Kardiomegalie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Kardiomegalie, der krankhaften Vergrößerung des Herzmuskels, handelt es sich um eine schwere Erkrankung, die meist infolge einer Grunderkrankung auftritt und auch dementsprechend behandelt werden muss. Es gibt eine Vielzahl an Krankheiten, in deren Verlauf es zu einer Kardiomegalie kommt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Kardiomegalie?

Bei der Kardiomegalie, der krankhaften Vergrößerung des Herzmuskels, handelt es sich um eine schwere Erkrankung, die meist infolge einer Grunderkrankung auftritt und auch dementsprechend behandelt werden muss.

Die Organ-Vergrößerung tritt meist infolge einer anderen Erkrankung auf. Allerdings kann auch eine zu intensive dauerhafte körperliche Belastung (exzessive sportliche Workouts) dazu führen (Sportlerherz). Andere Bezeichnungen für die Kardiomegalie sind (akute) Herzdilatation, Herzhypertrophie und Cor bovinum (Ochsenherz). Bei der Herzdilatation verbreitern sich die Herz-Innenräume in den Brustraum hinein.

Die Bezeichnung „Herzhypertrophie“ deutet auf übermäßig gewachsenes Herzmuskelgewebe hin: Durch verschiedene Krankheitsursachen bedingt muss der Herzmuskel mehr Blutvolumen pumpen, um alle Organe mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Die Anstrengung hat ein vermehrtes Wachstum des Herz-Muskelgewebes zur Folge. Da die erhöhte Muskelmasse ihrerseits mehr Sauerstoff benötigt, muss ein noch größerer Blutstrom gepumpt werden.

Da der Körper dazu oft nicht mehr in der Lage ist, kommt es zur Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Hält sich die Kardiomegalie innerhalb bestimmter Grenzen, verläuft sie symptomfrei und wird oft nicht erkannt. Bei fortgeschrittener Herzvergrößerung können Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz auftreten. Die Herzhypertrophie kommt in zwei Formen vor: als Rechtsherzhypertrophie (RVH, Cor pulmonale) und als Linksherzhypertrophie (LVH, nur die linke Herzkammer ist betroffen).

Ursachen

Die der Kardiomegalie zugrunde liegenden Krankheitsursachen können sein: Herzklappenfehler, Schilddrüsenüberfunktion, hochgradige Anämie, Kardiomyopathie, Perikarditis, Hämochromatose, Herz-Amyloidose und Diphtherie. Außerdem kann der Herzmuskel durch übermäßige physiologische Belastung anwachsen (Leistungssport, Ausdauer-Sport).

Die Kardiomyopathie ist eine angeborene chronische Herzmuskelerkrankung, die eine geschwächte Pump-Funktion zur Folge hat. Sie ist oft mit einer vergrößerten Leber, fortschreitender Muskelschwäche und Atem-Problemen verbunden. Unter Perikarditis versteht die Medizin die Entzündung des Herzbeutels. Patienten mit der seltenen Hämochromatose haben einen zu hohen Eisengehalt im Blut.

Bei der Herz-Amyloidose, einer seltenen Immunerkrankung, bildet die Leber Proteine, die sich im Herzgewebe anlagern und nicht mehr abgebaut werden können. Andauernde körperliche Überlastung durch sportliche Betätigung kann ebenfalls zur Kardiomegalie führen. Der vergrößerte Herzmuskel kann dann nicht mehr genügend mit Sauerstoff versorgt werden. In anderen Fällen wird das Reizleitungssystem gestört. Vor allem jüngere Sportler haben ein erhöhtes Risiko, einen vorzeitigen plötzlichen Herztod zu erleiden.


Krankheiten mit diesem Symptom

Diagnose & Verlauf

Die Kardiomegalie wird - falls der Patient keine Symptome verspürt - oft erst durch Zufall auf dem Röntgenbild erkannt (Röntgen-Thorax in p.a. Projektion). Indikator für diese Krankheit ist der Herz-Thorax-Quotient (CTR). Bei einem CTR-Wert von über 0,5 liegt eine krankhafte Herzvergrößerung vor. Er setzt den maximalen transversalen Durchmesser der Herz-Silhouette zum maximalen transversalen Innen-Durchmesser des knöchernen Brustkorbs (Thorax) in Beziehung.

Da der CTR-Wert jedoch auch durch andere Erkrankungen erhöht sein kann, muss der Arzt noch weitere Untersuchungen durchführen. Bei mobilen Röntgen-Geräten wird die Kardiomegalie daran erkannt, dass die Herzsilhouette die linke Thorax-Wand berührt. Außerdem wird die Herzerkrankung mithilfe der Echo-Kardiographie diagnostiziert: Sie zeigt sich in Form eines verbreiterten Herzspitzenstoßes. Der Verlauf der Kardiomegalie ist - falls sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird - progredient.

