Dipyridamol

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Dipyridamol wird ein Wirkstoff aus der Gruppe der Thrombozyten-Aggregationshemmer bezeichnet. Das Arzneimittel dient in erster Linie zur Prophylaxe von Schlaganfällen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Dipyridamol?

Als Dipyridamol wird ein Wirkstoff aus der Gruppe der Thrombozyten-Aggregationshemmer bezeichnet. Das Arzneimittel dient in erster Linie zur Prophylaxe von Schlaganfällen.

Dipyridamol zählt zur Gruppe der Antithrombotika. Eingesetzt wird der Arzneistoff, um die Bildung von Thromben (Blutgerinnseln) zu verhindern und damit Schlaganfällen vorzubeugen.

Die erste Anwendung von Dipyridamol fand im Jahr 1959 statt. Dabei wurde das Arzneimittel zur Therapie der koronaren Herzkrankheit (KHK) verwendet. In den folgenden Jahren stellte sich ein dilatierender (erweiternder) Effekt auf die Koronargefäße heraus. Schließlich gelangte Dipyridamol auch als Thrombozyten-Aggregationshemmer zum Einsatz.

In der heutigen Zeit erfolgt in der Regel eine Kombination aus Dipyridamol und Acetylsalicylsäure (ASS), um Rückfällen nach einem Schlaganfall entgegenzuwirken, die im Rahmen einer zerebralen Ischämie (TIA) auftreten.

Allerdings gilt ein höherer Nutzen dieser Kombinationstherapie gegenüber einer Einzelverabreichung von Acetylsalicylsäure unter Medizinern als umstritten. So kommt es Studien zufolge bei einer Kombinationstherapie 1,47 Mal häufiger zu einem Schlaganfall, als wenn allein ASS verabreicht wird. Darüber hinaus zeigen sich häufiger Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen.

Pharmakologische Wirkung

Dipyridamol weist die Wirkung auf, die menschlichen Blutgefäße zu erweitern sowie das Verklumpen der Blutplättchen (Thrombozyten) zu vermeiden. Dieser Vorgang wird in der Medizin auch als Aggregation bezeichnet. Durch dieses Verfahren ist es möglich, Verengungen oder Verschlüsse der Blutgefäße zu verhindern.

Dipyridamol verfügt über die Eigenschaft, den Transport des Nukleosids Adenosin zu blockieren. Dadurch erhält der synaptische Spalt mehr Adenosin. Über G-Protein-gekoppelte Vorgänge führt dies zu einer Relaxation (Entspannung) der Muskeln, was wiederum die Erweiterung der Blutgefäße hervorruft.

Seine gefäßerweiternde Wirkung entfaltet Dipyridamol vor allem in den Herzkranzgefäßen. Diese sind für die Versorgung des Herzmuskels verantwortlich. Zur Prophylaxe oder Therapie von Angina pectoris kommt Dipyridamol allerdings heutzutage nicht mehr zum Einsatz, da sich die Herzkranzgefäße in den meisten Fällen automatisch maximal erweitern, damit mehr Blut zum Herzmuskel gelangen kann. Durch die Anwendung von Dipyridamol käme es auch zum Erweitern von gesunden Herzkranzgefäßen, was deren Blutdurchfluss verstärkt. Durch diesen Vorgang erhalten die erkrankten Gefäße jedoch weniger Blut, was die Mangelversorgung des erkrankten Herzmuskelbereichs zusätzlich erhöht. Mediziner bezeichnen diesen Vorgang als Steal-Effekt.

Im Blut bindet sich Dipyridamol zu 99 Prozent an Plasmaproteine. Das Metabolisieren des Wirkstoffs findet über die Leber statt. Die durchschnittliche Plasmahalbwertszeit liegt bei 40 Minuten. Aus dem Körper ausgeschieden wird Dipyridamol über den Stuhl.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Zur Anwendung gelangt Dipyridamol meist gemeinsam mit Acetylsalicylsäure, um Schlaganfällen, die durch einen Gefäßverschluss im Gehirn hervorgerufen werden, vorzubeugen. Ein wichtiges Einsatzgebiet des Wirkstoffes stellt zudem die medizinische Diagnostik dar. So wird Dipyridamol in der Myokardszintigraphie sowie in der Belastungsechokardiographie genutzt.

Dabei lässt sich mit der Gabe von Dipyridamol im Rahmen von kontrollierten Bedingungen wie einer Blutdruckmessung oder einem EKG-Monitoring eine medikamentöse Belastung des Herzens erzielen. Auf diese Weise ist es möglich, die Durchblutung des Herzmuskels per Einzelphotonen-Emissionscomputertomographie oder die Wandbewegungen per Sonographie (Ultraschalluntersuchung) zu beurteilen.

Die Einnahme von Dipyridamol findet oral statt. Zu diesem Zweck werden täglich Kapseln eingenommen.


Risiken & Nebenwirkungen

In manchen Fällen kann es durch die Anwendung von Dipyridamol zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Dabei handelt es sich in erster Linie um Benommenheit, Kopfschmerzen, Schmerzen in den Muskeln, Hitzewallungen, Übelkeit, Erbrechen, Herzrasen, Rötungen der Haut sowie zu niedrigen Blutdruck.

Selten leiden die Betroffenen auch unter einer verschlimmerten Angina pectoris oder überempfindlichen Reaktionen wie Nesselsucht und Ausschlägen auf der Haut. Im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs kann sich die Blutungsneigung verstärken.

Bei einer Periduralanästhesie oder Spinalanästhesie gilt es als empfehlenswert, Dipyridamol 48 Stunden vor dem Eingriff abzusetzen, wenn der Stoff mit Acetylsalicylsäure kombiniert wird. Schon unmittelbar nach dem Eingriff ist jedoch eine Fortsetzung der Darreichung möglich.

Wird Dipyridamol zu rasch abgesetzt, drohen Angina-pectoris-Anfälle und im schlimmsten Fall sogar ein Herzinfarkt.

Eine Behandlung mit Dipyridamol darf nicht stattfinden, wenn der Patient unter einer Überempfindlichkeit gegen den Arzneistoff leidet. Auch bei schweren Herzerkrankungen muss eine Dipyridamol-Therapie unterbleiben. Dazu gehören kürzlich erlittene Herzinfarkte, eine schwere Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Angina-pectoris-Anfälle, eine Verengung oder Verstopfung der Aortenklappen, unkontrollierte Störungen des Blutflusses sowie Kreislaufversagen.

Während der Schwangerschaft muss vor der Anwendung von Dipyridamol eine Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen. Das Gleiche gilt für die Stillzeit. Für Kinder ist Dipyridamol nicht geeignet.

Beim Gebrauch von Dipyridamol mit anderen Arzneimitteln sind unerwünschte Wechselwirkungen zu beachten. So können Xanthinderivate, zu denen zum Beispiel Theophyllin oder das im Kaffee vorhandene Koffein zählen, die positiven Effekte des Thrombozyten-Aggregationshemmers abschwächen. Wird Dipyridamol mit Blutverdünnern wie Cumarinen kombiniert, hat dies eine Wirkungsverstärkung des Mittels zur Folge. Zudem wird der Wirkungseffekt von Bluthochdruck-Präparaten durch die Gabe von Dipyridamol erhöht.

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