Gleichgewichtsstörung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Gleichgewichtsstörungen beziehen sich auf den Gleichgewichtssinn. Dieser ist notwendig, um Körperhaltung und Orientierung zu gewährleisten. Gleichgewichtsstörungen gehören in die Kategorie Bewusstseinsstörungen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Gleichgewichtsstörungen?

Der Gleichgewichtssinn sitzt im Ohr und oft entstehen Komplikationen bei der Behandlung einer Mittelohrentzündung.
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Das Gleichgewichtsorgan befindet sich im Innenohr. Sein medizinischer Fachbegriff ist: Verstibulum. Zudem ist es eng an das Gleichgewichtszentrum im Kleinhirn gekoppelt. Dennoch sind auch andere Organe bzw. Sinne des Menschen für den Gleichgewichtssinn verantwortlich. Das Gehör, die Augen, die Haut und Muskulatur sind hierbei nur als Beispiel genannt.

Allgemeine Anzeichen für Gleichgewichtsstörungen sind in der Regel durch Schwindel, Sehstörungen und Übelkeit gekennzeichnet. In extremen Situationen kann bei einer Gleichgewichtsstörung sogar eine Bewusstlosigkeit eintreten.

Ursachen

In der Regel haben Gleichgewichtsstörungen harmlose Ursachen. Ein Beispiel hierfür sei die Seekrankheit, bei starken Wellengang oder nach schnellem Drehen um die eigene Achse sowie nach zu schnellem Aufstehen aus dem Bett.

Dennoch kann eine Gleichgewichtsstörung auch ein Symptom vom Krankheiten sein. Beispielsweise bei niedrigem Blutdruck, Bluthochdruck, Gehirnerschütterung, Sonnenstich, Gehirnhautentzündung und Pilzvergiftung.


Krankheiten mit diesem Symptom

Komplikationen

Die meisten Komplikationen bei Gleichgewichtsstörungen sind Stürze. Die Folge sind oft Knochenbrüche, Prellungen, Abschürfungen der Haut oder Platzwunden. Die häufigste Ursache für Gleichgewichtsstörungen ist der Alkoholmissbrauch, hier muss der Patient das Trinken aufgeben, sonst werden sich immer wieder Komplikationen einstellen. Wurde ein Gehirntumor festgestellt, sind Gleichgewichtsstörungen keine Seltenheit. Der Tumor muss natürlich entfernt werden, meist steht eine OP an.

Wird der Tumor jedoch rechtzeitig festgestellt, können die Symptome noch mit Medikamenten oder einer Bestrahlung bekämpft werden, hier leidet jedoch der Patient die ganze Zeit an Gleichgewichtsstörungen. Zwar kann ein Arzneimittel die schlimmsten Beschwerden etwas lindern, aber erst wenn der Tumor verschwindet, sind auch die Gleichgewichtsstörungen geheilt.

Der Gleichgewichtssinn sitzt im Ohr und oft entstehen Komplikationen bei der Behandlung einer Mittelohrentzündung. So können Bakterien in das Innenohr eindringen und Schwerhörigkeit oder Tinnitus auslösen. Auch das Trommelfell kann vernarben und manchmal bilden sich knöcherne Verwachsungen am Innenohr. Eine irreparable Hörstörung ist die Folge. Wird eine Mittelohrentzündung nicht behandelt, kann sie sich ausbreiten und den sogenannten Mastoid befallen. Ist hier die Schleimhaut entzündet, diagnostizieren Ärzte eine Mastoiditis. Auch äußerlich ist diese Komplikation zu erkennen, hinter dem Ohr entsteht eine schmerzhafte Schwellung und Rötung der Haut. Schlimmstenfalls entwickelt sich daraus eine Hirnhautentzündung oder die Gesichtsnerven werden gelähmt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Gleichgewichtsstörung hat ihren Ursprung im Innenohr. Dort befindet sich das Vestibulum, ein Gleichgewichtsorgan mit enger Verbindung zum Kleinhirn. Zusätzlich unterstützen Augen und Gehör den Gleichgewichtssinn und ergänzend die sensiblen Tastempfindungen der Haut und der für Ausgleichsbewegungen zuständigen Muskeln.

Eine Gleichgewichtsstörung äußert sich über ein Schwindelgefühl, Übelkeit und Sehstörungen. Es kann helfen, einfach abzuwarten und sich dabei hinzusetzen oder hinzulegen. Überanstrengung, Kreislaufstörungen und Sonnenstich sind häufige Auslöser einer Gleichgewichtsstörung. Sie bedürfen nicht immer einer ärztlichen Behandlung. Ebenso kann die Seekrankheit mit Ruhe und im Voraus besorgten Tabletten oft beherrscht werden, oder der an Bord befindliche Schiffsarzt kümmert sich um den Passagier.

Es gibt allerdings einige ernstzunehmende Erkrankungen, bei denen die Gleichgewichtsstörung ein Symptom darstellt. Dazu gehören beispielsweise:

Berüchtigt für Gleichgewichtsstörungen ist auch der gutartige paroxysmale Lagerungsschwindel: Dabei bewegen sich die im Vestibulum des Innenohres befindlichen kleinen Kristalle, was im Gleichgewichtsorgan den Eindruck einer Bewegung hervorruft und ein Schwindelgefühl verursacht. Hier ist der Hals-Nasen-Ohren-Arzt gefragt. Bei anderen ursächlichen Erkrankungen für eine Gleichgewichtsstörung arbeitet der HNO-Arzt mit den jeweils benötigten weiteren Fachärzten wie Internisten oder Neurologen zusammen.