Es kommt dann zu Symptomen, wie sie für die Herzmuskelschwäche typisch sind: Atemnot im Ruhezustand und unter Belastung, nächtliche anfallsweise Atemnot, vermehrtes nächtliches Wasserlassen, Ödeme vor allem am Schienbein und an den Knöcheln, Übelkeit, Müdigkeit, Bauchschmerzen, starke Gewichtsabnahme, Muskelschwäche, Herzrhythmusstörungen, Einschränkungen der Gehirnleistung, Herzasthma, Husten, Lungenödeme, vergrößerte Leber und Milz, Bauchwassersucht und kalte Extremitäten.

Komplikationen

Eine Kardiomegalie, also eine Vergrößerung des Herzens, kann krankhaft, aber auch physiologisch entstanden sein. Typischerweise haben Ausdauersportler meist ein vergrößertes Herz, dies zieht keine weitere Komplikationen mit sich. Ein krankhaft vergrößertes Herz wie es zum Beispiel aufgrund von Herzklappenerkrankungen oder Bluthochdruck entstehen kann, kann sich zu Herzrhythmusstörungen oder auch einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) entwickeln.

Typische Herzrhythmusstörungen sind beispielsweise das Vorhof- oder das Kammerflimmern. Beim Vorhofflimmern ist die Gefahr groß, dass sich Thromben bilden, die sich los lösen können und Gefäße verstopfen. Wenn sich die Blutgerinnsel im linken Vorhof bilden, so werden diese in die Lunge ausgeschwemmt, eine Lungenembolie ist die Folge, die durch Kurzatmigkeit und Atemnot gekennzeichnet ist.

Vom rechten Vorhof aus werden die Thromben meist in Richtung der zerebralen Gefäße ausgeschwemmt, ein Schlaganfall kann hier die Folgen sein. Die Ausfallsymptome richten sich nach der Lokalisation des Gefäßverschlusses. Weitere Komplikationen betreffen die Herzinsuffizienz, die nicht geheilt werden kann und die Lebenserwartung des Patienten deutlich senkt.

Die Herzinsuffizienz kann schnell in eine Schocksymptomatik mit hoher Herzfrequenz und starkem Abfall des Blutdrucks. Es kann außerdem zur Rückstauung des Blutes kommen, da das Herz nicht mehr ausreichend pumpt. Ödeme sind die Folge. Daneben ist auch das Risiko erhöht an einem plötzlichen Herztod zu versterben.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Kardiomegalie ist immer behandlungsbedürftig. Im Regelfall kann sie durch den Patienten selbst gar nicht festgestellt werden, sondern wird meist als Folge von Herzproblemen in einer Untersuchung festgestellt. Da die Kardiomegalie nicht ohne Hintergrund auftritt, muss sie immer behandelt werden. Sie ist die Folge anderer herzschwächender Ursachen und würde unbehandelt mit einem Herztod einhergehen.

Sollte die Diagnose durch den Hausarzt erfolgen, so wird dieser dazu raten, einen ansässigen Kardiologen aufzusuchen und eine entsprechende Überweisung ausstellen. Das schnelle Handeln der Mediziner ist bei der Diagnosestellung unerlässlich, da die Krankheit bei einer Kardiomegalie bereits als fortgeschritten zu betrachten ist. Diese Informationen werden dem Patienten bei einem Beratungs- und Therapiegespräch mitgegeben. Es liegt in der Eigenverantwortung des Patienten, die Ursachen behandeln zu lassen. Welche Behandlung für Betroffene ratsam oder notwendig ist, kann in diesem Zusammenhang nicht erläutert werden, diese beziehen sich immer auf die Ursache und können von Medikamentengaben bis hin zu Operationen variieren.

Behandlung & Therapie

Die Kardiomegalie wird im Allgemeinen wie folgt behandelt: Die Bestimmung des Body Mass Index (BMI) und Untersuchung der Körperzusammensetzung führt dazu, dass der Patient entweder unter ärztlicher Kontrolle eine Reduktionsdiät machen oder aber - im Fall von Untergewicht - an einem Programm für Untergewichtige teilnehmen muss. Er erhält blutdrucksenkende Medikamente und muss sich regelmäßigen ärztlichen Kontrollen unterziehen.

Um einer weiteren Herzschädigung vorzubeugen, wird er gegen Pneumokokken und Grippe geimpft. Er muss seine Ernährungsweise entsprechend der Grunderkrankung umstellen (erhöhte Menge an Gemüse und Obst, viele Ballaststoffe, zweimal wöchentlich ein Fischgericht zur Versorgung mit Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren) und nimmt eventuell noch ein geeignetes Nahrungsergänzungsmittel ein. Die vom Arzt verordneten Betarezeptorenblocker und die Herz-Glykoside verbessern seine Herzfunktion und reduzieren die Herzfrequenz.

Entwässernde Mittel befreien den Blutkreislauf von überschüssiger Flüssigkeit. Kardiomegalie-Patienten mit Aortenklappenstenose erhalten durch einen chirurgischen Eingriff eine neue mechanische oder biologische Aortenklappe. Außerdem müssen sie blutdrucksenkende Medikamente einnehmen. Bei einer durch langjährigen Alkoholmissbrauch verursachten Herzerweiterung muss eine Entziehungskur durchgeführt werden.

