neurologische Nebenwirkungen verstärken kann.

Es ist entscheidend, dass Patienten vor Beginn der Behandlung mit Danazol eine gründliche medizinische Untersuchung durchlaufen und alle bestehenden Gesundheitsprobleme ihrem Arzt mitteilen, um mögliche Risiken zu minimieren und geeignete Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Danazol kann mit verschiedenen Medikamenten interagieren, was die Wirksamkeit und Sicherheit der Behandlung beeinflussen kann. Eine wichtige Interaktion besteht mit Antikoagulanzien wie Warfarin. Danazol kann die Wirkung dieser blutverdünnenden Medikamente verstärken und das Risiko für Blutungen erhöhen. Patienten, die Antikoagulanzien einnehmen, sollten daher engmaschig überwacht werden und möglicherweise eine Anpassung der Dosis ihrer Antikoagulanzien benötigen.

Eine weitere bedeutende Interaktion besteht mit Antidiabetika, sowohl Insulin als auch orale Medikamente. Danazol kann den Blutzuckerspiegel beeinflussen und die Kontrolle des Diabetes erschweren. Diabetiker sollten ihren Blutzuckerspiegel regelmäßig überwachen und möglicherweise eine Anpassung ihrer Antidiabetika-Dosis vornehmen.

Danazol kann auch die Plasmaspiegel von Ciclosporin und Tacrolimus erhöhen, was das Risiko für toxische Effekte dieser Immunsuppressiva erhöht. Patienten, die diese Medikamente einnehmen, sollten regelmäßig auf Anzeichen einer Überdosierung überwacht werden und möglicherweise eine Dosisanpassung benötigen.

Die gleichzeitige Anwendung von Danazol und bestimmten Lipidsenkern, insbesondere Statinen, kann das Risiko für Muskelschäden (Myopathie oder Rhabdomyolyse) erhöhen. Patienten sollten auf Muskelschmerzen und -schwäche überwacht werden, und es kann eine Dosisanpassung der Statine erforderlich sein.

Danazol kann auch die Wirkung von Antikonvulsiva wie Carbamazepin und Phenytoin verändern. Dies kann zu einer verminderten Kontrolle von Anfällen oder zu toxischen Effekten führen. Eine sorgfältige Überwachung und Anpassung der Dosis dieser Medikamente ist notwendig.

Schließlich kann Danazol die Wirkung von hormonellen Verhütungsmitteln beeinträchtigen und die Wahrscheinlichkeit von Durchbruchblutungen erhöhen. Frauen, die hormonelle Verhütungsmittel verwenden, sollten daher zusätzlich eine nicht-hormonelle Methode anwenden, um eine Schwangerschaft zu verhindern.

Es ist wichtig, dass Patienten ihren Arzt über alle Medikamente informieren, die sie einnehmen, bevor sie mit der Behandlung mit Danazol beginnen, um potenzielle Interaktionen zu identifizieren und geeignete Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Regelmäßige medizinische Überwachung und gegebenenfalls Anpassungen der Medikamentendosen sind entscheidend, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Therapie zu gewährleisten.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Danazol nicht vertragen wird, gibt es mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe, die je nach Erkrankung eingesetzt werden können. Hier sind einige Optionen:

Endometriose:

GnRH-Agonisten: Medikamente wie Leuprorelin und Goserelin reduzieren die Produktion von Östrogen und lindern so die Symptome der Endometriose. Sie werden oft als Injektionen verabreicht und können vorübergehende Wechseljahrsymptome verursachen.

Hormonal Contraceptives: Orale Kontrazeptiva, Hormonpflaster oder Vaginalringe können die Menstruation unterdrücken und die Symptome der Endometriose kontrollieren.

Progestins: Medikamente wie Medroxyprogesteron und Dienogest wirken durch die Unterdrückung des Endometriums und können helfen, Schmerzen zu lindern und die Ausbreitung der Endometriose zu verlangsamen.

Fibrozystische Brustkrankheit:

Tamoxifen: Dieses Antiöstrogen wird häufig zur Behandlung von fibrozystischen Brustveränderungen verwendet, insbesondere wenn andere Behandlungen nicht wirksam sind.

Orale Kontrazeptiva: Diese können helfen, die Hormonschwankungen zu stabilisieren und die Symptome der fibrozystischen Brustkrankheit zu lindern.

Hereditäres Angioödem (HAE):

C1-Esterase-Inhibitor-Konzentrat: Dieses Medikament wird sowohl zur Prophylaxe als auch zur Behandlung akuter Anfälle von HAE eingesetzt. Es ersetzt das fehlende oder dysfunktionale Protein im Blut.

Icatibant: Ein Bradykinin-B2-Rezeptorantagonist, der zur Behandlung akuter HAE-Anfälle eingesetzt wird und durch die Blockierung der Wirkung von Bradykinin die Schwellungen reduziert.

Ecallantide: Ein Kallikrein-Inhibitor, der zur Behandlung akuter Anfälle von HAE verwendet wird und die Bildung von Bradykinin hemmt.

Alternative Ansätze:

Schmerzmanagement: Für alle genannten Erkrankungen kann ein umfassendes Schmerzmanagement, einschließlich nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Naproxen, nützlich sein.

Ernährungs- und Lebensstiländerungen: Eine gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Bewegung und Stressreduktion können die Symptome von Endometriose und fibrozystischen Brustveränderungen verbessern.

Jede dieser Alternativen sollte in Absprache mit einem Arzt in Betracht gezogen werden, um die beste und sicherste Behandlung für den jeweiligen Patienten zu gewährleisten.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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