Behandlung & Therapie

Zunächst sollte geklärt werden, welche Ursache eine Gleichgewichtsstörung zugrunde liegt. Dabei ist abzuklären, wie oft und seit wann Gleichgewichtsstörungen auftreten und ob diese in Ruhe oder auch in Bewegung in Erscheinung treten. Weiterhin ist zu prüfen ob auch Medikamente als Ursache in beracht kommen.

Bei einer ärztlichen Untersuchung werden dann Reflexe, Beweglichkeit und Gefühlsempfindungen überprüft. Der Arzt führt in der Regel Koordinationsprüfungen, wie den Romber Stehversuch, durch, um den Gleichgewichtssinn zu beurteilen.

Weitere Untersuchung, je nach Ursache, können mit Hilfe von Hörtests, Blutuntersuchungen, Elektroenzephalographie (EEG), Kernspintomographie (MRT), Elektromyographie (EMG), Computertomographie (CT) und Liquorpunktion (Hirnwasseruntersuchung) durchgeführt werden.

Sind die Gleichgewichtsstörungen hamrloser Natur, wie bei Schifffahrten oder Busreisen, können Antivertigenose, also Mittel gegen Schwindel, sowie Mittel gegen Übelkeit (Antiemetika) vorbeugend und lindernd helfen.

Gleichgewichtsstörungen, die durch Schlaganfall und ähnlichen Ursachen auftreten, müssen eventuelle operativ behandelt werden.

Aussicht & Prognose

Falls die Gleichgewichtsstörung nur kurzzeitig auftritt, ist keine Behandlung durch den Arzt notwendig. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Gleichgewichtsstörung auf Reisen mit dem Bus, Schiff, Zug oder Flugzeug auftritt. In diesen Fällen wird die Gleichgewichtsstörung auch von Übelkeit und Erbrechen begleitet und stellt bei vielen Menschen ein gewöhnliches Symptom dar. Hier können Medikamente gegen Reiseübelkeit eingenommen werden, um die Gleichgewichtsstörung einzuschränken. Diese verschwindet allerdings wieder, wenn die Reise zu Ende ist.

Falls die Gleichgewichtsstörung nach einem Schlaganfall aufkommt, muss sie in der Regel durch eine Operation behandelt werden.

Eine Gleichgewichtsstörung tritt auch bei Konsum von Alkohol und anderen Drogen auf und ist in diesem Falle ebenso harmlos. Sie verschwindet dann wieder, wenn die jeweilige Substanz im Körper abgebaut wurde. Stress und Burnout können die Gleichgewichtsstörung ebenso erzeugen. Hier ist eine Behandlung durch einen Psychologe ratsam, die in den meisten Fällen zu einem positiven Krankheitsverlauf führt.

Nicht selten klagen Patienten nach einer Gehirnerschütterung über eine Gleichgewichtsstörung. Hier können Komplikationen auftreten, da die Ursache der Störung nicht bekannt ist. Bei Blutungen im Gehirn oder anderen traumatischen Schäden ist ein sofortiger operativer Eingriff notwendig. In den meisten Fällen ist eine Gleichgewichtsstörung allerdings harmlos, wenn sie nur temporär auftritt.


Das können Sie selbst tun

In den meisten Fällen kann eine Gleichgewichtsstörung relativ gut behandelt werden. Sollte die Gleichgewichtsstörung vor allem bei Reisen auftreten, so können Medikamente gegen Schwindel eingenommen werden. Diese beruhigen zugleich das Nervensystem und sorgen damit auch für eine angenehme und entspannte Reise. Mit diesen Mitteln werden ebenso Übelkeit und Erbrechen behandelt. Die Gleichgewichtsstörung tritt bei unterschiedlichen Menschen auf Reisen unterschiedlich stark aus. Um Übelkeiten und Erbrechen allgemein zu vermeiden, sollte auf Reisen nur wenig gegessen werden.

In vielen Fällen hilft der Besuch einer Krankengymnastik oder die Aufnahme einer sportlichen Aktivität. Allgemein hilft ein gesunder Lebensstil gegen die Gleichgewichtsstörungen. Dazu gehört eine gesunde Ernährung und die Aufnahme einer sportlichen Aktivität. Sollte die Gleichgewichtsstörung nach einem starken Unfall oder nach einem Schlaganfall aufkommen, so ist in der Regel keine Möglichkeit der Selbsthilfe möglich. Hier muss ein operativer Eingriff erfolgen, der von einem Arzt durchgeführt wird.

Falls die Gleichgewichtsstörung relativ stark auftritt, sollte sich der Patient hinsetzen und ausruhen. Oft wirkt sich eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr auf die Gleichgewichtsstörung positiv aus. Sollte die Gleichgewichtsstörung nach dem Konsum von Alkohol oder anderen Drogen auftreten, so muss ein Entzug erfolgen. In der Regel verschwindet hier das Symptom von alleine, wenn kein Alkohol mehr zugeführt wird.

Quellen

  • Diener, H.-C. et al.: Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Lenarz, T., Boenninghaus, H.G.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Berlin 2012
  • Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008

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