Bei der Perikarditis wird die zugrunde liegende Virus oder Bakterien-Infektion oder Autoimmunerkrankung entsprechend behandelt. Bei Hämochromatose helfen monatliche Aderlässe, bei Herz-Amyloidase ist eine Herztransplantation erforderlich. Angeborene Herzfehler wie beispielsweise das Foramen ovale können ebenfalls nur operativ beseitigt werden. Liegt beim Patienten eine isolierte rechtsseitige Herzvergrößerung vor, werden die verursachende COPD (Chronisch-Obstruktive Lungenerkrankung) und die Lungenfibrose therapiert. Herzrhythmusstörungen machen das Einsetzen eines Herzschrittmachers erforderlich.

Aussicht & Prognose

In der Regel ist die Kardiomegalie ein schwerwiegendes Symptom, das nicht behandelt zum Tode führen kann. Da es in jedem Fall von einer Grunderkrankung hervorgerufen wird, wird in erster Linie die Grunderkrankung behandelt. In den meisten Fällen wird die Lebensqualität des Patienten durch die Kardiomegalie extrem eingeschränkt. Es ist nicht mehr möglich, körperliche Tätigkeiten und Sportarten ohne Weiteres durchzuführen. So kommt es oft zur Atemnot, wobei diese bei vielen Menschen zu einer Panikattacke führen kann. Die Atemnot führt ebenfalls zu Schwindelgefühlen und teils zu Erbrechen. Oft leiden die Betroffenen auch an einer Müdigkeit, die nicht durch Schlaf ausgeglichen werden kann.

Ebenso kommt es zu Bauchschmerzen und zu Untergewicht. Leber und Milz können sich vergrößern und dabei Schmerzen verursachen. Durch die Entwicklung eienr Herzschwäche kann es im schlimmsten Fall auch zum Tode kommen.

Die Behandlung erfolgt in der Regel kausal und zielt immer auf die Grunderkrankung ab. Diese wird meist mit Hilfe von Medikamenten oder durch einen operativen Eingriff behandelt. Gegebenenfalls ist der Patient dann auf einen Herzschrittmacher angewiesen. Die Lebenserwartung wird nicht eingeschränkt, wenn die Behandlung frühzeitig eingeleitet wird und zu einem Erfolg führt. Falls die Herzerweiterung durch den Missbrauch von Alkohol entstanden ist, können die Schäden in der Regel nicht rückgängig gemacht werden.


Vorbeugung

Um einer Kardiomegalie vorzubeugen, empfiehlt es sich, eine gesunde Lebensweise zu praktizieren und nur mäßig Sport zu treiben. Regelmäßige Untersuchungen beim Facharzt helfen, die Herzkrankheit frühzeitig zu erkennen und die geeigneten Behandlungen einzuleiten. Außerdem sollte der Patient darauf achten, dass er die für seine Grunderkrankung notwendigen Medikamente regelmäßig einnimmt und sich den verordneten Therapien unterzieht.

Das können Sie selbst tun

In den meisten Fällen hilft bei einer Kardiomegalie eine gesunde Lebensweise. Der Patient sollte sich gesund ernähren und sportliche Betätigungen durchführen. Dazu gehört auch die Einnahme von viel Flüssigkeit. Auch wirkt sich die Aufgabe von Alkohol und anderen Drogen positiv auf die Kardiomegalie aus und kann diese vorbeugen und ihre Symptome einschränken. Ebenso sollte Rauchen aufgegeben werden.

Auf jeden Fall muss der Betroffene darauf achten, alle verschriebenen Medikamente einzunehmen, damit es zu keinen Folgeschäden kommt. Stressige Situationen, hektische Bewegungen und Diskussionen sollten vermieden werden, da dabei Bluthochdruck entstehen kann. Es ist auch nicht empfehlenswert, schwere körperliche Tätigkeiten durchzuführen. In diesem Falle ist es gegebenenfalls notwendig, die Arbeitsstelle zu wechseln. Zur Beruhigung kann Baldrian entweder als Tee oder in Form von Tabletten eingenommen werden. Ebenso wirkt sich Melissentee positiv auf das Herz aus.

Besuche in der Sauna können allgemein das Herzkreislaufsystem stärken und weitere Probleme und Beschwerden am Herzen vorbeugen. Betroffene von Kardiomegalie sollten auf eine niedrige Temperatur achten. Gegen die Kardiomegalie helfen auch Nüsse. In der Regel sind vor allem Hasel- und Walnüsse sehr gesund, da diese reich an Omega 3 und 6 Fettsäuren sind. In jedem Fall sollte der Patient trotzdem einen Kardiologen aufsuchen, damit es nicht zu unerwarteten Komplikationen kommt.

Quellen

  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Heidelberg 2007
  • Ziegenfuß, T.: Notfallmedizin. Springer, Heidelberg 2011

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